Emotionen bei Schicksalen völlig fremder Menschen?

vom 16.12.2012, 19:25 Uhr

Ich muss sagen, dass mich solche Schicksale und Meldungen doch mitnehmen. Ich höre dann auch schon meist nicht mehr so aufmerksam zu, weil es mich dann doch lange beschäftigt. Aber ich finde, dass es nochmal etwas anderes ist, wenn man solche Schicksale direkt vor der Nase mitbekommt. So ist es mir zum Beispiel gestern ergangen.Gestern musste ich zur Post und vor mir in der Reihe stand noch eine Frau und ein älterer Herr stand am Schalter und wurde bedient. Ich musste dann natürlich warten und habe so ein bisschen mitbekommen, worum es bei dem älteren Mann ging.

Er wollte wohl für seine Frau dort etwas erledigen, vielleicht Geld abholen. Es schien ein Problem mit der Unterschrift seiner Frau zu geben, diese hat sich wohl im Laufe der Jahre verändert und sah wohl nicht mehr so aus wie auf dem Personalausweis. Die Postbeamtin meinte dann, dass sie das einschicken müsste und der Mann nochmal eine Unterschrift seiner Frau einholen müsste. Der Mann schien daraufhin etwas ratlos und meinte, dass er da mal schauen müssten, falls seine Frau mal wieder eine gute Stunde hätte. Darauf schloss ich, dass seine Frau krank und ein Pflegefall ist. Die Postbeamtin seufzte daraufhin, dass sie nicht die Augen verdreht hat, war wohl auch alles. Der Mann sagte dann, dass er alles alleine machen müsste, kochen, einkaufen und auch Geld holen. Er verabschiedete sich dann und ging. Die Postbeamtin hatte leider kein nettes Wort für ihn.

Als der Mann an mir vorüber ging, hatte er ganz feuchte Augen. Ich war so ergriffen, dass ich mir ein paar Tränchen wirklich verkneifen musste. Ich habe dann noch geschaut, ob ich den Mann auf der Straße sehe. Aber er war leider schon weg. Ich hatte mir überlegt, ihn einfach zu fragen, ob ich ihn auf einen Kaffee einladen darf. Vielleicht hätte es ihm ja geholfen, einfach mal jemand Fremden sein Herz auszuschütten. Er selbst hatte auch schon viele Falten und lief recht krumm, so dass ich vermutet das er etwas mit dem Rücken hatte.

Den ganzen Tag hat mich das nicht mehr los gelassen und ich musste immer wieder daran denken. Ich bin generell sehr mitfühlend, aber das ich hätte heulen können, kommt da eher selten vor. Ich finde, dass die Postbeamtin wenigstens ein nettes Wort hätte übrig haben können oder irgendwie etwas netter hätte sein können. Aber heute kümmert sich ja eigentlich fast jeder nur noch um sich selbst. Ich verstehe einfach nicht, wie einen das so kalt lassen kann. Einen Fernseher oder das Radio kann man ausmachen, wie es hier schon geschrieben wurde, aber wenn es direkt vor der Nase passiert, kann man nicht so leicht die Augen davor verschließen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich denke, gerade durch das Fernsehen, was ja bewegte Bilder sind, kann man solche Emotionen hervor rufen. Dies geschieht vor allem durch Dinge, die einem Selbst fehlen. Dazu zählen auch Dinge, die man in der Kindheit vermisst hat. Mich nehmen zum Beispiel gerade Familienzusammenführungen mit. Dies ist ein Aspekt aus meiner Kindheit. Ansonsten gibt es natürlich auch Menschen, die alles emotional dramatisieren. Diese steigern sich damit in einen Wahn.

» IamPirat » Beiträge: 431 » Talkpoints: 24,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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