Fest feiern, weil man sich erfolgreich beworben hat?
Wenn man drei Monate arbeitslos war und die Nachricht erhält, dass man im Januar wieder Arbeit gefunden hat, dann wird man sich freuen und aus lauter Freude darüber dann auch unbedacht so viele Bekannte einladen, die die Freude mit ihm teilen sollen. Nun gut, sie bringen ihr Essen alle mit, aber auch Getränke kosten Geld. Und so viele Bekannte kurz vor Weihnachten noch einzuladen, das wäre mir zu viel. Ich hätte vielleicht im engsten Kreis Zuhause mal mit anderen ein Gläschen getrunken und mich gefreut. Etwas übertrieben kommt es mir schon vor. Aber viele Menschen denken da anders als ich und das sollen sie auch, wenn es ihr Wunsch ist.
Ich kann das schon verstehen, wenn man lange Zeit keinen Job mehr hatte, dann freut man sich mit Sicherheit, wenn man endlich mal wieder einen Job hat. Dann würde ich das auch feiern. Klar ist dann eigentlich auch, dass der noch nicht so viel Geld hat, weshalb die anderen auch etwas mitbringen sollen, das fände ich völlig okay. Man muss ja auch nicht hingehen, wenn man keine Lust dazu hat.
Wenn ich mich so umsehe, dann halte ich es absolut nicht für normal, dass man sich ständig bewirbt, auch, wenn das natürlich definitiv wünschenswert wäre. Ich kenne aber einige Menschen, die eine Arbeitslosigkeit nicht unbedingt ernst nehmen und auch keinen Grund sehen, sich laufend zu bewerben. Dennoch glaube ich, dass so ziemlich jeder Mensch, egal, wie ernst er zunächst seine eigene Arbeitslosigkeit nimmt und ob er sich ständig bewirbt oder nicht, irgendwann in ein Loch fällt, das je nach Person größer oder kleiner ist. Ich kenne jedenfalls tatsächlich keinen, der nicht irgendwann von seiner Arbeitslosigkeit frustriert war. Einige behaupten dann, sich oft beworben zu haben, andere haben das wirklich getan. Der Frustpegel ist aber wohl grundsätzlich vorhanden und je mehr Zeit vergeht und je schwieriger es damit gleichzeitig wird, beruflich wieder Fuß zu fassen, desto mehr steigt dieser Pegel an.
Wer dann irgendwann doch Erfolg bei einer Bewerbung hat und einen Job bekommt, schätzt sich natürlich unglaublich glücklich, das kann ich absolut nachvollziehen. Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, wie sehr ich mich über den Job, den ich jetzt ausübe, gefreut habe. Ich war damals zwar in einer etwas anderen Situation, aber für mich war es vor allem schwierig, etwas ganz Bestimmtes zu finden und dann auch noch eingestellt zu werden. Es hat aber geklappt und das war für mich das ganz große Los, das sehe ich heute, eineinhalb Jahre später, übrigens immer noch so. Damals habe ich allerdings keine Party gefeiert, aber ich hätte mir das generell gut vorstellen können, denn einen Grund zum Feiern hatte ich auf jeden Fall. Ich hatte damals nach längerer und sehr aufreibender Bewerbungsphase einfach keinen Nerv mehr auf diese Verfahrensweise und hatte mir einige Zeit lang überlegt, ob ich irgendetwas verändern muss, damit es mal klappt mit einem Arbeitsvertrag. Dann sah ich diese Stelle, bewarb mich darauf, erhielt einen Anruf, stellte mich vor und wurde direkt eingestellt. Das war wirklich wie ein Los, das man kauft und das dann gleich der Hauptgewinn ist.
Wenn es Deinem Bekannten ähnlich geht oder sein Weg hin zu dieser Stelle ein langer, aufreibender war, kann ich seinen Wunsch, das zu feiern, also durchaus nachvollziehen. Vielleicht will er sich auch einfach mal wieder mit den Menschen umgeben, die ihm wichtig sind und ist der Meinung, dass solche ausgelassenen Situationen selten geworden sind, auch das ist möglich. Im Endeffekt spielt es keine Rolle, weshalb er feiern will, meine ich. Wer Lust darauf hat, mitzufeiern, der sollte das tun und sich für ihn über seinen Job freuen.
Ich habe den Eindruck, dass du den Grund für das Fest ein bisschen verzerrt darstellst. Bist du sicher, dass dein Bekannter eine Feier veranstaltet, weil er sich beworben hat? Vielmehr würde ich in dem von dir geschilderten Fall davon ausgehen, dass die Person feiert, weil sie endlich wieder Arbeit gefunden hat. Das ist doch ein Unterschied, denn eine Bewerbung alleine, also ohne eine nachfolgende Anstellung, ist doch eigentlich kein Grund zu feiern.
Ich kann schon verstehen, dass jemand feiert, wenn er einen Job gefunden hat. Vor allem kann ich mir das vorstellen, wenn jemand länger arbeitslos war, wenn es sich um den ersten richtigen Job nach einem Studium handelt oder wenn die Person nach einer Lebenskrise wieder richtig Fuß fasst, wozu in manchen Fällen sicher auch eine neue Arbeitsstelle gehört. Das ist auf jeden Fall ein Grund, sich zu freuen und wenn jemand die neue Arbeitsstelle als Anlass nimmt, eine Feier zu veranstalten, dann finde ich das in Ordnung.
Freue dich doch einfach mit dem Mann, denn scheinbar kann er sich auch über ganz banale Dinge wie einen Arbeitsplatz freuen. Auch wenn er „nur“ drei Monate arbeitslos war, hat er vielleicht gar nicht damit gerechnet, wieder so schnell einen neuen Job zu finden. Vielleicht handelt es sich auch um einen Job, der ihm besonders zusagt und mit dem er nicht gerechnet hat.
Ich finde, dass es vollkommen in Ordnung ist, wenn man so etwas wie eine erfolgreiche Bewerbung feiert. Man muss sich ja auch mal einen Grund zu einer Feier aussuchen, wenn ansonsten gerade kein anderer Grund zur Verfügung steht!
Die Leute feiern mittlerweile ihren Führerschein, ihr Abitur, ihren Schulabschluss ganz allgemein und ich finde, dass ein Ausbildungsplatz, den man bekommen hat, schon ein sehr freudiger Grund ist und das es schon auch einen schönen Grund zu einer Feier bietet. Immerhin ist es nicht mehr für alle ganz so einfach, an einen Ausbildungsplatz heran zu kommen. Je nach dem, wie das Abschlusszeugnis ausgesehen hat und in was für einer Berufssparte man sich bewirbt. Ich selber würde mich da auch sehr freuen und eventuell würde ich auch zu einer kleinen Feier einladen.
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