Verständnis für andere haben nicht immer einfach?

vom 09.12.2012, 00:07 Uhr

Findet ihr auch, dass es gar nicht so einfach ist immer für andere Verständnis zu haben? Ich möchte jetzt absichtlich keine Beispiele nennen, weil ich die Diskussion nicht auf ein Beispiel beschränken will. Denn dann geht es in dem Thread nur um ein Beispiel. Ich möchte nur allgemein mal in den Raum schmeißen, dass ich es oft sehr schwierig finde immer oder oft Verständnis aufzubringen.

Wie seht ihr das? Habt ihr oft Verständnis und wird das Verständnis dann auch ein wenig Beachtung geschenkt oder sehen es andere schon als Selbstverständlichkeit dass ihr für alles und jedes Verständnis habt?

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» Sherlock-Holmes » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Das kommt darauf an, wie man Verständnis definiert. Ich habe Verständnis, dass oft ein alter Sandler (Penner) im Foyer der BankAustria liegt und übernachtet, weil es draußen kalt ist. Als Kunde denke ich mir aber, wie komme ich dazu, wenn ich Geld abhebe, die Ausdünstungen und die Urinflecken dort zu erdulden. Ich habe Verständnis, dass manche familiäre Situation brutal lösen, weil sie in der Familie sexuell missbraucht wurden, aber kann ich Mord einfach so gutheißen und über ihn hinwegsehen. Ich denke, das Thema ist sehr offen und ich definiere Verständnis und Gutheißen total anders.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Hm..schwierige Frage und (für mich) schwer zu beantworten. Denn ich persönlich finde, dass es immer drauf ankommt wofür man Verständnis aufbringen soll, wie lange (falls einer sich immer über etwas bestimmtes beschwert/jammert, aber selber nichts dran ändert) und zuletzt für wen. Ich denke, man hat eher für Leute Verständnis, die einem mehr am Herzen liegen. Und wie mein Vorredner auch schon sagte, kommt es auch immer auf die Situation drauf an.

Ohne ein konkretes Beispiel ist diese Frage wirklich schwer zu beantworten.

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» blackcat » Beiträge: 46 » Talkpoints: 17,12 »



Bei dieser Frage musste ich etwas länger überlegen. Eigentlich müsste man sich erstmal die Definition von Verständnis angucken. Ich habe viel Verständnis für die unterschiedlichen Sachen, aber das heißt noch lange nicht, dass ich damit auch einverstanden bin. Eigentlich heißt es nur, dass ich mich in die Situation eines anderen versetzen kann, und aus seiner Sicht verstehe warum er eine Sache tut. Ob es mir nun gefällt oder nicht, ist eine ganz andere Sache.

Ich habe Verständnis für Menschen die etwas tun, weil sie dazu hintere Beweggründe haben, ich kann jetzt leider keine Beispiele nennen, weil mir einfach nichts einfällt. Meistens finde ich es aber trotzdem nicht in Ordnung was solche Menschen tun, weil sie damit anderen Menschen schaden können.

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» Finja18 » Beiträge: 1296 » Talkpoints: 61,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin der Meinung, dass man nicht immer Verständnis für die Lage anderer Menschen haben muss. Es kommt natürlich immer auf die Situation an. Ich nehme mal ein fiktives Beispiel, was der eine oder andere bestimmt auch schon mal gesehen hat: Eine Person hat damals die Schule abgebrochen, da sie in ihren Augen sinnlos und Zeitverschwendung darstellte. Danach war sie faul und hat nie wirklich einen Finger krumm gemacht. Jetzt möchte sie doch etwas arbeiten und ist aber nun erschrocken darüber, dass sie keinen halbwegs ordentlichen Job bekommt. Sie selber hegt natürlich enorme Ansprüche, vor allem was die Bezahlung betrifft, auch wenn sie keinerlei Ausbildung und schulischen Abschluss hat. Nun ist sie total verzweifelt und permanent deprimiert.

Sicher kann man bei dem von mir geschrieben Beispiel von später Erkenntnis sprechen, die aber in meinen Augen wirklich viel zu spät kommt. In so einem Fall hätte ich keine Verständnis für die Person, auch wenn es vielleicht hart klingt. Man muss sich irgendwo auch ein dickes Fell auftragen sonst hat man es im Leben schwer, wenn man bei jedem Fall unendliches Mitleid, Verständnis oder was auch immer aufzeigt. Man spricht ja auch mal von "kein Verständnis haben", wenn eine Person irgendetwas macht, was bei der anderen Person keinen Sinn ergibt. Das kann sich in Form von Gefährlichkeit oder einfach von Aussichtslosigkeit bemerkbar machen. Das vielleicht noch als zusätzliche Definition von "Verständnis".

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich bin zumindest immer bemüht, für andere Personen und in speziellen Situationen ein gewisses Maß an Verständnis aufzubringen. Nur bin ich darin nicht unbedingt eben gut, denn manchmal kann ich etwas einfach absolut nicht verstehen und dann sehe ich auch massiv dagegen an, nun extra noch so zu tun, als wäre alles überhaupt kein Thema, alles bester Ordnung und ich hätte für alles und jeden Verständnis.

Ich kenne niemanden, der absolut immer erwartet, dass andere Verständnis für ihn oder für sie haben und ich selber bin auch jemand, der keine Probleme damit hat, wenn ihm einmal kein Verständnis entgegen gebracht wird und der das dann auch so akzeptiert. Deswegen finde ich es nur legitim, wenn auch ich nicht immer Verständnis für jeden haben muss. Denn manchmal kann ich dieses Verständnis beim besten Willen nicht aufbringen.

Was ich mich aber frage ist, wie du es meinst, dass diesem Verständnis dann wenig Beachtung geschenkt wird. Das hört sich für mich zwar noch an wie ein sinnvoller Satz, aber er ist doch irgendwie gehaltslos. Wie soll man denn einem Verständnis, das einem entgegengebracht wird, Beachtung schenken? Irgendwie ist es ja so, dass ich diesem Verständnis Beachtung schenke, wenn ich zum Beispiel einmal früher von der Arbeit gehen muss weil mein Kind krank ist und mein Chef sagt dann ist gut, ich verstehe das, sie dürfen gehen. Andererseits würde ich zwar sagen, dass man seine Antwort und die darin enthaltene Anweisung beachtet hat, aber nicht sein Verständnis. Und wenn jemand Verständnis dafür aufbringen würde, dass ich mich wegen meines kaputten Knies unwohl fühle, dann wüsste ich gar nicht, wie ich dem Beachtung schenken sollte. Was meinst du also damit?

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich habe natürlich nicht für jeden und alles Verständnis und ich glaube auch, dass es nur ein geheucheltes Verständnis geben kann, das man wirklich immer aufbringt, oder möglicherweise auch ein häufig falsch verstandenes, das lediglich auf Vorstellungen beruht, die nicht unbedingt richtig sein müssen. Wirkliches Verständnis kann man wohl nur dann aufbringen, wenn man eine Situation kennt, die einem beschrieben wird und die man nun verstehen können soll oder wenn man sich auf andere Weise und aus anderen Gründen möglichst realistisch in die jeweilige Lage hineinversetzen kann, sodass ein Verständnis entsprechend gegeben ist. Ich kann jedenfalls eine Situation oder einen Zustand nicht ohne Weiteres verstehen, vor allem dann nicht, wenn er mir nicht entsprechend erklärt, also verständlich gemacht wurde. Verstehen kann ich nur, was mir wirklich gut beschrieben wird, und wenn ich die jeweilige Situation noch nie selbst erlebt habe und sie insofern sehr weit für mich weg ist, dann hilft es mir, wenn mein Gesprächspartner an mein Verständnis appelliert, indem er mir eine vergleichbare Situation schildert, die ich bestenfalls kenne.

Immerhin versuche ich aber grundlegend, die Dinge zu verstehen und frage Menschen, die mir irgendetwas erklären und wohl auf mein Verständnis haben, insofern auch gerne genauer nach Einzelheiten, um mich in ihre Situation und emotionale Ausgangslage hineinversetzen zu können, weil ich meine, dass ehrliches und aufrichtiges Verständnis durchaus schon eine Form von Hilfe sein kann, zumal sie die beste Basis für gute Gespräche bietet. Es ist mir also wichtig, Verständnis aufbringen zu können und ich strebe das auch jeweils an, aber das bedeutet leider dennoch nicht, dass es immer möglich ist. Allein das Verstehenwollen reicht wohl nicht aus, um wirklich verstehen zu können. Mitgefühl empfinden kann ich wohl dennoch, auch, wenn ich die jeweilige Lage eines Betroffenen nicht verstehen und insofern auch nicht ganz nachvollziehen kann.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke, dass es normal ist, dass man nicht immer und ständig Verständnis für andere haben kann und ich denke, dass das zum Teil auch gut so ist. Immerhin sollte man ja auch nicht für alles Verständnis haben und gerade dann, wenn eine Freundin einem beispielsweise zum widerholten Mal absagt, weil ihr etwas Wichtiges dazwischen gekommen ist, darf man auch sauer sein. Auch wenn die Freundin eine gute Begründung parat hat, ist es ja normal, dass man in so einer Situation enttäuscht ist und man würde sich dann auch ein wenig Verständnis von der Freundin wünschen. Immerhin muss man ja selbst unter der Situation leiden und gerade dann, wenn man sich sehr auf das gemeinsame Treffen gefreut hat, dann ist es sicherlich alles andere als schön, dann wieder versetzt zu werden.

Sicherlich ist es angebracht, Verständnis für andere Menschen zu haben, wenn es ihnen nicht so gut geht oder wenn sie gar nichts für eine Situation können. Immerhin sind die Leute dann benachteiligt und man sollte dann auch versuchen, sich in sie hineinzuversetzen. Dazu sollte man sich immer bewusst sein, dass man in gewissen Situationen auch gerne Verständnis von anderen hätte und von daher sollte man versuchen, auch hin und wieder uneigennützig zu handeln.

Ab und zu muss man aber auch kein Verständnis aufbringen. Ist man immer nur verständnisvoll und lässt einfach alles wortlos über sich ergehen, dann wird man ja auch ausgenutzt und die Leute verlieren auch vielleicht den Respekt vor einem. Immerhin sollte man sich einfach durchsetzen, wenn man etwas wirklich möchte und man sollte vor lauter Verständnis dann auch nicht auf das eigene Wohl verzichten.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich würde mich auch zu den Menschen zählen, die sehr verständnisvoll sein können. Aber ich finde, dass es immer auch Grenzen gibt. Es gibt genug Dinge, die kann man nur dann verstehen und mitfühlen, wenn man mal in derselben Situation war. Beispielsweise kann man sich ja denken, dass Vergewaltigungsopfer psychisch schon an ihrem Trauma zu knabbern haben. Aber "richtiges" Verständnis wird man erst dann haben, wenn man auch mal vergewaltigt wurde.

Ich habe mal mit einer Freundin über Migration gesprochen. Ich selbst bin als Kind nach Deutschland gekommen und es war eine ganz schöne Umstellung, nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell sich an diese Gesellschaft anzupassen und so viele neue Dinge zu lernen. Auch eckt man oft mit anderen Mitmenschen an, weil man eben andere Traditionen und Werte vermittelt bekommen hat, die nicht jeder hier in Deutschland nachvollziehen kann. Die oben erwähnte Freundin sagt dann auch immer, dass sie Verständnis für Migranten hat, aber so wirklich glauben kann ich ihr das nicht. Schließlich war sie nie in so einer Situation, sie war ihr ganzes Leben lang in Deutschland und hatte nie einen Auslandsaufenthalt, weder als Aupair oder als Auslandssemester. Sie musste sich nie in eine ihr völlig fremde Gesellschaft integrieren, auch vorübergehend nicht. Daher nehme ich ihr angebliches Verständnis auch nicht wirklich ernst.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Da ich selber mehr als genug Probleme habe, ist mein Verständnis für andere sicher wesentlich größer als es bei normalen Menschen der Fall ist. Wer mal wirklich eine Extremsituation mitgemacht hat und dabei auch gesehen hat, wozu er fähig war, der wird auch bei anderen wesentlich toleranter sein, wenn er vorher auch etwas Verständnis erfahren hat.

Gewisse Krankheiten verursachen auch gewisse unnormale Reaktionen bei anderen Personen und sollten zumindest dem näheren Umfeld auch bekannt sein. Bei fremden Personen ist dies auf die Schnelle kaum richtig einzuschätzen und einzuordnen.

Außerdem muss man auch immer sehen, dass man dabei selber nicht auf der Strecke bleibt.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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