Warum "braucht" ihr euren Partner?

ich habe mich neulich gefragt, warum man einen Partner "braucht". Dieses "ich brauche dich doch" hat mich schon immer genervt, wenn ich mit einer Partnerin Schluss hatte. Warum sollte man als eigenständiger Mensch einen Menschen unbedingt "brauchen". Diese Sätze wie "Ich kann nicht ohne dich leben" sind für mich Floskeln. Denn ich kann einen Menschen lieben. Aber deswegen muss ich ihn nicht brauchen.

Wie seht ihr diese Floskel? Heißt "Brauchen" nicht gleich auch "Benutzen"? Wozu "braucht" ihr euren Partner? Warum denkt ihr, dass ihr ohne euren Partner nicht leben könnt?

Ich finde den Satz " Ich brauche dich" in einer Partnerschaft auch immer seltsam. Natürlich würde einem ohne den Liebsten/die Liebste etwas fehlen, aber die meisten Beziehungen sind doch so aufgebaut, dass man wenn es hart auf hart käme, auch alleine klarkommen könnte.

Vermutlich stammt dieser Gedanke noch aus der Zeit, in der Männer ihre Frauen mit versorgten und diese keine Berufe erlernten. Da "brauchten" sie den Partner wirklich zum überleben. Ich "brauche" meinen Freund nicht, ich liebe ihn und möchte nicht ohne ihn sein, aber dieses Verb käme mir da nicht in den Sinn.

In meiner letzten Beziehung war ich auch diejenige, die solche Floskeln gesagt hat. Mein Problem war, dass ich mich in eine viel zu große Abhängigkeit verrannt habe und nicht mehr genug Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl hatte, um mir ein Leben ohne ihn vorstellen zu können. Nun sind wir getrennt und ich habe eingesehen, dass ich ihn mit solchen Aussagen sehr bedrängt habe und sie natürlich auch nicht der Wahrheit entsprechen, schließlich kann ich ohne ihn leben ohne tagtäglich einem seelischen Frack zu ähneln.

Trotzdem vermisse ich immer noch einige Dinge, ohne die ich natürlich leben kann, aber ehrlich gesagt nicht leben will. Ich denke diese Floskeln haben viel mit Verlustängsten zu tun, schließlich ist man so sehr an den Partner gewöhnt, dass man es sich nicht vorstellen kann, dass er von heute auf morgen nicht mehr so verfügbar ist, wie er das die ganze Zeit über gewesen war.

Ich brauche meinen Partner, weil er mir eben gut tut. Das sage ich ihm auch im Sinne von "Du tust mir so gut, dass ich mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen kann." Es kann ja sein, dass manche diese Sätze blöd finden, aber ich empfinde es eben so und ich lebe in einer Beziehung, in der auch solche Gefühle zugelassen werden können.

In einer Beziehung macht man sich irgendwie emotional eben auch voneinander abhängig, man ist oft zusammen und ich habe bei meinem Partner und mir eben das Gefühl, das wir eine Einheit sind, und kann es mir daher nicht vorstellen, wie es ohne ihn sein sollte. Wir harmonieren eben perfekt miteinander, das sehe ich aber auch nicht alleine so.

Ich denke, dass dieser Satz von beiden gelebt werden sollte und auch aus dem Innersten ausgesprochen werden sollte. Wenn es beide so sehen, wird keiner in die Enge getrieben. Entscheidet sich ein Partner für die Trennung ist es immer schwer und am Anfang weiß man sicherlich auch nicht, wie es ohne den anderen gehen soll, eben aus diesen Emotionalitäten heraus, aber da meint man so einen Satz ja auch nicht Ernst. Dann sollte man auch nicht mehr so einen Satz verwenden.

Also ich sage schon desöfteren Mal zu meinem Freund, dass ich ihn in einer bestimmten Situation bei mir brauche. Darin sehe ich in erster Linie eigentlich nichts schlimmes, denn es soll lediglich ausdrücken, dass ich ihn unbedingt dabei haben will, zum Beispiel wenn lästige Familienfeiern anstehen, sage ich oft, dass ich ihn brauche, um den Tag zu überstehen. Natürlich würde ich es auch ohne ihn überleben, aber mit ihm wäre es einfach tausendmal erträglicher. Mehr will ich mit dem Wort "brauchen" in so einer Situation eigentlich nicht ausdrücken und mein Freund interpretiert da auch nicht mehr rein.

Meine Mutter ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass man eigentlich keinen Mann braucht. Sie hat zwar einen Freund, aber der ist LKW-Fahrer und somit nur am Wochenende bei uns, wenn überhaupt. Manchmal gibt es Wochenenden, an denen er nicht nach Hause kommt und dann ist meine Mutter zwei Wochen ohne ihren Freund, obwohl sie sich darauf eingestellt hat, ihn zwischendurch einmal zu sehen. Das finde ich sehr beeindruckend, denn sie ist zwar ein wenig traurig, aber sie lässt sich dadurch nichts verderben. Sie sagt immer, dass sie ihn nicht unbedingt braucht, aber es eben schön ist, ihn bei sich zu haben.

Dafür bewundere ich sie wirklich und ich versuche das in gewisser Weise auch nachzuahmen. Es gab eine Zeit, in der ich extrem abhängig von meinem Freund war, das war wirklich nicht mehr schön. Von meiner Mutter lerne ich, unabhängig von meinem Freund zu sein. Das bedeutet nicht, dass ich ihn weniger liebe, nur, dass ich ihn nicht ständig brauche, um glücklich zu sein, sondern dass ich mich auch mal an anderen Dingen im Leben außer ihm erfreuen kann. Das ist extrem wichtig für mich, denn die Abhängigkeit, das ständige "Ich brauche dich", ist wirklich nicht gut auf Dauer.

Nun, mir wurde mal gesagt, dass der Satz "Ich brauche dich", einer der Sätze ist, die Männer sehr ungern hören. Warum das so ist, kann ich nicht genau sagen, aber ich vermute mal, dass sie sich durch eine solche Aussage eingeengt fühlen, was ja bei Männern leider sehr schnell geht. Aber in der Tat denke ich so, dass man keinen Mann oder Partner "braucht", um zu überleben oder zu existieren. Eine Frau ist heutzutage auch ohne Mann überlebensfähig und kann für sich selbst sorgen, insofern "braucht" man keinen Partner.

Ich für meinen Teil bin allerdings ein Mensch, der nicht gern alleine ist und insofern vermisse ich meinen Partner auch sehr, wenn wir uns nicht sehen. Wir haben ja derzeit leider nur eine Wochenendbeziehung, so dass ich unter der Woche auch immer die Tage zähle, bis wir uns wiedersehen. Und ich würde sagen, dass ich meinen Partner brauche, damit ich jemanden habe, an den ich mich abends ankuscheln kann. Und auch, damit ich jemanden habe, mit dem ich reden kann, zum Beispiel ganz gemütlich bei einem Glas Wein. Klar könnte man dazu auch eine Freundin anrufen, aber das ist eben nicht das Gleiche. Und das Gefühl, nach Hause zu kommen und zu wissen, da ist jemand, der auf einen wartet, ist einfach viel schöner, als zu wissen, dass die Wohnung leer ist und man alleine schlafen geht.

Ehrlich gesagt brauche ich meinen Partner nicht wirklich. Ich liebe ihn wirklich sehr, brauche ihn aber nicht unbedingt in meinem Leben. Immerhin bin ich beschäftigt mit meinem Studium, welches mir wirklich gut gefällt und mich auch sehr einspannt, weshalb ich eigentlich auch ein festes Ziel vor meinen Augen habe. Außerdem habe ich auch noch andere Freunde, mit denen ich gerne etwas unternehme. Zudem ist es so, dass ich noch bei meinen Eltern wohne, die immer für mich da sind. Somit könnte ich rein theoretisch auch wunderbar ohne meinen Partner leben.

Auch wenn ich meinen Freund nicht unbedingt brauche, so ist es doch so, dass ich wahnsinnig froh darüber bin, ihn zu haben. Er bereichert mein Leben einfach und es ist so viel schöner, seit ich ihn kenne. Mir macht es immer großen Spaß, mit ihm meine Zeit zu verbringen und ich genieße diese Zeit auch immer sehr. Außerdem entspannt es mich auch immer sehr, mich nach einem stressigen und anstrengenden Tag in seine Arme zu kuscheln.

Ich brauche meinen Freund also nicht, wobei ich sagen muss, dass ohne ihn mein Leben längst nicht so schön wäre, wie es jetzt ist. Mit ihm ist alles viel schöner und auch wenn ich gut ohne ihn leben könnte, so würde mir ohne ihn einfach etwas fehlen. Immerhin macht mein Freund mich einfach glücklich und ich genieße es sehr, jemanden an meiner Seite zu haben, der immer zu mir steht und der auch immer Zeit für mich hat, wenn es mir schlecht geht.