Paare mit Kindern - nur wenige nehmen mal eine Auszeit
Irgendwo habe ich gelesen, dass die allgemeine Lebenszufriedenheit bei Paaren mit Kindern im Schnitt erkennbar niedriger ist als bei kinderlosen Paaren. Was mich auch nicht wundert, wenn man sich den ganzen Stress und die ganze Arbeit anschaut.
Und es ist auch in vielen Fällen gar nicht so einfach sich "mal eine Auszeit", am besten noch "von Kind und Job" zu nehmen. Ich verstehe nicht, wie immer pauschal davon ausgegangen wird, dass Eltern gar nicht arbeiten müssen, oder zumindest nur halbtags oder stundenweise von zu Hause aus, während das gewünschteste Wunschkind überhaupt im Kindergarten, oder manchmal auch schon im Gymnasium ist.
Und natürlich sind Oma und Opa auch noch topfit, aber dennoch schon in Rente und wohnen in unmittelbarer Nähe, sodass sie den Nachwuchs jederzeit gerne, auch über Nacht, bei sich aufnehmen und bespaßen, damit Mama und Papa endlich mal wieder schön essen gehen können. Was machen Mama und Papa, wenn Opa schwer dement ist, oder die Großeltern im Altersheim oder einer Winzwohnung leben, wo Klein-Timmi auf dem Fußboden schlafen müsste? Das ist doch alles völlig naiv und weltfremd.
Ich denke, dass eigene Kinder vor allem eine Riesenverantwortung darstellen und dass man sich als Elternteil nur selber unglücklich macht, wenn man glaubt man könne gleichzeitig Eltern, berufstätig, ein Liebespaar, sozial eingebunden, erfolgreich und gesund bleiben. Irgend etwas davon bleibt zumindest zeitweise auf der Strecke, und dann kommt es auf das Rückgrat des Einzelnen an, wie die Person damit klarkommt. Da helfen auch keine stundenweisen Auszeiten, in denen man sich mal ins Kino schleppt.
Ich finde es immer irritierend, wenn sich Eltern plötzlich einerseits total auf Rollenbilder konzentrieren, die sie so nie wollten, und andererseits nur noch das Kind wegen und sich und die Partnerschaft vollkommen aus den Augen verlieren. Das kann doch nicht funktionieren.
Ich meine, es fängt ja meist direkt nach der Geburt an. Sie bleibt für die Brut daheim und schmeißt gleich den ganzen Haushalt. Immerhin schafft er das Geld heran und sein Einkommen ist überlebenswichtig, außerdem hat sie jetzt mehr Zeit.
Das klingt total vernünftig, aber ohne eine gute Kommunikation und immer neues Aushandeln und Verteilen werden beide bald total unzufrieden sein und den anderen viel weniger attraktiv finden. Denn sie ist abends ebenso fertig wie er. Ihn stresst die Verantwortung und ihre Unzufriedenheit, die wünscht sich mehr Unterstützung. Schnell wird nicht mehr miteinander geredet, weil beide stocksauer sind.
Denn dummerweise nehmen sich beide erst einmal extrem zusammen. Jeder sieht, was der andere leistet und will nicht nörgeln. Und wenn dann einem der Kragen platzt, fühlen sich am Ende beide unverstanden und unfair behandelt. Selbst wenn es irgendwann wieder besser wird, da bleiben tiefe Risse.
Wir sind immer Paar und Mensch geblieben. Natürlich sind wir auch Eltern geworden. Aber das wurde nie der wichtigste Lebensinhalt. Wir haben nie aufgehört, über uns zu reden. Wir haben immer gesagt, was wir brauchen und somit wir schlecht klarkommen. Meist fand sich eine Lösung, aber wenn nicht verstand man den anderen wenigstens.
Für mich war es beispielsweise total wichtig, meine Hobbys zu behalten. Das war und ist bis heute immer mein Ausgleich. Da musste man eben improvisieren. Aber gerade zu Anfang ist das eigentlich simpel. Hundesport funktioniert auch mit Tragetuch und der Kinderwagen steht auch gut neben dem Reitplatz. Wenn der Gatte sich derzeit im Haushalt engagiert, hat man danach Zeit als Paar.
Ich habe den Eindruck, dass viele Eltern leider auf viel zu viel verzichten und keine Auszeit als Mensch oder Paar nehmen können oder wollen. Das finde ich aber schade und extrem wichtig, dass man das auch macht. Denn nur, wenn man selbst zufrieden und ausgeglichen ist, kann man auch eine gute Mutter und ein guter Vater sein. Die Kinder spüren das ja auch, wenn die Eltern latent unzufrieden und unglücklich sind.
Die Zeit mit meinem Kind zusammen war auch meine Zeit. Ich habe jede Minute mit ihr genossen. Als sie noch ganz klein war, habe ich sie nach Feierabend in ihrem Zimmer spielen lassen und ihr von der Couch aus zugeschaut und ich war hin und weg, ihr beim friedlichen Spiel zuzusehen. Unser Papa war in der Woche auf Montage und genoss die Zeit ab Freitag mit ihr sehr. So musste sie auch nie am Freitag in die Kindereinrichtung gehen. Papa und Kind waren dann ein Team und verbrachten wertvolle Zeit miteinander.
Das erste mal als sie außer Haus übernachtete, war als sie zwei Jahre alt war. Wir schauten uns an und wussten gar nicht, was wir ohne unsere Süße anfangen sollten und waren echt froh, dass wir sie am nächsten Tag wieder in die Arme schließen konnten. Wir brauchten nie eine Auszeit von unserem Kind. Mit ihr zusammen zu sein, war einfach immer auch Lebensqualität.
Als sie älter war, so acht Jahre alt, waren wir mal allein im Tropical Island inklusive Übernachtung in einem Zelt. Das machte uns schon mal Spaß. Wir badeten, flachsten und spielten abends Billard und tranken Cocktails. Das war es aber auch schon. Sonst verbrachten wir stets Zeit mit ihr zusammen und machten auch nie einen Urlaub ohne sie.
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