Wie viel Sprachen kann man einem Kind zumuten?
Meine Freundin ist Niederländerin und hat aber belgische Wurzeln. Sie selber ist als Niederländerin damals zweisprachig aufgewachsen. Deutsch hat sie aber erst später gelernt. Ihr Mann ist Italiener mit spanischen Wurzeln. Er ist auch zweisprachig aufgewachsen. die Eltern beherrschen also beide 3 Sprachen. Nun wollen sie dem Kind, was bald auf die Welt kommt auch gleich 5 Sprachen beibringen. Das Kind soll 5 sprachig aufwachsen. Es soll niederländisch, belgisch, italienisch, spanisch und deutsch lernen.
Wann kann man denn anfangen einem Kind so viele Sprachen beizubringen? kann man einem Kind das überhaupt zumuten? An wen können die Eltern sich in dem Fall wenden um Beratung zu bekommen, was am besten ist? Wäre ein Kind nicht mit 5 Sprachen überfordert?
5 Sprachen? Respekt, diese Eltern trauen ihrem Kind echt erstaunliche Geistesleistungen zu! Natürlich gibt es clevere Zeitgenossen in jedem Alter, aber 5 Sprachen gleichzeitig sind doch viel auf einmal.
Mehrsprachigkeit von frühester Kindheit an ist in vielen Ländern wie z.B. Indien oft der Normalfall. Wo Dutzende unterschiedlicher Sprachen verbreitet sind, sprechen die Kinder mit den Eltern oft eine Sprache, mit ihren Spielkameraden zwei andere und in der Schule lernen sie die "offizielle" Landessprache und dazu meistens noch Englisch. Das läuft aber im Rahmen einer jahrelangen natürlichen Entwicklung ab. Mehr Sprachen als Elternteile gleichzeitig zu haben ist wirklich ein Extremfall.
Ich bin da ehrlich gesagt skeptisch. Außerdem habe ich gelernt, dass "richtige" Zweisprachigkeit nur dann funktioniert, wenn jeder Elternteil nur "seine" Muttersprache mit dem Kind spricht, sodass es beide Sprachen gleich gut und fließend sprechen lernt und sich nicht in einem mehrsprachigen, gemischten Kauderwelsch ausdrückt, sprich, keine der Sprachen wirklich beherrscht. Hoffentlich fahren die ehrgeizigen Eltern da nicht spektakulär gegen die Wand!
Ich verstehe nicht was so schlimm daran sein soll, wenn ein Kind mehrere Sprachen lernt. Ich selbst musste im Kleinkindalter drei Sprachen erlernen, inklusive meiner Muttersprache und im Grundschulalter kamen noch zwei Fremdsprachen dazu. Das liegt aber auch daran, dass meine Eltern aus zwei verschiedenen Ländern stammen und ein Großteil meiner Familie ebenfalls eine andere Sprache spricht. Später kam halt noch Französisch dazu, weil ein Teil meiner Klassenkameraden Franzosen waren.
Ich bin jedoch kein Freund von dem Erzwingen der Mehrsprachigkeit bei Kindern. Es gibt Eltern, die ihren Kindern Sprachen zumuten und sie selbst nicht mal ordentlich beherrschen. Bei uns ist es jedoch der Fall, dass ich drei Sprachen sehr gut in Wort und Schrift beherrsche, weil ich sie bereits jahrelang verwende. Und ich habe auch gesagt, dass meine Kinder mindestens Deutsch und meine Muttersprache erlernen sollten.
Die ehrgeizigen Eltern sollten meines Erachtens nach erst einmal mit den Sprachen, die sie perfekt beherrschen beginnen. Das wären wahrscheinlich Niederländisch und Italienisch. Die anderen Sprachen können die Eltern dem Kind auch noch etwas später beibringen, es aber nicht zu der Mehrsprachigkeit zwingen. Ich habe die Sprachen automatisch gelernt, weil wir uns in meinem Elternhaus in den Sprachen unterhalten haben. Ein Kauderwelsch bringt hier gar nichts, am Ende kann das Kind nicht mal eine Sprache korrekt.
Man sollte sein Kind nicht überfordern. Man kann also nichts verlangen, was man selber nicht kann. Spricht man die Sprache also nicht wie eine Muttersprache, macht es keinen Sinn seinem Kind diese Sprache beizubringen. Ansonsten kann ich mir aber schon vorstellen, dass so etwas funktionieren kann. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass kleine Kinder sehr schnell Sprachen lernen.
In einem Kindergarten, indem ich mal ausgeholfen habe, gab es sogar Englisch Unterricht. Dazu hat man ja noch seine Muttersprache und manche Kinder haben zu Hause ja schon 2 Sprachen, was dann 3 oder 4 Sprachen ausmacht, wenn Deutsch nicht zu Hause gesprochen wird. Ich denke also, dass man das versuchen kann.
Wenn man mit mehreren Sprachen aufwächst lernt man ja erst mal die verschiedenen Sprachen verschiedenen Personen oder verschiedenen Gelegenheiten zuzuordnen. Also das Konzept "Sprache" ist ja erst mal viel zu komplex und abstrakt um es zu begreifen und man denkt dann eben eher so etwas wie "die Mama nennt das so und der Papa nennt das so".
Wenn zwei Personen jetzt aber versuchen dem Kind neben der Sprache, die im Land gesprochen wird, jeweils noch zwei weitere beizubringen, gibt es mit dieser Art der Orientierung ja schon mal Probleme für das Kind. Da müsste man dann wahrscheinlich schon strickte Regeln haben, also man würde dann beim Essen zum Beispiel immer eine bestimmte Sprache sprechen oder Geschichten immer nur in einer Sprache vorlesen und so weiter. Wobei das in dem Fall aber wahrscheinlich noch dadurch erschwert wird, dass beide Elternteile die Sprachen des anderen nicht oder nicht gut beherrschen. Also ein Gespräch auf Spanisch bei Mittagessen wäre dann wohl schlecht möglich. Und eine weitere Frage wäre dann auch, in wieweit das in der Praxis überhaupt machbar wäre. Was wäre zum Beispiel, wenn Freunde der Kinder beim Mittagessen dabei sind?
Nebenbei bemerkt gibt es übrigens gar keine "belgische Sprache". Als Belgier spricht man entweder einen niederländischen Dialekt oder Französisch und eine Minderheit hat sogar Deutsch als Muttersprache.
Das Kind ist noch nicht auf der Welt und trotzdem wird schon festgelegt, dass es als Kind fünf Sprachen auf Elternwunsch lernen soll. Ist das nicht zu hoch gegriffen? Wenn es zunächst mal die Muttersprache der Eltern lernt, also Niederländisch und Italienisch, sind das schon zwei völlig verschiedene Sprachen. Dazu passen würde dann später, wenn es die anderen beiden Sprachen beherrscht Spanisch. Sollte das Kind wirklich außergewöhnlich intelligent sein und das schaffen, könnte man über eine weitere Sprache nachdenken. Aber ich glaube, dass ein Kind überfordert ist mit einem solchen Elternwunsch.
Ich finde das sehr gut, wenn ein Kind mit mehreren Sprachen gleichzeitig aufwächst. Fünf sind weder viel noch wenig, aber eher ungewöhnlich. Andererseits, zum Beispiel in Luxemburg lernen die Kinder Letzebuergisch, Deutsch, Französisch und in der Schule Englisch. Kinder lernen Sprachen viel schneller und einfacher und das auch auf eine Art und Weise, die sicher nicht total rational zu erklären ist. Woher wissen die, wann welche Konjugation oder Deklination kommt? Den Kindern Sprachen vorzuenthalten, wäre noch eine weitere Verdummung der Gesellschaft. Wir brauchen auch Nachwuchs, der etwas weiterbringt und nicht nur an Komasaufen und Facebook denkt. Daher ist es gut, wenn solche Möglichkeiten genutzt werden.
Nachdem man Sprachen immer verwenden kann und mich diese auch sehr interessieren, habe ich viele weitere auf der Universität studiert. Ich hatte auch einmal sechs Sprachen parallel und fand das nicht schlimm. Man kann leicht zuordnen, wo welches Wort hinkommt. Dass Wort A nichts finnisch, sondern rumänisch war, war für mich nie ein Zweifelsfall. Dass dann einem ein Wort mal nicht einfällt oder in der falschen Sprache, kann durchaus sein, aber das passiert auch Leuten, die nur Englisch als einzige Fremdsprachen lernen. Je mehr Sprachen mehr lernt, desto besser wird das Gespür dafür und desto mehr Freude hat man auch, diese anwenden zu können.
Oh, fünf Sprachen sind dann doch schon eine ganze Menge. Da bin ich mir gar nicht ganz so sicher. Ich weiß nur, dass ich das bei meinem Kind mit Sicherheit nicht tun werde, weil ich damit selber überfordert wäre. Das Problem ist aber, dass die fünf Sprachen nicht wirklich viel Ähnlichkeit haben. Das Kind müsste ein Wort fünfmal lernen. Ich würde das bestimmt nicht hinbekommen, zumal der Satzbau und die Grammatik in den verschiedenen Sprachen doch anders ist. Ich hätte dann die Befürchtung, dass mein Kind die Sprachen andauernd vermischen würde, und so eine gemischte Sprache aus allem entwickelt.
Natürlich ist das deren Entscheidung, aber ich würde das an deren Stelle nicht machen, weil es einfach zu aufwendig ist. Klar klingt es cool, wenn ein Kind schon fünf Sprachen kann, aber ich glaube in der Praxis kann man das nicht umsetzen. Dazu kommt auch noch, dass die beiden selber nicht alle Sprachen beherrschen, und Fehler die natürlich auftreten werden, nicht korrigieren können, wenn ein Elternteil mal nicht da ist. Für mich ist das eine gewagte Sache die nur schiefgehen kann.
Ein Kind 5-sprachig zu erziehen ist zumindest zu beginn nicht machbar! Denn es ist ganz wichtig, wenn man das Kind mehrsprachig erziehen möchte, dass jedes Elternteil konsequent eine Sprache mit dem Kind sprich. Also der Vater dann zum Beispiel italienisch und die Mutter niederländisch. Da sie in Deutschland leben, wird das Kind im Kindergarten automatisch deutsch lernen. So weiß das Kind später, mit welchem Elternteil es welche Sprache sprechen kann. Wenn jedes Elternteil zwei Sprachen mit dem Kind spricht wird es die Sprachen unweigerlich verwechseln und vermischen. Denn woher soll ein Baby wissen, welche Sprache was ist? Das geht nicht. Jedes Elternteil sollte sich also erstmal für eine Sprache entscheiden.
Ich habe im Kindergarten gearbeitet und hatte dort einen Jungen, der dreisprachig aufgewachsen ist. Der Vater hat türkisch mit ihm gesprochen, die Mutter niederländisch und im Kindergarten wurde deutsch gesprochen. Der Junge konnte deutsch und niederländisch sehr gut, türkisch hat er alles verstanden aber wenig gesprochen. Das Kind sucht sich die für es wichtigsten Sprachen raus und konzentriert sich auf diese. Da der Junge den Vater nicht regelmäßig gesehen hat, war das Türkische für ihn nicht so wichtig. In deinem Fall kann es auch sein, dass 3 Sprachen gut gesprochen werden, aber mehr würde ich auf keinen Fall machen, denn das kann nur schief gehen! Wenn das Kind älter ist, so ca. Grundschulalter, und die 3 bereits gesprochenen Sprachen gut beherrscht, kann man überlegen, dem Kind noch eine weitere Sprache beizubringen.
Ich hab mal gehört, dass mehrsprachige Erziehung am besten klappt, wenn es für jede Sprache eine (oder mehrere) Bezugspersonen gibt, mit dem das Kind immer nur die Sprache spricht. Und so grundsätzlich lernen Kinder Sprachen ja superleicht, also ich denke schon, dass das klappen könnte, wenn man es richtig aufzieht. Nur fangen sie dann oft erst sehr spät mir dem Sprechen an.
Eine meiner Cousinen wurde auch 4-sprachig erzogen und das hat zumindest gut geklappt. Sie ist jetzt 16 und kann alle 4 Sprachen auf dem selben muttersprachlichen Niveau. Ihre Mutter ist halbe Kolumbianerin und halbe Deutsche und ihr Vater ist Franzose. Mit der Mutter hat sie Spanisch gesprochen, mit der Oma Deutsch und mit dem Vater Französisch. Da die Familie in England gewohnt hat, hat sie Englisch aus der Umgebung gelernt. Jetzt wohnen sie wieder in Deutschland und deswegen fällt bei ihrer kleinen Schwester das Englische weg. Ich wäre auch gerne mehrsprachig aufgewachsen, aber meine Eltern sind "leider" beide deutsch.
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