Wie schmeckt selbst gezogener Tabak?

Hier hat ein User gefragt ob man im Deutschland Tabak anbauen darf. Da fiel mir ein, dass mein Opa damals zu Kriegszeiten auch selbst Tabak angebaut hat. Der Grund dafür war einfach die reine Not. Mit Tabak konnte man damals viele dringend notwendige Dinge eintauschen.

Mein Vater hat mir erzählt, dass der Tabakanbau selbst zwar leicht ist, aber die Verarbeitung nach der Ernte tierisch aufwändig sein soll. Lohnt sich das heute eigentlich, so viele Stunden zu investieren? Klar kann man über das Jahr gesehen viel Steuern sparen, wenn man den gesamten Eigenbedarf anbaut. Aber schmeckt das Kraut überhaupt, das man selbst anbaut? Ist da nicht das Risiko total hoch, dass man furchtbar stinkendes und kratziges Kraut produziert?

Hier gibt es bestimmt einige, die schon mal selbst angebauten Tabak angebaut haben oder die vielleicht noch von ihren Eltern oder Großeltern aus Kriegszeiten wissen, wie Tabak aus dem eigenen Garten schmecken kann. Das würde mich mal interessieren.

Wir bauen unseren Tabak selber an. Mein Mann ist so einer, der alles versuchen muss. Wenn man die Samen irgendwo kaufen kann, dann steht dem Versuch nichts mehr entgegen. Also haben wir auch Tabak versucht. Ich kann deine Bedenken vollkommen nachvollziehen. Ich habe sehr starken, sehr nikotinhaltigen, kratzigen und schrecklich schmeckenden Tabak erwartet. Unsere erste Ernte war hingegen so leicht, dass man nach einer Zigarette nicht mal das Gefühl hatte, gerade geraucht zu haben. Geschmeckt hat er aber sehr dezent und lecker. Mit den Jahren haben wir viele Sorten ausprobiert. Die meisten waren sehr gut.

Der Aufwand in der Verarbeitung ist auch kein falsches Gerücht. Im ersten Sommer unserer Tabakexperimente hatten wir sehr wenige Pflanzen. Da haben wir die Blätter dann im Backofen getrocknet. Das war alles etwas schwierig. Aber seit wir ein paar mehr Pflanzen machen, ist es einfacher geworden. Man muss die Blätter alle ordentlich aufeinanderschichten. In diesem Haufen fermentieren sie dann. Da werden sie richtig warm. Ab und zu schichtet man den Haufen um und sortiert schimmelige Blätter aus. Wenn die Blätter gleichmäßig braun geworden werden, legt man sie einzeln zum Trocknen aus.

Schwierig ist es auch, rauchfertig verarbeiteten Tabak rauszubekommen. Im Handel gibt es nur eine einzige Tabakschneidemaschine zu kaufen. Sie sieht aus wie ein kleiner Fleischwolf. Man muss die Blätter wieder etwas anfeuchten und in dann in eine Kiste pressen. Diesen Presskuchen drückt man dann in den Fleischwolf und kurbelt. Mit etwas Übung kommt dann Feinschnitttabak raus, wie man ihn aus dem Handel gewöhnt ist.

Finanziell lohnt es sich auf jeden Fall, wenn man Raucher ist. Ich bin ja schon vor Jahren von Filterzigaretten auf Tabak umgestiegen, weil Filterzigaretten einfach nur eine perverse Menge an Geld verschlingen. Aber auch Tabak zum Selbstdrehen gibt es nicht geschenkt. Ich habe eine Packung in der Woche gebraucht. Das macht 20 € im Monat. Das gleiche nochmal für meinen Mann. Also ich finde schon, dass es sich lohnt.

Besonders gelohnt hat es sich dadurch, dass ich dann aufgehört habe zu Rauchen. Und das lag meines Erachtens auch an dem selbstangebauten Tabak. Er enthält ja keinerlei Zusatzstoffe. Nach einem halben Jahr, in dem ich ausschließlich unseren selbstangebauten Tabak geraucht habe, hat das Verlangen nach Zigaretten einfach aufgehört. Ohne dass ich es gewollt oder geplant hätte, habe ich immer weniger geraucht. Es wurde mir einfach zu blöd, meine Zeit wurde mir zu schade. Ich denke, der eigene Tabak hat sozusagen als Ersatzstoff gedient. So wie man Heroinabhängigen mit Methadon hilft, langsam von der Sucht wegzukommen.