Zeigt ihr immer und jedem eure Gefühle?

Über Gefühlskälte wurde in den letzten Tagen hier ja schon einiges geschrieben. Aber es gibt ja auch Menschen, die jedem ihre Gefühle sofort zeigen. Egal, ob es Zuneigungsgefühle sind oder eben auch Gefühle, die einem zeigen, dass man sein Gegenüber einfach nicht leiden kann.

Zeigt ihr immer und jedem eure Gefühle oder seid ihr da eher zurückhaltend? Wann sollte man beginnen seine Gefühle zu zeigen? Wie lange sollte man jemanden kennen oder sollte man wirklich sofort seine Gefühle zeigen, damit das Gegenüber weiß woran er ist?

Ich denke, das ist eine Frage des Charakters. Ich selber bevorzuge die Einstellung, man solle möglichst niemanden mit seinem Innenleben belästigen, wie sie auch in manchen asiatischen Kulturen vorherrscht. Damit meine ich natürlich nicht meinen Freund oder meine Familie! Generell ist es jedoch meine Art, gleichbleibend höflich-distanziert durchs Leben zu schlendern.

Die Verkäuferin auf dem Wochenmarkt wird es in meinen Augen kaum interessieren, dass ich heute schlecht geschlafen habe und mein Hamster kränkelt. (Nur als Beispiel!) Ebenso wenig teile ich meine Begeisterung über positive Nachrichten gleich und sofort mit Arbeitskollegen oder Nachbarn. Dieses Verhalten bringt allerdings auch mit sich, dass mich manche Leute für kaltschnäuzig und desinteressiert halten. Dabei habe ich einfach nicht das Bedürfnis, meine Gefühle immer offen zu zeigen.

Das gilt in eingeschränktem Maße durchaus auch für Leute, die mir nahestehen. Bei Krisen oder extrem freudigen Ereignissen sprudel ich natürlich auch über, aber so Alltagskram, kleinere Ärgernisse oder auch mal ein nettes Erlebnis teile ich nicht spontan und ungefiltert, sondern bevorzugt dann, wenn es in den Kontext passt.

Ich zeige nicht immer meine Gefühle und erst recht zeige ich sie nicht jedem. Die Leute in meiner Umwelt müssen überhaupt nicht wissen, wie ich mich fühle, denn das interessiert doch im Grunde ohnehin keinen. Es geht ja auch niemanden etwas an, wie meine emotionale Lage gerade ist.

In bestimmten Situationen halte auch ich es für angebracht, seine eigenen Emotionen deutlich zur Schau zu stellen. Wenn ich von einer mir nahe stehenden Person gekränkt worden bin, dann zeige ich das auch, damit sich die betreffende Person einmal Gedanken darüber macht, was sie mir damit gerade angetan hat. Schließlich sollte man aufeinander Rücksicht nehmen und niemanden, der einem persönlich nahe steht, absichtlich kränken. Wurde ich hingegen unbeabsichtigt gekränkt, dann zeige ich dies nicht unbedingt, denn man wollte mich ja nicht verletzen und ich bin der Ansicht, dass jeder mal etwas falsch verstehen kann oder etwas unangebrachtes sagen kann. Das ist dann auch nicht weiter tragisch und kränkt mich nur oberflächlich, aber nicht richtig stark.

Wenn ich dann aber in der Öffentlichkeit bin und jemand verletzt meine Gefühle, sodass ich stark bedrückt bin, dann wäre es einfach unangebracht, nun einen Gefühlsausbruch zu bekommen. Immerhin bin ich von einer ganzen Menge an Leuten umgeben, da kann ich mir eine solche Blöße einfach nicht geben und ich kann mir diese dann auch gar nicht leisten, um das Bild, welches die Menschen von mir in ihren Köpfen haben, aufrecht zu erhalten.

Ich glaube nicht, dass ich persönlich es davon abhängig machen könnte, wie lange ich eine Person schon kenne, wenn ich darüber nachdenke, ob ich dieser Person auch meine Gefühle zeigen würde. Das ist eher eine Sache von Vertrauen zu einer Person. Man kann jemanden schon seit Jahren kennen und auch ganz gut mit dieser Person zurecht kommen, ihr aber wenig Vertrauen entgegen bringen. Und so jemanden zeige ich gewiss meine Gefühle nicht. Hingegen kann man aber auch von Anfang an zu einer Person sehr vertraut sein und dann würde ich dieser Person meine Gefühle schon eher zeigen.

Ich bin eigentlich ein Mensch, der kein Problem hat, Gefühle zu zeigen. Allerdings kommt das immer drauf an, in welcher Hinsicht und gegenüber welchen Menschen. In einer Beziehung beispielsweise, finde ich es schön, wenn man sich gegenseitig auch Gefühle zeigt. Jedoch muss ich sagen, dass ich mich sehr schnell gefühlsmäßig zurückziehe, wenn ich merke, dass mein Partner in dieser Hinsicht "sparsam" ist, sprich, keine oder nur selten Gefühle zeigt. Da habe ich dann auch ein Problem, meine wahren Gefühle offen zu legen, weil ich immer denken würde, der andere ist sich zu sicher, wenn die Gefühle nur von einer Seite aus gezeigt werden.

Wenn es um meine Stimmung geht, versuche ich auch oft, meine Gefühle zu verbergen, gerade, wenn mich etwas beschäftigt, was meine Beziehung betrifft. Allerdings merkt das mein Freund meistens und spricht mich drauf an. Von der Warte aus kann ich meine Gefühle nicht ganz so gut verbergen, Leute, die mich besser und länger kennen, merken genau, was los ist.

Bei den alltäglichen Gelegenheiten, wie beispielsweise im Berufsleben, auf der Arbeit, kann ich meine Gefühle doch sehr gut unterdrücken. Ich kann auch mit meiner Kollegin herum albern und lachen, obwohl ich traurig bin und mir innerlich zum Weinen zumute ist. Bisher hat das noch keiner gemerkt, denn ich bin schon so manches Mal auf die Toilette gestürmt, wenn es mir schlecht ging und ich einen Kloß im Hals hatte. Ich kann so was doch recht gut verbergen, denke ich.

Ich habe das Problem, dass man mir recht gut ansehen kann, wie ich mich fühle, bzw. ob ich mein Gegenüber mag, oder eben nicht. Das ist im Beruf aber nicht ganz so gut und auch im Umgang mit Kunden sicher nicht gewollt, zumindest, wenn ich eine Person dann nicht mag. Deswegen arbeite ich schon sehr an mir, dass man mir meine Gefühle eben nicht so sehr ansehen soll. Auch bei Problemen versuche ich, diese irgendwie auszublenden, damit mir nicht jeder ansieht, dass ich mich nicht gut fühle.

Ich zeige sicherlich nicht jedem sofort meine Gefühle. Ich bin sowieso was das angeht immer ziemlich "professionell" und bewahre lange die Fassung, auch wenn ich innerlich schon am kochen bin. Wenn ich die Leute dann besser kenne und sie mir etwas bedeuten und vor allem auch, wenn ich weiß, dass ich ihnen etwas bedeute, fange ich damit an, sie auch in meine Gefühlswelt einzuweihen. Ganz öffne ich mich dabei aber nie und es ist auch immer abhängig von der jeweiligen Situation, wie ich mich verhalte und in wie weit ich meine Gefühle zeige.

Nein, meine Gefühle zeige ich sicherlich nicht jedem gegenüber, auch, wenn es sich manchmal nicht vermeiden lässt, dass mein Gegenüber spürt, was in mir vorgeht. Aber ich halte es für teilweise absolut unangebracht, jemandem meine Gefühle zu stecken, zumal mein Chef beispielsweise sicherlich reichlich irritiert wäre, wenn er wüsste, dass ich ihn wirklich gerne mag, auch, wenn ich meine, dass er sich über dieses Wissen sicherlich freuen würde, aber diese Aussage wäre ihm sicherlich ein wenig peinlich. Auch in anderer Hinsicht finde ich es wirklich unpassend, anderen Menschen die eigenen Gefühle mitzuteilen, vor allem, weil diese ja auch durchaus mal negativer Art sein können. Zu einer x-beliebigen Person hinzugehen und ihr zu sagen, dass ich sie nicht leiden kann, fände ich ziemlich unangemessen und schon irgendwie anmaßend. Schließlich muss ich mich mit niemandem abgeben, den ich nicht leiden kann und denke, dass ich Menschen, denen ich nicht aus dem Weg gehen kann, vermutlich durch eine distanziertere Art das Gefühl vermittle, dass sie nicht gerade zu meinen besten Freunden gehören.

Umgekehrt fände ich es übrigens ebenfalls ziemlich merkwürdig, wenn mir irgendjemand sagen würde, dass er mich nicht mag. Ich denke, dass ich wohl mitbekomme, wenn jemand ein Problem mit mir hat und für den Fall, dass es mich interessiert, um was für ein Problem es sich dabei handelt und welche Konsequenzen ich daraus ziehen sollte, spreche ich die Person an oder lasse es sein, je nachdem, worum es sich eben jeweils handelt und ob ich meine, dass mir diese Person eigentlich nahesteht. Bei oberflächlichen Bekanntschaften merkt man allerdings wohl deutlich besser, wie es um ihre Sympathie bestellt ist, und bei Freunden gehe ich einfach mal davon aus, dass sie mich wohl mögen und insofern auch positive Gefühle für mich hegen, weil ich ansonsten nicht von einer Freundschaft sprechen könnte. Man merkt also schon grob, was einem entgegengebracht wird und ich denke auch, dass diese Fähigkeit, zu empfinden, wie jemand anders einem selbst gegenüber eingestellt ist, ziemlich wichtig sein dürfte. Wem diese Fähigkeit fehlt, der hat es jedenfalls ziemlich schwer und sollte das möglichst lernen, meine ich.

Eigentlich möchte ich niemanden so schnell meine Gefühle zeigen, doch meine Persönlichkeit lässt es einfach nicht zu. Bin ich traurig oder verletzt, kullern die Tränen, egal ob ich will oder nicht. Ich kann nichts dagegen tun. Dadurch bekommen natürlich immer alle gleich mit, wie ich fühle. Ich wünschte echt, ich könnte solche Gefühlsausbrüche abstellen, aber es funktioniert einfach nicht. Das Einzige, was ich mache, wenn ich nicht will, dass jemand meine Tränen sieht, ist, dass ich den Kopf weg drehe und einfach stur nach unten auf den Boden schaue.

Ich achte sehr darauf, dass Menschen, die mir nicht vertraut sind und die ich nur als Bekannte einstufen würde, nicht allzu viel über meine Gefühle und Gedanken mitbekommen. Oberflächliche Gespräche, kleine Diskussionen sind dann das Resultat, weil man sich ja nicht zu Nahe kommen will.

Ich kenne auch Leute, die da ganz anders mit umgehen, aber davon gibt es nicht viele Menschen. Ich vertraue mich nur wenigen Leuten an, früher konnte ich das nicht so gut, heute kann ich meine Gefühle kontrollieren und weiß genau, wem ich sie zeigen kann und wem nicht und wer damit umgehen kann und wer nicht. Das sind dann nur sehr wenige in meinem Freundeskreis, wenn es hochkommt drei bis vier Menschen in meiner Umgebung, denen ich mich öffne und bei einem "Wie gehts" nicht "Gut" antworte, sondern wirklich ehrlich bin.

Männer und Gefühle? Na, ja wir haben natürlich auch welche, aber man muss sie ja nun wirklich nicht jedem sofort zeigen. Ich denke aber das Männer und jetzt auch speziell ich in diesem Fall nicht so dicht am Wasser gebaut haben. Es würde mir zum Beispiel absolut nicht in den Sinn kommen bei einem entsprechenden Fernsehfilm in Tränen auszubrechen, nicht einmal ansatzweise. Ich liebe meine Frau und ich sage und ich zeige es ihr auch. Nicht nur weil sie es vielleicht erwartet sondern auch weil es mir ein Bedürfnis ist. Mag sein dass so etwas nun nicht so überschwänglich bei ist, aber ein Kuss im Vorbeigehen oder ein kurzes Streicheln ist doch auch schon was.

Bei den anderen Dingen die die Partnerschaft nicht betreffen bin ich doch eher der emotionslose Typ. Auf Arbeit ärgere ich mich auch manchmal über bestimmte Dinge, aber die sind immer schnell vergessen. Ich würde nun auch nicht rumbrüllen wenn mir etwas nicht passt oder anfangen zu Weinen falls mich der Vorgesetzte einmal zusammen stauchen sollte. Überhaupt habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr geweint, zuletzt als mein Großvater vor knapp 30 Jahren gestorben ist und als wir hinter dem Sarg meine Oma schritten, das war aber mehr ein kurzes Aufschluchzen und Schütteln. Ich habe meine Großeltern sehr gerne gehabt, aber meine Emotion öffentlich zeigen kann ich trotzdem nicht.

Ich denke also nicht dass ich immer und jedem gleich meine Gefühle zeige und überhaupt zeigen kann.