Werden immer häufiger Antibiotika verschrieben?

vom 20.12.2012, 13:17 Uhr

Der Jahreszeit entsprechend gibt es derzeit ja auch diverse Grippewellen, Erkältungen und diverse andere Krankheiten die fleißig herumkursieren. Sehr viele in meinem Bekanntenkreis hat es auf irgendeine Art und Weise erwischt und auch mich hat eine ordentliche Erkältung erwischt mit allem drum und dran. Wenn ich mich da vor allem in meinem Bekanntenkreis um höre, bin ich immer mehr erstaunt, wie häufig Antibiotika von Ärzten verschrieben werden. Mir kommt vor, dass das "früher" (in den guten alten Zeiten :wink: ) nicht so war.

Täusche ich mich da, oder ist das wirklich so? Fast jeder in meinem Umfeld der mit Erkältung und Co zum Arzt gegangen ist, hat ein Antibiotikum bekommen. Ich finde das total abschreckend, weil ich das nicht für so ungefährlich halte. Natürlich sind Antibiotika wichtig und gut, das steht nicht zur Diskussion, aber man sollte damit meiner Meinung nach sehr sparsam umgehen und wirklich nur dann nehmen, wenn es anders nicht geht.

Ich selber habe schon jahrelang oder sogar jahrzehntelang kein Antibiotikum mehr genommen. Ich wüsste nicht einmal mehr, wann ich eines genommen habe. Grippale Infekte und Co versuche ich immer wenn möglich ohne Antibiotikum aus zu kurieren. Das halte ich auch für das Immunsystem für sehr wichtig. Wie sieht das bei euch aus? Bekommt ihr auch sehr rasch ein Antibiotikum verschrieben?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich finde schon dass Ärzte heutzutage verfrüht zu Antibiotkum greifen. Ich war mal beim Arzt wegen geschwollenen Lymphknoten, der Arzt meinte dann es sei eine Mittelohrentzündung die sich da anbahnt und hat sofort Antibiotikum verschrieben. Als die Lymphknoten nicht weggingen bin ich zu einem anderen Arzt der mein Blut getestet hat und sich generell viel genauer alles angesehen hat - der hat dann festgestellt dass ich einmal pfeifersches Drüsenfieber hatte und die Lymphnnoten daher geschwollen sind. Ich kenne es von anderen Leuten und von einigen anderen Beispielen meinerseits wo einfach viel zu schnell Antibiotika verschrieben wurde. Klar gibt es Fälle wo man es dringend benötigt, aber im Prinzip sollte das viel weniger oft der Fall sein.

» krisiun » Beiträge: 498 » Talkpoints: 8,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Wenn ich erkältet bin, bekomme ich keine Antibiotika. Die Ärzte, die ich in den letzten vier Jahren hatte, haben sich darauf beschränkt, mir zu Tee und Hustenbonbons zu raten. Wenn die Erkältung hartnäckig war, gabe es auch schonmal den Hinweis, dass Medikamente wie Grippostad helfen, die nicht rezeptpflichtig sind. Glücklicherweise hatte ich neben Erkältungen auch keine gesundheitlichen Probleme, weshalb es nie zu Blutuntersuchungen hätte kommen müssen. Im Regelfall versuche ich sogar, Schmerzmittel zu vermeiden und mich tatsächlich auf Schlaf, Wasser und Tee zu beschränken.

» DieBewusstheit » Beiträge: 66 » Talkpoints: 44,47 »



Meine Ärzte haben sich mittlerweile darauf eingestellt, dass ich Antibiotika bei kleineren Erkrankungen durchaus ablehne. Sie verschreiben mir dann andere wirkungsvolle Mittel. Wenn eine Erkältung nach zwei Wochen noch nicht verschwunden ist, dann bekomme ich meistens sofort die richtig heftigen Antibiotika verschrieben. Seit jedoch meine Medikamente umgestellt wurden, habe ich auch kaum mehr Probleme mit Erkältungen. Ich verspüre dieses Jahr nur ein Kratzen im Hals, nach zwei Tagen habe ich dies mit Tee auch im Griff.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Mir fällt es in meinem Apothekenalltag auch immer wieder auf, wie schnell die Ärzte teilweise ein Antibiotikum verordnen. Ich selber gehe eigentlich wirklich erst dann zum Arzt, wenn es nötig ist und nicht bei dem kleinsten Anzeichen einer Erkältung. Ein Antibiotikum habe ich auch schon seit Jahren nicht mehr genommen, weil ich damit auch warten möchte, bis es erforderlich ist. Ich finde es auch bedenklich, wenn Antibiotika einfach verordnet werden, ohne dass gesichert ist, dass der Infekt wirklich durch Bakterien verursacht wurde. Oft sind es ja auch virale Infekte, bei denen ein Antibiotikum nutzlos ist.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Wenn man sich die Zahlen ansieht, dann wird man feststellen müssen, dass der Verbrauch an Antibiotika ziemlich stark ansteigt. Der größte Teil liegt jedoch in der Tierhaltung, wo sehr viele Antibiotika aus Präventionsgründen eingesetzt werden. Ob auch von Ärzten immer mehr Antibiotika verschrieben werden hängt sicherlich auch bei der Region und vom Arzt ab. Manche Ärzte sind mit dem Rezeptblock in dieser Hinsicht ja ziemlich locker.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Genau, Täubchen, die Tierärzte sind Schuld. So einfach ist das nicht. Seit 2012 ist der Verbrauch dort um 1.000 Tonnen pro Jahr gesunken. Aktuell gibt es etwa 700 Tonnen für Tiere und 700 Tonnen für Menschen, die gesetzlich krankenversichert sind und ambulant behandelt werden. Für den Verbrauch in Krankenhäusern und für Privatversicherte liegen keine Daten vor.

Dabei verschreiben Humanmediziner zu 30 Prozent Reserveantibiotika. Tierärzte nutzen die nur in 1,7 Prozent der Fälle. Dazu kommt eine Studie der DAK zum Ergebnis, dass 30 Prozent der Verordnungen unnötig sind. Menschen erhalten mehr definierte Tagesdosen als Tiere. Der Rückgang in der Tierhaltung ist enorm, beim Menschen passiert viel weniger.

Und so übel das alles klingt: Wir verbrauchen wenig. In Europa sind nur die Niederländer sparsamer. Und vom Rest der Welt reden wir besser nicht. Gerade in Schwellenländern steigt der Verbrauch jährlich um gut 100 Prozent. Das heißt nicht, dass man nichts tun muss. Aber der Tiermedizin den schwarzen Peter zuzuschieben, ist unseriös.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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