Wäre ein homosexueller Lehrer für euch tragbar?

vom 27.11.2012, 14:23 Uhr

Was ist daran jetzt genau befremdlich? Mal angenommen, dass es DAS homosexuelle Verhalten überhaupt gibt, dann müsste es für dich ja genauso "befremdlich" sein, wenn ein heterosexueller Lehrer daher kommt und alle heterosexuellen Klischees an den Tag legt. Wenn du ein klischeehaftes heterosexuelles Verhalten bei einem Lehrer aber nicht als Problem betrachtest, ein klischeehaftes homosexuelles Verhalten aber schon, dann stellt sich doch die Frage, wo das eigentliche Problem liegt. Weißt du, mich macht dieser beliebte "ich habe ja nichts gegen ... aber" Satz immer hellhörig, weil damit doch oft genau das Gegenteil von dem ausdrückt, was man sagt.

Ich kann die Bedenken, dass ein Lehrer nicht erst genommen wird, und, dass der Unterricht darunter leidet, schon verstehen. Aber ich bin in meiner Schulzeit auch dem ein oder anderen Lehrer begegnet, der nicht wirklich respektiert wurde, und das hatte mit deren Sexualität rein gar nichts zu tun.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich finde es erst einmal eine beachtliche Leistung von deiner Bekannten, dass sie das gesamte Repertoire an schwulem Klischee-Verhalten kennt. Dafür muss man ihr Respekt zollen. Ich finde es auch bemerkenswert, dass sie anhand eines schnellen, geübten Blickes auf Entfernung sogar schon einen Homosexuellen ausmachen kann. Auch die scheinbar gesicherte Erkenntnis, dass jeder, der vielleicht eine etwas affektierte Gestik und einen ausladenden Gang an sich hat, homosexuell ist, ist erstaunlich. Sollte das alles auf Hörensagen und Vermutungen beruhen, würde ich mir schon ernsthafte Gedanken um deine Bekannte machen.

Was genau befremdlich daran ist, wenn ein Lehrer vielleicht nicht knallharten Obermacho heraushängen lässt, hast du uns nun aber leider vorenthalten. Was befremdet dich? Für mich klingt das nur nach verpackter Intoleranz und die finde ich eigentlich viel schlimmer als wenn jemand einfach offen sagt, dass er mit Homosexuellen und sonstigen Randgruppen ein Problem hat und sie nicht in seinem heilen Weltbild haben möchte.

Ein Lehrer muss seinen Job gut machen, so wie jeder andere Arbeitnehmer auch. Ich interessiere mich nicht so sehr für die Bettgeschichten anderer, vermutlich habe ich daher auch kein Problem damit, wenn ein Mann einen anderen Mann als Partner erwählt. Außerdem hat die Leistung, die jemand in seinem Beruf erbringt, nichts damit zu tun, was er in seiner Freizeit macht. Daher ist es vollkommen egal, ob der Lehrer mit einem Mann, mit einer Frau oder mit einem gemischten Harem zusammenlebt. Wichtig ist nur seine Leistung als Lehrer und die Tatsache, dass er niemandem schadet, selbst wenn er schwul ist. Alles andere interessiert niemanden, beziehungsweise ist nur Gegenstand des Dorfgespräches. Und darauf würde ich nichts geben.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich kann die Meinung deiner Bekannten, wie die meisten anderen hier auch, überhaupt nicht nachvollziehen. Wir leben mittlerweile im 21. Jahrhundert und gerade in Deutschland sollte man doch mal so weit sein, dass man Homosexuelle genauso wie jeden anderen Menschen auch akzeptiert. Man muss ihre sexuellen Neigung ja weder verstehen, noch mögen, noch teilen, aber man sollte es in jedem Fall respektieren. Dazu gehört auch, dass man einen Lehrer nur wegen seiner Homosexualität als schlecht einstuft.

Ich selbst hatte auch schon einen Lehrer, bei dem ich die Vermutung hatte, dass er homosexuell ist. Ganz genau weiß ich es aber ehrlich gesagt nicht. Wie auch immer, dieser Lehrer war einer der besten Lehrer, den ich in meiner ganzen Schulzeit hatte. Er war kompetent, macht einen abwechslungsreichen Unterricht und war ein toller Mensch. Er hat mir sehr viel in seinem Fach beigebracht. Man sollte jedem Lehrer die Chance geben, sich und sein Können zu beweisen und nicht vorverurteilen. Das geht meiner Meinung nach überhaupt nicht, schon gar nicht, wenn es sich um irgendetwas aus dem Privatleben des Lehrers handelt. Der Lehrer gibt einem Schüler ja auch keine schlechten Noten, nur weil der Schüler sich auf eine bestimmte Art und Weise kleidet oder ähnliches.

Ich hoffe inständig, dass sie ihrem Kind nicht ihre Ansicht weitergibt und ihm vermittelt, dass dieser eine Lehrer in irgendeiner Art minderwertig ist und eigentlich nicht an der Schule unterrichten sollte.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich wüsste ehrlich nicht, weshalb ich in einem solchen Fall irgendwelche Bedenken haben sollte, und ich frage mich auch in diesem Fall mal wieder, was die „entsetzte“ Mutter denn hier eigentlich befürchtet. Gerade, wenn sie selbst doch einen ganz guten Einblick in die Tatsache haben dürfte, dass Homosexualität nichts Unnormales oder Unnatürliches ist, verstehe ich ihre Haltung nicht, denn allein das Verhalten des Lehrers bzw. sein Auftreten kann es doch nicht wirklich sein. Oder ist sie im Unterricht anwesend und kann das so gut beurteilen, ob sein Auftreten sie wirklich so sehr stört? Wohl kaum. Es gibt schon immer noch wirklich kleinkarierte, respektlose Personen.

Die Frage danach, ob ein solcher Lehrer für mich tragbar wäre, finde ich übrigens ebenfalls etwas seltsam, denn ich wüsste nicht, was hier untragbar sein sollte. Ich kann mit bestimmten Verhaltensweisen mancher homosexueller Menschen, wobei unentscheidend ist, ob sie weiblichen oder männlichen Geschlechts sind, auch nicht sonderlich viel anfangen und fühle mich davon teilweise auch richtiggehend genervt. Aber das ändert nun nichts daran, dass auch besonders affektiert auftretende Menschen unglaublich viel Ahnung von dem haben können, was sie tun, oder? Für Vorurteile sehe ich also auch hier mal wieder absolut keinen Grund, und ich meine, dass man wirklich mal seine eigene Akzeptanz und Toleranz überdenken sollte, bevor man sich gleich über alles schon im Vorfeld aufregt, was möglicherweise in irgendeiner Form ungewohnt ist.

Der Lehrer tut mir einfach nur leid, nicht nur wegen solcher intoleranten Menschen, die ihn nicht akzeptieren und es als erwachsene Personen eigentlich besser wissen sollten, sondern auch wegen der Schüler, die ihn imitieren. Leicht hat er es sicherlich nicht und ich denke, dass er es schwerer hat als so manch anderer Lehrer vollkommen zu Unrecht, wie ich finde, denn man sollte mittlerweile wirklich begriffen haben, dass Homosexualität nichts ist, was in irgendeiner Weise verurteilt werden darf. Eigentlich hatte ich gehofft, dass die Kinder heutzutage damit aufwachsen, dass es sich dabei um eine Selbstverständlichkeit handelt, aber offenbar ist das nicht zu erwarten, solange es noch solche Eltern gibt wie Deine Bekannte.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ehrlich gesagt ist es mir recht egal, ob ein Lehrer mit Männlein oder Weiblein ins Bett geht. Das ist seine private Sache und geht die Eltern gar nichts an. Wobei man auch bedenken sollte, dass es Menschen gibt, die sich so verhalten, als wenn sie homosexuell wären und es am Ende gar nicht sind. Ich kannte da früher einige Männer, wo man auf dem ersten Blick dachte, dass sie schwul sind.

Das Kinder in dem Alter ein Verhalten, was außerhalb der gesellschaftlichen Normen liegt, nach machen, dürfte nichts Neues sein. Wir selbst haben es doch auch gemacht, dass wir manchmal Lehrer imitiert haben. Das sollte man nicht überbewerten. Und den Lehrer sollte man nur danach bewerten, wie der Unterricht ist und ob die Kinder auch das bei ihm lernen, was im Lehrplan steht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Warum soll ein homosexueller Lehrer nicht auch ein guter Lehrer sein? Es ist doch völlig egal, was für Vorlieben ein Lehrer hat. Wenn er guten Unterricht macht, würde ich einen homosexuellen Lehrer immer einem Lehrer vorziehen, dessen Unterricht todlangweilig ist. Es kommt immer darauf an, wie er seinen Unterricht gestaltet und wie interessant der Unterricht für die Kinder ist. Viel schlimmer finde ich es, wenn ein Lehrer sich in der Klasse nicht durchsetzen kann und die Schüler sich alles erlauben können. Denn dann lernen sie überhaupt nichts und der Lehrer hat seinen Beruf verfehlt.

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich habe hier mal eine Seite gefunden, die von diesem Thema handelt klick. Ich sehe das auch eher locker. Aber im Fall meiner Bekannten sieht man, dass es nicht alle so locker sehen, wie hier geschrieben wird. Ich finde es schon schön, dass hier alle schreiben, wie egal es ist einen schwulen Lehrer zu haben. Aber sieht die Wirklichkeit wirklich so aus? Wenn man dem Bericht, den ich verlinkt habe glauben kann, dann lehnen 61 % der Jugendlichen Homosexualität ab und wenn man dann bedenkt, dass der eigene Lehrer schwul ist, dann denke ich, ist es mit der Toleranz zu Ende bei der Jugend. Ist es nicht so, dass sich der meiste Teil der Menschheit einfach nicht zu der Abneigung bekennt?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Man muss beim Thema Homosexualität aber auch bedenken, dass es erst in den letzten Jahren nicht mehr zu den sogenannten Tabuthemen gehört. Wobei es noch immer Bereiche gibt, wo es besser ist, diese Neigung zu verheimlichen. Ich denke da nur an den Fußball. Daher dauert eben auch das Umdenken bei den Menschen noch eine entsprechende Zeit, bis man selbst homosexuelle Menschen wirklich akzeptiert.

Ich selbst habe seit meiner Teenagerzeit immer wieder mit schulen Männern Kontakt gehabt, da ein Arbeitskollege meiner Eltern eben homosexuell war und bei uns im Haus wohnte. Er wurde zwar manchmal wegen seiner extravaganten Kleidung belächelt, aber man sah keinen schlechten Facharbeiter in ihm.

Daher gehe ich mit dem Thema eben anders um, wie Menschen, welche sonst nichts mit homosexuellen Leuten zu tun haben. Ich erziehe da auch meine Kinder wesentlich toleranter als andere Eltern. Und das ist in meinen Augen ein Grund, wie man dann mit einer Tatsache umgeht, wenn sie wirklich vorhanden ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Für mich hat die sexuelle Orientierung überhaupt gar nichts mit der Fähigkeit, zu unterrichten, zu tun. Im Laufe der Zeit hat sich die Einstellung gegenüber Homosexuellen Gott sei Dank gebessert, aber trotzdem haben es (in diesem Fall) Schwule immer noch sehr schwer, vor allem in der Schule und offensichtlich nicht nur als Schüler, sondern auch als Lehrer.

Ein homosexueller Lehrer ist also auf jeden Fall tragbar, sofern der Unterricht von ihm genau so qualitativ ist wie der seiner Kollegen. Und selbst da könnte man diskutieren, schließlich gibt es auch genug heterosexuelle Lehrkörper, die sich vielleicht lieber einen anderen Beruf hätten suchen sollen. Man sollte nur aufpassen, dass durch unter diesem Klischee nicht seine Rolle als Autoritätsperson leidet (was ich da ein bisschen herausgelesen zu haben glaube).

Ich persönlich fände es vermutlich auch nicht besonders toll, wenn ich als Schüler einen klischeehaften, schwulen Lehrer vor der Tafel stehen sehen würde - manche Stimmlagen (beziehungsweise die Art zu sprechen), Gesten und so weiter sind auf Dauer einfach anstrengend. Ich habe also nicht etwas gegen die Tatsache, dass mein Gegenüber aufs gleiche Geschlecht steht - keineswegs - aber die Art, wie manche dies ausleben, finde ich dann nicht immer ansprechend, auch wenn ich es natürlich toleriere.

» Lior » Beiträge: 117 » Talkpoints: 13,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Lior hat geschrieben:Ich persönlich fände es vermutlich auch nicht besonders toll, wenn ich als Schüler einen klischeehaften, schwulen Lehrer vor der Tafel stehen sehen würde - manche Stimmlagen (beziehungsweise die Art zu sprechen), Gesten und so weiter sind auf Dauer einfach anstrengend.


Selbst wenn ein schwuler Lehrer das Klischeeverhalten zeigt, was nur bei einem kleinen Prozentsatz der schwulen Männer der Fall sein dürfte, dann würde ich das auch nicht als anstrengender empfinden als eine Lehrerin, die mit hoher, schriller Stimme spricht oder einen Lehrer, der stark nuschelt. Es gibt viele Verhaltensweisen, die lästig sein können, aber das betrifft nicht nur homosexuelle Männer, selbst wenn diese sich noch so tuntig geben. Die Frage ist nur, ob andere Leute das überhaupt so bemerken würden.

Wenn ein Mann dem angesprochenen Klischee entspricht, wird garantiert etwas gesagt, man macht sich lustig und findet es komisch - obwohl man doch "eigentlich" nichts gegen Schwule hat. Es wird sofort alles auf die sexuelle Orientierung bezogen. Wenn ein Lehrer aus anderen Gründen ein lustiges Verhalten an den Tag legt, denkt niemand an seine Vorlieben bei der Partnerwahl. Da wird dann nur festgestellt, dass er merkwürdig ist und damit hat es sich. Das ist schon ein bisschen komisch, oder?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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