Sich nur auf Stellen bewerben, die zu 100% passen könnten?
Nachdem man mir unterstellt hatte, ich hätte mich nur halbherzig beworben, weil vielleicht nicht alle angeforderten Dinge auf mein Profil passen oder auch, weil ich bei der einen oder anderen Bewerbung kein gutes Gefühl hatte, habe ich überlegt, ob man heutzutage bei der Arbeitssuche wirklich die Wahl hat, wo man sich bewirbt. Dies wird bestimmt problemlos der Fall sein, wenn man einen eher seltenen oder gefragten Beruf ausübt oder wenn man unglaublich gute Referenzen vorweisen kann.
Da ich selbst durchaus zu Kompromissen bereit bin und diese durchaus auch eingehe, schätze ich es schon ab, ob ich für die Stelle geeignet bin und wenn es überwiegend der Fall ist und ich die Anforderungen zum größten Teil erfüllen und auch vorweisen kann, ist es für mich kein Thema, mich dennoch dort zu bewerben.
Mir sitzt weder die Agentur für Arbeit im Nacken noch baue ich absichtliche Fehler in die Bewerbungen ein, einfach, weil es nicht meine Art ist und ich auch generell versuche, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Ansonsten bin ich ein sehr offener Mensch, auch bin ich gewillt, Kompromisse einzugehen. Ganz abgesehen davon, dass man nicht immer alle Arbeitgeber kennt und es auch selbst gar nicht einschätzen kann, ob man dazu passen kann. Meiner Ansicht nach fehlen einfach der Blick hinter den Kulissen, sodass man gewisse Dinge gar nicht beachten, ausschließen oder auch voraussetzen kann.
Könnt Ihr wirklich zu absoluter Sicherheit sagen, dass Stellen für Euch nur dann in Frage kommen, wenn sie zu hundert Prozent Eurer Meinung nach zu Euch passen? Geht Ihr da wirklich keine Kompromisse ein? Oder habt Ihr nur bestimmte Punkte, die auf alle Fälle erfüllt werden müssen und ein Rest, bei dem Ihr Kompromisse eingehen würdet? Wie entscheidet Ihr, ob eine Stelle absolut und zu hundert Prozent zu Euch passen?
Meiner Meinung nach kann man erst dann beurteilen, ob eine Anstellung zu 100% passt, wenn man schon ein paar Monate dort gearbeitet hat. Die Angaben, die man in Stellenanzeigen findet, machen ja nur einen kleinen Teil des Arbeitsalltags aus. Ob der Arbeitsplatz gut ausgestattet und beleuchtet ist, ob die Kollegen nett sind, ob die Arbeit gut verteilt ist oder ob sich Stress und Langeweile abwechseln - all diese Faktoren gehören für mich mit dazu, wenn ich einen potenziellen Arbeitsplatz beurteile. Deswegen kann ich anhand des Stellenangebots oder des Vorstellungsgesprächs alleine nicht beurteilen, ob eine Stelle wirklich perfekt zu mir passt.
Deswegen gehe ich prinzipiell immer ein Risiko ein, wenn ich mich bewerbe. Es könnte ja sein, dass mir das Gehalt etwas zu mickrig ist, aber die Arbeitsatmosphäre sich als super herausstellt. Ist das dann schon ein Kompromiss, wenn ich die Bewerbung abschicke?
Für mich kann ich sagen, dass ich nur wenige Punkte hatte, die unbedingt erfüllt sein mussten. Die Pendelstrecke muss irgendwie machbar sein, es kommen nur Vollzeitstellen in Frage und weniger als das branchenübliche, leider recht bescheidene Gehalt kommt mir nicht in die Tüte. Ansonsten war ich flexibel und hab mich für alles beworben, was ansatzweise in meine Richtung gegangen ist.
Ich wüsste nicht, wie man an Hand einer Stellenbeschreibung schon wissen kann, welche Kompromisse man einzugehen hat. Auch wenn das vielleicht etwas überheblich klingt, ist es doch so, dass diejenigen, die solche Stellenausschreibungen schreiben, oftmals deutlich über das Ziel hinausschießen und sowieso in den seltensten Fällen korrekt beschreiben, was konkret gesucht wird. Ein Profil sollte "weitestgehend" passen. Aber die Stelle ausfüllen muss man dann vor Ort. Und hier kann man selbst schon auch noch gestalten.
Wo man sicher seine Präferenzen beachten kann, ist in der groben Ausrichtung. Man kann z.B. entscheiden, ob man eher Kundenkontakt will (im Vertrieb oder Service) oder aber lieber im Hintergrund arbeiten will. Ob man bereit ist, viel zu reisen oder aber lieber vor Ort arbeiten möchte. Solche Parameter kann man sicher schon aus der Anzeige heraus lesen. Alles andere ergibt sich während eines Gesprächs oder aber - im schlimmsten Fall - innerhalb der ersten Arbeitswoche.
Nur auf Anzeigen zu warten, die zu 100% passen, macht definitiv nicht glücklich. Hier würde man gar nicht dazu kommen, sich zu bewerben - weil einfach zu wenig "Traumstellen" ausgeschrieben werden. Ich kenne das im Extremfall so, dass für einen Job sogar als wünschenswerte Sprache "Portugiesisch" angegeben wurde. Letztlich nur, weil einer der größten Kunden aus Portugal kommt. Genommen wurde dann aber wieder ein Bewerber, der eben gar keine Fremdsprachen beherrscht. Einfach, weil für den Job eben überhaupt kein Kundenkontakt erforderlich war. Und dennoch stand es in der Ausschreibung.
Ich teile auch die Meinung, dass man sich nicht nur ausschließlich auf Stellen bewerben sollte, die anscheinend zu hundert Prozent auf einen zugeschnitten sind. Zum einen läuft man, wie bereits vor mir erwähnt wurde Gefahr, dass man solchen Ausschreibungen und Gesuchen zu selten bis gar nicht begegnen könnte, was einen langen Bewerbungsprozess erzwingt, welcher einen dauerhaft entmutigen kann.
Zum anderen kann es sehr gut sein, dass man seinen "Traumberuf" übersieht bzw. dem ausweicht, da man beim Lesen des Stellenangebots, glaubt, dass es eben nicht vollkommen seine Traumauswahl wäre und entscheidet sich deswegen gegen eine Bewerbung dorthin. Nicht zuletzt kann es auch sein, dass man sich selbst noch gar nicht darüber im Klaren ist, was genau eine Traumstelle für einen ausmacht, schließlich erfährt man dieses meist erst nachdem man bereits im betreffenden Betrieb die Arbeit aufgenommen hat.
Oft schrecken die Anforderungen an die ausgeschriebene Stelle einen ab, da man gewisse "geforderte" Qualifikationen nicht mitbringen kann und man vorher bereits resignieren muss, da man glaubt, dass eine Absage bereits vor Absendung der Bewerbung unvermeidlich wäre. Doch es stellt sich immer wieder heraus, dass dem Arbeitgeber nicht immer alle Aspekte wichtig sind und/ oder er sogar bei Notwendigkeit bestimmter Qualifikationen, eine entsprechende Weiterbildung gewährt.
Deswegen würde ich, wenn mich die Stelle an sich interessiert und ich mir auch zutraue, Neues zu lernen und auch Interesse daran hätte, mich in jedem Fall trotzdem bewerben, selbst wenn ich eine Absage befürchten muss. Aber dann kann ich mir immer noch eingestehen, dass ich es wenigstens versucht hätte und muss nicht immer mich mit dem Gedanken plagen, was wäre wenn?! Sofern man nicht gänzlich fernab der Arbeitsstelle mit seinem eigenen Profil liegt, sehe ich darin keine Bedenken und vielleicht bringt man nicht die zertifizierten Qualifikationen mit, aber hat an sich bereits das Potential den Job noch besser zu bewältigen, als so manch einer "vom Fach". Und wenn der potenzielle Arbeitgeber dieses auch herausfindet, dann steht einer tollen Zukunft nichts im Wege.
Ich habe schon öfters die Erfahrung gemacht, dass der eigentliche Job am Ende nicht wirklich der ausgeschriebenen Stelle entspricht. Oft sind die Stellenausschreibungen eher allgemeine Tätigkeitsbeschreibungen und nicht wirklich festgelegt. Meistens wird eben erst einmal nur eine Verstärkung für das Team gesucht, wo man dann diese Verstärkung einsetzt, wird dann erst wirklich endgültig entschieden, wenn ein passender Kandidat eingestellt wurde.
Das bedeutet aber auch, dass die tatsächliche Tätigkeit auch ein Stück weit auf die Person zugeschnitten werden kann. Gerade bei Stellen für höher Qualifizierte erfüllen die Kandidaten auch gar nicht alle Anforderungen, die in der Stellenausschreibung stehen, weil die Bandbreite an Anforderungen und Fähigkeiten einfach zu groß ist. Das wissen natürlich die Personaler. Sie schreiben zwar den absoluten "Wunschkandidaten" aus, aber wenn jemand nur 80% oder gar nur 50% der Anforderungen erfüllt, wird der Kandidat trotzdem in Erwägung gezogen.
Und deshalb kann man sich auch problemlos auf Stellen bewerben, in denen man nicht alle Anforderungen erfüllt. Vieles kann man ja durch gezielte Weiterbildung oder direkt im Job dazulernen. Ein viel wichtigeres Kriterium ist, dass der Bewerber menschlich in das Team passt.
Ich finde, dass es sich recht schwierig gestaltet eine Stellenanzeige zu finden, die einem selbst wirklich zu 100 % zusagt. So etwas habe ich noch nicht so oft gehabt. In irgendeiner Form muss man hier wohl oder übel Kompromisse eingehen. Es kommt aber auch immer darauf an, was einem jetzt genau stört. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die man eigentlich ohne weiteres abhaken könnte, aber für manche Menschen stellt das gleich ein Unding da. Insgesamt sollte das Gesamtpaket natürlich schon stimmen. Wenn man mal einen Punkt vor Augen hat, der einem nicht so zusagt, kann man ja diesen immer noch einmal ansprechen oder vielleicht sogar eine entsprechende Lösung finden.
Bei mir gab es auch einen Punkt in der Stellenausschreibung, der mir absolut nicht zugesagt hat. Ich war in meinem Betrieb noch als Auszubildender unterwegs und wusste genau, was es mit diesem Punkt auf sich hatte, da ich ihm einmal kurz machen musste. Es handelte sich hierbei um eine Vertretung in einer anderen Abteilung. Dort herrschte das absolute Chaos und man wurde nur hin und her gejagt. Dort zu arbeiten war wirklich richtig übel und drückt ziemlich auf die Psyche. Ich habe mich aber trotzdem dafür beworben. Ich habe mir gesagt, dass ich mich dort einfach durchbeißen muss und es immer Dinge gibt, die man mal nicht so gerne macht, die aber einfach gemacht werden müssen. In allen anderen Bereichen war alles wunderbar, nur eben dieser eine Punkt führte mich ab und zu an meine Grenzen.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-204088.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung 1070mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Rubbelfeld · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung
- Palmen für die Wohnung 3013mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Dreddi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen für die Wohnung
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun? 1861mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: helgak62 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun?
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel? 1357mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wawa666 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel?