"Mein Kind war das nicht" - Schutz der Mütter?

Kennt ihr den Spruch von Müttern, wenn ihre Kinder in der Schule oder im Kindergarten was angestellt haben "mein Kind war das nicht"? Neulich musste meine Nachbarin ihren Sohn von der Schule abholen, weil er sich mit einem anderen Jungen gerauft hat. Sie erzählte mir dann, dass ihr Junge ja nicht angefangen hat. Es war der andere Junge und sie versteht nicht, dass man auch ihren Jungen bestraft. Denn ihr Sohn war das nicht.

Ich höre sehr oft von Bekannten, dass ihre Kinder die liebsten Kinder sind und niemals anfangen würden. Kennt ihr solche Mütter, die nicht wahr haben wollen, dass auch ihre Kinder keine Engel sind? Warum sehen die Mütter das nicht realistischer. Denn kein Kind ist ein wahrer Engel, der niemals anfängt oder nie was anstellt .

Ja, dieses "Mein Sohn/meine Tochter würde so etwas niemals machen" habe ich durchaus auch schon gehört. Es ist immer wieder erstaunlich, wie schlecht manche Eltern ihre eigenen Kinder kennen. Auch wenn sie zu Hause tatsächlich immer brav und folgsam sein sollten, können sie durchaus auch ein anderes Gesicht haben, aber manche Eltern wollen sich das nicht eingestehen. Vielleicht auch deshalb, weil das indirekt beutet, dass sie ihre Sprösslinge eben doch nicht so perfekt erzogen haben, wie sie immer gedacht haben.

Ich denke aber nicht, dass es immer gleich auf schlechte Erziehung zurückzuführen ist, wenn ein Kind mal etwas anstellt oder sich mit einem Klassenkameraden rauft. Das sind Dinge, die mal vorkommen können, und ich würde es wohl hinnehmen können, wenn das meinen Sohn mal betreffen sollte, ohne dass ich deswegen gleich an meiner Erziehungsfähigkeit zweifeln bzw. die Anschuldigung gegen mein Kind als Kritik an mir als Mutter verstehen würde.

Ich habe bisher feststellen können, dass auch Mütter tatsächlich dieser Meinung sind, dass ihr Kind auf gar keinen Fall angefangen hat, wenn es überhaupt wirklich dabei war, die eigentlich gar nicht so eine positive Meinung von ihren eigenen Kindern haben und sich oft genug darüber auslassen, was diese alles anstellen, dass sie immer wieder Ärger suchen und überall mitmischen, wo es chaotisch zugeht. Tatsächlich halte ich das beinahe für ein Phänomen, denn ich kenne auch Mütter, die sich genau darüber nicht aufregen und einen ziemlich realistischen Blick auf ihre Kinder haben. Wenn ihnen also gesagt wird, ihr Kind habe an irgendeiner Rauferei teilgenommen oder einen Schaden angerichtet, gehen diese Mütter davon aus, dass die Behauptung richtig ist, befragen das Kind dazu und ziehen anschließend die richtigen Konsequenzen.

Insofern kann ich auch nicht sagen, dass ich ausschließlich Mütter kenne, die ihre Kinder in jeder Hinsicht nach außen hin schützen. Vielmehr erlebe ich eben immer wieder, dass die eher unzufriedenen Mütter ihren Kindern nach außen hin einen besonderen Schutz zukommen lassen, aber eben auch in diesem Situationen wirklich glauben, dass ihr Kind auf gar keinen Fall geschädigt oder überhaupt erst ausgelöst hat, wenn überhaupt eine Teilnahme an der jeweiligen Situation gegeben war. Woran das liegt, kann ich wiederum nur spekulieren. Vielleicht sind solche Mütter mit der Gesamtsituation überfordert und können nur schwer mit der Bestätigung ihrer eigenen Aussagen umgehen, dass ihre Kinder Chaoten und möglicherweise sogar Rüpel oder gar boshaft sind, weil sie das auf sich selbst und ihr Scheitern in der Erziehung beziehen. Wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir immerhin auf, dass die nicht wirklich kritikfähigen Mütter diejenigen sind, die häufig über ihre eigenen Kinder schimpfen, sie aber nach außen hin entsprechend schützen und nichts glauben wollen, was diese angeblich angestellt haben sollen.

Ich kenne den Spruch auch nur sehr gut, sogar aus meiner eigenen Kindheit. Leider wurde ich in der Grundschule auf dem Heimweg oft von drei Jungen verprügelt. Als meine Mutter dann mal mit deren Eltern sprechen wollte, hieß es bei zwei der drei immer von den Eltern: "Was mein Sohn? Nein so etwas würde er nie tun, der war das nicht, eure Tochter lügt!" Und das ging dann so weit, dass meine Mutter mich immer von der Schule abholen kommen musste obwohl ich nur drei Minuten Schulweg hatte.

Auch jetzt als angehende Erzieherin finde ich es manchmal kompliziert den Eltern klar zu machen, dass ein Streit von ihrem Kind ausging. Viele Eltern kennen ihre Kinder zum Glück gut genug um zu wissen, dass sie keine Engelchen sind. Aber manche sehen das einfach nicht ein und werden dann noch unfreundlich.

Und am schwersten fand ich damals ein Fall ganz zu Beginn meiner Ausbildung, als ein Junge uns alle Kinder verbissen hatte. Manchmal sogar blutig oder grün und blau. Der Vater war ein aggressiver, großer kräftiger Mann der von alledem nichts wissen wollte und die Erzieherinnen nur anbrüllte. Das Endergebnis war dann, dass er es einfach nicht glauben wollte, alle als unfähig hinstellte und seinen Sohn in einen anderen Kindergarten schickte.

Warum manche Eltern so blind sind weiß ich nicht. Auch das liebste und ruhigste Kind kann mal einen Streit anfangen. Dessen sollten sich alle Eltern bewusst sein. Und man will ja normalerweise auch nichts böses, wenn man den Eltern sagt, dass sein Kind sich daneben benommen hat, im Gegenteil.

Das kenne ich nur zu gut. Eltern, aber gerade Mütter haben da ihren ganz eigenen Stolz, und wollen sich und schon gar nicht anderen eingestehen, dass nicht immer alles perfekt läuft.

Auch wenn ihre Kinder andauernd etwas ausfressen, heißt es immer wieder "mein Kind war das nicht" Ein Stück weit hat das ja auch mit der Erziehung zu tun, und gerade bei Jungen läuft da bekannterweise nicht immer alles gut, die kleinen Racker machen manchmal einfach was sie wollen. Ich glaube aber, ich würde auch nur sehr ungerne dazu stehen was mein Sohn so alles anstellt. Aber ich finde es auch nicht fair, wenn die Schuld dann auf das andere Kind geschoben wird, auch wenn es damit vielleicht gar nicht zu tun hatte.