Bekleidung für Gegenstände
Ich war heute bei uns in der Innenstadt einige Besorgungen machen und mir ist etwas aufgefallen, worüber ich mich persönlich ärgere. Nahezu jeder Baum in der Fußgängerzone und jede zweite Straßenlaterne ist bekleidet. Hierfür häkeln und stricken die Bewohner meiner Stadt passende Bekleidungsstücke, qualitativ können sich die Strickwaren echt sehen lassen. An vielen Bäumen haftet zusätzlich ein Holzstern auf dem geschrieben steht: "Danke an alle Bürger, die unsere Bäume nicht frieren lassen".
Mich hat die Wut gepackt, als ich das gesehen habe. Ist das nicht im Angesicht dessen, dass zahlreiche Menschen frieren, weil sie kein Obdach haben, total makaber? Was geht in den Menschen vor, dass sie für Gegenstände Sachen stricken und häkeln, anstatt das sie Decken und Jacken für Obdachlose herstellen? Ich finde es eine Schande, dass dafür Geld und Wolle investiert wird.
Gibt es das bei euch auch? Was haltet ihr von solch einer Verschönerungsaktion?
Ich finde eigentlich, dass das ganz gut aussieht. Mal abgesehen davon soll es ja auch eine Demonstration sein, und wenn man zum Nachdenken anregt, dann doch gleich in zweierlei Hinsicht. Man denkt darüber nach, dass man nicht Bäume sinnlos abholzen sollte und man denkt auch darüber nach, dass andere Menschen auch frieren, wenn man sich darüber aufregt.
Sicherlich gibt es Menschen, die frieren und auch hungern müssen. Aber denen geht es doch nicht schlechter nur, weil man da gehäkelt hat und es an Laternen und Bäume befestigt. Klar, man könnte es auch sinnvoller nutzen, aber es gibt doch gerade vor Weihnachten viele andere Menschen, die spenden.
In Deutschland bekommt man ja auch Hilfe, wenn man nichts hat. Diese Organisationen sind das ganze Jahr über für Menschen ohne Geld und auch Obdachlose da und helfen ihnen, versorgen sie mit Decken und Kleidung.
Im Prinzip wäre alles eine Verschwendung, alles, was du an Lebensmitteln über deinen Bedarf zum Überleben kaufst, könnte man abgeben. Alles, was du zu viel verdienst, spenden. Man muss auch mal eine Grenze ziehen. Man hat diese Aktion sicherlich nicht so böse gemeint, wie du sie aufgefasst hast. Ich erlaube mir die Frage zum Schluss. Hast du gespendet? Hast du den frierenden Menschen geholfen?
Ich habe eigentlich nichts gegen diese sogenannten Strickgraffitis. Manche sehen sogar ganz nett aus. Im Internet habe ich sogar einen VW-Bus gesehen, der mit einem riesigen Strickpullover überzogen war. Das sah lustig aus. Man kann diese Form der Kunst mögen oder scheußlich finden. Aber ich finde es etwas komisch, die Ablehnung damit zu begründen, dass man mit dem Geld und der Energie, die für solche Dinge aufgewendet wurde, Obdachlosen hätte geholfen werden können. Das ist eine Argumentation, die ich nicht verstehe.
Natürlich geht es mir auch oft so, dass ich denke, dass das Geld für manche Dinge, die für mich überflüssig erscheinen, im Tierschutz besser aufgehoben wäre. Bei dir sind es eben die Obdachlosen, die dir verstärkt am Herzen liegen. Dennoch bin ich mir ganz sicher, dass auch bei dir nicht jeder Cent, den du übrig hast, in Hilfsprojekte fließt für Leute, die eine höhere Bedürftigkeit haben als man selbst. Das ist bei mir auch nicht anders und bei den meisten Menschen in Deutschland auch nicht. Fast jeder hat mehr oder weniger viel Luxus angehäuft, der nicht zum Leben notwendig ist. Dennoch stört sich keiner daran, auch wenn man für das Geld, das wir alle für technischen Schnickschnack, teure Kleidung, große Autos und schöne Reisen investieren, sicher an Stellen aufwenden könnte, wo es dringender gebraucht wird. Aber das ist einfach so.
Störst du dich auch an anderen Kunstwerken, die ganz offiziell als Kunst gelten? Für den Gegenwert so manchen Kunstgegenstandes könnte man auch viel Geld den Bedürftigen zukommen lassen. Tut man aber nicht, denn auch Kunstgegenstände sind erwünscht und man sollte nicht wütend sein, dass zum Teil sehr viel Geld für sie ausgegeben wird. Im Übrigen kannst du den Leuten tatsächlich nicht vorschreiben, was sie mit ihrem Geld anfangen. Ob jemand 50 Euro in Wolle investiert und damit eine Laterne einstrickt oder ob er sich davon ein nettes Parfum kauft, was streng genommen auch keiner braucht, ist Sache der Person, der das Geld gehört.
Bei euch gibt's die an jeder Ecke? Respekt, bei uns findet man nur ganz selten einen umhäkelten Poller oder Baum. Ich finde auch, dass die ganz witzig aussehen, man sollte sie nur wieder entfernen, bevor sie anfangen zu modern. In jedem Fall peppen solche Strickobjekte in meinen Augen die triste Stadtlandschaft auf, bringen zumindest manche Leute zum Lächeln und sind daher gerechtfertigt.
Deine Argumentation leuchtet mir auch nicht richtig ein. Nicht jeder kann z.B. gut genug stricken oder häkeln, um daraus eine Jacke hinzubekommen, und Strickjacken helfen auch nicht wirklich gegen die Winterkälte. Davon abgesehen ist es für Obdachlose zumindest in meiner Stadt relativ einfach, an wirklich warme Winterkleidung zu kommen, dafür sorgen schon die Kleiderkammer und verschiedene charitative Einrichtungen. An gebrauchter, gut erhaltener Kleidung herrscht bei uns definitiv kein Mangel. Die würden wohl eher lachen, wenn ich da mit selbstgestrickten Jäckchen antanzen würde.
Andererseits habe ich mir auch schon überlegt, ein paar Schals zu stricken und die dann einer Wärmestube oder ähnlichem zu spenden, falls jemand dort keinen hat. Aber meine Strickkünste sind so erbärmlich, die haben die Obdachlosen eigentlich auch nicht verdient.
Manche sehen solche Aktionen also als Kunst, manche als Hobby, manche als Zeitverschwendung und manche würden lieber für's Tierheim spenden - ich denke, jede halbwegs begründbare Meinung ist hier gerechtfertigt.
Schon erstaunlich, über was sich manch einer aufregt und wie wenig es für manchen braucht um von "Wut gepackt" zu werden. Fragst du dich denn bei jeder Kunstaktion, was sie für einen Sinn hat und was man mit dem Geld, das dafür verwendet wurde, anstellen könnte? Und was ist mit der Weihnachtsbeleuchtung in den Städten? Weißt du wie viel Strom das kostet? Damit könnte man auch bedürftigen Menschen die Bude heizen. Oder anders gefragt - was hast du generell für ein Kunstverständnis und was hast du für ein Verhältnis zu Dingen, die einfach nur durch ihre Optik erfreuen sollen ohne einen anderen Zweck zu verfolgen?
Die Argumentation mit den armen Obdachlosen ist natürlich völliger Quatsch. Erstens werden bei uns tonnenweise Kleidung und Decken gespendet, die an Obdachlose verteilt werden, die sind nicht darauf angewiesen, dass jemand eine Decke Häkelt, die eh nicht so warm hält wie der alte Schlafsack, den jemand nicht mehr gebraucht hat. Es ist in Deutschland sogar so, dass alte Kleidung recycelt oder ins Ausland verkauft wird, weil es so viel davon gibt. Und zweitens glaube ich auch nicht, dass für solche Aktionen viel Wolle extra gekauft wird. Also das, was ich bis jetzt gesehen habe, waren alles sehr bunte Projekte, die schwer nach Resteverwertung aussahen.
Generell finde ich solche Aktionen manchmal lustig und oft auch einfach nur merkwürdig, das kommt darauf an, was da umstrickt oder umhäkelt wurde. Aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und ich würde auf Grund meines eigenen Geschmacks niemals eine Kunstaktion in Frage stellen.
Es geht hier weniger um meinen eigenen Geschmack, denn den würde ich nicht als Begründung nehmen, wenn ich eine Aktion als fragwürdig empfinde. Eure Argumente, dass Obdachlose hierzulande leicht an warme Kleidung kommen leuchtet mir ein, dennoch bleibe ich bei meinem Standpunkt, dass man mit der ganzen Wolle wirklich sinnvolleres hätte machen können. Im Ausland gibt es auch genug frierende Kinder, die sich nicht über einen ausgedienten Schlafsack freuen können.
Zugegeben, ich finde viele Kunstaktionen überflüssig, ich habe ein Problem damit, dass sich Menschen Dinge in ihre Wohnung hängen, im Wert von mehreren tausend Euro, manchmal noch mehr. Das ist für mich absolut unverhältnismäßig und ich würde mich ernsthaft schämen, wenn ich sowas an der Wand hätte, während auf der Welt irgendwo Menschen darüber nachdenken, ob sie wohl noch 24 Stunden leben oder ob sie dann verhungert sind.
Und zu der Frage ob ich gespendet habe. Ich spende nicht nur weil Weihnachten ist. Ich habe mich wie jedes Jahr an Weihnachten im Schuhkarton beteiligt und wenn ich einen Obdachlosen auf der Straße sehe, gehe ich nicht vorbei. Ansonsten bekommen Tierschutz und Kinderschutz mehrmals im Jahr eine Kleinigkeit.
Ich kenne solche umstrickten Baumstämme auch aus meiner Gegend. Allerdings gibt es davon nicht wirklich viele. Gerade bei der Seepromenade gibt es solche Bäume. Mir gefallen sie gut und ich hätte auch von noch niemanden eine Beschwerde oder dergleichen gehört. Es kommt vielleicht auch auf die Intensität darauf an. Bei mir in der Gegend sind es wie gesagt nur ein paar Bäume. Wenn es sehr viele wären, würde ich vielleicht auch anders denken, aber da kommt es dann wohl auch auf die Umgebung an, ob es dazu passt oder nicht.
Hier wurde das auch schon mal diskutiert. Macht sich bei euch schon Strick-Graffiti breit? Es ist keine "Bekleidung" für Gegenstände, sondern Kunst.
Ich kann nicht verstehen, dass hier darüber diskutiert wird, dass man mit der Wolle was anderes anstellen kann. Sicher kann man und die "dritte Welt" bekommt auch viele Kleidungsstücke und ich sehe das so, dass man als Kind gesagt bekommt, dass man den Teller leer essen soll, weil ja in Afrika die Kinder hungern müssen. Meine Antwort war da schon als Kind, dass man dann doch mein übrig gelassenes Essen dort hin schicken soll.
Aber mal ernsthaft. Man kann mit vielen Dingen sinnvolleres machen. Graffiti-Farbe kann man auch armen Leuten geben, damit sie die Wohnung streichen können. Ich finde die Kunst der Strick-Graffiti gar nicht so schlecht. Besser, als wenn alles angemalt wird.
Ehrlich gesagt, bedaure ich, dass es in meiner Stadt bisher noch nicht solch eine Aktion gegeben hat. Ich sah die ummäntelten und bestrickten Bäume, Laternen und Pfosten im Internet durch den Hinweis in diesem Thread. Es ist einfach Klasse. Die Straßen verlieren viel von ihrer Tristesse und es sieht alles fröhlicher, lustiger aus. Ich mag das.
Diese gestrickten Ummantelungen werden im überwiegenden Fall aus Restewolle gemacht sein. Wenn jemand bisher gestrickt hat, bleibt von jedem Strick- oder Häkelteil mehr oder weniger Wolle übrig, mit der man kaum etwas anfangen kann. Ich habe hier aus einem Nachlass noch einen blauen Müllsack und mehr stehen, dessen Inhalt teilweise aus Restewolle und noch ganzen Knäuel Wolle besteht. Sollte ich auf die hirnige Idee kommen und daraus etwas stricken, was meinst du, welcher Obdachlose das anziehen würde? Vielleicht würde er mir ein müdes Lächeln schenken.
Mit der Wolle kannst du weder einem Obdachlosen in Deutschland helfen – der es nicht zu sein brauchte – noch einer frierenden Person in Indien, Peru oder sonstwo helfen. Also, warum nicht den eigenen Landsleuten ein wenig Freude durch diese bunte Vielfalt machen? Ich kann nur wiederholen, dass es mir gefällt. Vielleicht kannst du es irgendwann auch von einer anderen Seite sehen. Man kann nicht nur stets an die Leidenden denken, dann geht man vor die Hunde.
Ich glaube, an Obdachlose wird einfach nicht gedacht, wenn solche Aktionen stattfinden. Mit Verschwendung wird das kaum etwas zu tun haben. Es ist eine witzige Tradition. Ich sehe darin jedenfalls keine Verschwendung an Wolle und Garn. Wenn man danach geht, dürfte man sich auch kein Faschingskostüm kaufen, denn das braucht man ja im Alltag ebenso wenig. Ich finde solch eine Aktion einfach eine lustige Sache.
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