Kind nach Enttäuschung auffangen

vom 30.11.2012, 09:35 Uhr

Kind A war zur Weihnachtsmarkteröffnung in der Stadt. Es geht in die Grundschule und besucht dort auch die Arbeitsgemeinschaft für die Schülerzeitung. Nun ergab es sich, dass der Oberbürgermeister der Stadt mit dem Besuch aus der Partnerstadt am selben Stand ankam, wo A mit den Eltern nach etwas zu essen an stand.

A meinte dann zu den Eltern, dass es doch gerne mal den Oberbürgermeister fragen würde, wie lange es den Weihnachtsmarkt schon gibt. Von der Mutter kurz eingewiesen, wo man das macht, wurde der Plan auch in die Tat umgesetzt. Der Herr Oberbürgermeister nahm das Kind auch ernst und unterhielt sich mit ihm, als wenn es ein sehr wichtige Bürgeranliegen hätte.

Stolz wurde natürlich am nächsten Morgen in der Schule davon berichtet. Leider bügelte die Horterzieherin das Kind dann mit den Worten "Ich habe meine eigene Meinung zu dem Mann" ab. Klar, der Mann ist nicht unbedingt beliebt in der Stadt. Ich mag auch nicht jede Entscheidung dort gut finden. Aber das muss ich doch ein Kind nicht so spüren lassen.

Ich wusste zwar von der Mutter schon, dass dieses Gespräch zwischen Kind und Oberbürgermeister statt gefunden hatte. Aber als mich der Nachwuchs anrief und wiederum stolz davon erzählte, tat ich so, als wenn es eine totale Neuigkeit wäre. Danach habe ich erst von dem Vorfall mit der Horterzieherin erfahren.

Die Mutter hatte eben auf meine positive Reaktion gehofft, als sie das Kind animierte mir doch davon zu berichten. Es war quasi eine Aufbauarbeit nach der Enttäuschung. Aus meiner Sicht war es richtig das Kind so zu behandeln, als wenn ich noch nichts gewusst habe. Die Mutter hat dem Kind auch erklärt, dass sie zwar den Mann auch nicht mag, aber anerkennt, dass er eben das Gespräch so ernst genommen hat. Nun kam eine andere Freundin und meinte, dass ein Kind auch eine solche Zurückweisung erfahren muss.

Wie seht ihr das? Hätte man das Kind mit seiner Enttäuschung einfach allein lassen sollen? Oder war es besser, da ein wenig zu flunkern, aber auch zu erklären, wie es die Mutter getan hat? Immerhin lernt ein Kind über den gemachten Weg doch auch, dass man Menschen nicht pauschal aburteilen kann, sondern eben differenziert ihr Handeln sehen sollte.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Wie alt ist das Kind denn? In meinen Augen ist es schon ein Unterschied, ob man in der ersten Klasse so ein Erlebnis hat, oder in der vierten Klasse. Mag das Kind die Erzieherin denn sonst gern? Bei Menschen,die man mag, ist man natürlich enttäuschter, wenn diejenige so etwas Negatives von sich geben.

Ansonsten kann man einem Kind sehr wohl erklären, dass nicht jeder Mensch einen anderen Menschen auch mögen muss. Ich gehe mal davon aus, dass das Kind noch jünger, und eben nicht in der vierten Klasse ist, denn sonst wüsste es das vermutlich schon. Es ist auch vollkommen in Ordnung, wenn das Kind den Oberbürgermeister mag. Man kann das am besten mit einem Vergleich erklären. Zum Beispiel mag auch nicht jedes Kind Katzen. Manche Kinder können Katzen nicht einmal leiden und anderen lieben Hunde und wieder andere können Hunde nicht leiden oder haben Angst vor ihnen.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Doch das Kind ist schon in der vierten Klasse und es handelt sich dabei um die Horterzieherin der Gruppe, wo eben auch das Kind drin ist. Mittlerweile hat es das Kind auch noch anderen Erwachsenen berichtet, welche den Herrn Oberbürgermeister auch nicht besonders mögen. Allerdings haben diese Leute auch differenziert, wie ernsthaft er sich da eben den Fragen eines Kindes gestellt hat. Das hat ja nichts damit zu tun, dass man als erwachsener Mensch mit den Entscheidungen im Rathaus nicht unbedingt einverstanden ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Meiner Meinung nach kommt es darauf an wie alt das Kind denn ist und wie weit entwickelt das Kind denn ist. Ich denke mir, dass etwas ältere Kinder schon lernen sollten, dass nicht alle Leute toll finden, was man selber als Kind erlebt und dass man dann auch eine Abfuhr bekommt, weil die Leute nicht an der Sache die das Kind erlebt hat, interessiert sind oder wie in diesem Fall, die Leute diese andere Person nicht mögen.

Selbstverständlich finde ich das nicht toll, wenn eine Horterzieherin zu dem Kind sagt, dass sie ihre eigene Meinung zu diesem Mann hat. Immer hin ist sie Erzieherin und dafür da die Kinder toll zu behandeln und sich auch für die Interessen und für die Gespräche der Kinder zu interessieren. Sie hätte doch dann in dem Moment wenigstens so tun können, als wäre es was ganz besonderes was das Kind da erlebt hat. Ob sie nun ihre eigene Meinung zu diesem Mann hat oder nicht, interessiert definitiv kein Schuldkind.

Ich als Mutter würde dann auch versuchen Aufbauarbeit zu leisten, damit mein Kind nicht mehr so geknickt ist. Immer hin traut sich nicht jedes Kind fremde Leute anzusprechen und schon gar nicht, wenn die fremde Person dann auch noch bekannt oder bekannter als ein anderer ist. Ich finde es auch echt toll für das Kind, dass du wenigstens so getan hast, als würdest du von nichts wissen und hast dir das ganz in Ruhe angehört von dem Kind und dich mit dem Kind gefreut. Auch wenn du erst im nach hinein davon gehört hast, was mit der Horterzieherin vorgefallen ist.

Ich finde es gehört sich so, denn Kinder sollen ja gerne lernen etwas tolles zu erzählen und auch gerne Erfolgserlebnisse haben. Immerhin sollten Kinder mehr Erfolgserlebnisse haben, als schlechte Ereignisse erleben. Erfolgserlebnisse machen so ein Kind stark und selbstbewusst und wenn man so ein Kind nicht in einem Tief auffängt, dann kann es schon folgen für das Kind haben. Zum Beispiel, dass das Kind sich vom verhalten zurück zieht und sich nichts mehr traut. Das würde ich dann nicht mehr so toll finden. Ich finde das Kinder schon früh genug irgendwann lernen wie grausam die Welt und vor allem wie grausam Erwachsene sein können.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich würde in so einem Fall auch sicherlich probieren, das Kind wieder aufzubauen. Immerhin kratzt es ja am Selbstbewusstsein, wenn die tolle Geschichte von der Erzieherin nicht anerkannt wird. Warum man als Erzieherin seine politische Meinung auch nicht zu Hause lassen kann, verstehe ich gar nicht. Sie muss ihn ja nicht mögen, aber sie kann es ja trotzdem anerkennen.

Man kann ja vielleicht dem Kind sagen, warum das so von der Erzieherin gesagt wurde und dem Kind dann die Möglichkeit geben es anderen Erwachsenen zu erzählen. Eigentlich sollten diese ja dann eher positiv reagieren. Ansonsten scheint das Kind ja aber schon recht selbstbewusst und mutig zu sein, sonst hätte sich es sicher nicht getraut mit ihm zu sprechen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich habe das Kind ja heute persönlich getroffen und wir sind dann nochmal auf das Thema Oberbürgermeister gekommen. Es hatte mich gefragt, ob ich denn den Mann mögen würde. Ich habe dann erklärt, dass ich auch nicht mit allen Entscheidungen im Rat einverstanden bin. Aber was dort entschieden wird hat eben nichts damit zu tun, dass der Oberbürgermeister auch Kindern auf dem Weihnachtsmarkt Rede und Antwort steht.

Und ich persönlich finde es halt auch gut, dass er in dem Moment das Kind auch ernst genommen hat. Auch wenn er selbst die Frage gar nicht beantworten konnte. Aber immerhin hat er ja jemanden dabei gehabt, der es genau wusste. Immerhin hat dieses Erlebnis dem Kind auch gezeigt, dass es Eindruck schinden kann, wenn man ehrlich zugibt, wenn etwas nicht weiß oder kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Klar sollte man das Kind aufbauen und ihm sagen, dass seine Aktion toll war, denn immerhin war die Frage ja sicher im Zusammenhang mit einem Bericht der Schülerzeitung gestellt wurde. Ich denke, das ist richtig, egal wie umstritten die Person auch war.

Genau in diesem Zusammenhang kann man dem Kind da ja auch sehr gut erklären, dass es solche Vorkommnisse nicht zu persönlich nehmen sollte. Denn es wird immer Personen geben, die einer anderen Meinung sind und gerade wenn es um dritte Personen geht, ist es nur zu klar, dass es da unterschiedliche Meinungen gibt und dass diese Meinungen nicht unbedingt in der Person begründet liegen sondern in deren Entscheidungen.

Ich denke, dass der Weg, der bisher beschritten wurde, auch der Weg ist, den ich gehen würde. Was passiert ist, kann nicht geändert werden und wird so vielleicht auch mehr oder weniger oft wieder passieren. Daher sollte man das Kind darauf vorbereiten. So kann man das Kind einerseits auffangen und künftige Situationen gut vorbereiten.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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