Kind im Rollstuhl - Alternativen zur Sonderschule?
Ich habe heute in der Straßenbahn ein Gespräch mitbekommen. Dort erzählte eine junge Lehrerin oder Erzieherin von ihrer Arbeit an einer Sonderschule beziehungsweise Förderschule. Nun scheinen dort wirklich alle Kinder mit Behinderungen in eine Klasse gesteckt zu werden und man achtet anscheinend nur auf das Alter.
Sie hat von einigen Problemen dieser Entscheidung geredet. Unter anderem bleiben einzelne Schüler einfach mit ihren eigenen Problemen auf der Strecke. Sie erzählte aber auch, dass Rollstuhlfahrer gerne in solche Klassen geschickt werden, obwohl sie ja eigentlich nur körperlich behindert sind. Nun gibt es ja aber auch bei uns mehrere Möglichkeiten der Schulbildung und deswegen habe ich mir dann Fragen gestellt.
Nun frage ich mich, ob da wirklich alle Behinderungen zusammengesteckt werden und ob es dann keine Alternativen gibt. Muss man als Rollstuhlfahrerendes Kind in eine Sonderschule?
Ich erinnere mich an Fernsehberichte in diesem Jahr, wo es laut EU nicht mehr so sein soll, dass Kinder mit körperlichen Defiziten in Sonderschulen unterrichtet werden. Nur kann man in Brüssel viel von der Theorie beschließen, wenn es dann praktisch nicht umsetzbar ist. Denn ein Kind im Rollstuhl kann ja an einer normalen Schule meist nicht ohne fremde Hilfe alle Räume erreichen. Dazu müssten auch die sanitären Anlagen entsprechend gebaut sein, damit sie eben auch behinderten Kindern den nötigen Zugang gewähren.
Nun gehe ich mal gedanklich von den Schulen aus, welche ich auch von innen kenne. Bei den meisten Gebäuden ist es gar nicht machbar, dass man entsprechende Baumaßen in Angriff nehmen kann, damit eben auch Rollstuhlfahrer unterrichtet werden können. Wobei ich persönlich der Meinung bin, dass es gesunden Kindern in der Entwicklung gut tut, wenn sie den richtigen Umgang mit behinderten Kindern gleich in der Schule mit lernen können.
In vielen Bundesländern ist doch seit diesem Jahr die Förderschule aufgehoben und alle Kinder werden in Regelschulen eingegliedert. Oder man versucht es zumindest, denn klappen tut das ja scheinbar nicht wirklich.
Ganz generell werden bei uns schon lange Schüler und Schülerinnen in Rollstühlen an Regelschulen eingeschult. Oder besuchen diese eben. Und das auch bereits vor etwa 20 Jahren. Meine Bruder hat vor knapp zwanzig Jahren Zivildienst gemacht und musste in der Zeit auch gelegentlich mal einen Jungen im Rollstuhl im Schulgebäude helfen. Wobei es an meinem Wohnort mittlerweile auch schon behindertengerechte Schulgebäude gibt.
In vielen Schulen halte ich es durchaus für möglich, einen Schüler oder eine Schülerin im Rollstuhl aufzunehmen. Klar ist das mit Kosten verbunden. Aber baulich ist das nicht mehr ein wirklich so sehr großes Problem. An meiner Realschule, die nun seit weit über 150 Jahren besteht, wäre das kein größeres Problem, obwohl das Treppenhaus echt sehr groß ist. Rollstuhlrampe an das Treppengeländer. Einen Eingang flacher gemacht. Die Toiletten wären ein Problem, weil die alle höher gelegen sind. Aber auch dafür würde sich sicherlich eine einfache Lösung finden.
Aber wie gesagt, an meinem Wohnort gibt es bereits Regelschulen, die rollstuhlgerecht sind. Sicherlich ist das manches Mal mit Aufwand verbunden, die Schüler und Schülerinnen dann dort hin zu bringen. Allerdings besteht der Aufwand ja auch bei den Sonderschulen. In großen Städten wird bereits ganz anders damit umgegangen. Ich weiß zum Beispiel, dass es in Hamburg Schulen gibt, die extra rollstuhlgerecht ausgelegt sind und diese Schulen auch von mehreren Schülern und Schülerinnen besucht werden, die eben auf einen Rollstuhl angewiesen sind.
Bevor mir nun jemand mit den Kosten für den Umbau bestehender Schulen kommt. Sicherlich gibt es Gebäude, in denen das nicht möglich sein mag. Ansonsten macht man einen solchen Umbau ja nicht nur für einen Schüler oder eine Schülerin. Da folgen mit Sicherheit noch mehr. Und es gibt auch Lehrer und Lehrerinnen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Und behinderten Menschen stehen ja noch zusätzliche Leistungen zu, damit sie am Leben teilhaben können. Wie eben ein Zivi. Gut die gibt es nicht mehr, aber die Dienste werden ja mittlerweile auch anderweitig vergeben. Alles andere ist eine Sache der Organisation. Wie zum Beispiel halt eben darauf achten, dass die Klassen mit Schülern und Schülerinnen im Rollstuhl halt eben im Erdgeschoss sind und so weiter. Was nun wirklich kein Problem sein dürfte.
Das Stichwort heißt Inklusion oder auch inklusive Schulen. Das ist derzeit der neueste Trend in der Schulpädagogik, dass alle Kinder eines Jahrgangs in einer Klasse unterrichtet werden. Bei einem Kind im Rollstuhl ist das noch das geringste Problem. Es werden aber mittlerweile auch vermehrt Kinder möglichst integriert, die auffälliges Verhalten haben, was weit schwerer für den Pädagogen zu bewerkstelligen ist.
Ich würde mich als Elternteil ganz einfach mit den Schuldirektoren und vielleicht auch mit der Schulbehörde zusammen setzen und sehen, was man in dem Fall machen kann. Wenn man mit Pädagogen freundlich redet, bekommt man im Regelfall auch Hilfe. Und Kinder im Rollstuhl in der Regelschule, das ist wirklich nichts neues, das gab es auch schon in den 80er Jahren.
Nein, ein ausschließlich körperlich behindertes Kind muss nicht zwangsläufig in eine Sonderschule. Inzwischen hat man durchaus den guten Willen, ein Kind mit einer körperlichen Einschränkung, aber auch mit leichten geistigen Einschränkungen, in eine gewöhnliche Schule zu integrieren oder aber zu inkludieren. Wie sinnvoll es ist, ist eine andere Frage, aber immerhin scheint man da ein Umdenken angeleiert zu haben, sodass es auch möglich ist, ein Kind in eine gewöhnliche Schüler unterzubringen.
Allerdings sind nur wenige Schulen darauf ausgelegt, viele, vor allem ältere Schulen, sind noch nicht darauf ausgelegt, Schüler in Rollstühlen unterzubringen. Es fehlen Rampen und auch Fahrstühle, um ein Rollstuhl auf die unterschiedlichen Ebenen zu transportieren. Ich gehe aber davon aus, dass die neu gebauten Schulen darauf eingestellt sind und man so auch Kinder in Rollstühlen oder mit anderen körperlichen Einschränkungen auf eine gewöhnliche Schule aufnehmen kann.
Da wir nicht wissen, ob und wie viel Du vom Gespräch mitbekommen hast, kann es auch sein, dass es sich um eine Schulbegleitung gehandelt hat, die Kinder während der Schulzeit betreuen. Da kommt es auch mal vor, dass eine solche Schulbegleitung mehrere Schüler betreut und begleitet.
LittleSister hat geschrieben:In vielen Bundesländern ist doch seit diesem Jahr die Förderschule aufgehoben und alle Kinder werden in Regelschulen eingegliedert. Oder man versucht es zumindest, denn klappen tut das ja scheinbar nicht wirklich.
Ja, es ist mittlerweile so, dass die behinderten Kinder in den normalen Schulen unterrichtet werden sollen. Aber das kann eben kaum von heute auf morgen umgesetzt werden. Es ist von den Kosten her einfach nicht machbar die Schulen entsprechend umzubauen.
LittleSister hat geschrieben:Bevor mir nun jemand mit den Kosten für den Umbau bestehender Schulen kommt. Sicherlich gibt es Gebäude, in denen das nicht möglich sein mag. Ansonsten macht man einen solchen Umbau ja nicht nur für einen Schüler oder eine Schülerin. Da folgen mit Sicherheit noch mehr.
Und wie will man diese Kosten aufbringen, wenn normale Grundsanierungen bei vielen Schulen schon fünf und noch mehr Jahre geschoben werden? Ich denke da nur an die Grundschule meiner Töchter. Da waren diese Arbeiten einst für 2009 geplant. Mittlerweile sind sie auf 2014 verschoben. Und ob dann wirklich eine umfassende Sanierung statt findet, ist da im Moment noch fraglich.
Und wie will man diese Kosten aufbringen, wenn normale Grundsanierungen bei vielen Schulen schon fünf und noch mehr Jahre geschoben werden? Ich denke da nur an die Grundschule meiner Töchter. Da waren diese Arbeiten einst für 2009 geplant. Mittlerweile sind sie auf 2014 verschoben. Und ob dann wirklich eine umfassende Sanierung statt findet, ist da im Moment noch fraglich.
Schon bedacht, dass die Gelder dafür aus verschiedenen Töpfen fließen? Die Integration behinderter Schüler nicht aus dem generellen Schultopf fließen? Oder soll man die Mittel, die für behinderte Schüler extra geschaffen werden, diesen streichen, damit die Schulen saniert werden können? Bloß keine Integration von Menschen, die nicht so laufen wie sie laufen sollen?
Und klar kann das nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Wobei ich weniger das Problem an baulichen Dingen sehe. Es fehlt einfach auch Fachpersonal, um Kinder mit geistigen Behinderungen zu integrieren. Und die Diskussion der Beschulung an Regelschulen ist ja nicht neu und auch nicht von heute auf morgen beschlossen worden. Aber ich finde es schon seltsam, dass man hier scheinbar Wert darauf legt, dass die Kinder mit den Behinderungen, die am einfachsten integriert werden könnten, bewusst abgeschoben werden.
@LittleSister: Es geht hier nicht um abschieben. Nur wie du selbst schon sagst, fehlt es auch an Fachpersonal. Und Gelder, selbst wenn sie aus anderen Töpfen kommen, sind nun auch nicht in dem Maß vorhanden, dass man mehrere Schulen innerhalb kurzer Zeit entsprechend umbauen kann, damit Kinder mit einer körperlichen Behinderung nicht in einer eigenen Schule unterrichtet werden müssen.
Ich erinnere mich da vor allem an einen Bericht zum Thema blinde Kinder. Diese Kinder benötigen eben spezielle Technik um entsprechend unterrichtet zu werden. Von der vorhandenen Schule kann man sie nicht abkaufen, da sie dort die Geräte selbst weiterhin brauchen. Also müsste man sie hier, wenn eine Schule blinde Kinder aufnehmen wollte, diese Geräte neu anschaffen. Nur von was denn bitteschön, wenn die entsprechenden Gelder nicht vorhanden sind?
Wir haben bei uns an der Grundschule auch sogenannte Integrationskinder mit diversen Defiziten. Einen Teil der zusätzlichen Beschulung wird über eigene Lehrer und einen Horterzieher abgedeckt, welche sich dazu eben entsprechend selbst haben schulen lassen. Für andere Probleme kommen eigens ausgebildete Pädagogen, welche aber mehrere Schule betreuen. Es ist also nicht so, dass Kinder die nicht der Norm entsprechen einfach abgeschoben werden.
Bei uns an der Schule ist es sogar so, dass betroffene Kinder weiter Integrationsunterricht erhalten, selbst wenn man beim Träger entschieden hat, dass sie nicht weiter gefördert werden müssen. Die Lehrer erhalten also für weniger Kinder Geld, als sie eigentlich unterrichten. Sie machen es aber, weil sie den Kindern helfen wollen, aber gegen die Bürokratie nicht ankommen.
Dazu mangelt es ja schon in einigen Kommunen am Geld, um die Schulbücher zu beschaffen. Obwohl es im Sommer ein Urteil gab, dass in Sachsen die Eltern dafür nicht mehr zu zahlen haben. Da kommen mal acht Wochen vor Schuljahresbeginn Kosten in fünfstelliger Höhe auf den Tisch, die irgendwie abgedeckt werden müssen. Und Fördermittel, um ein Schulhaus behinderten gerecht umzubauen, decken auch nur einen Teil der Kosten ab. Wer soll denn den Rest bezahlen? Die Eltern von den behinderten Kindern oder soll man in der ganzen Schule bei diversen Dingen Abstriche machen, um vielleicht eine Hand voll behinderter Kinder aufnehmen zu können?
Es klingt zwar sinnvoll, dass man nicht mehr nach gesund und behindert trennen soll und ich selbst habe damit auch kein Problem. Aber ich sehe halt auch den Kostenfaktor dabei, welcher nicht gerade gering ist und erst mal vorhanden sein muss.
Du vermischst da trotzdem gerade ein paar Dinge miteinander. Die Kosten um Kinder im Rollstuhl zu beschulen, sind geringer auf Dauer gesehen. Hier wird kein oder kaum Fachpersonal gebraucht. Und im Eröffnungspost ging es alleine um Kinder die geistig fit sind, die eben "nur" im Rollstuhl sitzen. Hier ist das einzige Problem Treppen. Was man in vielen Fällen recht einfach ändern kann. Und hier denke ich, es ist günstiger, hier entweder eine Rampe einzubauen und den Unterricht nur im Erdgeschoss stattfinden zu lassen. Und das müsste möglich sein. Günstiger, als immer jemand haben zu müssen, der das betroffene Kind transportiert. Das wäre nämlich die andere Alternative. Und klar gibt es Fachräume oder Fachunterricht, den man nicht im Erdgeschoss stattfinden lassen kann. Aber das wäre pro Woche bei vielleicht maximal 4 Stunden in der Woche kein Aufwand da jemand kommen zu lassen. Trotzdem blieben die Kosten im Rahmen. Und diese Kosten gehen nicht auf Lasten der Schulbehörden, sondern werden zum Großteil, wenn nicht so gar ganz, von den Krankenkasse getragen!
Das geistig behinderte Kinder oder Kinder mit Mehrfachbehinderungen, Spastiken etc. mehr Personal und/ oder anders geschulter Personal brauchen, ist klar. Das das Kosten verursacht auch. Hier ging es aber rein um Kinder, die eben "nur" im Rollstuhl sitzen und außer das sie nicht gehen können, keine Behinderung aufzeigen. Die brauchen kein besonders geschultes Personal. Für was auch?
Sicherlich ist momentan zu wenig Geld für die Schüler da, die nicht- behindert sind oder keine anerkannte Behinderung haben. Aber ich halte es weiterhin auch für wichtig, auch behinderte Kinder mehr zu integrieren. Und ich persönlich halte das, was da an Inklusion geplant ist, ehrlich gesagt für nicht durchdacht etc. Denn da gehen alle Kinder unter. Aber hier ging es um Kinder, deren einziges Problem ist, dass sie nicht auf ihren eigenen Beinen von einem Klassenraum zum anderen kommen. Diese Kinder an einer Regelschule zu beschulen geht nicht wirklich auf Kosten von Kindern, die das Glück haben, laufen zu können. Klar wird alles um das Kind im Rollstuhl rum geplant werden müssen. Unter anderem auch Ausflüge. Ich habe eine Zeit lang Menschen mit Rollstuhl begleitet dürfen. Und ja es ist Aufwand, immer daran denken zu müssen, kommen wir da rein mit Rollstuhl? Wie sieht es mit passenden Toiletten auf. Aber das gehört hier für mich auch zur sozialen Entwicklung.
Zu den blinden Kinder- es ging um Kinder im Rollstuhl. Da wir hier aber eine Userin haben, die blind ist und so weit ich mich erinnern kann, an einer Regelschule beschult wird, vielleicht kann die sich dazu äußern. Generell ist es aber so, wenn ich mich nicht ganz irre, dass es nicht zwingend alleine Aufgabe der Schule ist, ein blindes Kind mit den benötigten Techniken auszustatten. Und ich könnte wetten, es gibt staatliche Zuschüsse, wenn man solche Geräte anschafft. Somit müssten die, selbst wenn keine andere Stelle finanziert, nicht alleine durch die Mittel finanziert werden, die zur Verfügung stehen, aber eh schon zu knapp sind.
Es wurden zwar explizit die Rollstuhlfahrer genannt. Aber du selbst sprichst von Kindern die nur körperlich behindert sind. Das sind dann auch Kinder die blind sind. Denn diese sind ja auch geistig fit, um dem normalen Unterricht folgen zu können. Und ich weiß nicht, wie viele Schulen du wirklich von innen kennst. Aber die wenigsten haben wirklich in der untersten Etage Räume, um dort Unterricht durchführen zu können.
Ich weiß echt nicht, woher du deine Zuversicht nimmst. Aber bis wirklich die nötigen Umbauten an mehreren Schulen pro Stadt durchgeführt wurden, damit eben behinderte Kinder am normalen Unterricht teilnehmen können, werden locker 15 bis 20 Jahre vergehen. Weil es eben nicht anders finanzierbar ist. Und selbst Betreuer, welche ein körperlich behindertes Kind durchs Schulhaus tragen, gibt es kaum, da man ja freundlicherweise den Zivildienst abgeschafft hat.
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