Todesanzeigen in Kurzfassung?

vom 26.11.2012, 12:03 Uhr

Heute habe ich fast eine ganze Seite von merkwürdigen Todesanzeigen in der Zeitung gesehen und ich wollte mal nachfragen ob das ein alter Hut ist und was ihr davon haltet.

In unserer lokalen Presse befand sich im überregionalen Anzeigenteil über eine halbe Seite ein eingerahmter Anzeigenkasten mit der Überschrift "Verwandte, Bekannte und Hinterbliebene trauern um ihre Lieben" und dann folgten so an die fünfzig Namen inklusive Vorname mit Geburts- und Sterbedatum. Sonst nichts, keine Ortsangaben und auch keinerlei Hinweise zu den Beisetzungsdaten. Ich habe diese Zeitung schon lange nicht mehr in den Händen gehabt und ich weiß deshalb auch nicht ob so etwas zum ersten Mal in dieser Form gehandhabt wird und auch nicht warum. Gut, ich könnte mir vorstellen dass das Geld nicht mehr so locker sitzt und solch eine Kurzanzeige sicherlich extrem billig ist. Sie hat aber eigentlich auch nur Null Aussagekraft. Möglich dass die Inserenten eigentlich nur die Information verbreiten wollten um ihrer Pflicht genüge zu tun. Was meint ihr?

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich habe eine solche Anzeigenseite noch nicht in unserer Tageszeitung gesehen, ich kenne sie aber in einer abgewandelten Form bei den Konfirmationsanzeigen, bei denen sich dann zum einen die Konfirmandinnen und Konfirmanten für die Geschenke und Glückwünsche zur Konfirmation bedanken oder zum anderen die Eltern der frisch konfirmierten Kinder die Konfirmation ihrer Kinder öffentlich machen. Aber das, was du berichtest, hat ja schon den Charakter einer Gefallenen-Liste auf einem Gedenkstein.

Ich glaube aber eigentlich gar nicht, dass man sich aus finanziellen Gründen für diese Form der Sterbeanzeige entscheidet. Was mir viel eher auffällt ist die gewisse Anonymität, die diese Anzeigen zu verströmen zeigen. Es werden keinen Namen der Angehörigen genannt und auch keine Geburtstage und keine Sterbedaten. Und erst recht sicherlich keine Daten bezüglich der Beerdigung und der Trauerfeier. Damit hält man sich natürlich auch unerwünschte Trauergäste fern und erspart sich womöglich unangenehme Situationen auf der Beerdigung, so wie auch eine Fülle an Trauerkarten, die ja doch schon eine sehr belastende Note mit sich tragen können.

Schlecht finde ich diese Art der Anzeigen allerdings nicht unbedingt. Es ist zwar keine Pflicht, den Tod eines Angehörigen bekannt zu geben (so weit ich informiert bin jedenfalls nicht), aber man hat es mit einer solchen Anzeige getan und das finde ich dann auch vollkommen ausreichend. Ich finde es sogar ganz gut, dass man nicht gleich komplett von einer Todesanzeige Abstand genommen hat.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


@olisykes91, das Geburtsdatum und auch der Sterbetag stehen in der Anzeige. Aber sonst hast du vollkommen recht, die Anzeigen sind doch ziemlich anonym. Die Anzeigen in der Tagespresse zu den Jugendweihen und Konfirmationen kenne ich auch, aber die sind eigentlich wesentlich inhaltsvoller. Zumindest bestehen sie aus mindestens fünf Zeilen und es ist auch häufig noch ein Bild dabei.

Ich lese nun nicht ständig die Todesanzeigen, aber wenn dann sagt mir der Name meistens überhaupt nichts beziehungsweise bin ich mir dann nicht sicher ob es sich um eine mir bekannte Person handelt. Erst die Verknüpfung mit den Namen der Hinterbliebenen und der Wohnort ermöglicht es mir die Person einigermaßen genau zuzuorden. So herrlich knapp die beschriebenen Anzeigen auch sein mögen, ich könnte damit überhaupt nichts anfangen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Sind es denn wirklich diese Familienanzeigen gewesen? Ich kenne einen solchen Überblick von verstorbenen Personen eher unter dem Begriff der standesamtlichen Nachrichten. Eine private Anzeige in dem Rahmen habe ich bei uns in der Region noch nie entdeckt, obwohl ich sehr gern die Familienanzeigen lese. Manchmal sind zwar diese Todesanzeigen sehr kurz gehalten, aber nicht so, wie Du es beschrieben hattest. Eher wird sie schlicht gehalten und damit hat es sich.

In der Kirchenzeitung, die wir in etwa alle zwei Monate erhalten, bekommt man ebenfalls einen Überblick über die Sterbefälle beziehungsweise die Beerdigungen. Aber auch kirchliche Eheschließungen, Taufen und Jubiläumshochzeiten werden darin thematisiert. Eine eigenständige Todesanzeige kann man dort nicht schalten oder aber es ist noch niemand auf die Idee gekommen, dort mal anzufragen. Allerdings wird diese Kirchenzeitung zu selten verlegt, um auf einem aktuellen Stand zu bleiben.

Ob es Geiz ist, wenn man scheinbar nur einen solchen Satz verwendet, mag ich nicht zu beurteilen. Aber ich denke, es ist auch keine Pflicht, überhaupt einen Trauerfall in der Zeitung zu veröffentlichen. Man könnte das Ganze auch anonym gestalten, oder? Dann würde ich eher darauf verzichten, als eine solche anonyme, nüchterne Mitteilung zu machen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



@steph, nein, das handelte sich hier garantiert nicht um amtliche Nachrichten der Gemeinden oder der Standesämter. Es stand ja explizit dabei dass Verwandte trauern und nicht die Gemeinde. Außerdem kostet so eine riesige Anzeige ja auch Geld und keine öffentliche Einrichtung würde dafür Geld ausgeben wenn es nicht gesetzlich vorgeschrieben ist. So etwas würde in den amtlichen Nachrichten veröffentlicht werden wenn es Pflicht ist, dafür sind die Blätter ja auch gedacht.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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