Vertraut Ihr noch Eurer Kindertagesstätte?

vom 06.12.2012, 08:21 Uhr

Erneut sind Misshandlungsvorwürfe in einer Kindertagesstätte ans Licht gekommen. Dieses Mal handelt es sich um einen freien Träger, der im gesamten Bundesgebiet Kinderkrippen unterhält. Auch dort wurden Kinder fixiert und zum Essen gezwungen. Aufgedeckt wurde es auch dieses Mal von einer Praktikantin, die die Eltern informiert hat, welche wiederum in einer Überraschungsaktion die Erzieher und ihre Methoden aufgedeckt haben.

In letzter Zeit tauchen immer wieder solche Vorwürfe auf, die mich persönlich einfach schockieren. Sicherlich mag man meinen, es ist nur ein Bruchteil von allen Einrichtungen, die es in Deutschland gibt, aber weiß man, was denn so hinter den Kulissen noch passiert? Was nicht aufgedeckt wird? Ich bin da ehrlich gesagt schon skeptisch, auch, wenn ich so etwas noch nicht erlebt habe.

Kann man nach all diesen Aufdeckungen als Eltern noch ohne Probleme sein Kind in die Einrichtung geben? Habt Ihr zu den Einrichtungen Eurer Kinder Vertrauen? Wird dort transparent gearbeitet? Wie kann man solche Dinge vermeiden und vor allem, wie kann man die Betreuung der Kinder, die sich nicht mal wehren können, besser kontrollieren?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



*steph* hat geschrieben:Habt Ihr zu den Einrichtungen Eurer Kinder Vertrauen?

Die Frage beantwortet doch schon die Tatsache, dass das Kind zur Einrichtung gebracht wird. Würdest du denn dein Kind einer Einrichtung anvertrauen, wenn du der Einrichtung selbst kein Vertrauen schenkst? Alle Eltern, die ihr Kind in die Obhut Dritter geben, vertrauen dieser Person bzw. Einrichtung und das im Grunde uneingeschränkt. Ansonsten würden sie sich an jeder Form des möglichen Missbrauchs mitschuldig machen.

*steph* hat geschrieben:Wie kann man solche Dinge vermeiden

Gänzlich vermeiden kann man dies gar nicht, weil hier alles auf den Mitarbeiter bzw. die Mitarbeiterin ankommt. Ein systematisches "Verhindern" ist hier auf Grund der zahlreichen möglichen Ursachen für eine Misshandlung nicht möglich. So wird man kaum Erzieherinnen und Erzieher dann im Griff haben, wenn die auf Grund einer persönlichen Lebenskrise mit dem Job überfordert sind und die Kinder z.B. mit Medikamenten für eine kurze Zeit ruhig stellen. Ebenso kann man es nicht im Vorfeld verhindern, dass eine Misshandlung in Form von körperlicher oder psychischer Gewalt stattfindet. Dann ganz zu schweigen von einem Missbrauch der Kinder. Einheitliche Rezepte zu verlangen ist das eine. Die Realität wird dann aber recht schnell zeigen, dass dies nicht geht.

Hier würde in dem Bereich noch nicht mal mehr Geld die Sicherheit bringen, die man sich vielleicht wünschen würde. Sogar wenn mehr Personal da ist, bedeutet es ja nicht, dass sich das Personal immer gegenseitig kontrollieren kann und will. Eine "Spitzelkultur" sollte sich ja letztlich auch nicht etablieren.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Nein, meiner Ansicht nach wird nicht automatisch die Frage beantwortet, ob und wie man weiterhin einer Einrichtung vertraut. Es ist zwar naheliegend, ja, aber in vielen Fällen haben manche Eltern oder auch alleinerziehende Elternteile keine andere Wahl, als die Kinder weiterhin in eine Einrichtung zu bringen. Unter Umständen sind sie einfach darauf angewiesen, da sie ansonsten keinen Lebensunterhalt mehr selbst bestreiten können oder dergleichen. Man kann also nicht automatisch davon ausgehen, dass allein durch die Tatsache, ein Kind wird in eine Einrichtung gebracht, man da auch wirklich absolutes Vertrauen hat. Jedenfalls würde ich da auch skeptisch werden, nach alledem, was bislang bekannt wurde und veröffentlicht wurde.

Wie heißt es? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Man muss da schon mal etwas transparenter zugehen, aber die Frage ist eben, wie. Von irgendwoher müssen ja die ganzen Vorkommnisse kommen, die thematisiert werden. Selbst mit einigem Personal heißt es nicht, dass man solche Fälle vermeiden kann, da durchaus das Personal sich untereinander deckt. Ansonsten würde es wohl in zwei Fällen kaum die Praktikanten gewesen sein, die so etwas ans Tageslicht gebracht haben.

Überforderung der ErzieherInnen aufgrund es Privatlebens ist das eine, aber ich denke ehrlich gesagt, dass man dafür einfach auch fachlich geeignet sein muss. Bei allem Verständnis, aber wenn man sich in einer labilen Lage befindet, ist professionelle Hilfe eher angebracht, als zu versuchen, es an den Kindern auszulassen, die man ja in Obhut bekommen hat. Ich glaube auch kaum, dass Eltern dafür ein gewisses Verständnis aufbringen, wenn eine Erzieherin ihre persönlichen Probleme in einer Einrichtung auslebt und sie dort die Kinder letztendlich ihre Problem spüren lässt.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



@*steph*: Ich finde schon, dass die Frage durch das "tun" beantwortet wird. Was sollte denn die Fragestellung bringen und welchen Wert hat die Feststellung, dass man von dem Betreuungsplatz abhängig ist? Wenn tatsächlich das Kind in der Einrichtung zu der man kein Vertrauen hat misshandelt wird, dann zählt das doch auch nicht als Argument? Und wenn dann das Kind aus der Einrichtung genommen wird oder aber die Einrichtung schließt, dann ist doch nicht anzunehmen, dass die (finanzielle) Existenz der betroffenen Familie nicht mehr zu sichern ist.

Hat man tatsächlich kein Vertrauen in eine Einrichtung, dann müssen die Eltern Alternativen suchen. Und wenn es eine Privatbetreuung ist welche signifikant teurer ist. Zusätzlich sollte man sein Misstrauen Kund tun und gegenüber der Einrichtung die Probleme schildern. Nichts zu tun bzw. weg zu schauen ist jedenfalls in so einem Fall - egal welche Ausrede man sich auch ausdenkt - keine Lösung. Wieso sollte man sein Kind einer Einrichtung anvertrauen, welcher man nicht vertraut? Das wäre für mich wirklich unverständlich, insbesondere wenn man nicht massiv nach Alternativen sucht.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Mein Sohn ist noch zu klein, als dass ich ihn in eine Kita geben würde, aber ich bin selber Erzieherin und habe in einer gearbeitet. Ich denke generell, sollte man sich die Kita genau anschauen, wo man sein Kind anmeldet. Mann muss sich selber gut fühlen bzw. ein gutes Gefühl haben, wenn man sein Kind dort abgibt. Wichtig ist auch das Gespräch mit den Erzieherinnen. Gerade auch darüber, wie die Eingewöhnung ablaufen soll. Denn normalerweise sind da die Eltern zu Beginn mit dabei und bekommen mit, wie die Erzieherin mit den Kindern umgeht und ob sie von den Kindern gemocht wird oder diese eher ängstlich ihr gegenüber sind. Man sollte also genau beobachten.

» Lady86 » Beiträge: 671 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Leider, und diese Erfahrungen habe ich selbst auch machen müssen, geben sich ErzieherInnen zu Beginn des Kennenlernens und während einer Eingewöhnungsphase anders, Lady86. Ich denke, dass solche Geschehnisse nicht immer gleich aufgedeckt werden und auch nicht, dass solche "Aktionen" von Beginn an geplant sind. Aber abgesehen davon kann ich mir auch vorstellen, dass solche Nachrichten vielleicht auch manipulativ wirken können und man daher auch Geister sieht, die man nicht sehen möchte.

derpunkt, ich habe genügend Eltern gehört, die wirklich auf den Betreuungsplatz angewiesen sind und sie daher durchaus nicht einfach so das Kind aus der Betreuung herausnehmen können. Warum und wieso, sei mal dahin gestellt, ich denke jedoch da zwar auch, dass das Kind wichtiger als sonst etwas anderes sein soll, aber da gibt es auch Eltern, die es anders sehen.

Sicherlich kann man sich eine private Betreuung suchen, wenn man dazu die Möglichkeiten hat, aber dort ist die Transparenz noch geringer, vom Kostenfaktor abgesehen. Ein staatlich geförderter Platz ist nicht möglich, da Kindergartenplätze Vorrang haben, so dass es nicht zwangsläufig so einfach ist, wie es sich hier darstellt. Damit zweifle ich nicht an, dass die Eltern selbst alles erdenkliche machen sollen, aber manchmal sieht es einfacher aus, als es ist.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Bei uns kann es so etwas nicht geben, da manche Kinder direkt nach dem Mittagessen abgeholt werden. Die Eltern können also beobachten, wie die Erzieher mit ihren Kindern beim Essen umgehen. Aber auch in der restlichen Zeit, weiß ich, dass mein Kind gut aufgehoben ist. Ohne ein gewisses Vertrauen würde ich mein Kind da nicht hinbringen.

Wir haben aber auch einen kleinen Kindergarten, der einen familiären Charakter hat. Ich kenne von den Erzieherinnen einen Teil sogar privat, sodass ich da völlig der Einrichtung vertrauen kann. Ich denke, da kommt es ganz darauf an, um welche Einrichtung es sich handelt und wie anonym diese ist. Wer der Träger ist, ist da eigentlich egal.

» floraikal » Beiträge: 1127 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



*steph* hat geschrieben:derpunkt, ich habe genügend Eltern gehört, die wirklich auf den Betreuungsplatz angewiesen sind und sie daher durchaus nicht einfach so das Kind aus der Betreuung herausnehmen können. Warum und wieso, sei mal dahin gestellt, ich denke jedoch da zwar auch, dass das Kind wichtiger als sonst etwas anderes sein soll, aber da gibt es auch Eltern, die es anders sehen

Mir wäre es im Kindergartenalter auch sehr schwer gefallen, so ad hoc einen Betreuungsplatz zu wechseln oder aber gar aufzugeben. Noch dazu, wenn ich der Einrichtung doch vertraue und erst einmal von dem Vertrauensbruch geschockt bin. Klar hätte sich auch dafür eine Lösung gefunden, aber nicht so sehr schnell.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mit manchen Dingen, die sich in der Kita meines Jüngsten abspielen, auch nicht einverstanden bin. Da geht es aber zum Glück nicht um Misshandlung. Trotzdem gehe ich dagegen an und habe schon einige Streitgespräche hinter mir, die auch einigen Erfolg brachten. Schon deshalb denke ich, dass es ohnehin keine Einrichtung gibt, mit der man wirklich zu 100 Prozent zufrieden ist. Und trotzdem bringt man das eigene Kind in diese Einrichtung, weil es eben der sinnvollste Kompromiss ist. Ich denke, dass es vielen Eltern auch bei den Einrichtungen so geht - was sollen sie sonst machen?

@derpunkt: Natürlich kann eine Familie in große finanzielle Not geraten, wenn die Kita nicht mehr zur Verfügung steht und das erst recht, wenn das Kind herausgenommen wird. Denn gerade in letzterem Fall haben Eltern dann eine selbst verschuldete Arbeitslosigkeit auch noch zu verantworten. Ich kenne es ja selbst, dass man schlechte Karten hat, wenn beispielsweise die Kita an Heiligabend und Silvester keine Betreuung anbot, dass man da doch gefälligst andere Möglichkeiten haben sollte. Da nimmt keiner Rücksicht und wenn der Arbeitgeber nicht ohnehin einschlägig bekannt ist, dann nimmt auch keine Agentur für Arbeit Rücksicht.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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