Bei befristetem Arbeitsvertrag ganz besonders anstrengen?
Ich habe mich mit einem früheren Arbeitskollegen unterhalten, der seit Juni eine neue Arbeitsstelle hat und bis nächstes Jahr im Mai eine befristete Anstellung hat und hofft, dass er dann übernommen wird oder eine Verlängerung bekommt. Er war sehr erkältet und konnte kaum sprechen. Er meinte aber, dass er auf keinen Fall krank machen kann und lieber noch Überstunden in Kauf nimmt, weil er sich besonders anstrengen will. Denn er hätte ja nur einen befristeten Arbeitsvertrag und da muss er eben mehr als alles geben, damit der Chef ihn auch weiter beschäftigen will.
Wie seht ihr das? Denkt ihr, dass man sich bei einer befristeten Anstellung, also wenn man nur einen befristeten Arbeitsvertrag hat, besonders anstrengen oder sollte man sich so geben, wie man wirklich ist und wie man arbeiten würde, wenn man eben eine Festanstellung hat? Gibt es viele Arbeitnehmer, die bei der Festanstellung dann anders arbeiten als bei einem befristeten Vertrag?
Ich denke schon, dass es sich lohnt, sich besonders anzustrengen, wenn man einen befristeten Arbeitsvertrag hat und die Hoffnung auf eine Verlängerung des befristeten Arbeitsvertrages hat oder auf eine Übernahme der Firma hat. Aber man sollte schon sich so geben, wie man ist. Immer hin kann man sein Ich auch nicht für immer verstecken, und wenn man so tut, als wäre man jemand anderes, den man im Endeffekt nicht ist, dann kommt das am Ende auch nicht so gut an.
Ich denke schon, dass es Unterschiede gibt bei den Leuten und deren Arbeitsweise, wenn man einen befristeten Arbeitsvertrag oder eine Festanstellung hat. Die, mit dem befristeten Arbeitsvertrag gehen sicherlich nicht so gerne und vor allem motiviert zur Arbeit und sicherlich auch nicht so regelmäßig, wie die Leute mit der Festanstellung. Auf jeden Fall stelle ich mir das so vor.
Ich würde keinem Arbeitnehmer mit befristetem Vertrag empfehlen, nur mit "halber Kraft" an die Sache heranzugehen und vielleicht auch mal krank zu machen. Dieses Verhalten gibt es sicher, aber es ist nicht so verbreitet, wie es sich manche vorzustellen scheinen. Ich bin im Kultursektor tätig, da gibt es gerade für Berufseinsteiger kaum unbefristete Stellen. Trotzdem geben die meisten ihr Bestes.
Auch wenn eine Vertragsverlängerung von Vornherein ausgeschlossen ist (das kommt auch öfter vor) so gibt es doch Kollegen und Vorgesetzte, die dem Angestellten schön heimleuchten würden, wenn dieser nicht seinen Anteil der Arbeitslast schultert mit der Begründung, dass er oder sie sowieso nicht lange bleibt. Und Arbeitszeugnisse spielen auch eine Rolle, wenn der nächste befristete oder unbefristete Job gesucht werden muss.
Was natürlich sein kann, und was der Arbeitgeber bei befristeten Verträgen auch mit einkalkulieren muss, wie ich finde, ist die Tatsache, dass die Angestellten rechtzeitig wieder mit der Jobsuche anfangen müssen und die letzten Monate oder Wochen an der alten Stelle dann vielleicht nicht mehr hundert Prozent geben.
Bei einer unbefristeten Stelle kann man natürlich lockerer an die Sache herangehen und eine Erkältung auch mal zu Ende auskurieren. Aber auch Festangestellte können nicht auf einmal in ihren Leistungen absacken, nur weil das Vertragsende nicht mehr über ihnen hängt. Gefeuert oder an eine weniger attraktive Stelle versetzt werden kann man ja immer noch.
Im Idealfall sollte man meines Erachtens immer sein Bestes geben, aber Aufopfern ist nicht nötig. Was nützt einem beispielsweise eine verschleppte Grippe, wenn insgeheim schon immer klar war, dass der Vertrag nicht verlängert wird?
Du solltest einfach genau das Leisten, was du sonst auch in diesem Beruf tun würdest und nicht so viel reingeben, wenn du im Endeffekt dann doch keine Arbeitsvertrag Verlängerung erhältst und enttäuscht bist. Ich würde mir da auch nicht so viele Vorstellungen machen, weil viele Firmen von sich aus auf dich zukommen und bei Bedarf nachfragen, ob du nicht Lust hättest den Job auch längerfristig durchzuführen. Meistens wirst du dann extra darauf angesprochen!
Ansonsten würde ich mir grundsätzlich immer Arbeitsangebote von anderen Firmen vorbehalten und diese auch bei einem entsprechend Angebot der jetzigen Firma vorlegen. Es geht nämlich darum, das du dich als Arbeitgeber nicht allzu klein machst, das wollen viele Firmen nämlich gar nicht sehen, sondern einen selbstbewussten Mitarbeiter haben, der weiß, was er will. Daher gibt es auch die Frage beim Vorstellungsgespräch, was sie sich so vorstellen können an Vergütung! Von daher schlage dich auch in so einer Situation nicht unter Wert.
Von daher würde ich dir letztendlich empfehlen dass du einfach so gut arbeitest, wie du kannst und dir keine große Erwartungen schaffst, die dann am Ende nicht erfüllt werden, denn so kannst du am Ende gewinnen, falls du doch eine Festanstellung oder eine Verlängerung bekommst. Jedoch solltest du in jeder Firma gut arbeiten, damit du eventuell später wieder bei dieser einsteigen kannst, falls sich die Möglichkeit ergeben sollte.
Ich glaube das ist mehr oder weniger auch der Sinn und Zweck hinter solch einem befristeten Arbeitsvertrag. Ich war selber bis vor einer Weile auf ein Jahr befristet angestellt. Wenn ich mal den einen oder anderen Tag hatte an dem ich absolut keine Lust hatte oder einfach nur durchhing habe ich mir diesen Gedanken ins Gedächtnis gerufen. "Reiß dich zusammen! Du bist nur befristet." Das waren die Worte, die ich mir in so einer Situation immer wieder gesagt habe. Es hat auch funktioniert und hält so die Arbeitsmoral aufrecht. Auf der anderen Seite ist es dann sehr vernichtend, wenn man sich quasi ein Jahr lang den Hintern aufreißt und am Ende doch nicht verlängert wird, aber man muss es auf jeden Fall versuchen. Der Arbeitgeber oder der Chef sieht das in der Regel ja auch, wenn man dies tut.
Ich finde aber, dass man bei so einer Krankheit sich ruhig mal etwas Zeit für sich gönnen muss. Man macht ja keinen Urlaub sondern kuriert sich aus damit man wieder mit voller Kraft in die Arbeit stürzen kann. Ich glaube nicht, dass es ein Chef verbissen sieht, wenn man mal zu Hause bleibt. In diesem Falle sieht er ja selber, dass es ihm nicht so sonderlich zu gehen scheint. Am Ende ist genau das verkehrt. Mit so einer Erkältung steckt man durchaus noch die anderen Kollegen an und das muss nun wirklich nicht sein.
Die Gefahr besteht nur darin, dass man faul wird, sofern man irgendwann unbefristet eingestellt wird. Ich kenne da ein paar Fälle. Die Leute sind sich viel zu sicher, dass sie ihren Job "sicher" haben und denken jetzt sie könnten sich alles erlauben. Das finde ich wiederum unfair denen gegenüber, die in eine ungewisse Zukunft blicken und doch so einiges auf sich nehmen, mit der Hoffnung, dass es in diesem Betrieb für einen selbst weitergeht. Aus Sicht des Arbeitgebers kann ich ja verstehen, warum man vermehrt auf so kurze Befristungen zurückgreift, aber als Arbeitnehmer hat man es so sehr schwer. Weit vorausschauen kann man hier nicht wirklich.
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