Warum Rate als Schulden bezeichnen?

vom 16.12.2012, 19:48 Uhr

HirschQ hat geschrieben:Also eigentlich ist das kein Problem und heutzutage kauft ja auch jeder auf Rate ohne Probleme.

Wie kommst du auf so eine Aussage, obwohl du doch gleich deine Freundin anführst, die dieses Verhalten - wenn auch vorsichtig - eher kritisiert? Was bedeutet dann in dem Zusammenhang "jeder" für dich?

HirschQ hat geschrieben:Da habe ich ihr gesagt, dass man das nicht als Schulden sehen kann.

Kannst du denn ihr oder auch dir erklären, wieso dem so ist? Oder anders gefragt: was sind denn in deinen Augen "Schulden"? Es haben ja schon einige hier im Thread beschrieben, dass unter Schulden alle Verbindlichkeiten zu sehen sind. Du nimmst Waren entgegen, die du nicht bezahlt hast und nutzt diese Ware. Dafür zahlst du den Preis der Ware (oft auch zuzüglich Zinsen für den gegebenen Kredit) in Teilbeträgen ab. Das aber machst du ja nicht, weil du den Händler magst. Vielmehr machst du das, weil du entsprechend beim Händler (oder bei der Bank) in der Kreide stehst. Und das wird gemeinhin als "Schulden" bezeichnet.

HirschQ hat geschrieben:Also Schulden sind, wenn man nicht zahlt, aber das tun wir doch!

Nein, denn das, was du in dem Fall nicht bezahlen würdest, wären ja die Schulden. Damit hättest du nicht erst "Schulden", sondern ein "Schuldenproblem". Wenn dies daher kommt, dass du die Forderungen nicht begleichen kannst, wärst du schlicht "überschuldet". Wenn du nicht zahlen würdest, weil du nicht willst, dann wäre das bloß ein Betrugsfall.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Das finde ich schon witzig wenn man die noch offenen Raten nicht als Schulden betrachtet, da hat die Werbeindustrie wirklich wieder ganze Arbeit geleistet. Nur weil etwas mit Null Prozent finanziert wird oder eben nur ein paar kleine Prozente an Zinsen gezahlt werden muss nimmt es der Schuldner nicht mehr so richtig war dass es sich um einen Ratenkredit (die Betonung liegt auf Kredit) handelt. Ich weiß nun wirklich nicht ob du in dieser Beziehung ein Einzelfall bist, aber diese Verdrängung der Tatsachen beeindruckt mich schon. Nicht umsonst erwirbt man an dieser Sache erst ein vollständiges Eigentum wenn die letzte Rate pünktlich bezahlt wurde, sonst wird sie wieder abgeholt. Diese Möglichkeit zeigt übrigens genau was von dieser Einstellung zu halten ist.

Ich will ja nicht den Moralapostel spielen und wenn ihr damit gut klar kommt ist das völlig eure Sache. Ich sehe es auch so dass die Raten immer pünktlich bezahlt werden müssen um den Kredit abzubezahlen. Aber du gibst ja auch schon leicht am Rande selber zu dass du doch nicht immer pünktlich deine Raten überweist. Ob das nun aus Vergesslichkeit passiert oder weil es mal knapp am Monatsende wird sei mal dahin gestellt, aber daraus schließe ich dass die Finanzdecke vielleicht doch nicht so dick gefüttert ist wie sie eigentlich sein sollte. Diese Überlegung kann natürlich Unfug sein, aber wenn es so ist dann könnte schon ein längerer Krankenhausaufenthalt oder eine mehrmonatige Arbeitslosigkeit euer Finanzierungsmodell mächtig ins Wanken bringen und dann wird es immer schwerer die raten wieder auszugleichen. Ich kenne Kreditverträge wo festgelegt ist dass bei nicht fristgemäßer Zahlung der Rate der gesamte Betrag sofort fällig wird, das wäre dann schon etwas unpassend.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


HirschQ, manchmal ist es schwer, einen bestimmten Begriff so zu benutzen, wie es vorgesehen ist. Wenn du zur Bank gehst und einen Kredit von 500 Euro bekommst, dann machst du mit der Bank einen Vertrag und gibst an, jeden Monat 100 Euro zzgl. Zinsen zurückzuzahlen. Der Bank-Mitarbeiter wird dir dann sagen, dass er einverstanden ist, wenn du jeden Monat 100 Euro zurückzahlst, also jeden Monat eine Rate. Diese Rate ist ein Teil des Kreditdes, also deiner Schulden von 500 Euro. Man sagt also, du zahlst deine Schulden in fünf Raten zurück.

Wenn du nun in einem Monat die Raten nicht wie vereinbart am ersten Tag des Monats bezahlst, sondern erst am 15., dann bekommst du eine Mahnung. So schnell kommt kein Gerichtsvollzieher. Aber du solltest schon dafür sorgen, dass die Raten pünktlich bezahlt werden. Ich hoffe, dass du jetzt auch den Begriff Schulden richtig zuordnen kannst.

Damit du weißt, was du alles an Raten monatlich bezahlen musst, empfehle ich dir, eine Aufstellung zu machen über die gesamten Schulden. Zum Beispiel wann die einzelnen Raten fällig sind, die Höhe der Raten, welche Bank die Überweisung bekommt, die letzte Ratenfälligkeit. So siehst du auf einen Blick, welches Geld du zu bezahlen hast. Wenn es geht, spare das Geld für kleinere Anschaffungen an, damit du dich nicht mit den Krediten übernimmst.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Schulden sind das auf jeden Fall. Es wird in der Wirtschaft Verbindlichkeiten genannt. Verbindlichkeiten hast du, wenn du einen Artikel oder eine Leistung bekommen hast und diese dann zahlen musst. Ob nun in Raten oder nicht, spielt hierbei keine Rolle. Das ist jetzt aber nur eine Definitionssache.

Rein emotional würde ich aber auch sagen, dass eine Ratenzahlung Schulden sind. Immerhin hat man die Summe dafür nicht gehabt und musste sie sich daher irgendwie leihen. Das sind in meinen Augen dann Schulden und da spielt es auch keine Rolle, ob es beglichen werden kann oder nicht. Du solltest dir mal vor Augen führen, dass es eben sehr schnell in der Schuldenfalle endet und wenn man dann schon immer mal zu spät bezahlt, kommt es schnell zu richtigen Problemen. Schulden ist immer ein hartes Wort, aber es bringt auch nichts, wenn man das nicht wahr haben möchte, das man welche hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Als was soll man einen Kredit denn sonst bezeichnen? Natürlich habt ihr Schulden, wenn ihr Sachen auf Pump kauft. Schulden hat man immer dann, wenn man noch irgendjemandem eine gewisse Summe Geld schuldig ist. Das ist auch der Fall, wenn man sich für eine Ratenzahlung entscheidet. Fakt ist doch, dass ihr den gesamten Kaufbetrag für die Sachen noch nicht komplett bezahlt habt. Solange das nicht der Fall ist, habt ihr auch Schulden.

Ich halte nicht viel davon, Schulden zu machen und ich würde auch keine kleineren Dinge auf Pump kaufen. Bei einer Immobilie ist das etwas anderes, für andere Sachen würde ich mir das Geld lieber vorher zusammensparen. Dann hat man einen viel besseren Überblick. Bei euch scheint es ja so zu sein, dass ihr die Raten nicht immer pünktlich bezahlt. Das sollte dir eigentlich zu denken geben, ebenso wie die Aussage deiner Freundin, dass für sie persönlich so viele Schulden schon bedenklich wären. Vielleicht richtest du einfach einen Dauerauftrag ein, damit die Raten zukünftig pünktlich überwiesen werden.

Ich denke auch nicht, dass jeder heutzutage Ratenzahlungen in Anspruch nimmt. Viele tun das und darunter sind auch genug Personen, bei denen man vorher eigentlich schon weiß, dass eine solche Finanzierung nicht gut für sie ist. Aber den Leuten wird es mittlerweile sehr leicht gemacht, wobei ich keine Verantwortung auf Seiten der Anbieter sehe, sondern der Meinung bin, dass sich viele Leute geradezu naiv in die Verschuldung begeben. Ihr müsst aufpassen, dass eure Schulden für euch nicht zu einem echten Problem werden.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Nein wirklich Schulden hat man erst wenn man die vertraglich vereinbarten Kreditraten nicht mehr zahlt. Zahlt man korrekt hat man Zahlungsverpflichtungen und kann sogar neue noch dazu aufnehmen. Bei Schulden ist dieser Weg nämlich schon total verbaut oder schon extrem schwer zu lösen. Selbst wenn man nun gefragt wird ob man Schulden hat, sind in den meisten Fällen die säumigen Zahlungen wie beispielsweise Mietsschulden gemeint.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


karlchen66 hat geschrieben:Nein wirklich Schulden hat man erst wenn man die vertraglich vereinbarten Kreditraten nicht mehr zahlt. Zahlt man korrekt hat man Zahlungsverpflichtungen und kann sogar neue noch dazu aufnehmen. Bei Schulden ist dieser Weg nämlich schon total verbaut oder schon extrem schwer zu lösen. Selbst wenn man nun gefragt wird ob man Schulden hat, sind in den meisten Fällen die säumigen Zahlungen wie beispielsweise Mietschulden gemeint.


Das kannst du doch nicht ernst meinen, oder? Auch wenn man seine Schulden einigermaßen geregelt abzahlt, bleiben es doch Schulden. Ich würde hier nicht so eine deutliche Unterscheidung zwischen Zahlungsverpflichtungen und Schulden machen. Damit signalisiert man manchen Leuten erst recht, dass die ganzen Kredite keine "richtigen" Schulden sind. Das ist aber doch keine richtige Aussage. Fakt ist, dass jemand scheinbar Leistungen in Anspruch genommen oder Gegenstände bekommen hat, für die er noch nicht die vereinbarte Summe bezahlt hat. Und in dem Moment würde ich davon sprechen, dass die Person Schulden hat - selbst dann, wenn die Raten pünktlich bezahlt werden.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Eine Summe wird so lange geschuldet, wie sie offen ist. Es ist dabei auch egal, ob Du eine Ratenzahlung vereinbart hast oder nur etwas auf Rechnung bestellst. Wenn eine Rechnung fällig wird und Du nicht zahlst, weil Dein Geld erst in einer Woche kommt, sodass Du mit der Zahlung der Rechnungssumme in Verzug gerätst, schuldest Du die offene Summe. Das ist doch eigentlich ganz einfach. Eine Ratenzahlungsvereinbarung soll zwar die Rückzahlung der geschuldeten Summe regeln und es liegt auch meines Wissens keine Überschuldung vor, solange man seine Ratenzahlungen jeweils pünktlich und in voller Höhe bedienen kann. Aber dennoch regelt eine Ratenzahlungsvereinbarung grundsätzlich immer die Rückzahlung einer geschuldeten Summe, der so genannten Kreditsumme nämlich, die einem eingeräumt wird, und nicht selten werden dafür auch von Versandhäusern Zinsen berechnet, wie bei einem normalen Bankkredit.

Ich denke also, dass Du hier die Begriffe „Schulden“ und „Überschuldung“ verwechselst. Dass in Eurem Fall keine Überschuldung vorliegt, mag durchaus sein, aber dennoch habt Ihr Schulden, bis die jeweiligen Kaufsummen komplett inklusive Zinsen und Kosten beglichen wurden. Übrigens gibt es gerade im Falle der bereits genannten Versandhäuser grundsätzlich einiges an Lesematerial, wenn man eine Kaufsumme dort finanzieren will und nicht selten muss man auch einen Kreditantrag ausfüllen, gerade, wenn man in einem Elektronikversand einkauft, kenne ich das. Dass ein Kredit nichts anderes ist als Schulden, weil Du eben jemandem die offene Summe schuldest, dürfte wohl unstreitig sein, nehme ich an. Ob diese offene, geschuldete Summe nun als „Kredit“ bezeichnet wird oder einfach nur lapidar als „Finanzierung“, ändert aber an den grundlegenden Gegebenheiten nichts. Ihr habt also erst dann keine Schulden mehr, wenn Ihr die finanzierten Summen abbezahlt habt, und erst dann sind die jeweils erworbenen Dinge Euer Eigentum, vorher nicht.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Die Erklärung von Karlchen66 und HirschQ ist wohl eher die verharmlosende umgangssprachliche Sicht der Dinge, die dann solche Ratenkredite und noch nicht fällige und daher unbezahlte Rechnungen als Verbindlichkeit darstellt. Kann man so sehen, ist aber grundsätzlich eben nicht richtig. Auch die offenen, aber noch nicht fälligen Raten eines Kredites sind Schulden! Das sollte man sich auch immer vor Augen halten, bevor man neue Schulden macht. Denn sonst hat man leicht eine allzu leichtfertige Sicht der Dinge, die später Schwierigkeiten bringen kann.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


@JotJot: Um es auf den Punkt zu bringen. Solche Sichtweisen dienen doch nur dazu, um das eigentliche Problem schön zu reden. Wenn ich Raten nicht mehr pünktlich bezahlen kann, ist doch schon einiges im argen. Immerhin kann man bei jeder Ratenzahlung vorher festlegen, wann Zahltag ist. Sinnvoll ist es dann, wenn kurz vorher alle Einnahmen auf dem Konto verbucht wurden.

Handelt man bei Vertragsabschluss, und der besteht ja immer, wenn eine Ratenzahlung vorhanden ist, unüberlegt, dann kommt es eben dazu, dass man eigentlich zahlen müsste, aber die Überweisungen schiebt, bis man wieder flüssig ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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