Leute die ständig nur ihre Krankengeschichte erzählen …

vom 25.12.2012, 22:18 Uhr

Zu Weihnachten waren wir ja bei Verwandten und dort waren auch ältere Leute. Kaum saßen diese zusammen, haben sie alle ihre Krankengeschichte erzählt. Der eine hat Arthrose im Knie, der andere hat "Rücken", wieder ein anderer hat es am Magen und bei einem anderen ist es die Galle. Als wir nach hause gingen, haben wir alle das Gefühl gehabt, dass wir krank sind.

Wie geht ihr mit Leuten um, die ständig ihre Krankengeschichte erzählen? Seid ihr vielleicht selber Menschen, die gerne von ihren Beschwerden erzählen? Warum macht man das? Ich bin eher so ein Mensch, der Beschwerden eher verschweigt als damit zu prahlen. Zu welcher Kategorie gehört ihr?

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» supermami » Beiträge: 2317 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich glaube, derlei Tendenzen sind gerade bei der älteren Generation sehr verbreitet. Ich erkläre es mir immer so, dass viele Senioren einfach weniger zu erzählen haben und Krankengeschichten eher zu den Highlights in ihrem Leben gehören. Man kann ja nicht immer vom Essen und vom Wetter sprechen, und ab einem gewissen Alter kann zu dem Thema auch jeder etwas beitragen. Besonders bezeichnend finde ich, dass oft gerade die Leute, die es wirklich übel erwischt hat, nicht dazu neigen, ihre Krankengeschichte breit zu treten, während relativ gesunde Altersgenossen jede Magenverstimmung zum Herzinfarkt hochfiedeln.

Jeder kennt wohl solche Menschen und gerade in der Weihnachtszeit sind ja auch Besuche bei älteren Verwandten angesagt, sodass man da wohl durch muss. Mich nerven derlei Krankenhaus-Monologe und Klagelieder ganz gewaltig. Aber außer Erdulden und bei nächster Gelegenheit das Thema zu wechseln ist mir auch keine Lösung eingefallen.

Meine Krankengeschichte ist noch nicht so umfänglich, dass ich damit die Abendgestaltung übernehmen könnte. Manchmal lamentiere ich auch oder erzähle von meinen Gelenkgeschichten, aber ich denke, das wird noch schlimmer, wenn ich älter werde.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich kenne dieses Thema nur zu gut. Bei uns gibt es auf den Familienfeiern immer die Themen Krankheiten, Sport, Wetter und Kochrezepte. Ich denke, dass es mittlerweile bei manchen schon zum Smalltalkthema geworden ist, was ich persönlich ganz schlimm finde.

Meine Krankheitsgeschichte behalte ich eigentlich weitestgehend für mich und erzähle eigentlich nur meinen Partner und meinen Eltern, was gerade so aktuell ist. Das mache ich aber auch nur, weil die es eben auch hören wollen. Ich finde es ganz schlimm, wenn man eigentlich in einer lustigen Runde sitzt und jeder mit dem Jammern beginnt. Gerade bei älteren Menschen habe ich das leider schon sehr oft mitbekommen. Jedoch muss ich da auch daran denken, dass diese vielleicht auch nicht mit aktuellen Themen glänzen können und dann vielleicht manchmal auch einfach nur ein Thema suchen.

Meine Art damit umzugehen ist eigentlich Humor. Meine Oma, die das auch gerne mal so macht, wobei es eigentlich immer recht unabsichtlich bei ihr passiert, versteht dann auch meine Witze und kommt damit klar. Sie hört meistens dann auch auf. So etwas nagt nämlich schon ganz schön an der Stimmung und das muss ja nicht sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Solche Menschen kenne ich zur Genüge, sie sind ausnahmslos über 60 Jahre alt und haben mehr als ein Leiden, über das sie abendfüllend berichten können. Wenn junge und alte Menschen zu Anlässen wie Weihnachten zusammen kommen, ist es natürlich schwierig, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bekommen.

Die Gründe warum besonders ältere Menschen so gern über Krankheiten sprechen liegen meiner Meinung nach darin, dass die Senioren oft einsam sind. Sie haben niemanden, der ihnen zuhört und wenn es dann mal zu einem größeren Treffen kommt, erzählen sie einfach drauf los. Durch dieses Wissen erzürnt es mich auch nicht mehr so stark wie früher, eher tut es mir leid.

Ich selbst rede gar nicht über meine Beschwerden, höchstens mal mit meinem Partner, aber das ist ja was anderes. Meine Schwiegermutter ist allerdings auch so ein Kaliber und da kontere ich meistens mit frechen Sprüchen, wenn es zu viel wird. Mein Lieblingsspruch ist: "Nun hast du so viele Leiden, aber das größte ist doch, dass du dich fürchterlich krank fühlst, wenn du nicht über deine Krankheiten reden kannst". Da weiß sie sofort, jetzt ist besser Ruhe angesagt.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich kenne es auch, dass gerade bei Familienfeiern, wo viele ältere Personen anwesend sind, diese Themen um die Gesundheit mittlerweile schon Standard geworden sind. Ich selber rede eigentlich bei solchen Anlässen nicht über meine Krankheiten, es sei denn, ich werde etwas gefragt. Dann versuche ich aber auch immer, das Thema so schnell wie möglich zu beenden und ein neues Thema anzufangen. Warum das Thema Krankheit bei diesen Gesprächen immer so ein großes Thema ist, hat wahrscheinlich mehrere Gründe, würde ich vermuten.

Zum Einen ist es sicher so, dass die älteren Menschen nicht so oft die Gelegenheit haben, mit anderen Personen zu sprechen und dann ist wohl einfach die Krankheit ein Thema, das die Menschen im Alltag immer begleitet. Damit ist es eben ein Thema, über das sie gut sprechen können. So erhoffen sie sich dann vielleicht ein wenig Verständnis und ein paar mitfühlende Worte von den anderen Personen auf der Feier.

Ich kann das ja irgendwie verstehen, nur nervt es mich dann schon, dass ich in diese Gespräche immer wieder mit einbezogen werde, weil ich ja in einer Apotheke arbeite. Dann werde ich immer wieder gefragt, ob die Medikamente, die genommen werden, wohl die richtigen sind und ob es noch etwas besseres gibt, und so weiter. Es nicht so, dass ich meinen Job nicht gerne machen würde, aber in meiner Freizeit würde ich schon gerne ohne dieses Thema auskommen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich habe so einen Fall zum Glück nicht in der Familie aber dafür jeden Tag auf der Arbeit. Mein Arbeitskollege jammert jeden Tag über irgendwelche Schmerzen. Mal sind es Kopfschmerzen, das nächste Mal Rückenschmerzen und dann wieder Schmerzen im Knie. Er hat scheinbar alle Schmerzen, die es auf der Welt gibt. Auch wenn es keinen interessiert, erzählt er es jedem und jammert jedem die Ohren voll.

Am Anfang habe ich versucht es zu ignorieren oder ihm Tipps zu geben, wie er die Schmerzen wieder weg bekommt. Aber mittlerweile nervt es. Auch die anderen Kollegen meiden ihn.

Die Arbeit ist schon stressig genug aber wenn man dann noch so einen Kollegen um sich herum hat, muss man sich manchmal echt zusammen reißen. Am schlimmsten ist es, wenn es einem auch mal schlecht geht und sich dann den ganzen Tag seine Beschwerden anhören muss.

» curly86 » Beiträge: 48 » Talkpoints: 20,09 »


Meine Oma war auch so ein Mensch, der ständig von Krankheiten geredet hat. Dabei war es wirklich jedes Mal so, dass sie davon erzählt hat, wie krank sie sich fühlt, als wir sie gesehen haben. Jedes Mal hatte sie andere Symptome, die scheinbar sehr schlimm waren. Dabei erzählte sie ununterbrochen davon, auch wenn man nur mit ihr telefonierte. Das ging auch meinen Eltern irgendwann gehörig auf den Keks, da es nicht gerade angenehm war, beim Kuchen essen von Fußpilz erzählt zu bekommen. Dabei waren aber jedes Mal andere Krankheiten dabei, die sie sich auch oftmals selbst diagnostizierte.

Zu Anfang waren meine Eltern noch sehr geschockt über die Symptome meiner Oma. Daher waren sie auch wirklich oft mit ihr beim Arzt. Mit der Zeit jedoch, ließen sie meine Oma einfach erzählen, da es ja wirklich jeden Tag etwas anderes war. Leider glaubte man ihr dann daher nicht, als es ihr dann wirklich schlecht ging. Der Tod, der bald folgte, war für uns alle sehr überraschend und auch schlimm, da wir uns Vorwürfe machten, nicht auf ihre ganzen Symptome eingegangen zu sein.

Mittlerweile denke ich aber, dass es wirklich nicht geht, sich ständig alle Krankheiten und Symptome anzuhören und darüber zu diskutieren. Natürlich sollten Krankheiten nicht unter den Teppich gekehrt werden. Trotzdem muss man nicht ständig über die negativen Dinge des Lebens reden uns sich stattdessen freuen, dass es einem noch so gut geht und man keine wirklich schlimme Krankheit hat. Außerdem nervt es wirklich, sich ständig irgendwelche Krankheiten anhören zu müssen, da man davon selbst ganz deprimiert wird. Darüber zu reden hilft ja meistens auch nicht weiter, weshalb man sich doch lieber schöneren Gesprächsthemen widmen sollte.

Ich möchte zwar über Krankheiten meiner Verwandten informiert werden. Trotzdem möchte ich nicht, dass dieses Gesprächsthema überhand gewinnt, da diese Leute, meiner Meinung nach, nur Mitleid und Aufmerksamkeit wollen. Am Tisch beim Essen hat dieses Thema aber ohnehin nichts verloren.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Also ich kenne das auch nur zu gut. Und es nervt oft wirklich. Vor allem weil es Menschen gibt die sonst gar nichts zu erzählen wissen als Ihre Krankheitsgeschichten. Meine Schwiegermutter ist so ein Mensch. Mittlerweile habe ich ja keinen Kontakt mehr, aber wenn ich mit der früher gesprochen habe konnte sie stundenlang über ihre Krankheiten erzählen und man hat dann wirklich das Gefühl das man selber krank ist.

Ich selber erzähle eigentlich nicht sehr oft von Problemen. Jetzt vielleicht mehr wenn mich jemand fragt wie es geht und ich in der Schwangerschaft wirkliche Probleme habe und hatte, aber sonst bin ich hier eher zurückhaltend. Muss ja nicht jeder wissen und irgendwie nervt es einem ja selber.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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