Chancengleichheit im Beruf - nur eine Floskel?

vom 11.12.2012, 12:50 Uhr

Immer wieder hört man, dass Frau und Mann die gleichen Chancen im Beruf haben sollten. Aber ist das nur reine Theorie oder nur eine Floskel? So habe ich selber schon mitbekommen, wie Frauen reihenweise aussortiert wurden, wenn sie sich auf eine Stelle beworben haben. Die Arbeitgeber müssen ja nicht sagen, warum sie aussortiert haben. Auch habe ich in Berufen, die noch immer sehr frauenorientiert sind schon mitbekommen, dass ein Mann keine Chance hat, wie beispielsweise im Kindergarten, wo man selbst als Praktikant abgelehnt wurde.

Ist diese Chancengleichheit wirklich nur eine Floskel oder wie kann man sicher gehen, dass man auch gleich behandelt wird und als Frau und als Mann die gleichen Chancen hat? Wenn man als Mann bzw. Frau abgelehnt wurde bei einer Bewerbung, kann man da was machen oder bleibt es immer noch dem Arbeitgeber selber überlassen, wie viele Männer und Frauen er einstellt?

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» Sherlock-Holmes » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Solange es keine gesetzlichen Quoten gibt, befürchte ich, dass es die viel beschworene "Chancengleichheit" wirklich auch weiterhin nur auf dem Papier geben wird. Dass dann trotzdem immer noch 99% aller Chefposten mit Männern besetzt sind, ist eben ein ganz merkwürdiger statistischer Zufall... Oder die waren angeblich allesamt besser qualifiziert. Frauen haben eigentlich nur da eine "faire" Chance, wo der Beruf bei harter Arbeit so mies bezahlt ist, dass er für Männer nicht besonders attraktiv ist. Also eben zum Beispiel in der Kinderbetreuung oder in der Krankenpflege. Leider sehe ich auch keine Möglichkeit, wie sich daran in Zukunft etwas ändern sollte.

» arril » Beiträge: 739 » Talkpoints: 10,78 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde dieses ganze Gerede über irgendwelche Quoten blödsinnig. Wenn eine Frau mehr Leistung bringen kann, als der Mann, wird sie auch definitiv eine Chance auf den Aufstieg haben. Viele Frauen wollen auch gar nicht aufsteigen, weil sie sich den Stress nicht antun möchten, und lieber geregelte Arbeitszeiten haben. Statistiken, die besagen, dass zu wenig Frauen in den höheren Positionen sind, sind demnach sowieso unnütz, weil das Mengenverhältnis zwischen Mann und Frau nicht stimmt, das auf eine höhere Stelle scharf ist.

Wenn es ein kluger Betrieb ist, wird er einer Frau die Stelle geben. Manchmal sagen sich Betriebe aber auch, sie nehmen für eine Informatikstelle lieber eine etwas schlechtere Frau, als einen Mann, um ein besseres Image zu haben. Ich finde die ganze Diskussion darüber einfach nur lächerlich. Wenn jemand etwas gutes Vorweisen kann und einen passenden Charakter hat, um die Firma auch gut zu repräsentieren, der wird auch aufsteigen können - ob Frau oder Mann.

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» Zollstock » Beiträge: 338 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Vor einer Weile bin ich in einer Zeitschrift auf eine Werbung für eine Karriere bei der Bundeswehr gestoßen. Unten stand in der Anzeige, gut sichtbar: "Frauen werden bei gleicher Qualifikation bevorzugt eingestellt." Das hat mir etwas zu denken gegeben. Die ganze Diskussion um Quoten und Gleichberechtigung in der Berufswelt geht auch mir mittlerweile etwas auf die Nerven, aber das finde ich dann schon etwas übertrieben.

Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass dieser Fall eine Benachteiligung der Männer darstellt. Diese Einstellung ist wohl tatsächlich nur dazu da, um sagen zu können "wir befolgen die Frauenquote" und somit das öffentliche Image der Bundeswehr etwas aufzupolieren. Auch ich bin der Meinung, dass im Endeffekt nur die Qualitäten des/der Einzustellenden zählen und so etwas wie eine feste Quote absolut unnötig ist.

» Lior » Beiträge: 117 » Talkpoints: 13,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Solange es keine Vorgaben in Form einer Quote gibt, ist es den Arbeitgebern tatsächlich überlassen, wie viele Frauen er einstellt und bei welchen Tätigkeiten das tatsächlich der Fall ist. Aber man sollte sich von der Idee freimachen, dass Frauen es grundsätzlich schwerer im Beruf haben und es in den von Frauen geprägten Berufsfeldern für Männer immer schwer ist, Fuß zu fassen. In weiten Teilen hängt es einfach von der Qualifikation der Bewerber ab, was letztendlich auch das Einzige sein sollte, worum es bei einem Bewerber geht.

Ich habe in meinem Bekanntenkreis unter anderem einen jungen Mann, der Erzieher werden will. Ihm wurde bei Ausbildungsbeginn gesagt, dass man ausdrücklich die Bewerbungen von Männern unterstützt. Eigentlich gab es keine freien Plätze mehr, aber es ist jemand abgesprungen und meinem Bekannten wurde gesagt, dass man den freien Platz gerne einem Mann geben würde. Es gibt sicher auch Gegenbeispiele, aber keines, das allgemein gültig ist. Man kann einfach nicht sagen, dass ein Mann in einem Kindergarten keine Chance hat.

Auf der anderen Seite kenne ich ein paar Frauen, die in klassischen Männerberufen arbeiten und dort keine Probleme haben. In einem Fall habe ich erlebt, dass eine Frau in einem Ingenieursberuf schon mehr leisten musste, um die gleiche Anerkennung zu bekommen. Das ist das Bild, das man oft im Kopf hat und ganz falsch ist es nicht. Es gibt auch genug Frauen, die solche Erfahrungen nicht machen.

Was soll man schon machen können, wenn man als Bewerber abgelehnt wird? Ein Arbeitgeber wird den Grund für die Ablehnung wohl nicht nennen, wenn aus seiner Sicht ausschließlich das „falsche“ Geschlecht gegen den Bewerber spricht. Bevor man sich auf die Idee stürzt, dass man aufgrund des Geschlechts abgelehnt wird, sollte man aber vielleicht noch einmal über die eigenen Qualifikationen nachdenken. Oft ist der Grund für eine Ablehnung auch da zu suchen, auch wenn man das nicht immer wahrhaben möchte.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich bin schon der Meinung das es noch immer eine Floskel ist, zumindest bei den meisten Arbeitgebern ist das noch so. Ich habe jetzt ja auch nicht gerade einen typischen Frauenberuf und hier war es für mich, obwohl ich gut ausgebildet bin, schon schwierig einen Job zu finden. Ich bin IT Systemadministrator und hatte zu kämpfen das ich irgendwo in eine Firma reingekommen bin wo ich wirklich mit meiner Ausbildung etwas anfangen konnte. Und selbst dann war der Kundenkontakt am Anfang schwierig weil die Leute bei diesem Beruf einfach einen Mann erwarten.

Auch bei der Ausbildung hatte ich es nicht immer leicht. In dieser hatte ich es ausschließlich mit Männern zu tun und die waren zum Teil der gleichen Meinung und auch zum Teil die Ausbilder. Also halte ich es für eine Floskel. Ich denke nämlich das es den Männern, die jetzt nicht unbedingt einen typischen Männerberuf ergreifen gleich geht.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Auf jeden Fall ist das eine Floskel. Das sieht man schon allein daran, dass Frauen immernoch schlechter bezahlt werden. Dazu kommt, dass sie als mögliche Mütter immer wieder als Risikoarbeitnehmer angesehen werden.

Wie oft werden Frauen schon im Einstellungsgespräch darauf angesprochen, ob sie in den nächsten Jahren Kinder haben wollen. Diese Frage ist natürlich verboten, aber dennoch wird sie gestellt und verunsichert viele Frauen. Werden sie dann schwanger, reagieren viele Unternehmen nicht unterstützend, sondern vielmehr behindernd. Man hört immer wieder Fälle, in denen Frauen unter Druck gesetzt werden vor einer Schwangerschaft zu kündigen oder nicht mehr in ihrem Betrieb anzufangen.

» Mia1989 » Beiträge: 165 » Talkpoints: 11,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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