Habt ihr schon einmal eure Macht missbraucht?

Manche Menschen haben an ihrem Arbeitsplatz oder auch im privaten Rahmen, zum Beispiel bei ehrenamtlichen Engagements, eine gewisse Machtstellung. Sie sind also in der Lage, sich eine besondere Position zu verschaffen oder diese weiter auszubauen, selbst wenn das in dem Job und in dieser Form ursprünglich nicht vorgesehen ist. So gibt es Menschen, die ihre Macht missbrauchen und sich zum Beispiel in der Firma bereichern. Das muss nicht immer bedeuten, dass es um Geld geht. Es können auch Sachwerte im Spiel sein. Andere Leute benutzen ihre besondere Position, um rangniedrigere Personen zu schikanieren. Ich habe so etwas einmal bei einer Ex-Freundin erlebt, die an ihrem Arbeitsplatz klar ihre Macht missbraucht hat.

Habt ihr schon einmal eure Macht missbraucht? Habt ihr eure Position schon einmal benutzt, um euch zu bereichern oder um andere zu schikanieren?

Ich war, denke ich, noch nie in der Position, wo ich so etwas hätte machen können. Und ich halte davon auch gar nichts. Also selbst wenn ich mal in die Position käme, würde ich das sicherlich nicht ausnutzen. Wobei man das nun auch nicht ausschließen kann - zumindest nicht 100%.

Ich habe es nun aber schon desöfteren erlebt, dass jemand seine Macht missbraucht. So wurde einfach jemand negativ berurteilt, den man nicht leiden konnte (also als Mensch), dessen Leistungen aber nicht wirklich diesem Maß entsprachen. Ich finde es schade, dass man da nicht objektiv sein kann, weil das eine mit dem anderen nichts zu tun haben sollte. Das zeigt dann aber auch mal wieder, wie schwer das Menschen fallen kann.

Meine Mutter zum Beispiel hatte schon den ein oder anderen Praktikanten, welcher menschlich nicht ihren Vorstellungen entsprach, aber die entsprechende Leistung gebracht hat und so gibt es dann eben doch eine gute Bewertung unterm Strich. Eine andere Kollegin von ihr kann das nicht und wenn ihr das Gesicht desjenigen nicht passt, gibts eben auch eine schlechte Bewertung. Da missbraucht man ja auch seine Position und zeigt, wer am längeren Hebel sitzt. Ich finde sowas schlimm.

Ich habe aufgrund meines soziallen Engagements mehrere "Macht"-Stellungen sozusagen. Nicht nur aufgrund der Stellung selbst, sondern weil alle auf mich angewiesen sind und ein großes Loch sonst da wäre.

Ich versuche immer sehr gewissenhaft mit meinen Entscheidungen umzugehen, und versuche immer im Vorteil der Gruppe zu handeln. Manchmal handel ich auch gegen das Gedankengut einiger höher stehender, aber das liegt dann daran weil ich es durchaus für richtig halte. Manchmal ist es schwer die richtige Entscheidung oder den richtigen Weg zu finden, weil es oft zeitliche Komplikationen mit dem Privaten gibt.

Wichtig ist, dass man immer zueinander im Kontakt steht. Ich selber hasse es über alles, wenn sich andere Vorteile aus ihrer Stellung nehmen, meinen sie wären etwas besonderes und können immer zu spät kommen, und und und.. Wenn man "Macht" hat, sollte man sich immer Reflexionen holen. Andersrum sollte man auch unbedingt seinem Vorgesetzten sagen können, wenn einem etwas an seiner Arbeit nicht passt. Mir selbst fehlt auch oft die Rückmeldung. Manchmal habe ich das Gefühl die Leute trauen sich nicht zu sagen, ob ihnen etwas gefällt oder nicht. Das ist sehr schade, weil Personen, die eine Verantwortungsstellung haben, eigentlich in der Lage sein müssten mit Kritik umzugehen, und diese ist wichtig, damit nicht das Gefühl des Machtmissbrauchs oder ähnliches entsteht. Es sollen sich schließlich ALLE wohl fühlen.

Innerhalb der Arbeits-Hierarchie hatte ich noch nie die Gelegenheit, meine Macht zu missbrauchen. In erster Linie mangels Macht. Und generell wäre es mir zu anstrengen, mich hier auf irgendwelche Intrigen oder Schikanen einzulassen, nur um zu zeigen, wer hier das Heft in der Hand hat. Das Opfer von Machtspielchen war ich schon ein paar Mal, aber da muss man als Praktikantin oder Küken im Betrieb eben durch.

Allerdings hatte ich im Berufsleben auch viel mit Anfragen von Kunden (oder wie es in der Bibliothek heißt, Benutzern) zu tun, die mehr oder weniger dringend Informationen oder Dokumente benötigt haben. Und da habe ich - zugegebenermaßen - schon ein bisschen differenziert. Wenn jemand nett und freundlich war und höflich gefragt hat, habe ich schon mal ein Auge zugedrückt, eine Regel ein bisschen zurecht gebogen oder habe ein paar Anrufe extra getätigt, damit es schneller geht. Arrogante und barsche Anfragen wurden deswegen nicht ignoriert. Da habe ich auch nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet, aber die mussten dann eben die vollen drei Tage warten oder selber noch einmal neu recherchieren. Das kann man wohl als Machtmissbrauch auslegen, aber im Regen stehen gelassen habe ich niemanden.

Innerhalb der Arbeits-Hierarchie hatte ich noch nie die Gelegenheit, meine Macht zu missbrauchen. In erster Linie mangels Macht.

So geht es mir auch. Hierarchisch habe ich bei uns sowieso nichts zu melden, aber das stört mich auch nicht wirklich. Ich brauche keine Macht und kann mich auch so frei entfalten und selbst verwirklichen. Abgesehen davon denke ich, dass man charakterlich auch so gestrickt sein muss, die Neigung zu haben, Macht zu missbrauchen.

Ich definiere Machtmissbrauch in diesem Kontext aber so, dass man bewusst so handelt, dass andere Menschen dadurch (gezielt) Nachteile bekommen werden. Das könnte ich gar nicht allein schon wegen meiner Moralvorstellungen und meiner Prinzipien.