Mein Mann sagt ich bin gemein - stimmt das?

vom 14.12.2012, 19:20 Uhr

Gestern Abend hat eine Nachbarin hier geklingelt. Sie wollte Backpulver ausleihen. Wir haben genug davon da, aber ihr möchte ich es nicht geben. Ich mag diese Frau nicht, sie ist unmoralisch, fies und nicht hilfsbereit, also habe ich gesagt, ich habe leider nichts. Ich war freundlich zu ihr, gegeben habe ich ihr aber nichts. Zum Glück ging sie dann aber schnell wieder und mir war das auch unangenehm. Musste aber sein. Mein Mann sagt, dass man das so nicht machen kann. Aber ich mag sie nicht und finde ihren Lebenswandel nicht gut. Sie müffelt immer ein bisschen und ist oft unfreundlich und immer so hintenrum. Und nach vorne ist sie nett. Immer wieder kommen fremde Besucher ins Haus. Das ist hier nicht so üblich. Außerdem hat sie einen bösen Hund, der immer in meine schönen Blumen macht was mir sehr wehtut. Ich helfe wirklich jedem gerne, aber nicht wenn einer so fies ist.

Mein Mann sagte dann, dass ich sonst auch mal gemein war. Vor kurzem hatte ein anderer Nachbar den Fuß gebrochen. Er trinkt und ist dann bestimmt die Treppe runtergefallen. Also weiß ich nicht aber denke ich mal. Der fragte, ob ich ihm was einkaufen kann. Aber ich mag den Mann nicht und wollte dem nicht das Bier die Treppe hochschleppen. Ich bin auch nicht so stark und er wohnt im dritten Stock ohne Aufzug. Außerdem haben wir so viel Ärger mit dem Mann. Der trinkt und nachts macht der da oben Terror und wir können kaum schlafen. Also habe ich gesagt ich habe keine Zeit. Er hat dann nicht mehr gefragt. Aber ist das denn gemein? Ich habe doch gute Gründe, das bei den Nachbarn abzulehnen. Oder etwa nicht? Und sonst bin ich auch hilfsbereit bei jedem. Ein schlechtes Gewissen habe ich irgendwie, aber ich will mich auch nicht immer ausnutzen lassen von so Leuten.

» HirschQ » Beiträge: 101 » Talkpoints: 0,74 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Zu deinem ersten Fall mit deiner Nachbarin. Du schreibst, dass diese Frau fies ist und nicht hilfsbereit. Das kann man auch zu dir sagen, wenn man das liest. Was geht dich der Lebenswandel der Frau an? Wenn du so schreibst, bist du nicht anders als die Frau. Hintenrum und nicht gerade nett. Dass sie fremde Besucher bekommt ist absolut nicht deine Sache. Es geht nur sie was an und dein Verhalten ihr gegenüber ist wirklich nicht gerade nett und freundlich. Von dir würde ich gar nichts haben wollen und wenn deine Nachbarin wüsste, wie du über sie denkst, würde sie wahrscheinlich gar nicht erst zu dir kommen.

Dein zweiter Fall ist auch so eine Sache. Du vermutest, dass der Mann betrunken die Treppe runtergefallen ist. Was soll das? Steht es dir zu zu vermuten wie was passiert ist? Warum bist du so "hintenrum" und sagst dem Menschen nicht ins Gesicht, was du von ihm denkst. Sage ihm dass du nicht unterstützt, dass er trinkt. Aber "normale" Einkäufe hättest du doch erledigen können. Ich finde schon, dass du nicht gerade nett bist und ich muss sagen, dass ich meinem Mann sehr böse wäre, wenn er so wäre. Ich denke nämlich, dass man sich helfen sollte und weder das Backpulver noch die Einkäufe hätten dich was gekostet.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Soso, bei dir muss man moralische und hygienische Mindeststandards erfüllen, bevor du deine Backzutaten teilst? Nur nette Menschen kommen an dein Backpulver. Das ist natürlich dein gutes Recht.

Ich kann durchaus nachvollziehen, dass man manchen Menschen nicht so gerne hilft, weil man damit nur Tür und Tor für weiter Forderungen öffnet. Ob das bei deinen Nachbarn auch der Fall ist, kann ich natürlich nicht beurteilen, aber ich hatte mal einen vergleichbaren Fall. Zuerst war es das Backpulver, dann die Zwiebeln, dann fünf Euro für Medikamente - ich bin allerdings weder sensibel noch schüchtern, deswegen konnte ich das rasch abstellen. In diesen Fällen rücke ich garantiert nichts raus, weil das sonst kein Ende nimmt.

Aber weil jemand müffelt oder charakterlich nicht mein Typ ist? Das wäre mir wurscht. Schließlich bin ich auch schon ein paar Mal bei den Nachbarn mit bedröppelter Miene vor der Tür gestanden, weil ich am Sonntag dringend eine Zwiebel oder so was gebraucht habe. Natürlich hätten die auch das gute Recht, der "alleinstehenden Dame, die privat Jogginganzug trägt, sich nie schminkt und am Wochenende Herrenbesuch empfängt", sprich mir, die Zwiebel aus moralischen Gründen zu verweigern.

Ehrlich gesagt frage ich mich, ob du deine Standards für Nachbarschaftshilfe in Bagatellfällen nicht ein bisschen hoch gesetzt hast. Vielleicht brauchst du ja auch mal Hilfe von dem Suffkopp oder der unhygienischen Person? Das ist natürlich unwahrscheinlich, aber ich bleibe bei der Meinung, generelle Hilfsbereitschaft sollte man schon ausüben, wenn die Gefahr, dass sie gnadenlos ausgenutzt wird, halbwegs gering ist. Und davon, dass Frau Lebenswandel sonst jeden Tag andackeln würde, schreibst du ja nichts, nur dass sie dir nicht passt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Um ganz ehrlich zu sein, ich würde ähnlich handeln wie du. Zu der ersten Situation. So wie sich die Frau verhält ist wirklich nicht nett, aber das heißt nicht, dass du nicht auch unfreundlich sein musst. Denn du kennst nur das was du siehst, aber das was sich vielleicht hinter der Fassade abspielt, kann ganz anders sein. Ich würde mich einfach neutral verhalten, und hätte der Frau erstmal Backpulver gegeben, und dann geguckt wie sich das ganze weiterentwickelt.

Auch in der zweiten Situation hätte ich dem man erstmal geholfen, aber nur dann, wenn es nicht mit zu großen Aufwand verbunden ist. Der Mann kann eigentlich nichts dafür das er sich das Bein gebrochen hat, auch wenn er Alkohol trinkt. Ich versuche egal in welcher Situation nett zu sein. Wenn du nicht nett bist, gibt es für die anderen erst gar keinen Grund mehr, ihr Verhalten dir gegenüber vielleicht zu ändern. Ich finde das dein Freund da schon ein Stück weit recht hat, dass du in diesen Situationen gemein warst, ich würde es aber eher als unfreundlich bezeichnen.

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» Finja18 » Beiträge: 1296 » Talkpoints: 61,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kann es durchaus verstehen, wenn man so entscheidest wie du und dann eben sagt "Den mag ich nicht, dem helf ich nicht." Aber meiner Meinung nach hat dein Mann dann auf jeden Fall auch Recht, wenn er behauptet, dass du gemein seist.

Schließlich bist du zwar in der Lage, Gründe vor zu schieben, aber diese sind nicht rational nachvollziehbar und sie geben im Grunde keine Erklärung darüber, warum du tatsächlich nicht helfen könntest. Das sind wirklich einfach nur von dir gesuchte Gründe, die für dich selber rechtfertigen sollen, dass du diesen Personen nicht hilfst. Nur, weil jemand viel Besuch bekommt, was nicht so üblich ist in der Gegend, kann man doch nicht sagen, dass man so jemanden kein Backpulver gibt!

Und hintenherum bist du gerade selber, denn du schilderst vollkommen Fremden Leuten die aus deiner Sicht vorhandenen negativen Eigenschaften deiner Nachbarn. Das würde ich nicht gerade nett nennen und da könnte ich jetzt auch sagen, dass ich jemanden wie dir niemals helfen würde. Das mache ich aber nicht, denn es ist keine rationale Rechtfertigung. Gute Gründe sehen definitiv anders aus, so ein Verhalten ist einfach nur willkürlich und kann man schon als gemein bewerten in meinen Augen.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich frage mich, warum du so bemüht bist, dich als hilfsbereiten Menschen zu präsentieren. Es ist kein Verbrechen, sich nicht hilfsbereit zu verhalten. Aber ich verstehe nicht, warum man dann nicht einfach dazu steht, dass man anderen nicht helfen möchte oder bestimmten Leuten seine Hilfe aus merkwürdigen Gründen verweigert. Du kannst doch einfach sagen, dass du nicht helfen willst, stattdessen verhältst du dich ebenso hinterhältig wie du es deiner Nachbarin vorwirfst. Das ist weder aufrichtig noch nett. Ich kann schon verstehen, dass dein Mann dir vorwirft, gemein zu sein. Ich würde das anhand deiner Schilderungen auch nicht anders sehen.

Ich bin nun auch nicht der hilfsbereiteste Mensch unter der Sonne und es gibt Menschen, auch in der Nachbarschaft, denen ich nicht unbedingt helfen würde, sofern es nicht um Leib und Leben geht. Aber ich bemühe mich da nicht, irgendeine Fassade aufzubauen. Du hingegen willst wohl hilfsbereit wirken, auch wenn du es letztendlich nicht bist. Warum machst du so ein Theater? Das würde ich einfach in Zukunft unterlassen.

Die Gründe, aus denen du deinen Nachbarn nicht helfen willst, finde ich auch ziemlich merkwürdig. Wenn du die Leute einfach nicht magst, sie dir etwas getan haben oder ihr eine regelrechte Feindschaft pflegt, könnte ich mir vorstellen, dass man da auch nicht unbedingt helfen will. Aber die Tatsache, dass jemand Besuch bekommt oder zu viel Alkohol trinkt, ist an sich noch kein Grund, die Hilfe zu verweigern. Vor allem ging es nur um lächerliches Backpulver und einen Einkauf. Du gehst doch bestimmt selbst auch einkaufen und wenn du dem Nachbarn ein bisschen Brot und Käse gebracht hättest, hätte dir das sicher nicht geschadet. Oder hat er direkt gesagt, dass du ihm eine Kiste Bier holen sollst?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ehrlich gesagt, gibt es ein solches Verhalten nicht bei uns im Haus. Und man mag mit Sicherheit auch nicht alle Nachbarn gleich gut. Unser Hausfeldwebel ist aber trotz aller Neugier und dass sie sich manchmal aufführt wie die Hauswirtin persönlich, immer sehr hilfsbereit. Auch wenn ich ihre kontrollierende Art manchmal nicht mag, helfe ich ihr, wenn sie mich darum bittet. Ich erhalte ja auch von ihr Unterstützung.

Und anstatt du selbst so hintenrum gegen deine Nachbarn sprichst, wäre es doch besser mal die Probleme direkt anzusprechen. Du brichst dir keinen Zacken aus der Krone, wenn du auf deine Blumen hinweist und dass doch der Hund bitte sein Geschäft woanders erledigen soll.

Auch bei dem angeblich trinkenden Nachbarn spekulierst du über die Ursache der gebrochenen Beines. Aber es geht dich schlichtweg nichts an, ob er besoffen auf dem Tisch getanzt und runter gefallen ist oder ob er nüchtern über etwas gestolpert ist. Auch da kann man mal das Gespräch suchen und auf die Lautstärke hinweisen. Und wenn ich selbst zum Einkauf will ist es doch kein Problem für einen Nachbarn ein paar Lebensmittel mitzubringen.

Oder hat er dich direkt gebeten sofort einen Kasten Bier zu kaufen? Auch das ist wohl nur deine Vermutung, dass es um das Beschaffen von Alkohol ging. Dein Mann hat schon irgendwie recht, wenn er dein Verhalten nicht so toll findet. Du belügst deine Nachbarn, weil sie nicht so leben, wie es dir gefällt. Betonst aber mehrfach wie hilfsbereit du doch eigentlich bist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich muss dir ganz ehrlich sagen, dass ich auch eher sagen würde, das du sehr unfreundlich und auch gemein gehandelt hast. Man kann Menschen spontan unsympathisch finden, aber dann sollte man trotzdem nett zu ihnen sein. Das ist das, was ich darüber denke.

Auch, wenn deine Nachbarin viel Besuch bekommt, muss sie ja dadurch nicht schlecht sein. Mal ganz ehrlich, du kannst doch nicht die Regeln für das Haus bestimmen. Wenn jemand viel Besuch hat, sagt es ja eigentlich aus, dass sie ein umgänglicher Mensch ist. Abgesehen davon warst du ja dann auch nicht hilfsbereit. Ich hätte ihr an deiner Stelle das Backpulver gegeben. Zumal du es ja hingeben kannst, wenn du viel davon auf Vorrat hast. So ein bisschen Freundlichkeit gehört eben auch unter Nachbarn dazu.

Das mit dem Mann finde ich dann mal richtig schlimm von dir. Vielleicht hat er ein Alkoholproblem, aber darf ihm deswegen nicht geholfen werden? Wenn er schon fragt, sagt das ja aus das er dringend Hilfe benötigt, weil er sonst keinen hat. Sicherlich hat er dich ja auch nicht gebeten ihm Bierkästen nach oben zu tragen. Ich finde, dass das dann eine ganz schöne Frechheit ist, wenn du von anderen Hilfsbereitschaft erwartest und dann selber sozial so versagst.

Man sollte moralisch nicht mit zweierlei Maß messen und da sind deine Aussagen schon wirklich unfreundlich. Du erwartest von deinen Mitmenschen absolute Fehlerlosigkeit, was bei dir ja aber auch nicht der Fall ist. Man sollte immer auch nur das erwarten, was man selber erfüllen kann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich wohne auch in einem Haus mit 27 Nachbarn und ganz ehrlich? Ich nehme für bestimmte Leute Pakete an, für andere nehme ich sie nicht an oder eher nur um dem Paketboten einen Gefallen zu tun. Wenn es abends an der Tür schellt, gucke ich auch gern durch den Türspion und wenn mir der Nachbar davor nicht passt, mache ich die Tür einfach gar nicht auf. Letztens hatte ich auch keine Lust den Schlüssel für das Flurfenster zu suchen als die nervigen Blagen von oben ihren Ball auf dem Vordach wieder haben wollten. Bestimmten Nachbarn halte ich auch die Haustür nicht mehr auf, wenn das Leute sind, die sich in der Beziehung auch nicht benehmen können.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich finde das nicht gemein, ich hätte es fast genauso gemacht. Meiner Meinung nach muss man nicht jedem helfen, der danach fragt oder etwas braucht, man wird ja gefragt und hat somit auch das Recht, Nein zu sagen. Einem Menschen etwa, der unfreundlich und zänkisch ist und den ich vielleicht auch irgendwie eklig finde, wöllte ich auch nicht helfen. Es ist etwas anderes, wenn es um eine lebensbedrohliche Situation geht, dann würde ich nicht nach Sympathie gehen, aber Backpulver ist ja nun nicht gerade lebensnotwendig.

Zudem denke ich, dass man sich bei solchen Gefälligkeiten die Hilfe auch irgendwie verdient haben muss. Damit meine ich etwa ein freundliches Verhalten etc., wer hinten herum lästert, wessen Hund auf meine Blumen macht oder wer mir den Schlaf raubt, der hat sich die Hilfe sicher nicht verdient. Man muss nicht das negative und störende Verhalten anderer fördern, indem man diesen Menschen auch noch Hilfe zukommen lässt.

Wenn jemand zu Dir kommt und etwas will, dann bist Du zu gar nichts verpflichtet und kannst frei entscheiden, ob Du helfen möchtest oder nicht. Es ist Dein Eigentum und Deine Zeit, die Du da investierst – dafür musst Du Dich nicht rechtfertigen. Es bringt doch auch nichts, sich durch irgendwelche moralischen Regeln dazu genötigt zu fühlen, anderen zu helfen und dann nachher das Gefühl zu haben, dass diese es einem eh nicht danken werden und derjenige es gar nicht verdient hat.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 14.12.2012, 23:20, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

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