Wird man in der Schule richtig auf die Arbeit vorbereitet?
Ich bin auf ein Gymnasium gegangen und habe in meiner ganzen Schulzeit nur einmal ein Praktikum absolvieren müssen, dieses ging ganze zehn Tage. Daneben haben wir gefühlt kaum etwas fürs Leben und dem Arbeitsalltag gelernt. Auch jetzt im Studium habe ich nicht das Gefühl, wirklich auf die Zukunft vorbereitet zu werden.
Früher schien es mir als wäre das je nach Schulform unterschiedlich. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das wirklich noch eine aktuelle und sichere Art des Lehrens ist. Immerhin ist es mittlerweile schon lange nicht mehr so, dass die Schulform automatisch über den späteren Werdegang entscheiden. Viele Schüler von Real- oder sogar Hauptschule machen ihre Hochschulreife und studieren, viele Schüler vom Gymnasium dagegen gehen später in traditionelle Ausbildungsberufe.
Was habt ihr für Erfahrungen gemacht und vor allem, hattet ihr das Gefühl wirklich auf den Alltag in der Arbeitswelt vorbereitet zu sein?
Bei mir gab es gar kein Praktikum und ich begann mit 16 in meiner Ausbildung von einem Tag auf dem anderem mein Arbeitsleben und wurde damit in eine völlig andere Welt hinein katapultiert. Vor den Sommerferien hatte ich ab 13 Uhr meistens frei, bzw. ein wenig Hausaufgaben gemacht und plötzlich wurde bis 20 Uhr gearbeitet und ich war in der Erwachsenenwelt.
Ich denke auch, dass die wenigsten Lehrer in der Lage sind einen wirklich auf das Berufsleben vorzubereiten. Der Großteil der Lehrer hat nach der Schule studiert und ist dann in die Schule zurückgekehrt. Die waren nie als "Stift" körperlich irgendwo tätig, mussten sich nie dreckig machen, kennen Teamarbeit nur aus Projekten, müssen sich selten mit dummen Kollegen herumschlagen und haben auch meist nur wenige Bewerbungen selbst geschrieben und keine selbst bearbeitet.
Ich bin ebenfalls aufs Gymnasium gegangen und habe währenddessen noch nicht mal ein Praktikum absolviert. Als ich die Schule verließ, war ich mit der tatsächlichen Arbeitswelt also noch nie in Berührung gekommen. Auch mit dem wirklichen Leben hatte das, was mich zum Abitur geführt hatte, nicht wirklich was zu tun. Das lag unter anderem auch an den etwa zwanzig Jahre alten Lehrbüchern, aber bei weitem nicht nur.
Ich habe dann auch studiert. Während des Studiums mussten wir insgesamt drei Monate drei verschiedene Praktika machen. Allerdings waren die so aufgebaut, dass wir wieder nichts vom tatsächlichen Arbeitsalltag mitbekamen. Wir wurden nur wie eine Besuchergruppe durch verschiedene Abteilungen geführt und man hielt uns jeweils einen Vortrag darüber, was dort gemacht wurde.
Im Anschluss an das Studium musste ich dann noch eine Art praktischen Unterricht mit anschließender Prüfung ablegen. Dieser Teil dauerte noch einmal zwei Jahre. Und hier kam ich dann das erste Mal mit meinem angestrebten Beruf in Kontakt. Man schmiss uns direkt in den Arbeitsalltag ohne weitere Vorbereitung. Hier wurde man endlich vorbereitet. Allerdings war dies ziemlich egal - denn eine Anstellung bekam man später nur, wenn man im Studium gute Leistung erbracht hatte. Ob man gute praktische Arbeit geleistet hatte, war mehr oder weniger irrelevant.
Insgesamt muss ich sagen, dass mich die Schule überhaupt nicht auf das wahre Leben und den Arbeitsalltag vorbereitet hat. Auch das Studium tat dies nicht, denn es lief bei mir genauso ab wie die Schule. Gut getan hat mir zwischen Schule und Studium ein freiwilliges soziales Jahr. Dort musste man plötzlich wirklich arbeiten und hatte mit Menschen zu tun.
Ich war auf der Realschule und habe anschließend eine schulische Ausbildung gemacht. Während der Realschulzeit habe ich in der neunten Klasse ein Praktikum absolviert, was schon eine wenig auf den Beruf vorbereiten sollte. In meinem Praktikum wurde ich immerhin darauf vorbereitet, dass es sehr anstrengend ist, den ganzen Tag zu stehen. Auch wenn ich den Beruf, für den ich eigentlich das Praktikum gemacht habe, später doch nicht mehr lernen wollte, habe ich immerhin in diesen drei Wochen gelernt, wie groß doch der Unterschied ist, zwischen der Schule, in der man einen halben Tag sitzt und der Arbeit, wo man den ganzen Tag auf den Beinen ist.
Aber auch der Unterricht in der Schule selber bereitet eigentlich kaum auf die Arbeit vor, er sorgt eben einfach für eine Allgemeinbildung. Es ist ja auch schwierig, weil es eben so viele Berufe gibt, die später von den Schülern gewählt werden können. Schlimmer fand ich eigentlich auch, dass ich in meiner schulischen Ausbildung hauptsächlich theoretische Dinge gelernt habe und im Umgang mit Kunden ziemlich ins kalte Wasser geworfen wurde. Die Theorie brauche ich in meinem Beruf zu einem großen Teil auch, aber ich hätte mir eben doch gewünscht, dass auch der praktische Teil mehr in der Schule unterrichtet wird.
Nein, ich hatte gar nicht das Gefühl auf den Alltag vorbereitet zu sein. Denn wir haben in Mathe nicht mal die Prozente durchgenommen. So habe ich mich jedes Mal gewundert wenn ich in einem Laden an einem XX% reduziert Schild vorbeigelaufen bin. Außerdem haben wir uns kein einziges Mal angeschaut wie der ganze Papierkram mit den Steuern läuft. Gott sei Dank macht das jetzt mein Mann.
Vorbereitet wird keiner mehr in meinen Augen. Die Schüler sehen es sowieso nur so, ich sitze nun meine Schule ab und dann will ich viel Geld verdienen. Welche Noten sie dafür brauchen, welche Fächer für welchen Beruf besonders wichtig sind, weiß schier keiner. Ich wurde damals auch ins kalte Wasser geworfen. Schule fertig und dann ab in die Gastronomie. Wochenende arbeiten, bis spät in die Nacht arbeiten, dann wieder früh aufstehen um in die Berufsschule zu gehen. Dann kam dort auch wieder neuer Stoff. Wie das alles mal ablaufen wird, hat mir zu dem Zeitpunkt keiner gesagt und hätte ich mehr gewusst, hätte ich mit Sicherheit anders gehandelt. Andere Entscheidungen getroffen.
Manchmal ist es zwar so, dass die Schulen mal in Jobcenter gehen und man dort einen Tag an den Computer gehen kann und sich dort Ausbildungen ansehen kann, wie lange sie dauern, was man verdient, doch viel steht dort auch nicht drin. Dafür wird aber zu viel gelernt, was man nie wieder braucht finde ich. Zudem kennen sich die Schüler teilweise in der Welt aus, doch nicht mal in ihrem eigenen Land.
Ich bin auf dem Gymnasium, und ich kann sagen, bisher hatte ich auch noch kein Praktikum, und das wir auch erstmal so bleiben, irgendwann am Ende der Schulzeit haben wir vielleicht nochmal 14 Tage ein Praktikum. Die Realschüler dagegen haben fast jedes Schuljahr ein Praktikum, ähnlich ist es bei den Hauptschülern. Denn Sinn dahinter kann man natürlich erahnen, es wird automatisch davon ausgegangen, dass man als Schüler vom Gymnasium studiert, und dann einen höheren Beruf macht, und als Haupt- und Realschüler eben nur eine einfache Ausbildung. Oft ist das aber umgekehrt,
Wir lernen schon eine Menge für das spätere Leben, wir lernen gerade auch, wie man eine Bewerbung schreibt, zwar im Englischunterricht, aber was soll es? Ich finde auch, da sollte sich noch etwas tun. Ich fände es schön wenn wir auch noch ein Praktikum hätten. Man muss dann ja auch nicht einen typischen Beruf wählen, der zu einer Ausbildung gehört sondern auch einen anderen. Zugegeben, da haben wir es schon ein bisschen besser. Wir haben jedes Jahr einen Zukunfttag, an dem man einen Tag in einen Beruf seiner Wahl geht, und etwas darüber lernt. Die Zeit ist natürlich viel zu kurz, aber besser als gar nichts.
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