Darf man als Deutscher Kritik an Israel üben?

Israel ist für Deutsche ein heikles Thema und schon manch ein Politiker hat eine vielversprechende Karriere mit unglücklichen Kommentaren zu diesem Thema sich geradezu verbaut. Günther Grass hat das in seinem Gedicht in diesem Jahr zum Thema gemacht, erntete dafür aber nur Kritik und konnte daraus keine neue Diskussionsgrundlage schaffen.

Dabei kann man an Israel einige Dinge wirklich kritisieren, denn auch diese Seite im Nahostkonflikt scheint das Krisengebiet nicht unbedingt beruhigen zu können und manchmal auch zu wollen. Deutschland verkauft weiterhin viel Militärbedarf und hält sich mit kritischen Worten zurück. Liegt das auch an der deutschen Vergangenheit? Wäre es überhaupt in Ordnung sich kritisch zu äußern?

Ich finde, dass du schon recht hast, wenn du sagst, dass das Thema Israel für uns Deutsche ein sehr schweres und heikles ist. Man muss wirklich sehr vorsichtig sein, was man sagt, weil man hier bloß nicht möchte, dass man falsch verstanden wird. Denn man wird schnell in eine unschöne Kategorie abgestempelt, obwohl man überhaupt nicht in diese gehört. Man sieht es ja auch, dass Antworten zu dem Thema Israel eher selten und verhalten sind. Selbst in diesem Thread hier gab es bisher keine Antworten und ich kann mir nicht vorstellen, dass dies Zufall ist.

Jedenfalls bin ich persönlich nicht der Auffassung, dass man keine negative Kritik an Israel üben darf. Das Geschehene ist unbeschreiblich, furchtbar und kann in meinen Augen nicht mehr gut gemacht werden. Man muss auf die Gnade des Volkes Israels und die Wunden heilende Zeit hoffen. Aber meiner Meinung nach stehe ich persönlich nicht in der Schuld dieses Volkes, denn ich habe ihm nichts getan. Das war eine Zeit gut zwei Generationen vor mir. Ich sollte aus der Geschichte lernen, aber trotzdem dürfen wir hier in Deutschland unsere Meinung doch nicht verschweigen. Man sollte offen sein und seine Meinung äußern dürfen. Der Zustand hier ist doch oftmals gegen unsere eigenen Prinzipien.

Ich denke schon, dass man auch als Deutscher Kritik an israelischer Politik üben darf. Die Frage ist aber, wie weit die Kritik geht und wie sie beschaffen ist. Allerdings gilt hier nach meiner Ansicht in besonderem Maße eine Verpflichtung, dass man sich vor einer Meinungsäußerung besonders gründlich informieren sollte. Stammtischparolen oder Pauschalurteile sind in diesem Zusammenhang noch viel mehr zu vermeiden als anderswo bei Gespräche über Politik und Länder.

Besonders schwierig ist auch der Fakt, dass die Informationsbeschaffung hier schwierig ist. Medienberichterstattung über Israel ist immer irgendwie von politischen Interessen gefärbt. Deshalb sollte man gründlich in Betracht ziehen, wer was warum über Israel schreibt.

Man sollte aber bei aller Kritik nie unberücksichtigt lassen, welche historischen Vorgänge dazu geführt haben, dass Israel heute in der Form existiert. Ein Mindestmaß an Respekt und Höflichkeit sollte man schon erwarten.

Ich finde, gerade als Deutscher hat man die Pflicht, auch Kritik am Staat Israel zu äußern, immerhin wiederholt sich dort ja momentan eine Geschichte, die leider sehr eng mit unserer eigenen Vergangenheit verknüpft ist. Aber ich verstehe, dass so viele Menschen tatsächlich Angst haben, sich kritisch gegenüber dem Land zu äußern, weil man sich damit leicht in eine verletzende Position begibt - keiner möchte heutzutage noch als Antisemit bezeichnet werden. Ich auch auch. Und trotzdem ist das, was Israel aktuell macht nur furchtbar.

Und auch unsere deutsche politische Grundhaltung dagegen ist erschreckend. Wir gewähren dem Land Amnestie bei allem (!), was sie vorhaben, weil wir uns dann denken können, unsere Schuld begleichen zu können.

Also bitte, kritisiert es so viel ihr wollt. Aber kritisiert dann auch die Palästinenserseite, Deutschland, den Iran und die USA - denn auch all die haben größere und kleinere Nebenrollen in diesem Schauspiel!

Mir ist aufgefallen, dass zwar ziemlich viele Nutzer, sich den Thread und die dazugehörenden Beiträge ansehen, aber kaum jemand wirklich schreibt. Liegt das daran, dass das Thema eher schwierig ist oder dass niemand sonst dazu eine Meinung hat?

Mir ist aufgefallen, dass zwar ziemlich viele Nutzer, sich den Thread und die dazugehörenden Beiträge ansehen, aber kaum jemand wirklich schreibt. Liegt das daran, dass das Thema eher schwierig ist oder dass niemand sonst dazu eine Meinung hat?

Ich wollte eigentlich eine Antwort verfassen, gerade weil mich dieses Thema selber beschäftigt. Aber ich habe festgestellt dass es unglaublich schwierig ist die richtigen Worte zu finden. Ich habe jedes Wort zweimal umgedreht damit kein falscher Eindruck entsteht, kurz gesagt ich habe mir extrem schwer getan meine Meinung so zu formulieren dass ich in kein Fettnäpfchen trete und ehrlich gesagt habe ich nicht die richtigen Worte gefunden. - Ich kann mir vorstellen dass es einigen Usern so geht.