Warum bewirbt man sich auf Stellen, die man nicht will?

vom 09.12.2012, 15:38 Uhr

Hier Wie ordentlich schreibt Ihr Eure Bewerbungen? schreibt *steph*, dass ihr es wohl bei Stellen, die sie nicht unbedingt besetzen will nicht so ganz exakt bei dem Bewerbungsschreiben ist, wie bei anderen Bewerbungen. Auch wenn es nur ganz kleine "Fehler" sind, so schreiben ja dann doch Leute einfach Bewerbungen, obwohl sie diese Stelle gar nicht wollen? Warum macht man das? Will man sein Selbstbewusstsein aufmöbeln, in dem man seinen Marktwert prüft auf dem Arbeitsmarkt oder würde man in aller größter Not dann doch zu dieser Stelle greifen.

Warum bewerbt ihr euch auf Stellen, die euch eigentlich nicht interessieren und die ihr eigentlich gar nicht wollt? Ist es Taktik? Oder ist es, weil das Arbeitsamt es so will oder wollt ihr vielleicht damit prahlen doch so viele Bewerbungen weggeschickt zu haben?

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» Ampelmännchen » Beiträge: 1310 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Der Grund liegt hier meist beim Arbeitsamt. Die Leute dort schreiben einem ja vor wie viele Bewerbungen man im Monat schreiben soll und muss entsprechende Nachweise liefern. Hält man diese nicht ein wird das Arbeitslosengeld gekürzt. Ich kann diese Maßnahme ja verstehen, schließlich soll sich nicht jeder nur ausruhen, sondern auch etwas dafür tun, damit er wieder Arbeit findet. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass der eigentliche Berufe, den man gerne ausüben möchte, in gewissen Zeiträumen nicht angeboten wird. Hier kann man also keine Nachweise erbringen, dass man sich beworben hat. Jetzt greift man eben zu der Methode, dass man sich irgendwo bewirbt damit man einen Nachweis hat und so einem das Geld nicht gekürzt wird.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich habe mich noch nie auf eine Stelle beworben, die ich nicht auch besetzen wollte. Ich kann mir aber denken, dass das oftmals wegen dem Arbeitsamt passiert, weil man da ja Stellen angeboten bekommt, auf die man sich bewerben muss. Manchmal werden aber auch im Betrieb Stellen ausgeschrieben, auf die man sich dann aus Höflichkeit auch bewirbt und die man vielleicht gar nicht will. Aber in der Hauptsache wird das Arbeitsamt an solchen Bewerbungen Schuld haben. Schließlich will keiner weniger Geld bekommen und man muss dort ja auch beweisen, dass man sich beworben hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich habe mich bisher nur auf Stellen beworben, die ich auch haben wollte, somit kann ich nicht aus eigener Erfahrung berichten. Aber ich könnte mir vorstellen, dass viele Leute es schwer haben, eine Stelle zu finden. Bevor man nun aber gar keine Arbeit hat, weil man nicht in dem gewünschten Beruf eine Stelle bekommt, ist es doch immer noch besser, sich auch anderweitig umzusehen. Und wenn das nur vorübergehend ist, um die Zeit zu überbrücken, bis man einen anderen Arbeitsplatz gefunden hat. So kommt es natürlich auch dazu, dass man sich bewirbt, obwohl man viel lieber woanders arbeiten würde.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Warum sollte man prahlen, dass man so viele Bewerbungen weggeschickt hat? Man kann den Betrieb, wo man sich vorher nicht kennt, nicht immer ausschließen, manche Betrieben haben vielleicht keinen guten Ruf oder man ist auch einfach nur nicht seiner eigenen Meinung nach die richtige Besetzung, auch, wenn man selbst sich geeignet für den Job hält oder man dennoch gern dort arbeiten möchte.

In meinem Fall, da ich direkt hier angesprochen wurde, ging es eher darum, habe ich immer genau überlegt, ob ich mich dort bewerben will. Da ich auch bereit dazu bin, Kompromisse zu machen, muss ich nicht zwangsläufig zu hundert Prozent alles erfüllt haben und abgesehen davon kann man solche Bewerbungen auch als Übungssache betrachten, selbst, wenn man nicht genommen wird. Ist man selbst davon überzeugt, die Stelle nicht zu erhalten, kann gerade ein eher lockerer Umgang dennoch dazu führen, eine Stelle zu bekommen, man ist beispielsweise weniger aufgeregt. Die Hoffnung, vielleicht doch in die engere Wahl zu kommen, besteht auch weiterhin.

Allerdings geht es bei mir weniger um das Arbeitsamt oder dergleichen, sondern um mich selbst und inwieweit ich bereit bin, gewisse Dinge in Kauf zu nehmen. Das sind dann eher Stellen, die die meisten Anforderungen erfüllen, wenngleich auch nicht zu hundert Prozent. Heutzutage kann man sich noch immer nicht aussuchen, wo man tätig ist, da in einigen Bereichen Bewerbungsanfragen einfach zahlreich sind und somit ist man durchaus bereit, Kompromisse einzugehen, ohne sich gleich verbiegen zu müssen. Es gibt nicht nur schwarz und nicht nur weiß, so, wie es sich hier lesen lässt!

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Auf Vermittlungsvorschläge vom Arbeitsamt muss man sich ja leider bewerben und da sind durchaus auch mal Stellen dabei, die ich nicht haben will. So kann es schon mal vorkommen, dass ich mir bei einer Bewerbung nicht allzu viel Mühe gebe. Absichtlich Rechtschreibfehler einbauen, käme für mich aber nicht infrage. Das wäre mir zu peinlich und die Sachbearbeiter beim Arbeitsamt sind ja auch nicht doof. Wenn die mal Bewerbungen vorgelegt haben wollen und die einen auffällige Rechtschreibfehler aufweisen und die anderen zu 100% richtig sind, dann fällt das ja auf.

Meine Methoden sind dann eher so, dass ich vielleicht ein nicht ganz so professionell aussehendes Foto verwende oder mir eben bei der Formulierung des Anschreibens nicht so viel Mühe gebe.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich würde gerne behaupten, dass ich mich immer nur auf Stellen beworben habe, die zu einhundert Prozent gepasst haben. Aber das ist nicht der Fall. Ich habe auch Stellenangeboten eine Chance gegeben, die mir auf Anhieb nicht perfekt zugesagt haben, weil meine Möglichkeiten als wissenschaftliche Bibliotheksmitarbeiterin auf dem Arbeitsmarkt nicht so gigantisch sind. Wer im Extremfall nur alle paar Wochen ein Angebot findet, kann nicht so wählerisch sein. Selbst wenn einem das Arbeitsamt nicht im Nacken sitzt, tun es doch die monatlichen Rechnungen.

Außerdem kann es ja sein, dass sich beim Vorstellungsgespräch herausstellt, dass die Stelle doch gar nicht so unpassend wäre. Oder man kriegt zwar nicht diese Stelle, erfährt aber, dass bald eine "bessere" ausgeschrieben wird und kann sich gleich weiter bewerben. Bewerben hat für mich auch etwas mit "Networking" zu tun, Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern kommen ja auch dann zu Stande, wenn aus einem einzelnen Job doch nichts wird. Diese Überlegungen haben mich dazu bewogen, mich auch auf Stellen zu bewerben, die ich auf den ersten Blick nicht wirklich wollte.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde deine Frage schon ein bisschen merkwürdig und frage mich, ob du bisher ausschließlich Stellen angenommen hast, die zu einhundert Prozent zu dir passten oder ob du dir aus anderen Gründen vielleicht noch nie wirkliche Gedanken um die Suche nach einem Job gemacht hast. Sonst müsste dir doch eigentlich klar sein, dass es immer Stellen gibt, die man lieber annehmen würde als andere.

Dennoch kann es vorkommen, dass man die Stellen, die man am liebsten hätte, nicht bekommt. Manche Leute nehmen das dann einfach hin und bleiben bei dem vielleicht nicht ganz so tollen Job, den sie zu der Zeit ausüben oder stellen sich beim Amt an, sofern sie arbeitslos sind. Aber es gibt eben auch welche, die engagierter sind und einen nicht ganz so tollen Job in Kauf nehmen, wenn sie sich damit beruflich verbessern können. Es gibt durchaus gute Gründe, sich auch auf eine Stelle zu bewerben, die man nicht so gerne hätte wie die anderen Stellen.

Die Sache mit dem prahlen habe ich nicht ganz verstanden. Wie meinst du das? Vor wem soll man bitteschön prahlen, wenn man sich auf möglichst viele Stellen bewirbt? Hast du so etwas schon einmal erlebt? Also ich kenne so etwas nicht und kann mir auch nicht vorstellen, dass man irgendwo damit angeben kann, dass man möglichst viele Bewerbungen verschickt hat.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Die Frage ist natürlich, was man konkret damit erreichen möchte, ob es im Interesse von einem selber ist, dass die Seele gebauchpinselt wird und sich ein positives Gefühl durch die Bestätigung eines angenommenen Bewerbungsschreiben ergibt. Anderseits ist es auch eine Unterforderung der eigenen Fähigkeiten, da sich auf Stellen beworben wird, welche vermutlich unter den eigenen Kompetenzen liegen, also gar nicht geeignet sind.

Natürlich kann das mal ganz erfrischend sein, allerdings würde ich das nicht auf Dauer empfehlen, weil das irgendwann zu seelischen Qualen führen kann, wenn man immer die Jobs erhält, welche einem eigentlich gar nicht stehen, geschweige denn gefallen. Ich meine überlegt euch das doch, was passiert, wenn ihr dann Absagen erhaltet, da ihr euch die ganze Zeit auf den falschen Job beworben hat. Das bringt einfach nichts!

Das wird langfristig dafür sorgen das ihr noch viel frustrierter seit als vorher und übrigens könnt ihr, dass mit der Bewerbung auf Stellen die eigentlich unter euren Qualifikationen liegen auch vergessen, weil die meisten Personaler sofort merken, dass ihr überqualifiziert seid und sich gar nicht erst wieder bei euch melden!. Macht also nicht noch einen zusätzlichen negativen Eindruck bei anderen Firmen, mit solchen Bewerbungen.

Natürlich gibt es immer wieder Fälle, bei denen das klappt. Selbstverständlich ist es möglich auch als ehemaliger Ingenieur noch als Zeitungsausträger zu arbeiten, damit man entsprechend mehr Geld bei der Rente hat oder sich als Ausfahrer von Lebensmitteln zu bewerben. Selbstverständlich geht das alles, aber das sind eher die Ausnahmefälle und hat jetzt nichts mit Arbeitsplätzen zu tun, bei welchen ihr fachliche Qualifikation benötigt.

» Newsjumper » Beiträge: 598 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich selbst habe mich zum Sommerbeginn auch vielfach beworben. Es ging um einen dualen Studiengang (Baden-Württemberg). Ich bewarb mich bei 23 Firmen, aber mit dem Hintergrund unbedingt eine Stelle zu bekommen, weil das hierzulande der Renner ist. Ich hatte vorher noch nie im Leben ein Bewerbungsgespräch und war dementsprechend vorsichtig. Auch weil ich unter Druck stand, weil meine Freundin auch schon einen Studienplatz hatte und wir zumindest am gleichen Standort studieren wollten.

Im Laufe der Zeit wurde ich dann eingeladen, habe den Firmen, die ich nicht so sehr in Betracht gezogen hatte auch mal mehr oder weniger spontan abgesagt, weil ich nach dem ersten Gespräch ein gutes Gefühl hatte. Das zweite Gespräch war dann ein Disaster (vielleicht, weil ich mit der Überzeugung hingegangen bin dort sowieso nicht Arbeiten zu wollen). Und nach dem Wochenende des dritten Gesprächs hatte ich dann zwei Zusagen. Dann aber habe ich meine restlichen Bewerbungen zurückgezogen, da ich schon die auswahl zwischen zwei Firmen, die mir auch selbst ziemlich gut gefallen haben.

Bewerbungen sind ein lebenswichtiges Thema, das viel Verändern kann, deswegen ist eine Mehrfachbewerbung durchaus nachvollziehbar und ich denke man dürfte gerade in der Zeit der Unsicherheit mal etwas egoistisch denken. Ein Klassenkamerad bewarb sich bei den selben Firmen, für den selben Studiengang, bekam aber oft schon Absagen bevor ich überhaupt eine Bestätigung bekam. Heute sucht er immernoch. Wenn man wirklich etwas sucht, ist es in Ordnung. Aber um sein Selbstbewusstsein aufzupuschen? Die Personalleiter haben auch besseres zu tun, und ihnen liegts auch daran jemanden zu finden, von dem sie sich sicher sind, dass er nicht ein paar Minuten vorher abspringt.

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» Zollstock » Beiträge: 338 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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