Partnerschaft, in der keine Fragen gestellt werden

vom 17.12.2012, 19:32 Uhr

Neulich, auf der Weihnachtsfeier unserer Firma habe ich ein Gespräch zwischen zwei meiner männlichen Arbeitskollegen mitbekommen, wie sie sich über Beziehungen unterhalten haben. Der eine Kollege, der inzwischen schon etwa 17 Jahre mit seiner Freundin zusammen ist und auch ein Kind mit ihr hat, meinte so, dass irgendwann andere Dinge wichtiger werden, was vermutlich auf das Kind bezogen war.

Dann aber sagte er, dass er trotzdem "seinen Spaß" haben kann und dass ihm keine Fragen gestellt werden. Beispielsweise, wenn er gegen 15:30 Uhr Feierabend hat und dann erst gegen 21:00 Uhr nach Hause kommt. Also ganz ehrlich, als Partnerin würde ich mich da schon fragen, wo er so lange war. Und er meinte, dass solche Fragen, wie "Wo warst du" einfach gar nicht gehen.

Jetzt frage ich mich, was bitte ist an dieser Frage so schlimm? Man wird doch als Partner(in) auch noch mal fragen dürfen, wo der andere war oder was er gemacht hat, oder nicht?! Ich finde diese Einstellung unmöglich! Was denkt Ihr darüber? Ich meine, in einer funktionierenden Partnerschaft kann man sich doch auch abstimmen oder nicht?

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich kann dir da nur zustimmen. Ich würde das Verhalten des Mannes auch überhaupt nicht dulden als Frau. Und wenn er mir eine Antwort verweigern würde und mir nicht sagen würde, wo er war, würde ich ihm gleich mal ein Ultimatum stellen. Entweder er spricht mit mir, wie es sich in einer Partnerschaft gehört, oder er kann ganz wegbleiben.

Für mich klingt das fast so, als wäre die Partnerschaft an sich hier gar nicht mehr wirklich existent, sondern sie nur noch wegen dem Kind zusammen sind. Leider wissen wir nicht, was die Frau von der ganzen Situation denkt. Aber ich vermute, dass es ihr entweder egal ist, was ihr Mann macht, weil ihr die Partnerschaft eben gar nicht mehr so wichtig ist, sondern nur noch ihr Sohn oder sie ist total sauer und verzweifelt. Dass sie damit klar kommt, kann ich mir kaum vorstellen. Ich selbst würde das zumindest nicht, ganz im Gegenteil, eine solche Reaktion auf die Frage würde ich nicht dulden und das würde dann regelmäßig zum Streit führen, da bin ich mir ziemlich sicher.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Du kennst vielleicht Leute... Aber wenn es sie glücklich macht. Für mich ist Kommunikation, auch über Alltägliches, das Rückgrat meiner Beziehung (13 Jahre, keine Kinder). Wir müssen gar keine Fragen mehr stellen: Wenn ich meinen Freund nicht manchmal bremsen würde, würde er mir bis zur letzten Käsesemmel seinen Tagesablauf schildern, und ich habe auch vergleichbare Tendenzen.

Niemals wäre ich der Ansicht, es ginge ihn nichts an, wo ich mich aufhalte und was ich so treibe. Natürlich erzähle ich nicht jedes Detail, weil ihn auch nicht jedes meiner Hobbys und Alltagsgeschäfte so brennend interessiert. Ich würde ihn auch nicht ins Kreuzverhör nehmen und erwarten, dass er mir seine Wanderwege detailliert auflistet. Aber natürlich gehören Offenheit und Interesse am anderen für mich in einer Beziehung ganz elementar dazu.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ja, ich finde es ist schon total in Ordnung wenn man seinen Partner etwas fragt. Es ist meistens auch überhaupt nicht skeptisch gemeint sondern freundlich. Man schenkt dem Partner einfach auch ein bisschen Aufmerksamkeit. Solche Fragen sind aber ganz typisch. Meistens macht sich der Partner auch Sorgen. Das finde ich ganz in Ordnung und bei uns ist es nicht anders. Wir tragen das alle mit Fassung, und es ist für uns auch kein Grund sich zu streiten, nur weil man sich mal Sorgen macht.

Ich finde aber Vertrauen ist immer noch besser. Denn anderen einfach machen lassen auch wenn es manchmal wirklich schwer fällt. Dann passiert es oft doch mal gerne das einem einfach etwas rausrutscht.

» MyDream » Beiträge: 142 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Du entsetzt dich daran so, dass er seinen Spaß haben kann ohne dass seine Partnerin ihn mit dem Nudelholz empfängt? Das nennt man offene Beziehung und wenn die beiden damit glücklich sind, dann ist das in Ordnung und geht niemanden etwas an. Ich selbst habe einen flüchtigen Bekannten, der eine solche Beziehung führt. Er darf mit anderen Frauen und sie halt mit anderen Männern.

Allerdings will einer von anderen dann nicht wissen, wenn da eine Affäre vorhanden ist. Solange das in einer Beziehung geklärt ist, wie beide damit umgehen, dann sollten sich Außenstehende keine Gedanken darum machen. Wobei es aber auch darauf ankommt, wie man den Partner fragt, wenn wo er solange gewesen ist. Wenn mein Freund ewig vom Garten nicht nach Hause kommt, dann frage ich auch mal wo er so lange gewesen ist. Da gibt es keinen Krach bei uns. Auch umgekehrt habe ich nichts gegen eine solche Frage.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich kann auch nicht verstehen, dass du so entsetzt über die Aussage deines Kollegen bist. Vor allem geht es hier um die Beziehung anderer Leute und da kann man nicht seine eigenen Anforderungen an eine Beziehung zugrunde legen. Wichtig ist nur, dass jeder in der Beziehungsform, in der er lebt, zufrieden ist. Solange dein Arbeitskollege und seine Frau die für sie passende Konstellation gefunden haben, ist doch alles in Ordnung.

Ich fände es grauenhaft, wenn ich in einer Beziehung leben würde, in der ich praktisch zur Rechenschaft verpflichtet wäre, beziehungsweise diese von mir verlangt werden würde. Das heißt nicht, dass ich nicht bereit bin, meinem Partner etwas über meinen Tagesablauf zu erzählen. Das ist gar nicht so, aber ich möchte das freiwillig tun und nicht etwa, weil das von mir verlangt wird. Und viele Informationen sind einfach unerheblich für die Beziehung und es macht keinen Sinn, mit dem Partner jedes kleine Detail zu besprechen.

In einer Beziehung möchte ich vor allem die gleichen Freiheiten haben wie als Single auch. Das wird aber vorher abgesprochen und wenn ich mich mal zwei Tage nicht melde oder mich spontan mit Freunden oder anderen Leuten treffe, dann geht das in erster Linie mich etwas an. Gerade wenn man nicht zusammen wohnt, bekommt der Partner es auch gar nicht mit, wenn man nicht direkt nach der Arbeit nach hause fährt. Aber selbst wenn man eine gemeinsame Wohnung bewohnt, muss man sich nicht rechtfertigen. Hätte ich Lust, mit dem Partner über meine sonstigen Aktivitäten an einem bestimmten Tag zu sprechen, würde ich das machen, wenn ich aber nichts sage, dann erwarte ich, dass das auch akzeptiert wird. Andersherum gilt das natürlich auch.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde es eigentlich nicht besonders schlimm, wenn ein Partner auch mal seine freie Zeit nutzt und etwas abseits macht. Ob er dafür Rede und Antwort stehen muss, ist so eine Frage des Vertrauens. Wenn er dann wegbleibt, wird er sicherlich vorher sagen, was er ungefähr macht und das sollte auch reichen.

Mein Freund muss mir nur sagen, wo er grob hingeht, wenn er alleine mal weggehen möchte. Dass er nichts Schlimmes macht, weiß ich ja und deswegen muss ich da nicht noch jedes kleine Detail wissen.

Generell erzählen wir uns aber sehr viel vom Tag, wenn wir mal nicht zusammen waren. Das ist bei uns nun mal so, aber ich habe es auch schon anders in Beziehungen gesehen und finde es auch nicht schlimm, wenn man sich weniger zu erzählen hat. Für mich wäre das nicht unbedingt denkbar, aber das heißt ja nicht, dass die Frau deines Kollegen unglücklich ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich denke, dass hier dieser klassische Fall einer Ansichtssache vorliegt und vermutlich jeder der Beteiligten wissen muss, wie es für ihn am besten ist – und für seinen Partner bzw. in der gemeinsamen Beziehung. Wenn ich nicht zur üblichen Zeit nach Hause komme, dann will ich meinem Partner durchaus mitteilen, warum das so ist und ich will da auch keine großartigen Heimlichkeiten aufkommen lassen. Also sage ich von mir aus, dass es aus dem und dem Grund später wird. Meistens weiß ich das aber nicht erst kurz vor knapp, sondern rechtzeitig genug. Umgekehrt würde ich mich wohl auch wundern, wenn mein Partner nicht zur erwarteten Zeit nach Hause kommen würde, aber das kam tatsächlich schon ein paarmal vor.

Habe ich dann zu Hause gewartet, weil ich eigentlich Essen machen wollte und nun mit knurrendem Magen nicht wusste, wo er ist und wann er kommt, ob etwas passiert ist oder irgendetwas dergleichen, dann habe ich ihn angerufen und gefragt, wann mit ihm zu rechnen ist. Bei dieser Gelegenheit habe ich dann auch den jeweiligen Grund seiner Abwesenheit erfahren und in solchen Dingen erwarte ich das eigentlich auch, schließlich betrifft es mich mit, wenn er einfach wegbleibt und ich warte, weil irgendetwas Gemeinsames vereinbart war. Ich erwarte grundlegend auch von anderen Menschen, dass sie sich an Vereinbarungen und Verabredungen halten oder diese wenigstens absagen oder abändern, wenn bei ihnen etwas dazwischenkommt, also kann ich das von meinem Partner wohl ebenfalls erwarten, denke ich.

Für mich wäre es nun auch eher undenkbar, dass mein Partner einfach kommt und geht, wann er will, ohne, dass ich irgendwie Bescheid weiß oder wir von vornherein die entsprechenden Vereinbarungen getroffen haben, wie beispielsweise, dass wir nicht gemeinsam essen werden. Wenn er allerdings nach Hause kommt, kommt es auch nicht selten vor, dass er gleich nochmal los muss, weil irgendein Freund Hilfe braucht. Das erfahre ich kurz und ich weiß dann auch, wo er sich aufhält, aber nicht zwingend, wann er zurückkommen wird, was für mich auch in Ordnung geht.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich finde es auch merkwürdig, dass dein Arbeitskollege behauptet, dass man keine Fragen in einer Beziehung stellen darf, nur weil er mit seiner Freundin schon 17 Jahre zusammen ist und ein Kind mit seiner Freundin hat und das ihn die Fragen anscheinend auf die Nerven gehen würde.

Wenn mein Mann um 15 Uhr Feierabend hätte und erst um 21 Uhr zu Hause sein würde, dann würde ich ihn auch verständlicherweise fragen, wo er denn war und was er gemacht hat in der Zeit und vor allem mit wem er unterwegs war.

Ich und mein Mann sind auch schon zehn Jahre zusammen und wir stellen uns trotzdem solche Fragen, auch wenn diese Fragen sehr nervig sein können und lästig sein können, aber solche Fragen gehören zu einer Beziehung dazu, egal wie viele Kinder man zusammen hat oder wie lange man zusammen ist.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Etwas hören und etwas wirklich umsetzen, sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Kann es nicht sein, dass der Arbeitskollege in dem Moment einfach nur aufschneiden wollte und er sich so Respekt verschaffen wollte? Selbst, wenn dies nicht der Fall gewesen ist, ist es letztendlich die Beziehung zwischen dem Mann und seiner Partnerin und nicht die anderer.

Nur, weil keine Fragen gestellt werden, heißt es nicht, dass der Arbeitskollege nicht doch seine Freundin/ Frau informiert. Ansonsten ist es vielleicht ein gewisses Vertrauen einfach vorhanden, nicht jede Beziehung bedarf einer Eifersucht, oder? Ansonsten ist über die Beziehung scheinbar nichts weiter bekannt, sodass man da nur noch mutmaßen und spekulieren kann. Ich denke dann, vor der eigenen Türe gebe es auch genügend zu kehren.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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