Gegenderten Aufkleber zur Gleichstellung Mann und Frau?

Vielen ist sicherlich schon aufgefallen, dass Gender in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Gender soll mehr oder weniger die Gleichstellung von Mann und Frau sein in unterschiedlichen Bereichen, nicht zu vergleichen mit Feminismus. Jedenfalls weiß ich noch von einem früheren Genderkurs, den ich machen musste, dass es die Aufregung gab, dass es in Straßenbahnen zumindest in Wien, aber ich denke einmal auch in anderen Orten ja bei manchen Plätzen diese Aufkleber gab, die darauf hinweisen, dass man schwangeren, behinderten und älteren Personen den Platz überlässt.

Bei den Aufklebern war eben eine schwangere Frau, eine Frau mit einem Kind auf dem Schoß, ein älterer Mann mit Gehstock und das vierte Bild war ein blinder Mann. Die Aufregung bestand dann eben darin, dass ja auch ein Mann mit Kleinkind einen Platz benötigt und dass ja auch eine alte Frau einen Sitzplatz will und so weiter. Ja, man kann sich durchaus auch Sorgen schaffen, wenn man keine eigenen hat.

Nun habe ich unlängst gesehen, dass es nun in der Tat schon gegenderte Aufkleber gibt. Auf denen sind die Geschlechter eben genau umgekehrt, nur die schwangere Frau blieb eine schwanger Frau. Gender sei Dank! Was haltet ihr davon? Stören wird es ja wohl kaum jemanden, aber haben euch diese Aufkleber selber gestört, dass ihr den Wunsch hattet, dass es eben auch gegenderte Aufkleber gibt? Mir waren die nämlich ehrlich gesagt immer egal. Ich habe mich nie unterdrückt oder so gefühlt, dass da eine Frau mit einem Baby auf der Schoß gewesen ist und so weiter.

Ich muss sagen, dass ich diesen Begriff "Gender" oder "gendern" gar nicht kenne und beim Lesen der Überschrift erst an einen Schreibfehler dachte. Ich habe den Begriff in diesem Beitrag zum ersten Mal gehört, auch wenn ich das Thema an sich kenne und mich darüber immer ziemlich lustig gemacht habe, da ich auch denke: "Wer keine Probleme hat, schafft sich solche." Ich kenne diese Aufkleber auch nicht, aber wenn man sich mal umguckt, dann war auf den Verkehrsschildern z.B. immer eine weibliche Person mit einem Kind zu sehen.

Mir persönlich ist es egal. Meinetwegen sollen sie Schilder oder Aufkleber mit geschlechtsneutralen Strichmännchen machen, dann kann sich niemand beschweren. Allerdings denke ich dann auch immer an die unnützen Kosten, die beim Ändern entstehen. Wenn sie es denn meinetwegen ändern wollen, dann sollten sie es nach und nach machen, wenn sie kaputte Schilder oder Aufkleber eh ersetzen müssen.

Ich habe mich nie unterdrückt oder so gefühlt

Es ist ja auch so, dass die glücklichen Sklaven die erbittertsten Feinde der Freiheit sind. Nur weil man die Ketten nicht spürt, bedeutet dies ja nicht, dass es sie nicht gibt. Und auch ein goldener Käfig wäre nur eine Variation der Unfreiheit. Um mal dazu ein paar passende Sprüche entgegen zu halten.

Natürlich ist es wichtig, hier entsprechend wachsam zu sein. Es mag hier tatsächlich kein großer Schritt gewesen zu sein. Aber solche Kleinigkeiten prägen die Menschen. Es ist wichtig, hier eine Gleichstellung in allen Bereichen zu erwirken. Das mag am Anfang "lächerlich" auf alle wirken, die sich gar keine Gedanken machen und von einer Unterdrückung nichts mitbekommen (wollen). Aber jeder der (und jede die) sich ernsthaft mit dem Thema auseinander gesetzt hat, kommt zu dem Schluss, dass die Gesellschaftsform aktuell auf einer massiven Unterdrückung der Frau fußt. Nicht nur im Bereich der Gehälter (hier immer noch bei -30% für die gleiche Tätigkeit) und der Karrierechancen.

Um mal ein Beispiel für die massive Prägung zu geben: es genügt z.B. in einer durchschnittlichen Schulklasse den Schülern die Anweisungen in weiblicher Form zu geben. Es ist fest davon auszugehen, dass es immer und in jeder Schulart zu Protesten (der männlichen Schüler) kommen wird. Ein "Alle Schüler setzen sich bitte" wird von Schülern und Schülerinnen akzeptiert –auf ein "Alle Schülerinnen setzen sich bitte" werden die Jungen kaum reagieren. Auch wenn vorher definiert wird, dass unter Schülerinnen sowohl Schüler als auch Schülerinnen gemeint sind. Und so prägt der von dir monierte Aufkleber eben das Bild von "Frau und Kleinkind" als untrennbar. Ein Mann mit Kleinkind gilt als unnormal.

Diese vier Aufkleber sind mir hier in Wien auch schon aufgefallen. Ich finde sie sehr sinnvoll. Aber muss man sich wirklich Gedanken machen ob das jetzt ein alter Mann oder eine alte Frau ist?

So richtig und wichtig die Gender-Diskussion ist, es diskriminiert doch keine alten Frauen wenn auf einem Aufkleber in einem öffentlichen Verkehrsmittel ein alter Mann dargestellt wird, entscheidend ist die Botschaft. Und die lautet eben nicht "Machen Sie bitte alten Männern den Platz frei" sondern sie lautet "Machen sie bitte alten Personen den Platz frei".

Ich finde in solchen Sachen eine Gender-Diskussion anzufangen macht keinen Sinn und ist übertrieben, da kann man sich die Zeit für wichtigere Dinge sparen. (z.B. aufmerksam U-Bahn fahren und den Platz ggf. auch wirklich frei machen).

Ich schließe mich derpunkt an. Gerade mit solchen Kleinigkeiten lässt sich vielleicht im ein oder anderen Gehirn ein Nachdenkprozess anregen. Ich glaube nicht, dass es hier wirklich darum ging, dass auch Männer mit Kleinkind einen Sitzplatz bekommen - so viel Höflichkeit kann den Menschen durchaus auch ohne entsprechenden Aufkleber zugetraut werden - sondern es ging darum, das Umdenken in der Gesellschaft sichtbar zu machen.

Natürlich hat sich die große Masse nicht an den alten Aufklebern gestört, denn man war sie ja gewöhnt. Aber gerade die kleinen Alltäglichkeiten reproduzieren sexistische Strukturen. Kinder wachsen in unserer Gesellschaft damit auf, dass es normal ist, alle Menschen mit der männlichen Form anzusprechen, dass jede_r auf Hinweisschlidern und Ampeln durch ein männliches Piktogramm repräsentiert wird und so weiter. Als weiblich gekennzeichnete Piktogramme findet man an Türen von Damentoiletten und (mit Kind an der Hand) auf dem Verkehrsschild, das einen Fußweg kennzeichnet. Kurz: Das Männliche ist in der Sprache und anderen Symbolsystemen die Norm, das Weibliche die Ausnahme.

Um diese sexistischen Strukturen aufzubrechen, fängt man eben bei den kleinen Dingen an. Das kann ich nur unterstützen.

Ich habe die Überschrift überhaupt nicht verstanden und musste erst man den Beitrag lesen um überhaupt zu verstehen, was damit gemeint ist. Ich finde es immer arg befremdlich, wenn man ein offensichtliches Fremdwort gnadenlos mit deutscher Grammatik versieht und erkenne das dann oft nicht gleich als das, was es eigentlich bedeuten soll.

Was nun dieses erste Welt Problem mit dem Aufklebern betrifft - mir ist es völlig egal, ob da auf einem Aufkleber ein Weibchen oder ein Männchen zu sehen ist. Zumal man da auch eine weitere unnötige Diskussion anfangen könnte. Die Frauen werden in solchen Bildchen mit langen Haaren und Rock oder Kleid dargestellt - aber ist das nicht eine total männliche und somit potentiell sexistische Sichtweise? Es gibt schließlich genug Frauen mit kurzen Haaren und viele Frauen dürften heutzutage wahrscheinlich mehr Hosen als Röcke und Kleider im Schrank haben.

Zementiert man die angeblich "sexistischen Strukturen" nicht, wenn man die Frauen auf den Schildern in Kleidchen steckt und mit langen Haaren darstellt?