Könnt ihr sachlich streiten oder diskutieren?

Wenn sich mein Mann und ich einmal streiten, dauert es nicht lange und mein Mann wirft mir vor, dass ich nicht sachlich mit ihm diskutiere. Ich bin oftmals dann sehr emotional und werde dadurch dann auch unsachlich, was ich selber merke, es aber selten komplett abstellen kann. Erst wenn wir uns dann wieder versöhnen, beruhige ich mich wieder komplett und ich werde wieder sachlicher.

Kennt ihr das auch? Könnt ihr euch beherrschen und könnt ihr euch auf das Wesentliche während eines Streites oder einer Meinungsverschiedenheit konzentrieren oder werdet ihr auch schnell unsachlicher, wenn ihr emotional reagiert?

Normalerweise diskutiere ich ziemlich sachlich aber bei manchen Themen, welche ziemlich brisant sind und zum Beispiel Kinder oder Verbrecher betreffen, wird meine Stimme schon etwas energischer, weil das einfach Themen sind, die mich immer etwas sauer sind. Zum Beispiel wenn einem Kinder etwas angetan wird oder irgendwas besonders grausames passiert ist. Da wird meine Stimme auch schon mal etwas gewaltiger und lauter, auch wenn ich es eigentlich nicht so meine. Das legt sich meistens ganz schnell wieder.

Eine sachliche Diskussion führe ich meistens über technische Themen, bei denen es um Fakten geht, welche zur Diskussion stehen. Aber sobald ich merke, dass die Diskussion ins Persönliche abrutscht, höre ich meistens auf zu reden und sage einfach gar nichts mehr, weil es dann keinen Sinn mehr hat. Sobald eine Diskussion persönlich wird, hat es einfach keinen Sinn mehr zu diskutieren und wird nur noch persönlich.

Sachliche Diskussionen beherrsche ich nur auf beruflicher Ebene, im privaten Umfeld fällt es mir manchmal sehr schwer. Wenn es eine normale Diskussion ist, bei der es um eine unterschiedliche Meinung geht, dann gelingt es mir einigermaßen. Wenn es um etwas persönliches geht, was mich oder meine Partnerschaft betrifft, dann bin ich oftmals zu emotional.

Wie sachlich eine Diskussion abläuft, liegt allerdings oft auch am Gegenüber. Wenn beide Parteien versuchen ruhig und ohne Vorwürfe zu diskutieren, dann gelingt das oftmals ohne Probleme. Wird einer jedoch angreifend oder verletzend und verhält sich abweisend, dann kann auch der andere da oft nicht mit umgehen.

Wie ich streite, hängt meistens von der Person ab, mit der ich streite. Generell versuche ich zwar immer sachlich zu bleiben, aber wenn ich das Gefühl habe, dass die Person meinen Argumenten gar nicht zuhört, mich ständig unterbricht und selbst nicht sachlich bleibt, dann dauert es nicht lange und ich bin auch nicht mehr sachlich.

Bei den meisten kann ich aber sachlich bleiben, weil es sich bei den meisten Sachen bloß um eine Meinungsverschiedenheit und nicht um einen Streit handelt, da kann man dann eine Lösung locker ausdiskutieren oder einfach die beiden Meinungen nebeneinander stehen lassen.

Streiten ist meiner Meinung nach einfach nicht der richtige Zustand zur Problemlösung. Er ist dazu gut, dass sich diejenigen, die wollen, Luft machen und ein bisschen ausrasten können. Wer in solch einer hitzigen Umgebung dann Sachlichkeit ansetzen möchte und dies von seinem Partner auch fordert, hat sich den falschen Zeitpunkt ausgesucht. Für nüchterne Erörterungen ist weit danach Platz, in einer ruhigen Minute mit beruhigten Gemütern. Im Streit selbst handhabe ich es immer so, dass ich mich zurückziehe und verschließe.

Ich halte das für das schlauste, denn so komme ich nicht in die Gefahr, überspitzte oder verletzende Sachen zum Gegenüber zu sagen, die mir garantiert später leid tun werden. Und ich bin dann auch durch meinen schnell errichteten Panzer recht immun gegen Angriffe der anderen Seite. Ich bin, zumindest was den Alltag angeht, kein sehr hingebungsvoller Streithahn. Wenn wirklich an meine Überzeugungen geht, dann schon, aber die meisten Gefechte versuche ich in einer Kapsel zu verbringen, damit ich hinterher kein schlechtes Gefühl habe.

Das kann auch mal so aussehen, dass ich, wenn ich eine Auseinandersetzung wittere, das Reden vorsorglich komplett einstelle und einfach auf Ignoriermodus schalte. Das ist dann meist für den anderen noch viel unverständlicher und bringt ihn noch mehr auf, aber das ist dann so. So, mein Ideal habe ich jetzt bekannt gegeben, meistens klappt es, oft genug nicht. Egal, ist ja auch schwierig.

Wenn bei mir jemand anfängt unsachlich mit irgendwelchem Müll zu kommen wende ich mich meistens von ihm ab und beende das Gespräch. Ich mag es nicht wenn man übertreibt, ob das jetzt bei einem normalem Gespräch ist, oder erst recht beim Streit. Das zweite Problem ist nämlich, dass ich ein ziemlich schlechtes Kurzzeitgedächtnis habe. Wenn ich jemandem also die Chance gebe mich in irgendwelchen Dingen anzumaulen, an die ich mich gar nicht erinnere, wird es schlecht für mich. Ich lege daher höchsten Wert darauf sachlich zu reden, verlange im Gegenzug aber das gleiche. Das schlimmste sind dann nämlich die Sätze wie: "Gut, dann mache ich halt nichts mehr für dich, wenn es dir sowieso nichts bedeutet", oder wenn Lehrer meinen: "Ihr tut das ja nicht für mich, ich habe mein Abitur schon". Schade, dass nur die wenigsten wirklich erkennen können, was sachlich ist, und was zurecht angezweifelt wird.

Bei Themen, die mich nicht direkt betreffen und zu denen ich keinen sonderlichen Bezug habe, kann ich durchaus sachlich diskutieren. Anders verhält es sich natürlich bei Themen, die mich direkt betreffen. Bei der von dir geschilderten Situation, also Streit mit dem Partner, bleibe ich meistens auch nicht sachlich. Vor allem wenn es um etwas geht, das mich sehr aufregt, schaffe ich das nicht.

Natürlich versuche ich es immer so weit es geht. Aber meistens ist es bei mir genauso wie bei dir. Wenn wir "mittendrin" im Streit bin, dann werde ich immer unsachlicher. Vor allem wenn von meinem Freund dann auch noch Worte kommen, die mich nur noch weiter verletzen oder aufregen. Obwohl mir bewusst ist, dass ich in dem Moment nicht mehr sachlich bleibe, lässt sich das bei mir nicht ändern, weil ich mich eben immer weiter hinein steigere.

Sachlicher werde ich dann auch erst wieder, wenn ich mich ein wenig beruhigt habe. Das kann ich am besten, wenn ich kurz mit dem Hund an die frische Luft gehe oder einfach mal ein bisschen Abstand von meinem Partner habe. Dann kann ich mir auch Gedanken darum machen, was ich alles falsch gemacht habe, auch während dem Streit. Für das darauffolgende Gespräch lege ich mir dann meist ganz bewusst Sätze zurecht, sodass ich nicht wieder in die Gefahr laufe, unsachlich zu werden. Das klappt dann meistens auch und da klappt es dann, mit dem sachlich sein - aber eben erst, nachdem die Situation schon eskaliert ist. Aber ich gebe mein bestes, dass sich das in Zukunft auch vermeiden lässt.

Ich kann eigentlich recht gut sachlich diskutieren. Es kommt natürlich auf das Thema an. Unterschiedliche Meinungen mit sachlichen Argumenten zu untermauern, sich die Meinung des anderen anzuhören und zu versuchen, sie auf faire Art zu widerlegen, macht mir sogar meistens Spaß. Ich habe Glück, dass mein Partner das ähnlich sieht - wir sind nicht oft einer Meinung, haben aber gelernt, dem anderen zuzuhören und sich auch mal überzeugen zu lassen.

Das funktioniert natürlich nur, wenn keiner der Beteiligten persönlich beleidigend und unfair wird. Das passiert mir nur selten, aber dann fliegen natürlich verbal auch schon mal die Fetzen. Aggressiv und unsachlich werde ich auch manchmal, wenn ich offensichtlich Recht habe und das Gefühl bekomme, mein Gegenüber widerspricht mir nur, um mich zu provozieren oder weil es ihm Spaß macht, wenn ich mich ereifere. Die felsenfeste Überzeugung, meistens recht zu haben, gehört zu meinen größten Charakterschwächen, da habe ich noch einiges zu lernen. Auch wenn ich den Eindruck habe, gegen eine Wand zu argumentieren, ziele ich schon mal unter die Gürtellinie, um eine Reaktion zu bekommen. Das sind dann die hässlichen Streitereien, die wir nach Möglichkeit versuchen zu verhindern.

Bei mir ist es eigentlich auch so, dass ich nicht sachlich diskutieren kann. Ich bin nämlich ein Mensch, der generell nicht gerne diskutiert und nicht gerne streitet. Ich hasse Diskussionen und von daher versuche ich normalerweise auch immer, mich so schnell wie nur möglich wieder mit einer Person zu versöhnen. Im Streit fühle ich mich nicht wohl und mir liegt so eine Diskussion ehrlich gesagt auch überhaupt nicht. Ich könnte nie stundenlang diskutieren und das macht mir auch keinen Spaß, wie anderen Menschen. In solchen Situationen fallen mir meistens keine guten Argumente an oder ich habe eben keine Lust darauf, weil ich mich lieber friedlich über irgendetwas unterhalten würde.

Wenn ich dann mit meinem Freund diskutiere, ist es eigentlich immer so, dass ich nicht sachlich bleiben kann. Stattdessen werde ich in der Regel immer emotional oder mische ganz andere Sachen in die Diskussion, wenn mir die Argumente ausgehen und ich wütend bin. Außerdem neige ich dann auch gerne dazu, zu übertreiben, auch wenn ich in dem Moment dann ganz genau weiß, dass das, was ich sage, nicht der Wahrheit entspricht. Trotzdem kann ich eben manchmal nicht anders und bevor ich richtig nachdenke, fange ich schon an zu reden.

Ich denke, dass es aber auch immer darauf ankommt, um was für ein Thema es sich handelt und worüber man überhaupt diskutiert. So wird es einem sicherlich um einiges leichter fallen, über ein politisches Thema sachlich zu diskutieren, als über ein Thema, das einen selbst betrifft. Je mehr man selbst etwas mit einem Thema zu tun hat, desto emotionaler wird man dann ja automatisch auch und von daher ist es eigentlich auch völlig logisch, dass man in so einem Fall nicht so sachlich bleiben kann, als wenn man ein Thema aus weiter Ferne betrachtet.