Straßenbahngeschichten mit Kinderwagen

Kürzlich habe ich in der Straßenbahn etwas erlebt, dass mich doch sehr verwundert hat. Ich bin also auf eure Meinungen und vielleicht eure Erlebnisse gespannt.

Es war Abend, die Bahn entsprechend gefüllt und man konnte sich eigentlich nicht mehr großartig bewegen. Da stiegen zwei Damen ein, eine davon mit einem Kinderwagen. Dass die beiden dunkelhäutig, eher afrikanisch anmuteten, möchte ich hier nur nebenbei erwähnen, da die beiden dachten, man würde sie nicht verstehen, wenn sie auf Englisch miteinander dann über die anderen Fahrgäste lästern. Nun gut, natürlich war aufgrund der Fülle in der Bahn auch der Platz, der mit einem Kinderwagen markiert war, besetzt. Das hat diese beiden aber nicht gestört. Im Gegenteil, obwohl sich wirklich kaum jemand noch bewegen konnte, bestand die eine mit dem Kinderwagen darauf, auf den Platz vorgelassen zu werden. Man müsse ihr Platz machen, denn da steht ja "Kinderwagen" also hat sie gefälligst das Recht dort zu sitzen. Sie hat so lange rum gemacht, bis die Leute sich in irgendeiner Form um den Kinderwagen geschlängelt hatten und sie sich dann dorthin setzen konnte. Ich fand das ja schon etwas übertrieben. Im Nachgang plauderten dann die beiden miteinander und die eine sagte dann so etwas wie "I fight for my rights".

Dieser letzte Satz brachte mich dann zu der Frage: ist das überhaupt ein Anrecht, dass man hat? Hat man wirklich das RECHT auf diesen Platz, oder ist es nicht eher so, dass man als "normaler" Fahrgast bitte nach Möglichkeit (!) den Platz freihalten sollte? Aber wenn dies aus organisatorischen Gründen oder aufgrund Platzmangels nicht geht, muss man das nicht. So dachte ich zumindest bisher. Wie ist es denn nun? Und hattet ihr auch schon solche Straßenbahnerlebnisse?

Naja, das Problem mit Kinderwägen und Stoßzeiten bei den öffentlichen Verkehrsmitteln ist ja eher dass in der Regel in keiner der Bahnen wirklich ausreichend Platz sein wird. Und man kann ja schlecht verlangen dass eine Mutter mit Kinderwagen entweder weite Strecken läuft oder ewig in der Kälte steht, vor allem in Hinsicht auf das Kind.

Ich differenziere da allerdings schon auch beim Alter der Kinder. Viele, unabhängig von der Nationalität, schieben ihr Kind ja auch mit Begeisterung noch im Kinderwagen herum obwohl das Kind mühelos schon laufen könnte. Da ärgere ich mich dann auch, vor allem als selbst Kinderwagenbesitzerin.

Wir haben hier häufiger das Problem dass so viele Mamas mit Kinderwagen unterwegs sind dass schon drei Kinderwägen auf dem dafür vorgesehenen Platz im Bus stehen und man nicht noch einen vierten Wagen dazu stellen kann. Wenn dann in den Wägen nicht mal die Kinder sitzen, sondern auf einem eigenen Platz neben der Mutter weil diese ihr eigentlich schon fast großes Kind nicht mehr auf den Schoß nehmen möchte könnte ich auch schimpfen und mich aufregen.

Wenn ich unterwegs bin und ein voller Bus oder eine volle U-Bahn kommt dann schau ich meistens ob der Weg für mich auch zu Fuß möglich wäre, denn in den 10 Minuten die man meist mindest auf den nächsten Bus warten müsste reichen mir in der Regel um zwei Stationen zu laufen. Da wäge ich dann auch ab ob möglicherweise an der nächsten oder übernächsten Station ein großer Umsteigepunkt ist und ich dort möglicherweise mit Wagen besser in das Verkehrmittel komme.

Davon abgesehen versuche ich aber auch immer möglichst wenig Platz in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Anspruch zu nehmen, vor allem im Berufsverkehr. Nahezu immer wenn es möglich war habe ich meinen Sohn lieber in der Bauchtrage dabei gehabt und meine damals rund 5-jährige Tochter noch zusätzlich auf dem Schoss. Ich bin nämlich keineswegs der Meinung dass ich das Recht habe mehrere Plätze für mich und meine Kinder zu besetzen.

Bei einer vollen Straßenbahn ist das natürlich eine schwere Sache, aber mit einem Kinderwagen kann man sich eben auch nicht so gut halten, wenn diese mal wackelt und da ist es schön besser, wenn man sitzen kann oder einen Platz zum Festhalten bekommt. Ich denke man sollte da gegenseitig Rücksicht nehmen und dann einfach ein bisschen Platz für die Frau machen. Ein Anrecht auf den Platz hat sie aber natürlich nicht. Ich denke aber auch nicht, dass das nur dunkelhäutige Frauen machen, sondern auch deutsche Frauen und eben auch andere Nationalitäten.

Wenn die Plätze für Kinderwagen ausgewiesen sind, dann dürfte auch ein Anrecht bestehen. Zu vergleichen wäre das mit den Plätzen für die Menschen mit Behinderung, wenn es sie einen entsprechenden Ausweis besitzen. Für sie gibt es ja auch Plätze, die man eben dann räumen muss. Allerdings frage ich mich auch, wo die Vernunft der Mutter gewesen ist. Denn eh man sich da durch so viele Menschen gedrängelt hat, muss man unter Umständen auch schon wieder aussteigen.

Ich selbst war zwar selten mit dem Kinderwagen in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Aber ich habe dann lieber einen Platz genommen, wo ich es nicht weit bis zur Tür hatte. Zumal meine Doppelkutsche auch nicht durch die Gänge gepasst hätte. Allerdings hatte ich dabei grundsätzlich positive Erlebnisse. Ich musste nie einen anderen Fahrgast um Hilfe bitten, die kam von allein. Und man bot mir auch immer einen Sitzplatz an, damit ich vor dem Wagen sitzen und damit meine Kinder beziehungsweise sie mich, auch sehen konnten.