Sinnhaftigkeit einer mündlichen Lateinprüfung

vom 30.11.2012, 18:44 Uhr

Da ich gerade das staatliche Latinum für mein Studium nachmachen muss, beschäftige ich mich natürlich auch damit. Nun haben wir vor einiger Zeit auch erfahren, dass dazu auch eine mündliche Lateinprüfung kommt, in der man den lateinischen Text vorlesen, übersetzen und analysieren muss. Und das alles in 20 Minuten und man bekommt auch noch gütiger weise 20 Minuten Vorbereitungszeit dazu.

Nun kann man natürlich den Sinn jeder Prüfung hinterfragen, allerdings versteht von uns niemand, warum man denn ausgerechnet für Latein noch eine mündliche Prüfung machen muss. Immerhin geht dieser Prüfung eine schriftliche voraus und Latein wird heute sowieso nicht mehr gesprochen, daher lässt sich der Sinn natürlich noch mehr anzweifeln, auch wenn wir natürlich wissen, dass wir da durch müssen, egal wie sinnlos das Ganze ist.

Deswegen würde mich mal interessieren, welchen Sinn ihr hinter einer solchen Prüfung seht. Könnt ihr euch erklären, warum man das noch zusätzlich machen muss, obwohl die Sprache keiner mehr spricht und die Aussprache somit eigentlich gleichgültig ist?

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Gerade in Latein verstehe ich den Sinn einer mündlichen Prüfung auch nicht so richtig. Es reicht doch, wenn man die Worte entziffern kann und auch übersetzen kann. Wenn es eine Sprache wäre, die man noch sprechen würde (abgesehen von wissenschaftlichen Bezeichnungen von Tieren, Pflanzen oder Körperteilen) könnte ich das ja noch nachvollziehen. Aber das ist ja nicht der Fall, sodass man sich das meiner Ansicht nach sparen könnte. Ich verstehe den pädagogischen Mehrwert dahinter auch nicht so richtig und mir ist auch keine Schule bekannt, die Latein mündlich prüft.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Warum sollte eine mündliche Prüfung in Latein sinnlos sein? Erstens gibt es Aussprachregeln, auch wenn die Sprache tot ist. Zweitens gibt es so viele Besonderheiten bei der Übersetzung, die entweder schief gehen können, oder die bei komplett richtiger Übersetzung geglättet werden, über die man reden kann. Dazu kommt der geschichtliche Zusammenhang und das wichtigste zum Autor.

Ich hatte beispielsweise in der mündlichen Prüfung den Teil aus dem 6. Kriegsjahr des gallischen Krieges, wo es um den herkynischen Wald und da den Abschnitt über die Tierwelt. Abgesehen von der Übersetzung mit allen Feinheiten der Grammatik, war Thema, was Caesars ausgezeichneten Stil kennzeichnet, der so anders ist, als die übliche Art Latein zu schreiben. Beispiele im Text dazu aufzeigen, war auch gefragt.

Sein Werdegang und die Frage, ob er die beschriebenen Viecher überhaupt je gesehen hat, waren auch Thema. Und natürlich wurde nach der Feststellung, dass er selbst nie weit genug im Norden war, gefragt, woher er seine Erkenntnisse hatte und warum er die niedergeschrieben hat. Da sind wir dann beim Aufstieg zum Alleinherrscher und dem Machterhalt. Man sieht, die Prüfung kann ziemlich umfangreich und inhaltlich anspruchsvoll verlaufen.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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