Wenn Oma nicht essen mag - Wie verhalten?

vom 08.12.2012, 20:23 Uhr

Wie ich schon in einem anderen Thema geschrieben habe, war meine Oma einige Zeit im Krankenhaus. Nun ist sie für eine Woche nach Hause gekommen und wir versuchen, uns hier so gut es geht um sie zu kümmern. Nun stellt sich allerdings seitdem das Problem, dass sie nicht richtig isst. Gestern hat sie es auf die Spitze getrieben. Meine Mutter hat ihr ein Brot gemacht und sie sollte es essen, hat dann gesagt, dass sie das später macht. Als meine Mutter dann später noch einmal nach ihr geschaut hat, hat sie ihr erzählt, dass sie das Brot natürlich schon gegessen hat. Sie hatte nur noch ein ganz kleines Stück auf ihrem Tisch liegen, was sie noch nicht geschafft hatte. Meine Mutter wollte ihr dann gleich ein neues schmieren, da sie noch einmal weg musste und sie erst viel später wieder kommen könnte. Als sie dann die Brotschublade öffnete, hat sie entdeckt, dass meine Oma das alte dort gebunkert hatte.

Nun hat meine Mutter nichts dazu gesagt, aber wir versuchen immer darauf zu achten, dass meine Oma auch ordentlich isst und nicht die Sachen wegbunkert. Aber natürlich kann man sie nicht den ganzen Tag bewachen und sie zum Essen zwingen, was dann eben etwas schwierig ist, weil sie wirklich wenig isst. Sie wird dann auch schnell zickig, wenn man versucht ihr etwas vorzuschreiben, so dass man dann schnell zurück schreckt.

Wie würdet ihr euch in einer solchen Situation verhalten? Habt ihr bereits ähnliches erlebt? Was habt ihr dann getan?

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Oha, das ist ein schwieriges Thema. Meiner Erfahrung nach reagieren viele ältere Leute gerne ungehalten, wenn es um solche Dinge geht. Sie machen die Erfahrung, dass ihnen allmählich die Kontrolle über vieles entgleitet und wollen sich wenigstens beim Essen nichts vorschreiben lassen. Das finde ich nur verständlich - wer will schon wie ein kleines Kind zum Essen aufgefordert werden? Am Ende noch von den Leuten, die man selber seinerzeit gefüttert hat?

Dazu kommt noch, dass mit zunehmendem Alter auch der Appetit nachlässt, was auch damit zu tun hat, dass viele Leute sich nicht mehr so viel bewegen oder sich ganz allgemein nicht mehr wohl fühlen. Daher bekommen die Jüngeren auch manchmal den Eindruck, dass Oma oder Opa kurz vor dem Verhungern stehen, dabei reichen ihnen die aufgenommen Kalorien angesichts ihres Alters und Lebenswandels durchaus.

Bei meiner Oma hat es geholfen, dass wir sie nach Möglichkeiten nicht gedrängt und unter Druck gesetzt haben. (Sie war aber auch eine selten dickschädlige ältere Lady! :)) Statt dessen haben wir sie, wann immer es ging, gefragt, was ihr denn schmecken würde, von leckerem Essen geschwärmt und ihr auch mal lbeim Essen Gesellschaft geleistet. Ihre Wünsche waren meist leicht zu erfüllen, und dann hat sie ihr Leberwurstbrot natürlich gerne bekommen, wenn sie Lust darauf hatte. Anderen Leuten beim Futtern zuzusehen hat sie ebenfalls häufig motiviert, auch einen Happen zu probieren und dann war es doch ganz lecker. Aber es war eben ihre eigene Entscheidung, zumindest gefühlsmäßig.

Wir haben es auch mit kalorienreichen Leckereien wie Pudding probiert, die viel Energie liefern. Essen durfte sie eigentlich alles, das war ein Vorteil. Manche Leute essen auch etwas, damit es nicht "umkommt", also könntet ihr vielleicht auch so tun, als wäre die Suppe oder der Kuchen "übrig" und sonst hat keiner Lust darauf?

Falls deine Oma aber wirklich kaum noch was zu sich nimmt und erkennbar "abbaut", weiß ein Arzt oder Ernährungsberater bestimmt auch guten Rat.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Das ist echt ein schweres Thema vor allem, wenn man jeden Tag und jede Mahlzeit dann damit zu tun ist man dann auch genervt und weiß was einen erwartet. Meine Patin hatte dies, da sie ihre Mama gepflegt hat und als ich kam, dachte ich, dass ich sie schon dazu bringen könnte, zum essen zu bewegen. Nun dachte ich zu diesem Zeitpunkt. Irgendwie können ältere Menschen da echt verdammt stur werden, ist nun nicht böse gemeint. Schon im Krankenhaus hatte es angefangen, als ich ihr helfen wollte und Essen gab, da wurde sie sogar aggressiv.

Was mir nur einfällt, wirklich kurz vorm Essen fragen, was sie denn möchte, denn sie können sich es ja noch anders sonst überlegen. Was meine Patin gemacht hat, sie hat ihr Saft und Saftschorlen gekauft die kleineren Flaschen, da dort ja auch Kalorien drin sind. Sie hat ihr auch immer einen Pudding oder Joghurt hingestellt und auch immer was zum naschen. Davon nahm sie sich dann hin und wieder auch was. Doch beim Essen wollte sie dann auch nicht mehr kauen und hat sogar alles im Mund gebunkert und es dann ausgespuckt wenn man nicht hingesehen hatte.

Eventuell auch eher flüssige Sachen kochen und zum Essen geben, die man nicht so schnell beseitigen kann und beim Essen dabei bleiben soweit es geht. Suppen und Eintöpfe mit wenig Einlage, Nudeln mit Soße und solche Sachen. Die Ärzte machen da auch nichts, solange keine Mangelerscheinungen zum tragen kommen, auch ein Gewichtsverlust macht denen meist nichts aus. Sie können die Leute zum Essen nicht zwingen und auch bei einem Gewichtsverlust im Rahmen ist nichts einzuwenden, denn der ist auch normal im Alter. Viel Liebe und viel Verständnis auch wenn es nicht immer leicht ist. Mehrere Anläufe starten, dank an die Mikrowelle, Kohlenhydrate in Suppen und solche Sachen halt.

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» kleineliebe » Beiträge: 1817 » Talkpoints: 2,92 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das ist ein sehr schwieriges Thema. Meine Uroma war auch so stur und ich kann daher gut nachvollziehen, was ihr da durchmacht. Erst mal muss man aber verstehen, dass alte Menschen nicht mehr so viele Kalorien und somit auch Essen wie ein Erwachsener brauchen. Das regelt eben irgendwann wieder runter.

Abgesehen davon, ist es für ältere Menschen eine schlimme Sache, wenn sie merken, dass man sie kontrolliert und wie ein Kind behandelt. Sie fühlen sich dann missverstanden und in ihrer Selbst nicht mehr bestärkt. Sie sind ja erwachsen und möchten auch so behandelt werden und nicht wie ein kleines Kind. Meine Uroma hat mir auch irgendwann an den Kopf geknallt, dass sie kein kleines Kind ist und sie es nicht versteht, wie man mit ihr umgeht. Ich habe dann mein Verhalten geändert. Vorher habe ich mir viele Sorgen um sie gemacht und es auch immer mal anklingen lassen, was zu einer Trotzreaktion geführt hat.

Das mit dem Essen ist nicht leicht zu lösen und sicherlich muss man da sehen, wie man es macht. Neulich habe ich einen Mann etwas über seine Mutter sagen hören, was ich so auch nachvollziehen kann. Seine Mutter saß jeden Tag zu Hause und hatte keine Aufgabe mehr. Sie aß auch weniger und er wusste sich nicht mehr zu helfen. Da hat er sie irgendwann in regelmäßigen Abständen gebeten, ihm ein Essen zu machen. Immer etwas Aufwendiges, was sie früher auch gemacht hat und sie tat es und aß da auch wieder mit. Ihr hat eine Aufgabe gefehlt und die Gesellschaft. Sicherlich hilft das nicht immer.

Was auch etwas bringen könnte, wäre, wenn man mit ihr zusammen isst und auch kocht. Sie immer mal um Rat bittet und sich auch mal ein bisschen blöd stellt, was Rezepte angeht. Ansonsten würde ich mich vielleicht auch fragen, ob sie vielleicht mit einer Sache nicht so gut klarkommt, weil sie Essen versteckt und es verweigert. Vielleicht hat sie irgendwie mit sich abgeschlossen, weil es ihr nicht gut geht oder vielleicht wird sie auch einfach nur etwas vergesslich. Man sollte ihr aber das Gefühl geben, zu zählen und gebraucht zu werden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Das ist in der Tat ein sehr schwieriges Thema. Ich selbst habe damit noch keine Erfahrungen gemacht, da meine Oma immer sehr viel und gerne isst, weil sie sich auch viel an der frischen Luft bewegt.

Nun stellt sich die Frage, was für Grund es gibt, dass deine Oma nur noch so wenig isst. Vielleicht geht es ihr nicht gut, oder ihre Zähne machen das nicht mehr mit? Ich würde sie an eurer Stelle einfach mal um ein Gespräch bitten. Es ist nur wichtig, das ihr euch langsam herantastet, und sie nicht bedrängt. Denn so wie du oben geschrieben hast, reagiert sie schnell zickig. Das weist aber darauf hin, das ihr die Situation selbst unangenehm ist. Ist deine Oma denn besonders dünn? Vielleicht hat sie in letzter Zeit einfach nicht mehr so viel Hunger. Ich würde daher auf jeden Fall mal mit ihr sprechen, und sonst mit ihr zum Arzt gehen, vielleicht sogar unter einem anderen Vorwand. Denn sonst könnte sie sich dagegen sträuben. Dem Arzt dann einfach Bescheid geben, und dieser wird sich das dann mal ansehen.

Hier bin ich ansonsten auch ein wenig ratlos, weil ich damit so überhaupt keine Erfahrungen habe. Aber vielleicht hilft da auch frische Luft weiter? Dann bekommt sie vielleicht wieder ein wenig Hunger.

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» Finja18 » Beiträge: 1296 » Talkpoints: 61,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Schwieriges Thema, wobei das sicherlich auf den Charakter ankommt. Die Pauschalisierungen über das Alter und die fehlende Kontrolle, wenn man auf Hilfe angewiesen ist, kann ich so gar nicht nachvollziehen.

Mein Großvater wird zur Zeit familiär betreut, weil er im Alltag nicht mehr zurechtkommt alleine. Er isst aber trotzdem alles, was man zu essen macht. Er ist in dieser Hinsicht sehr pflegeleicht und isst grundsätzlich das, was es zu essen gibt und kritisiert nicht am Essen herum oder verweigert die Nahrungsaufnahme.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass er auch Wünsche äußert und diese eben umgesetzt werden nach ärztlicher Absprache. Essen bedeutet im Alter schließlich auch ein Stück Lebensqualität. Was bleibt einem denn noch außer gutes Essen und Liebe? Nicht viel.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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