Wie Leute kennenlernen und neue Bekanntschaften schließen?

[Gio]

In einem anderen Beitrag hatte ich berichtet, dass ich einige Leute bei einer Weiterbildung getroffen habe, mit denen ich mich auch gut verstanden hatte und die ich nachher (zumindest einige) per Mail kontaktiert hatte. Weil da keine großartige Resonanz kam, selbst bei denen, mit denen ich mich wirklich gut verstanden hatte, war ich etwas enttäuscht. In dem anderen Beitrag hatte jemand geantwortet, dass ich mir bei solchen Bekanntschaften keine so großen Hoffnungen machen soll, denn die meisten hätten bei solchen Veranstaltungen kein Interesse an Kontakt. Ich kann das nicht ganz verstehen, warum man sich auf der einen Seite total gut versteht und manche dann beispielsweise auch immer wieder das Gespräch mit einem suchen und die gleichen Personen dann drei Wochen später gar nicht mehr an einer Erhaltung des Kontakt interessiert sind.

Nun frage ich mich da aber, wie man denn sonst Leute kennen lernen soll. Ich treffe aufgrund meiner Arbeit neue Leute, auch aufgrund mancher Weiterbildung oder meiner Vereinsaktivitäten. Aber darüber ist es bisher noch nie wirklich zu einer Freundschaft gekommen. In Diskos und Clubs gehe ich nicht gerne, ich fühle mich dann nicht wohl und mir ist das zu viel Gewusel. Ich denke auch nicht, dass es Sinn machen würde, dann trotzdem in Clubs zu gehen, denn das merkt jeder, dass ich mich da unwohl fühle und zudem würde ich da ja nur Leute kennen lernen, die gerne weggehen (sonst wären sie nicht da), sodass man schon einmal völlig konträre Freizeitinteressen hat, was ja auch suboptimal ist.

Ich hatte bisher immer die Vorstellung, man könnte mit Bekanntschaften, die man etwa von irgendwelchen Fortbildungen oder so kennt, per Mail oder Facebook erst etwas näher kennen lernen und das dann in Richtung einer etwas stabileren Bekanntschaft lenken. Aber das funktioniert leider nicht, es hat irgendwie gar keinen Sinn, denn die meisten antworten wirklich recht schnell gar nicht mehr. Ich habe vielleicht eine Bekanntschaft, die mir dann immer sehr lange Mails schreibt und wo ein intensiver Austausch zustande kam, aber das ist dann eben eine Ausnahme.

Neulich habe ich mich mit einem alten Mann unterhalten, der schon über 90 ist und mir erzählt hat, dass er total alleine ist und auch nie richtige Freunde hatte. Und in diesem Menschen habe ich irgendwie meine Zukunft gesehen. Ich habe zwar im Moment 1-2 Freundschaften, aber mehr auch nicht und wer weiß, ob ich die in 10 Jahren immer noch habe. Aber wie lernt man denn neue Leute kennen, wenn man keine wahnsinnig aktiven Freizeitgestaltungen hat? Wie soll man denn sonst Leute kennen lernen, wenn man eben nicht gerne weggeht?

Das Wichtigste ist, dass du deine momentanen Freundschaften ganz arg pflegst. Dann können diese Freundschaften bis ans Lebensende bestehen. Viele Menschen als Freunde nennen zu können ist eine schöne Sache, aber es gibt nur sehr wenige, die mehr als 1-2 "echte" Freunde haben. Manche finden in ihrem Leben nie Menschen, die wirklich in jeder Situation zu ihnen stehen. Daher besteht die höchste Priorität nicht in neuen Bekanntschaften, sondern die Freunde, die man bereits hat, zu schätzen. Auf die anderen, die sich Freunde nennen, aber nicht wirklich für einen da sind, kann man pfeifen.

Es gibt glaube ich keine pauschale Lösung, um neue Menschen als Freunde zu gewinnen. Am einfachsten fällt das natürlich in der Schule/Studium. Das sind oftmals Freunde fürs Leben, die man da kennen lernt, da man über viele Jahre gemeinsam die Schulbank drückt. Ansonsten finde ich den Verein noch eine gute Kontaktmöglichkeit oder den Arbeitsplatz.

Prinzipiell kann man überall neue Freunde kennen lernen. Es liegt aber, wie du bereits sagst, am Gegenüber, ob derjenige das auch wünscht. Mein Rat ist daher, einfach nicht aufzugeben, immer weiter Kontakte zu knüpfen und es zu versuchen. Wenn du unter 100 Menschen einen Freund findest, wäre das ein großer Erfolg. Der größte Faktor ist die Geduld. Du solltest nie versuchen, dich aufzudrängen oder verzweifelt versuchen, neue Freunde zu finden. Vielmehr solltest du gelassen warten, bis dir eines Tagen Menschen begegnen, die sich tatsächlich für dich interessieren und auf dich eingehen. Alle anderen sind es nicht wert.

denn die meisten hätten bei solchen Veranstaltungen kein Interesse an Kontakt.

Das liegt dann aber nicht an den Personen sondern einfach daran, dass diese Leute sonst eben "im Leben" eingebunden sind und gar keine Zeit (und eben daraus abgeleitet kein Interesse) hätten, hier neue Bekanntschaften zu schließen. Das gilt aber natürlich nie für alle. Es mag aber sein, dass du z.B. bei der Gelegenheit an Leute geraten bist, die nett sind, die dich auch nett gefunden haben, aber die eben auch sonst mit Beruf, Familie und Hobbys so sehr eingebunden sind, dass sie sich keinen "Nutzen" (wenn man das so bezeichnen will) in einer sich vertiefenden neuen Freundschaftsbeziehung sehen. Einfach, weil sie keine Chance auf eine sinnvolle, gemeinsame Zukunft sehen.

Ich kann das nicht ganz verstehen, warum man sich auf der einen Seite total gut versteht und manche dann beispielsweise auch immer wieder das Gespräch mit einem suchen und die gleichen Personen dann drei Wochen später gar nicht mehr an einer Erhaltung des Kontakt interessiert sind.

Das liegt aber doch am "Zwangscharakter" solcher Veranstaltungen! Weder am Arbeitsplatz noch an der Universität oder im Klassenzimmer findet man "freiwillig" zusammen. Es sind keine ausgesuchten Personen die zusammen kommen. Ebenso eben bei der Schulung. Da werden willkürlich Menschen zusammen gestellt, die eben im Extremfall nur einen Verbindungspunkt haben (z.B. den Arbeitgeber im Berufsleben, das Geburtsjahr an der Schule, den Studienwunsch an der Universität). Hier können sich Freundschaften ergeben, müssen es aber nicht. Und man darf niemals vergessen, dass man nur gezwungen und zufällig aufeinander getroffen ist!

Wenn jetzt Menschen (eine kleine Gruppe) gezwungen wird, auf engem Raum über einen längeren Zeitraum gemeinsam was zu machen, ergeben sich zwangsläufig "Beziehungsgeflechte". Und hier gibt es natürlich immer wieder Leute, mit denen man besser kann als mit anderen. Aber sobald der gemeinsame Überbau weg bricht (also die Schulung zu Ende ist), verläuft sich das Ganze wieder. Je länger die gemeinsame Zeit ist, desto eher aber "vertieft" sich die Beziehung. Wenn man 13 Jahre mit jemandem in einer Klasse war, empfindet man wahrscheinlich eher ein "Freundschaftsgefühl", als bei jemandem, den man nur zwei Semester "begleitet" hat. Zumal hier auch noch - aufgrund der fortgeschrittenen Lebenssituation - andere Aspekte des Lebens einem die Zeit für Freundschaften nimmt.

Nun frage ich mich da aber, wie man denn sonst Leute kennen lernen soll. Ich treffe aufgrund meiner Arbeit neue Leute, auch aufgrund mancher Weiterbildung oder meiner Vereinsaktivitäten. Aber darüber ist es bisher noch nie wirklich zu einer Freundschaft gekommen.

Das ist dann tatsächlich etwas unglücklich gelaufen, aber vom Prinzip ist es doch so, wie es sein sollte. Egal wo du Menschen kennen lernen kannst, kann es zu einer Freundschaft kommen. Ein Patentrezept gibt es hier nicht. Außer: "weiter machen".

In Diskos und Clubs gehe ich nicht gerne, ich fühle mich dann nicht wohl und mir ist das zu viel Gewusel.

Wäre aber auch der falsche Ort, um Freundschaften zu schließen bzw. Leute "nachhaltig" kennen zu lernen.

Ich hatte bisher immer die Vorstellung, man könnte mit Bekanntschaften, die man etwa von irgendwelchen Fortbildungen oder so kennt, per Mail oder Facebook erst etwas näher kennen lernen

Das wieder glaube ich nicht. Trotz "Web 2.0" muss hier das kennen lernen schon vorher passieren. Das bedeutet, dass diese Phase nicht auf "nachher" geschoben werden soll. Vielmehr kann man ja schon während z.B. der Fortbildung anfragen, womit die Zeit am Abend verbracht wird. Evlt. ergeben sich hier gemeinsame Interessen und bei der Gelegenheit kann man sich kennen lernen. Wenn das geklappt hat, dann kann man via Mail oder auch Facebook in regem Kontakt bleiben.

Ich habe zwar im Moment 1-2 Freundschaften, aber mehr auch nicht und wer weiß, ob ich die in 10 Jahren immer noch habe.

Wer behauptet, wirklich signifikant mehr als 10 Freunde zu haben (Facebook macht den Begriff "Freund" kaputt), hat vermutlich noch nie einen Freund gebraucht. Man kann eine große Zahl an Bekannten haben. Aber echte Freunde finden sich eher selten. Von denen weiß man aber in aller Regel schon, dass sie auch noch in 10 Jahren da sein werden, sofern sie nicht ableben.

Ganz einfach, sei kein Stubenhoker, interessiere dich für viele verschiedene Dinge (Sport, Kultur, allgemeine Themen, Musik) so hast du dann die Möglichkeit bei mehreren Themen mitzureden und dich auszutauschen. Sei in einem Verein oder bei einer Musikschule, gehe offen auf die Leute zu, auch auf jene die du nicht kennst (Bushaltestelle, Zugfahren usw.) rede mit ihnen und du wirst sehen, daraus kann sich was entwickeln sowohl auf freundschaftlicher Basis als auch in die Richtung Partnerschaft.

Wichtig ist dass du viel weggehst, mit deinen Leuten. Du wirst sehen dass du dann neue Leute kennen lernst, das passiert von ganz alleine.

Ich kenne das nur zu gut. Ich hatte früher auch immer nur wenige Freunde, dafür aber richtige Freunde. Ich denke so etwas ist auch sehr wichtig und du solltest dir diese Freunde gut behalten, denn sie sind wichtig, wenn es dir mal nicht gut geht.

Bekanntschaften kann man ja relativ häufig machen, wenn man das Haus verlässt. So kann man einfach seinen Hobbys nachgehen und trifft dabei ja auch Leute. Am Besten du fragst bei solchen lockeren Bekanntschaften dann einfach mal, ob man sich nach der Veranstaltung noch mal treffen möchte. Meistens ist es aber eine lockere Freundlichkeit, weil man eben Zeit verbringen muss miteinander und bei einer Weiterbildung werden eher selten Freundschaften geknüpft. Mein Tipp ist also, dass du einfach raus gehst und Sachen machst, die dir Spaß machen, dabei wirst du schon Leute treffen.

Ansonsten kann man auch in sozialen Netzwerken nach Gruppen sehen. In meiner Stadt gibt es zum Beispiel eine Gruppe, mit Leuten aus der Stadt, die nach einen neuen Freundeskreis schauen, weil sie noch keinen kennen. Vielleicht gibt es das ja auch bei dir.

[ten points]

Ganz einfach, sei kein Stubenhoker, interessiere dich für viele verschiedene Dinge (Sport, Kultur, allgemeine Themen, Musik) so hast du dann die Möglichkeit bei mehreren Themen mitzureden und dich auszutauschen

Das mag jetzt komisch klingen, aber ich bin ja nicht deswegen Stubenhocker, weil ich mir das Hinausgehen bewusst verkneife, es macht mir einfach keinen Spaß. Ich war schon immer jemand, der lieber Fernsehen schaut oder am PC spielt bzw. seitdem ich Autofahren kann, gerne Herumfährt, anstatt wegzugehen. Mir macht das Weggehen einfach keinen Spaß, ich fühle mich auf solchen Massenveranstaltungen auch nicht wohl und ich komme mir da auch immer irgendwie verloren vor. Ich bin früher manchmal anderer Leute wegen wo mithin gegangen, zu Festabenden oder Konzerten und ich hab das da gar nicht lange ausgehalten, weil es mir absolut nicht gefallen hat. Ich hatte dann immer dieses „das ist gerade so sinnlos“-Gefühl.

Zudem möchte ich ja auch eher gerade diejenigen um mich haben, die mir ähnlich sind. Jemand, der ständig „auf der Piste“ sein möchte, wäre ja kein geeigneter Kontakt für mich. Ich suche eher jemanden, der an Fernsehabenden etc. interessiert ist, mit dem man abends gemeinsam Tatort schaut und sich was beim Pizzadienst bestellt oder in der Gegend umherfährt und sich dabei über alles Mögliche unterhält. Mit meinem einen Freund kann ich das so machen, aber da ist er auch der einzige. Es muss doch aber noch mehr von unserer „Sorte“ geben.

Ich kann wirklich gut andere anquatschen, also Small Talk usw. sind nicht das Problem, ich bin da auch nicht schüchtern, darum habe ich ja so einen großen Bekanntenkreis und gerade weil ich gern fernsehe, habe ich zu allen möglichen Themen auch ein gewisses Grundwissen, das ich für Gespräche nutzen kann. Und in einem Verein bin ich schon, sogar in mehreren. Auch im Studium war ich in Gruppen an der Uni aktiv, aber das fällt alles weg, sobald man da nicht mehr ist, dann bleiben keine Kontakte mehr übrig. Mein Problem ist nicht das rein Anquatschen von anderen, sondern dass sich daraus eben nichts weiter entwickelt hat.

Am Besten du fragst bei solchen lockeren Bekanntschaften dann einfach mal, ob man sich nach der Veranstaltung noch mal treffen möchte.

Den Tipp finde ich gut, das werde ich mal versuchen. Es ist aber schon manchmal schwer, da den richtigen Zeitpunkt zu finden, um so eine Frage zu stellen. Man kann da ja zu früh fragen und jemanden irritieren oder auch den passenden Moment übersehen.

Ich kenne das Problem wirklich nur zu gut. Ich bin auch kein Typ der gerne weggeht und als ich dann umgezogen bin kannte ich hier wirklich niemanden. Ich hoffte zwar über meine Tochter Leute kennen zu lernen, aber nachdem es hier keinen Spielplatz oder ähnliches gibt fiel auch das flach und ich dachte ich muss warten bis sie dann in den Kindergarten geht und ich dort dann Leute kennen lerne. Das war für mich dann ein Ausblick, aber es dauerte noch.

Dann kam ich aber auch in eine Fortbildung und habe dort wirklich nette Menschen kennen gelernt mit denen ich jetzt sehr eng befreundet bin. Sind immerhin drei Leute mit denen ich mich regelmäßig treffe und ich sehr froh bin das es sie gibt. So habe ich hier auch endlich jemanden mit dem ich reden kann und mit denen ich mich treffen kann. Ist schon etwas anderes als wenn man komplett alleine ist.

Sonst fallen mir auch nicht wirklich Wege ein. Eventuell noch ein Verein oder so etwas ähnliches oder eben wenn man Kinder hat Spielgruppen, falls es so etwas in der Nähe gibt. Über das Internet bin ich immer sehr skeptisch und könnte es mir nicht vorstellen so noch neue Leute kennen zu lernen.

Neue Freunde zu finden, ist echt nicht einfach. Ich kenn das aus eigener Erfahrung! Nicht das ich grundsätzlich schüchtern o.ä. bin, aber ich finde die große Herausforderung ist eher aus einem "Supermarkt-Smalltalk" mehr zu machen. Wenn man irgendwie ein Gesprächsthema findet ist es schon super. Gut geht auch über gemeinsame Hobbys mit neuen Leuten in Kontakt zu kommen.