Wie habt ihr die Kinder zum Selbstbewusstsein erzogen?
Wie schafft man es sein Kind wirklich zu gutem und viel Selbstbewusstsein zu erziehen. Denn wenn ich mir schon im Kindergarten anschaue, wie Kinder gemobbt werden, dann muss man sehen, dass man ein Kind groß zieht, welches auch gutes Selbstbewusstsein hat. Aber wie macht man es richtig, damit das Kind auch wirklich selbstbewusst wird und dieses Selbstbewusstsein auch aus strahlt?
Habt ihr selbstbewusste Kinder oder ist das mehr Charaktersache? Kann man ein Kind wirklich selbstbewusst erziehen und wie macht man es richtig?
Bei der Erziehung prallt immer der Charakter des Kindes mit der Erziehung zusammen. Und Erziehung geht dann immer ein Wechselspiel mit dem ein, was im Kind schon an Wesenszügen angelegt ist. Also kann nicht jede Erziehungsmaßnahme bei jedem Kind gleich effektiv sein.
Generell kann man dem Kind immer wenn es etwas geleistet hat, positives Feedback geben, wie gut es das gemacht hat. Wenn das Kleinkind beim Tischdecken geholfen hat. Oder wenn es von der Windel auf die Toilette umsteigt und einen erfolgreichen Gang auf der Toilette hatte. Dann sagt man dem Kind halt, wenn man stolz auf seine Fortschritte oder Leistungen ist.
Wichtig ist, dass das mehrere im Umfeld machen. Wenn nicht nur die Eltern, sondern auch die Großeltern das Kind auch genug loben, wird es deutlich selbstbewusster werden, als wenn man immer nur dann erziehend etwas sagt, wenn das Kind einen Fehler macht. Das erweckt beim Kind eher den Eindruck, dass es inkompetent ist. Und das macht natürlich nicht selbstbewusster.
Wichtig finde ich, dass man dem Kind auch vermittelt, wie es sich im Fall von Mobbing oder Beleidigung wehren kann. Ich meine jetzt nicht draufhauen. Aber wie reagiert man schlagfertig. Und wann ist es angebracht, eine Tat bei Lehrern oder Erziehern zu melden, die man nicht hinnehmen kann? Welche Rechte hat man als Kind gegenüber anderen Kindern? Dann gehen die Kinder auch schon mal selbstbewusster in solche Situationen, weil sie wissen, dass sie nicht zur Hilflosigkeit verdammt sind.
trüffelsucher hat geschrieben:Wichtig ist, dass das mehrere im Umfeld machen. Wenn nicht nur die Eltern, sondern auch die Großeltern das Kind auch genug loben, wird es deutlich selbstbewusster werden, als wenn man immer nur dann erziehend etwas sagt, wenn das Kind einen Fehler macht.
Ein Kind zu loben ist eine Sache, aber konstruktive Kritik sollte auch nicht fehlen. Denn ich denke, dass ein Kind auf Dauer arrogant und eingebildet wird, wenn man es zu oft lobt und das kann doch auch nicht Zweck der Übung sein wie ich finde.
Natürlich soll man auch kritisieren, wenn etwas falsch gemacht wurde und konstruktiv Lösungen anbieten. So war das nicht gemeint. Gemeint war in dem von dir zitierten Satz, dass es eben Eltern gibt, die ihren Kindern fast dann nur Rückmeldung geben, wenn etwas schief gelaufen ist oder nicht gut genug erledigt wurde. Solche Eltern handeln nach dem alten Grundsatz: Nicht getadelt ist genug gelobt. Und das kommt bei Kindern eben nicht so an. Aber Erziehung zum Selbstbewusstsein schließt natürlich vernünftige und angebrachte Kritik mit Augenmaß nicht aus.
Natürlich kann und soll man kritisieren. Aber Lob und Kritik sollten sich die Waage halten, wenn nicht das Lob überwiegt, was besser wäre. Außerdem kommt es stark darauf an, wie man etwas sagt. Denn den gleichen Inhalt kann man sehr unterschiedlich verpacken.
Ich erinnere mich bis heute an eine Situation aus meiner Kindheit. Ich sollte den Reitlehrer wechseln, weil ich an meinen Stall nichts mehr lernen konnte. Am neuen Stall gab es keine anderen Kinder oder Jugendlichen, alle waren erwachsen. Da saß ich nun auf einem fremden Pferd in einer fremden Halle, die Tribüne und das Casino waren voller kritischer Zuschauer, die tuschelten, was denn ein Kind da soll.
Der Reitlehrer war total unfreundlich und verkündete nach einer halben Stunde laut und deutlich: Ein nettes Lärvchen, aber reiten kann sie nicht! Ich hätte heulen können! Ich wollte nicht dahin, mir fehlten jetzt schon meine Freunde und ich hatte mich trotzdem angestrengt. Und dann das.
Danach hat er mir dann erklärt, was er meinte. Er fand den Sitz ausgezeichnet und die Hilfengebung korrekt. Zum Reiten eines gut ausgebildeten Pferdes würde es komplett reichen. Aber Pferde ausbilden oder korrigieren könnte ich nicht.
Damit konnte ich sehr gut leben, das war viel besser, als ich es erwartet hatte. Wenn er das direkt so gesagt hätte, wäre ich weder arrogant geworden, noch hätte ich nichts mehr lernen wollen. Aber es wäre nicht so verdammt demütigend gewesen. Mit solchen Kommentaren baut man kein Selbstbewusstsein auf. Die nächsten Wochen habe ich vor jeder Stunde erst einmal kräftig auf dem Misthaufen gebrochen.
Wie man Kritik formuliert, das ist tatsächlich wichtig. Nicht immer kann man das als Erwachsener absehen, wie das beim Kind ankommt, aber man kann sich sensibilisieren und Stück für Stück die Formulierungen ablegen, die noch zu unserer Kinderzeit absolut üblich waren.
Nehmen wir eine vollkommen gewöhnliche Situation, wie sie in tausenden Haushalten täglich vorkommt. Das Elternteil hat gerade die Wohnung oder das Haus fertig geputzt und der Nachwuchs kommt von draußen vom Spielen an und ist dreckig. Was passiert? Das Kind läuft mehr oder weniger weit in dreckigen Sachen herum und mindestens der Flur muss noch mal gereinigt werden. Beim Erwachsenen stellt sich Frust ein und er reagiert auf zwei Varianten.
Variante A: Elternteil schreit: "Du bist immer so eine Sau. Schon wieder hast alles dreckig gemacht! Kannst du dich nicht einmal benehmen? "
Variante B: Elternteil schreit: "Es ärgert mich, dass ich gerade fertig geputzt habe und du jetzt nicht aufpasst und Dreck machst. Zieh dich das nächste Mal vor der Tür aus und renne nicht nochmal in Dreckigen Sachen herum!"
Beides ist logischerweise nicht sonderlich freundlich und beide Male wird das Kind geschimpft. Aber in Variante A kommt bei dem Kind das als persönliche Kritik an, als Kritik an dem, wie er oder sie als Mensch so ist. Oder zumindest als Wertung, was die Eltern von dem Kind halten. Sätze wie du bist immer eine Sau vermitteln dem Kind, wenn man es oft genug sagt auch, dass es eigentlich keine Chance hat, sich zu ändern. Das ist das fatale daran, dass das Kind dadurch auch noch demotiviert und nicht nur erniedrigt wird. Auch solche Fragen wie ob das Kind sich nicht auch mal benehmen könne suggerieren, dass das Elternteil eigentlich gar nicht davon ausgeht, dass das Kind das schafft. Und wenn die Eltern einen schon für so einen Versager halten, warum sollte man sich dann selbst toll finden?
In Variante B erfährt das Kind auch was es falsch gemacht hat. Aber es erfährt auch, wie es das nächste Mal besser handeln kann. Klar wird nicht jedes Kind sofort das dankbar umsetzen und nie wieder den Fehler machen. Aber es hört, dass die Eltern zumindest erwarten, dass es sich bessert und es ihm oder ihr auch anscheinend zutrauen, das zu können. Außerdem hilft so eine Botschaft, in der der Erwachsene auch erklärt, warum er sich ärgert dem Kind zu verstehen, wie der Tadel zu Stande gekommen ist. Also dass man eben sich gerade gefreut hat fertig zu sein und das Erfolgserlebnis zerstört wurde und unnötig Arbeit verursacht wurde.
Es klappt nicht immer, sich im Ärger nach Variante B zu verhalten. Aber wenn einem wirklich so ein traditioneller Klassiker wie in Variante A heraus gerutscht ist, kann man sich, wenn der Zorn verraucht ist, auch mit dem Kind hinsetzen und klären, dass man das nicht so verletzend gemeint hat. Und wenn man sich immer öfter an Variante B hält, vermeidet man unnötige Erniedrigungen und stärkt so indirekt auch das Selbstbewusstsein indem man es immer weniger untergräbt.
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