Jahresrückblicke - nur Schlechtes bleibt in Erinnerung
Ich schaue gerade "Menschen, Bilder, Emotionen 2012" auf RTL an und bin ganz froh, dass auch einige schöne und amüsante Geschichten gezeigt werden, anstatt sich nur auf die schlimmen Dinge zu konzentrieren, die dieses Jahr passiert sind. Vor kurzem haben wir nämlich im Religionsunterricht über das Jahr gesprochen und es wurden fast nur negative Dinge angesprochen. Meistens waren es sogar Ereignisse, bei denen Menschen umgekommen sind.
Woher kommt dieses Phänomen, dass die Menschen immer nur das Schlechte in Erinnerung behalten? Dieses Jahr hat es doch auch viele tolle Momente gegeben, sicherlich sind auch in dem Privatleben vieler Menschen tolle Dinge passiert. Das wird aber meistens nicht beachtet, wenn man auf das Jahr zurück blickt. Gibt es vielleicht die Möglichkeit, dass man es für sich selbst schafft, eher das Positive zu sehen als das Negative?
Privat ist es bei mir schon so, dass ich sehr viel mehr positives in Erinnerung behalte. Mir persönlich sind nun auch noch nicht so viele schlimme Dinge passiert, die sich lange oder für immer ins Gedächtnis einprägen würden. Meist sind es nur Kleinigkeiten, die ich irgendwann mehr oder weniger vergesse, während ich mich an positives gerne erinnere. Mein persönliches Negativerlebnis in diesem Jahr, das ich auch sicher nicht vergesse, ist der Tod meiner Oma. Ansonsten werde ich das Jahr aber in positiver Erinnerung behalten.
Bei den Ereignissen, die Schlagzeilen machen ist es irgendwo ganz logisch, dass eher das negative in Erinnerung bleibt. Es gibt eben nicht ganz so viele positive Ereignisse, die über Tage oder Wochen in den Medien bleiben. Katastrophen gibt es leider immer, aber Deutschland wird nicht jedes Jahr (bzw. alle 4 Jahre) Fußballweltmeister und man hat auch nicht jedes Jahr ein Ereignis wie den Mauerfall. Es ist also kein Wunder, dass mehr negative Weltereignisse in Erinnerung bleiben, während es positives mehr im privaten Bereich gibt.
Ich würde aber wahrscheinlich auch nichts privates nennen, wenn in der Schule über das Jahr gesprochen werden würde. Das geht einfach nicht jeden etwas an und eben auch nicht unbedingt den Lehrer.
Ich kenne das und stelle bei mir selbst fest, dass ich mich an das schlechte entweder besser erinnere, oder es besser verdränge, je nachdem.
Woher dieses Phänomen aber nun kommt, kann ich dir nicht mit Sicherheit sagen, aber ich vermute, dass man sich mit dem schlechten gedanklich mehr beschäftigt. Man macht sich mehr Sorgen darüber und wenn es ein Tod von einer Person ist, so ist das ja auch ein ziemlich einschneidendes Erlebnis. Oder man denkt daran, wie viel tolles man hätte machen können, aber nicht gemacht hat, und darüber vergisst man dann ganz die tollen Dinge, die man gemacht hat.
Ich mache jedes Jahr einen persönlichen Jahresrückblick und nehme mit dafür meinen Terminplaner, da ich jeden Termin eintrage, den ich irgendwann habe. Dort sehe ich dann ziemlich viele Sachen und werde an ziemlich viel cooles erinnert und auch an Dinge, vor denen ich vielleicht Angst hatte, die ich dann aber doch ganz gut überstanden habe. Es hilft außerdem, sich mit einer Person zusammenzusetzen, die ziemlich viel miterlebt hat, dann kann man die ganzen schönen Momente noch einmal aufleben lassen, teilweise sogar mit Fotos.
Wie dieses Phänomen entsteht weiß ich auch nicht, aber eines ist ja mal klar, das Schlimme wird von der Presse auch viel mehr gezeigt als das Gute. Ich denke das die Menschen auch immer nur das Schlechte sehen wollen, damit sie einen Grund haben zu sagen "die und das ist Schlecht", ich meine würde die Presse nur noch gutes zeigen würde kaum noch einer die Nachrichten verfolgen.
Aber alles in einem ist es eigentlich schon traurig, das die meisten nur das schlechte in Erinnerung behalten.
Ich habe irgendwann mal gehört, dass es tatsächlich ein psychologisches Phänomen sein soll, dass man nur negative Erinnerungen abspeichert und im Nachhinein alles schlechter sieht als es war. Dann habe ich allerdings eine komplett anderslautende Meldung vernommen, nämlich, dass man im Nachhinein alles als schöner empfindet als man es wirklich erlebt hat. Dafür spricht auch einiges mehr, beispielsweise die Aussagen älterer Herrschaften, die wir alle kennen, die lauten, dass damals alles besser gewesen sei, was natürlich Unsinn ist.
Allerdings kann ich von mir selbst behaupten, dass ich tatsächlich auch eher zu den Menschen gehöre, die positive Erinnerungen abspeichern und das Negative zwar nicht vergessen, aber deutlich unklarer sehen, vor allem, wenn wirklich viel Zeit vergangen ist. Schöne Momente kann ich sicherlich auch nicht immer so gut in mein Gedächtnis rufen, wenn sie kurz waren, es sei denn, sie waren sehr prägnant. Aber immerhin weiß ich auch im Nachhinein noch, dass bestimmte Zeiten sehr positiv waren und ich mich glücklich gefühlt habe.
Insofern kann ich auch nicht behaupten, dass ich nur schlechte Erinnerungen an das Jahr 2012 habe, denn ich kann mich an viele schöne Situationen erinnern und würde auch sagen, dass das Jahr hauptsächlich positiv für mich war. Es gab zwar keine absoluten Glücksgriffe oder extrem positive Situationen, aber immerhin sehr viele wirklich sehr schöne, an die ich mich auch noch ganz konkret erinnern kann. Vielleicht ist es also wirklich eine Einstellungssache, eine Art Charakterfrage oder ein Wesenszug, ob man hauptsächlich Gutes oder Schlechtes in seinem Gedächtnis speichert.
Wer in der Lage ist, die positiven Momente aufzunehmen, der kann sie vielleicht auch entsprechend gut speichern. Wer hingegen eher die negativen Situationen wahrnimmt, wird diesen vermutlich auch einen größeren Raum in seinem Gedächtnis geben, vielleicht auch aus Selbstschutz und mit der Folge, dass derjenige eine Angst vor irgendetwas Konkretem entwickelt. Möglicherweise kann man in diesem Punkt aber an sich arbeiten. Wer eher positiv durchs Leben geht und versucht, sich von schlechten Ereignissen nicht so packen zu lassen, wird möglicherweise auch in der Lage sein, sich an das Schöne länger zu erinnern als an das Schlechte.
Die Jahresrückblicke im Fernsehen schaue ich mir schon seit Jahren nicht mehr an, so viele geballte Katastrophen auf einem Haufen müssen einfach nicht sein. Ich denke aber die Macher der Sendung müssen einfach mit spektakulären Bildern und Berichten punkten um gute Quoten zu bekommen. Wen würden schon die neuesten sensationellsten Ausstellungen, musikalischen Ereignisse oder politischen Gesetze des letzten Jahres wirklich interessieren? Außerdem vermute ich einmal dass auch gerade von den Katastrophen das meiste Archivmaterial existiert und sich auch die Redakteure hier am häufigsten erinnern.
Mein privater Jahresrückblick dagegen fällt durchaus positiv aus. Meine Frau kann mich noch leiden, auf Arbeit bin ich nicht unangenehm aufgefallen und unser Sohn geht ordentlich seinen Weg. Persönliche Highlights waren für mich eine Kurzreise die ich einem Bekannten spendierte und die wir auch gemeinsam antraten, der Besuch eines Festivals welches mich schwer beeindruckt hatte und natürlich der Familienurlaub. Ich kann mir auch gratulieren dass ich meine Ärzte- und Spritzenphobie ignoriert habe und jede Menge Fachärzte aufsuchte um mich einmal durchchecken zu lassen. Es wurde nichts gefunden und das ist natürlich super. An negativen Sachen wüsste ich jetzt wirklich nichts aufregendes, so etwas verdränge ich auch immer echt schnell so dass ich mich nicht noch ewig damit beschäftige. Spontan fällt mir ein die Verschlechterung meiner Sehkraft im Nahbereich, aber das ist in einem gewissen Alter nun einmal so und nicht beeinflussbar. Auch nach längerem Nachdenken wüsste ich jetzt wirklich nichts. Natürlich werden meine Eltern auch immer gebrechlicher und wunderlicher, aber auch das ist nun einmal der Lauf der Dinge.
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