Emotionen bei Schicksalen völlig fremder Menschen?

vom 16.12.2012, 19:25 Uhr

Sicher ist es schlimm, wenn irgendwo Krieg ist und Menschen dabei sterben oder irgendjemand Amok läuft und Kinder erschießt. Es geht mir auch Nahe, aber ich muss sagen, dass ich da keine Emotionen zeigen könnte, wie weinen. eine Bekannte sitzt bei solchen Meldungen weinend vor dem Fernseher. Sie berührt das Schicksal völlig fremder Menschen so sehr, dass sie in Tränen ausbricht. Ich könnte es verstehen, wenn sie jemanden kennt, dem so was widerfährt. Aber so kann ich es nicht ganz nachvollziehen.

Weint ihr auch, wenn ihr Unfälle im Fernsehen sehr oder hört, dass jemand die Familie ermordet hat oder Amok gelaufen ist? Nimmt euch das Schicksal völlig fremder Menschen so mit, dass ihr weinend vor dem Fernseher sitzt?

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» Sherlock-Holmes » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich denke, wenn ein Mensch von derlei Schreckensmeldungen innerlich völlig unberührt bleibt, dann zeugt das schon von einem erstaunlichen Mangel an Mitgefühl. Allerdings ist auch klar, dass nicht jeder seine Gefühle gleich deutlich zeigt.

Wer bei Horrormeldungen losheult, ist in meinen Augen nicht automatisch mitfühlender als jemand, der trockenen Auges dasitzt und sich trotzdem bei dem Gedanken, was die Opfer oder Angehörigen durchmachen müssen, miserabel fühlt.

Ich selber bin schwer zum Weinen zu bringen. Manche Leute heulen ja sogar bei rührseligen Filmen los, das kenne ich gar nicht. Aber dennoch würde ich behaupten, dass mich reale Katastrophen und Verbrechen durchaus seelisch mitnehmen, berühren und über Tage hinweg verfolgen. Ich zeige es nur nicht so offen wie manch anderer. Ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt.

» Gerbera » Beiträge: 11322 » Talkpoints: 50,48 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Früher war ich zwar nicht unbedingt emotions- oder mitleidlos, aber vieles hat mich längst nicht so berührt, wie das heute der Fall ist. Stark verändert hat sich das mit der Familiengründung, weil man viele Dramen erst wirklich nachvollziehen kann, wenn einem bewusst ist, dass dieses Unglück auch der eigenen Familie, dem eigenen Kind hätte zustoßen können.

Ich werde zum Beispiel nie vergessen, wie es war, als vor einigen Jahren diese siamesischen Zwillinge, Lea und Tabea, am Kopf zusammengewachsen, in Amerika operativ getrennt werden sollten. Im Fernsehbericht konnte man die wochenlangen Vorbereitungen auf die Operation verfolgen und ich habe mit den Eltern mitgefiebert, als die Kinder auf dem OP-Tisch lagen und mit ihnen auf der Couch geheult, als bekannt wurde, dass eines der Zwillingsmädchen die Trennung nicht überlebt hat.

Die Horrormeldungen über Verbrechen jeglicher Art an Kindern nehmen mich auch sehr mit. Oft schalte ich weg, weil ich das nicht sehen kann. Ich habe zwei Kinder und muss dann immer nur dran denken, wie froh ich bin, dass sie gesund sind und das einzige Problem das ist, dass ich alles 5 Mal sagen muss. Es ist nicht zu ertragen, was andere Mensch mit ihren Kinder machen.

Wenn ich im Fernsehen oder in der Zeitung etwas über Flutkatastrophen; Erdbeben und Flugzeugabstürze sehe, dann trifft mich das auch, aber bei weitem nicht so, wie diese Horrormeldungen, Verbrechen an Kindern betreffend.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin ein Mensch, der sich ziemlich viele Gedanken um die Schicksale anderer Menschen macht. Das liegt hauptsächlich daran, weil mir durch solche Nachrichten immer wieder bewusst wird, dass das auch genauso gut ich hätte sein können. Besonders schlimm ist es bei Autounfällen. Seit ich selber auf der Straße unterwegs bin, mache ich mir nicht nur um mein eigenes Leben immens Sorgen, sondern auch um das aller anderer Menschen in meinem Leben, die regelmäßig Autofahren. Denn jeden Tag sieht man in den Nachrichten, wie schnell etwas passieren kann und dass man noch so aufmerksam sein kann, wenn ein anderer Verkehrsteilnehmer einen gravierenden Fehler macht, nützt das einem selbst unter Umständen auch nichts.

Wenn ich einen besonders schlechten Tage habe, kann es auch durchaus mal sein, dass ich durch so eine Nachricht beginne zu weinen. Für gewöhnlich geht es mir dann aber dann doch nicht so nahe, weil ich die Menschen eben wirklich nicht kenne. Wie sehr es mich mitnimmt, kommt dann aber auch auf die Art von Nachricht an. Geht es um einen Amoklauf an einer Schule, der genauso gut bei mir in der Nähe hätte passieren können, trifft mich das weitaus mehr, als irgendeine Naturkatastrophe, die meilenweit entfernt ist. Bei mir spielt also hauptsächlich der Gedanke eine Rolle, wie wahrscheinlich es ist, dass es auch mir oder einem meiner Mitmenschen hätte passieren können.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich bin leider sehr emotional und würde sogar sagen, dass ich ein wenig zu emotional bin. Immerhin ist es so, dass ich wirklich sehr leicht zum Weinen zu bringen bin. So kommt es wirklich oft vor, dass ich aus heiterem Himmel anfange zu weinen, wenn etwas Trauriges im Fernsehen kommt. So muss ich auch weinen, wenn mir Schicksale verschiedener Menschen im Fernsehen begegnen. Mich nimmt das einfach total mit und ich kann nicht anders, als zu weinen. Ich kann nichts dagegen tun, wenn ich wieder losweinen muss. Mich berührt das in dem Moment einfach so sehr, dass mich das so traurig macht, dass ich weinen muss. So muss ich auch bei Serien weinen, aber auch bei Nachrichten.

Ich muss sagen, dass es mir mittlerweile sogar unangenehm ist, dass ich so viel und schnell weinen muss. Vor allem, wenn ich mit Freunden vor dem Fernseher sitze und irgendetwas Trauriges kommt, breche ich einfach in Tränen aus. Dagegen kann ich nichts tun, obwohl es mir in dem Moment sehr unangenehm ist. Aber so bin ich einfach.

Bei mir ist es generell so, dass ich sehr mitfühlend bin. Von daher ist es überhaupt nicht so, dass ich Personen erst persönlich kennen muss, um richtige Emotionen zeigen zu können. Es ist mir egal, was für Personen es sind und ob ich sie kenne oder nicht. Wenn ich traurig über etwas bin und mich das Schicksal der Menschen mitnimmt, muss ich einfach weinen.

Besonders berühren mich Krankheiten. Wenn im Fernsehen Reportagen über Kinder gezeigt werden, die eine schlimme, unheilbare Krankheit haben, ist es um mich geschehen. Trotzdem kann ich bei so etwas nicht wegschalten, da ich es interessant finde. So kommt es, dass ich mit Taschentüchern bewaffnet, vor dem Fernseher sitze und weine, was das Zeug hält.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich bin da eher unemotional. Wenn eine Reportage über den Hunger in der Welt gezeigt wird oder eine Reportage über Kinder, die im Sterben liegen, dann ist eine Bekannte von mir auch immer total gerührt und wird vor Trauer nur so geschüttelt, dass sie die Tränen kaum noch zurück halten kann. Ich hingegen sitze einfach ganz normal da und denke mir nichts weiter dabei. Es ist eben so, aber ich kann nichts dagegen unternehmen - jedenfalls nicht direkt. Bei einem sterbenden Kind zum Beispiel sind mir ja einfach die Hände gebunden.

Was mich schon ab und an zu Tränen rühren kann, das ist das schlimme Schicksal eigener Tiere, und wenn es solche Rassen sind, die ich eigentlich gar nicht mag und die generell einen negativen Ruf hat. Das kann mich wirklich berühren und geht mir nahe. Aber wenn es um menschliche Schicksale geht, dann denke ich natürlich schon, dass sie nicht schön sind, ich sie nicht haben möchte, ich sie niemanden wünsche und dass es sich um wirklich schwere Schicksale handelt. Aber das war es dann irgendwie auch schon, es berührt mich nicht weiter, denn es ist zu weit entfernt von mir.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Es gibt eben verschiedene Menschen und manche sind eben emotionaler, als andere. Das sagt ja auch nicht aus, dass die Menschen, die nicht weinen kein Mitleid empfinden können, aber sie können es eben schneller beiseiteschieben.

Ich weine nicht, wenn ich solche Meldungen sehe. Erschreckenderweise sieht man in den Nachrichten immer wieder solche schlimmen Ereignisse und deswegen wird man irgendwann abgehärtet, was solche schlimmen Bilder angeht. Gedanken mache ich mir deswegen trotzdem und ich habe auch Mitleid mit den Menschen, aber deswegen weinen finde ich übertrieben. Es gibt ja auch immer schlimme Dinge, die einen selber betreffen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



So richtig kann ich das nicht nachvollziehen, aber jeder hat ja eine ganz andere Gemütslage. Das sieht man spätestens beim gemeinsamen Fernsehschauen wenn bei der Frau die Tränen rollen und mich das völlig unberührt lässt. Sicherlich sollte man sich da ein gesundes Mittelmaß zulegen, zuwenig Interesse ist herzlos und zu viel machen die eigenen Nerven krank.

Meine Mutter ist so ein Mensch die an solchen Horrornachrichten bei persönlichen Schicksalen so viel Anteil nimmt und dann auch den anderen diese furchtbaren Nachrichten unbedingt übermitteln muss. Egal ob sie es wissen wollen oder die Leute überhaupt kennen. Bei meiner Mutter läuft das dann zum Beispiel so ab dass die Friseurin erzählte dass eine Kundin ihre Nichte den Mann mit 60 Jahren verloren hat und wie furchtbar das doch ist oder dass mir und ihr völlig unbekannte Personen sich scheiden lassen und sie sich Sorgen um die Kinder macht oder wie gemein der Mann vom Hörensagen doch sein soll. Ich höre da meistens auch schon gar nicht mehr hin weil ich es einfach unmöglich finde dass so über fremde Menschen getratscht und über sie geurteilt wird ohne die wahren Hintergründe überhaupt auch nur ansatzweise zu kennen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


In letzter Zeit gibt es ja leider häufig solche traurigen Meldungen. Ich bekomme das eigentlich auch immer mit. Aber ich sitze nicht weinend vorm Fernseher, aber ich bin der Meinung, dass das den Betroffenen nicht hilft, wenn ich wegen ihnen weine. Trotzdem bin ich innerlich berührt.

Ich denke dann schon über das Schicksal der Menschen nach, und mache mir auch Gedanken zur der Situation, und wie es den Menschen dort wohl gehen mag. Ich fühle mit ihnen mit, aber das mache ich nicht indem ich weine. Das finde ich auch nicht angebracht, weil ich die Menschen überhaupt nicht kenne die gestorben sind. Man sollte sich aber auf jeden Fall damit auseinandersetzen und ich denke jeder macht das so auf seine Art und Weise. Wer das nicht tut, der hat kein Mitgefühl, und das ist dann auch nicht mehr normal bei einem Menschen. Vor allem Frauen sind dazu in der Lage sich gut in die Lage von anderen versetzen zu können, und ich finde das ist wichtig.

» MyDream » Beiträge: 142 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich gehöre mittlerweile zu der Kategorie Mensch, die grundsätzlich den Fernseher oder das Radio ausschalte oder den Raum verlasse sobald die Nachrichten anfangen. Ich mag das ganze Elend einfach nicht mehr hören. Natürlich bleibe ich nicht von allen schlechten Nachrichten verschont und teilweise reagiere ich auf solche auch mit Emotionen. Ich breche zwar nicht in Tränen aus aber kann teilweise schon mit den Betroffenen mitfühlen.
Anders ist es bei Schicksalen denen ich während meiner Arbeit begegne.

Mein Beruf ist Krankenschwester und da habe ich schon einigen Einblick in manche Schicksale. Natürlich kommt es auch da auf die Situation an, ganz schlimm ist es aber wenn Angehörige vor mir stehen und in Tränen ausbrechen weil sie gerade die Nachricht von der Erkrankung oder vom Tod des Patienten erfahren, da muss ich mich schon oft zusammenreißen um nicht ebenfalls in Tränen auszubrechen. Bei Patienten die mir Nahe stehen scheue ich mich aber nicht ebenfalls zu weinen, auch wir sind nur Menschen und ein wenig Mitgefühl hat noch niemandem geschadet.

» Mondscheinzauber » Beiträge: 31 » Talkpoints: 24,98 »


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