Keine Hilfe für Mütter im Alltag - denken alle nur an sich?

vom 06.12.2012, 22:36 Uhr

Also ich glaube nicht das sich hier die Zeit geändert haben und auch nicht die Menschen. Ich denke das es immer welche gibt die helfen und fragen und eben auch die anderen. Ich wähle meine Wege halt immer so dass ich es ohne fremde Hilfe schaffe, sei es mit schweren Einkaufstüten, Kinderwagen oder wie auch sonst immer. Wenn ich wirklich mal Hilfe brauche habe ich diese auch immer bekommen und es hat noch nie jemand nein gesagt. Nicht mal Jugendliche, auf die dann immer geschimpft wird weil sie nicht hilfsbereit sind.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Von der Zeit oder den Menschen würde ich es jetzt auch nicht abhängig machen. Aber durchaus schon an der Umgebung. Ich habe schon den Eindruck dass es bei uns in der Großstadt weniger Leute gibt die helfen weil alle meinen "Das kann ja ein anderer machen, ich habe gerade so wenig Zeit, mein(e) Anschluss-Bus/-Bahn fährt gleich".

Und als Mutter mit Kinderwagen ist es auch nicht immer leicht die Leute anzusprechen, weil viele an einem vorbeilaufen. Manchmal hat man das Gefühl bewusst ignoriert zu werden weil einem die Leute von der Ferne anscheinend noch in die Augen gesehen haben und sobald sie dann nah genug an einen herangekommen sind gucken sie strikt an einem vorbei. Und da soll man sich dann trauen die Leute noch anzusprechen. Ich persönlich finde das eher einschüchternd.

Und ich habe häufig schon das Gefühl gehabt dass die Leute einen direkt als Bittsteller sehen, als ob man wie die Bettler oder Obdachlosenzeitungsverkäufer wäre, die sicher jeder schon mal ignoriert hat indem er demonstrativ woanders hingeschaut oder anderweitig beschäftigt hat um bloß nicht angesprochen zu werden. Klar, so einen Kinderwagen mit zu tragen birgt natürlich auch das erhebliche Risiko dass man sich die Finger oder gar die Kleidung schmutzig macht. Ich kann nicht mehr zählen wie oft Leute einem sagten dass sie keine Zeit hätten, dass sie gerade körperlich eingeschränkt oder krank wären oder dass sie sich nicht dreckig machen wollten. Dass sie Angst hätten dass er Wagen kippt hat noch keiner gesagt. Vielleicht weil die Mutter das ganz schnell abtun oder entkräften würde und man ja dann doch tragen müsste?

Bei uns wurde der Bahnhof umgebaut den ich täglich nutzen musste, so dass die Rolltreppe anderthalb Jahre außer Betrieb war, die aber ohnehin nur Laufrichtung nach oben hatte während ich immer nach unten musste. Den Bahnhof umzubauen fand ich dahingehend eine gute Idee als dass endlich auch ein Aufzug hingebaut wurde, denn vorher war noch keiner vorhanden, und die Rolltreppe wurde nach Fertigstellung ersetzt durch eine mit automatisch wechselnder Laufrichtung. Das passierte allerdings erst im Herbst diesen Jahres, also genau ab da wo ich nur noch gelegentlich diesen Bahnhof nutzte weil unsere Große nun in der Schule ist und ich nicht mehr täglich mit der Bahn fahre.

Die ganze Zeit wenn es sich einrichten ließ nutzte ich eine Bauchtrage für meinen Sohn und ich war froh darum, denn wenn ich mal mit Kinderwagen unterwegs war kam es so oft zu oben beschriebenem Szenario, so dass ich den Kinderwagen dann entweder allein runtertrug, oder teilweise auch Treppenstufe um Treppenstufe runterschob. Gelegentlich bot sich dann tatsächlich jemand an zu helfen, aber es war sehr selten und meistens auch erst wenn ich eh schon fast unten war. Ich bin aber auch nicht gewillt alle Leute die sich auf dem Bahnsteig mit mir befinden und die an mir vorbeilaufen flehentlich anzuschauen ob sie helfen so lange bis der Bahnhof leer ist und ich dann letztlich doch wieder allein dastehe.

Am tollsten war der andere Bahnhof, einer an der Münchner Stammstrecke, wo also jede S-Bahn hält. Dort gibt es keine Rolltreppe, aber einen Aufzug, der laufend defekt ist oder gewartet wird. Wenn man dort den Kinderwagen mühsam selbst die Treppen hoch- oder runterwuchtet kommen gerne Leute die einem im Vorbeigehen erklären dass doch ein Aufzug da wäre, warum man den nicht nutzt. Ich entschuldige mich hiermit im Geiste bei allen denen ich darauf eine patzige Antwort gegeben habe, denn selbstverständlich finde ich es einfach nur lustig tagtäglich den Wagen die Treppen hochzuhieven. Dass der erwähnte Aufzug kaputt sein könnte und man selbst durch anpacken statt durch weise Worte mehr geholfen hätte war wahrscheinlich einfach keinem von denen klar. Ja, und allen die dann meinen man könnte ja einen anderen Weg wählen sei gesagt dass ich gerne eine Station früher oder später aussteige und mit dem Kinderwagen und einem schreienden Kind einen Umweg von einer Viertelstunde in Kauf nehme in der Hoffnung dass wenigstens da wo ich dann aussteige alle zur Straße führenden Beförderungsmöglichkeiten für körperlich eingeschränkte Personen funktionieren. Sorry!

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» angelheart1501 » Beiträge: 336 » Talkpoints: 39,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Dass so oft die Aufzüge kaputt sind oder gar nicht erst vorhanden, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt. Das ärgert mich auch immer wieder, weil es ja außer Kinderwagen-Piloten noch viele andere Leute gibt, die nicht wie die Rehlein die Treppen rauf und runter hüpfen können. Aber ich bleibe dabei, nicht jeder, der behauptet, es im Kreuz zu haben, sagt das nur aus Faulheit. ;)

Wahrscheinlich geht's in einer Großstadt wie München einfach generell hektischer zu und die Anonymität ist so groß, dass viele Leute gar nicht mehr gewohnt sind, einander zu helfen. Wo so viele Fremde durcheinander wuseln, geht der Einzelne leider unter.

Ich habe übrigens immer Angst, der Kinderwagen könnte kippen oder ich könnte ein bewegliches Teil erwischen und das Fahrzeug samt Baby zusammenklappen. Oder ich verliere den Griff und das Kleine landet auf dem Boden. Da hab ich einen Horror vor. Natürlich helfe ich trotzdem, aber ich wäre schon manchmal dankbar, wenn man mir kurz zeigen würde, wie man das Ding am besten jongliert. Eltern haben da ja Übung, aber man kann nicht vorraussetzen, dass jeder so souverän mit diesen unhandlichen Geräten umzugehen weiß.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich benutze nun knapp ein Jahr keinen Kinderwagen mehr, weil mein Sohn lieber läuft und mittlerweile ja auch schon alt genug ist, aber ich konnte mich damals echt nicht beschweren. Ich bin sehr oft mit dem Bus und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren, weil mein Mann das Auto dabei hatte. Wenn ich aussteigen wollte, haben sich immer sofort Leute dazu bereit erklärt, mir mit dem Kinderwagen zu helfen. Also ich musste niemanden ansprechen, hätte aber auch keine großen Probleme damit gehabt, die Leute zu fragen, wenn es gar nicht anders gegangen wäre. Zumindest hier sind die Leute echt hilfsbereit gewesen. Ich habe da echt keine schlechten Erfahrungen machen müssen. In Geschäften habe ich allerdings auch immer den Aufzug benutzt. Da kann man eigentlich nicht erwarten, dass Leute einem den gesamten Kindergarten die Treppen hoch tragen.

Wenn ich heute Leute mit einem Kinderwagen sehe, die gerade aus dem Bus aussteigen möchte, dann biete ich auch ganz automatisch meine Hilfe an. Für mich ist das einfach selbstverständlich, denn es ist ja kein großes Ding und schnell gemacht. Ich habe es hier noch nie erlebt, das Leute eine Mutter mit Kinderwagen einfach ignoriert hätten. Meist stehen sogar mehrere Leute auf und bieten ihre Hilfe an. Wir wohnen auch in einer Großstadt und ich kann nicht sagen, dass hier jeder nur auf sich selbst schaut und keiner hilfsbereit ist. Das ist natürlich auch von Stadt zu Stadt verschieden und daher kann ich es auch nicht wirklich beurteilen, wie es in anderen Städten zugeht, wenn man mit dem Kinderwagen unterwegs ist. Hier gibt es jedenfalls keine Probleme.

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ob nun unbedingt die Hilfsbereitschaft früher besser war, weiß ich nicht, irgendwie wissen sich auch durchaus Mütter und andere Kinderwagen schiebende Personen zu helfen. Warum spricht man als solche Person nicht einfach jemanden an, wenn man Hilfe benötigt wird? Warum muss man als nicht Kinderwagen schiebende Person direkt seine Hilfe anbieten? Sicherlich kann man damit rechnen, aber sich darauf verlassen sollte man nicht. Abgesehen davon gibt es genügend andere Personen, die auch darauf angewiesen sind, Hilfe zu erhalten und die diese dann nicht bekommen, wenn man nicht direkt darauf hinweisen würde.

Ich frage durchaus mal, wenn ich eine solche Situation mitbekomme, ob ich jemanden zur Hand gehen kann. Aber mal ehrlich, wie viele Leute haben, nachdem sie bereits gefragt haben, eine unfreundliche Antwort erhalten und wurden zurückgestoßen, ihre Hilfe wurde abgelehnt, weil man es einfach nicht verstanden hatte oder man einen falschen Zeitpunkt erwischt hat? Da würde ich auch nicht mehr fragen wollen und diesen sogenannten Mütter-Bonus sollte da auch nicht mehr greifen.

Aber ehrlich gesagt würde allen ein wenig Verständnis und offene Augen gut tun, nicht nur Mütter sind hin und wieder darauf hingewiesen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Gerbera, ich denke auch nicht dass jeder der sagt dass er es im Kreuz hat lügt. Ich erwarte auch gar nicht dass mir Leute helfen die offensichtlich nur bedingt dazu in der Lage sind. Witzigerweise sind das aber genau diejenigen die dann ihre Hilfe anbieten oder zumindest von sich aus ihr Bedauern ausdrücken dass sie nicht helfen können obwohl sie es gern würden. Wenn für mich ersichtlich ist dass es jemandem schwer fallen könnte den Wagen mit mir zusammen zu tragen lehne ich auch kategorisch ab, ich habe schließlich Übung darin den Kinderwagen allein zu tragen.

Dass jemand Angst hat den Wagen falsch anzupacken kann ich ja verstehen, aber wenn mir jemand Hilfe beim tragen anbietet und ich ihn mit anpacken lasse dann sage ich grundsätzlich schon wo derjenige am besten anpacken kann ohne das was passieren kann. Auf einer Treppe die breit genug ist schlage ich auch immer vor dass wir beide seitlich gehen, da muss keiner rückwärts laufen oder sich halb verrenken um den Wagen mit zu tragen.

Bei den von MeL.G angesprochenen Bussen die hier fahren brauche ich übrigens nie Hilfe, unseren Wagen habe ich soweit im Griff dass ich ihn problemlos allein in den Bus und auch wieder hinausbekomme, auch wenn der Busfahrer die Türseite nicht hydraulisch herunterlässt.

Und abgesehen davon ist es hier auch gar nicht so schlimm weil man zumindest genug Platz hat und ja doch gelegentlich auf Rolltreppen oder Aufzüge zurückgreifen kann. Letztes Jahr waren wir mit dem Kinderwagen in Paris mit der Metro unterwegs und haben uns immer wieder gefragt wie die das dort machen mit Menschen die physisch eingeschränkt sind. Was wir den Kinderwagen auf den schmalen Treppen hoch- und runtertragen mussten ohne einen barrierefreien Zugang zu entdecken und ohne dass jemand half war der reine Wahnsinn.

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» angelheart1501 » Beiträge: 336 » Talkpoints: 39,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich lebe wahrscheinlich in der gleichen Stadt wie MeL G. und ich kann mich hier auch nicht über die mangelnde Hilfsbereitschaft der Menschen beschweren. Jedenfalls habe ich hier noch nichts dergleichen wahrgenommen. Aber ich persönlich muss meine Meinung natürlich auch mal niederschreiben, ich denke nämlich zum Beispiel, dass viele Mütter denken, dass jeder gleich auf sie zuspringen muss und Hilfe anbietet. Ich kann mir vorstellen, dass auch viele andere Menschen meine Einstellung teilen.

Ich habe keinerlei Probleme damit einer Mutter zu helfen, genauso helfe ich auch mal Älteren über die Straße oder helfe einem Mann die Treppe hoch. Ich verstehe jedoch nicht unbedingt, warum ich nun jeder kinderwagenschiebenden Mutter unbedingt einfach mal aus dem Nichts heraus meine Hilfe anbieten muss? Ich hänge auch mal meinen Gedanken nach und steige geistig aus. Wenn jemand Hilfe benötigt, dann kann der Mensch doch an sich auch fragen? Warum haben wir denn die sprachliche Kommunikation?

Wie es früher war, kann ich nicht beurteilen. Ich habe jedoch eine schwerstbeeinträchtigte Schwester und so ein 90-Kilo-Bröckchen aus einem Schwimmbad zu hieven ist auch nicht einfach. Die Deutschen sind jedoch einfach sitzengeblieben, die Engländer haben sofort geholfen. Liegt es vielleicht doch an der Mentalität? Aber mal ehrlich, Menschen, die Hilfe benötigen, verständigen sich mit anderen Menschen und es findet sich immer jemand, der helfen kann. Nicht jeder hat faule Ausreden oder gesundheitliche Probleme und unterstützt durchaus gerne. Oft wirkt es einfach, wenn man in die Runde fragt.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12595 » Talkpoints: 13,30 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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