Wie haben Kinder von früher die Märchen überstanden?

Märchen waren, nach allem was ich weiß, ursprünglich gar nicht für Kinder gedacht. Mal ganz abgesehen davon, dass die "Kindheit" eine relativ neue gesellschaftliche Erfindung ist, gab es bekanntlich bis vor relativ kurzer Zeit noch kein Fernsehen, kein Internet und dafür viel harte Arbeit.

Müßiggang war nur wenigen Reichen vorbehalten, und der Rest der Bevölkerung hat sich beispielsweise die langen Winterabende oder das Spinnen und Weben mit Geschichtenerzählen verkürzt. Und dabei ging es eben auch mal entsprechend zur Sache! Erst im 19. Jahrhundert (Pi mal Daumen) ist die Idee aufgekommen, Märchen seien harmlose Kindergeschichten.

Dass Gewalt, Blut und Morde auch der Unterhaltung dienen, zeigen ja auch die modernen Krimis und Actionfilme. Da weiß auch jeder, dass niemandem was passiert. Vergleichbar verhält es sich wohl mit den oft überzogenen Gewaltszenen in den klassischen Märchen. Außerdem hat es die Leute wahrscheinlich schon immer mit Befriedigung erfüllt, wenn der Bösewicht das bekommen hat, was er "verdient" hat. Das richtige Leben tut einem ja nur selten den Gefallen, damals wie heute.

Ich habe diese Märchen immer vorgelesen bekommen und auch als Kind schon super gerne die Oper "Hänsel und Gretel" zur Weihnachtszeit im Fernsehen gesehen. Ich habe diese Märchen geliebt und auch meine Kinder kennen alle diese Märchen aus den dicken Märchenbüchern. Sie haben sie vorgelesen bekommen und später selber gelesen und ich habe da nichts "verschönt" und umgeschrieben oder anders vorgelesen.

Nun habe ich aber schon sehr oft von Müttern von bis zu 10 Jahre alten Kindern gehört, dass sie diese Märchen ganz aus dem Bücherregal verbannt haben und niemals ihren Kindern daraus vorlesen würden. Ich habe mit einer Bekannten gesprochen, die ein 5 Jahre altes Kind hat und sie meinte, dass ihre Tochter eine Woche schlecht geschlafen hat, weil sie Hänsel und Gretel von der Oma vorgelesen bekam. Das Kind darf deswegen kein altes Märchen mehr hören. Und das habe ich schon von einigen Kindesmüttern gehört, deren Kinder dieses Alter haben. Ich persönlich verstehe es nicht und ich hoffe, dass meine Tochter mal nichts dagegen hat, dass ich meinem Enkel sowas vorlese.

Ich finde es wichtig, Märchen im Originalzustand zu lassen und nichts zu beschönigen. Das sind wunderbare, alte Geschichten, die teilweise sogar auf reale Begebenheiten hinweisen. Und wenn eine abgeschnittene Ferse oder ein qualvoll sterbender Wolf dazugehören, dann ist das eben so. Meine Mutter hat mir früher auch die ganz normalen Märchen vorgelesen und ich hatte danach nie Albträume oder Angst. Dafür kann ich mich daran erinnern, dass ich Angst vor der Spinne Thekla aus Biene Maja hatte, die eigentlich total harmlos war. Kinder schätzen die Situationen oft ganz anders ein als Erwachsene.

Märchen waren, nach allem was ich weiß, ursprünglich gar nicht für Kinder gedacht. Mal ganz abgesehen davon, dass die "Kindheit" eine relativ neue gesellschaftliche Erfindung ist, gab es bekanntlich bis vor relativ kurzer Zeit noch kein Fernsehen, kein Internet und dafür viel harte Arbeit.

Es ist korrekt, Märchen waren in erster Linie nie für Kinder gedacht in der Urfassung sondern dienten der Belustigung der Erwachsenen Menschen die durchaus brutale Szenen durchaus amüsant fangen und sich darin gesuhlt haben, dass es immer jemanden gab dem es noch schlechter ging als einem selbst.

Später wurden Märchen für die Erziehung mit eingesetzt bei Kindern. Damit hat man sie gefügig gemacht, denn wenn sie nicht willig waren und artig, dann wurden sie im Wald ausgesetzt der düster gemacht wurde mit den Geschichten und schürten damit auch die Angst. Sprich sozusagen ein Erziehungsführer der Antike und heute sollte diese Urfassung auch nicht mehr zur Erziehung eingesetzt werden, da es auch gegen die UN Kinderrechte verstößt die Kinder im Wald auszusetzen. Damals war das durchaus noch üblich und wurde toleriert.

Ich kenne so ziemlich alle Märchen, immer nur die beschönigten und die Urfassungen habe ich mir erst im Erwachsenenalter angeschaut. Wer also die beschönigten Sachen sich schob gibt und davon noch redet, wie brutal diese sind, der möge sich bitte mal die Urfassung zu Gemüte führen und dann erst Urteilen was schlimmer ist. Dennoch werden hier keine Märchen erzählt, erst recht nicht in der Urfassung oder die beschönigten Sachen, da es andere Geschichten gibt die näher am jetzigen Leben sind, als diese Märchen.

Für den späteren Zeitpunkt durchaus, aber dann würde ich auch lieber die Urfassung vorlesen anstatt die beschönigten Sachen, entsprechend ist dann aber auch eine größere geistige Reife und ein fortgeschritteneres Alter notwendig, damit das erfasst und als Geschichte deklariert werden kann, anstatt das nun auf das jetzt zu übertragen, wie es in jungem Alter noch gerne gemacht wird.