Der Zwang der Selbstverletzung
Also ich selber leide seid knapp 13 Jahren unter SVV und vor ein paar Wochen hat mich ein wildfremder Typ angequatscht, deutete auf meinen Arm und meinte: na wolltest wohl einen bisschen Aufmerksamkeit war? Dieses Verhalten zeigt finde ich deutlich das in diesem Bereich noch einiges im Argen liegt. Menschen die unter SVV leiden schnippeln nicht an sich rum weil sie nix besseres zu tun haben!
Ich bin der Meinung das dieses Thema präsenter sein müsste dann wäre es vielleicht auch für Angehörige von Betroffenen ein bisschen leichter damit umzugehen und vielleicht könnten sie eher/besser reagieren. Es wird geschätzt das zwischen 600.000 und 1,2 Millionen Menschen allein in Deutschland unter SVV leiden. Tendenz steigend. Ich finde es erschreckend! Und am meisten erschreckt mich noch immer die Unfähigkeit meiner Mitmenschen damit umzugehen!
Ich will mich auch mal zu diesem Thema äußern.
Prototyp hat geschrieben:Ich bin mir sicher, dass du von den sogenannten "Emos" redest oder?
Ich denke eher nicht, denn eine Krankheit auf eine Gruppe zu richten, die einen Lebensstil(?) lebt bzw eine Musikrichtung hört, ist schonmal komplett falsch. Es ist auf jeden Fall durchaus möglich, das Leute, die an SVV erkrankt sind, melancholischer sind, das sagt ja "Emo" ja eigentlich schon ein wenig aus (denn es kommt von "emotional"
Zum nächsten:
Prototyp hat geschrieben:Denn heutzutage besteht so ein Gruppenzwang, von dem sie warscheinlich hingerissen sind und genauso sein wollen wie viele andere, um unter der Masse nicht aufzufallen. (...)
Einerseits hat es wirklich den Anschein, das wirklich bei vielen Teenagern kurzzeitig Selbstverletzung auftritt. Aber ich glaube nicht bei jedem, das er/sie an SVV erkrankt ist. Auf der anderen Seite, sollte man mit solchen Äußerungen vorsichtig sein, denn die Anzahl der erkrankten Personen wird weitaus höher sein als die jetzt bekannte, denn die Dunkelziffer wird bestimmt noch höher sein, als man es annimmt. Zu deiner Aussage
Prototyp hat geschrieben:(....) aber ich verstehe diese Leute nicht, denn so alleine können sie unter 80 Millionen Menschen, die in Deutschlad leben nicht sein, um depriemiert zu sein.
Ich denke mal, wer nicht erkrankt ist, wer den Hintergrund der Erkrankung nicht kennt, oder sich nicht richtig mit dem Thema auseinander gesetzt hat, wird es auch wahrscheinlich nicht verstehen. Und falsch, es leben ja 80 Millionen Menschen in Deutschland, das hat aber nichts damit zu tun, das man sich trotz allem alleine fühlen kann!
Favole hat geschrieben:Ich bin der Meinung das dieses Thema präsenter sein müsste dann wäre es vielleicht auch für Angehörige von Betroffenen ein bisschen leichter damit umzugehen(...)
Ja, da wirst du mit Sicherheit recht haben, aber SVV gehört zu den psychischen Erkrankungen, und es gibt immer noch eine Menge von Menschen, die solche Erkrankungen nicht als solche ansehen. (Sowohl "Kranke" als auch "Gesunde"). Es ist einfach ein Thema, wo viele mit dem Kopf schütteln, wenn sie was von Selbstverletzung hören bzw sehen. Traurig, aber leider die Wahrheit. Und was ich auch nochmal betone, ist, was hier auch scchon mehrfach betont worden ist : Borderline ist nicht gleich SvV
und SvV ist nicht gleich Borderline.
Hallo, ich will diejenigen nicht beleidigen oder so, aber ich finde es einfach nur schwachsinnig sich selbst zu verletzen. Zwar kenne ich auch Leute und hab einige in meinem Freundeskreis, die sich geritzt haben und es teilweise euch noch tun, aber ich konnte schon dem einen oder anderen dabei helfen es sein zu lassen. Meistens liegt der Grund dieses tuns ja zurück, in der Kindheit, oder basiert auf schlechten Erlebnissen mit der Welt (z.Bsp: Mobbing und ähnliches).
Viele dieser Menschen machen das einfach nur weil sie den ganzen Frust in sich verstauen und nie die Gelegenheit dazu haben oder hatten ihn mal richtig raus zu lassen. Dies kann man durch eine Therapie "lindern", oder wie ich finde, durch gute Freunde sogar "heilen". Man muss das Handeln dieser Menschen nicht verstehen. Man kann es aber und man sollte es auch versuchen!
Aber vor allem sollte man sich mit ihnen beschäftigen und ihnen zeigen das sie "etwas wert" sind und sie kein "Niemand" oder "Nichts" sind! Das ist meiner Meinung nach die sinvollste und auch auch die einzige Methode ihnen zu helfen!
Es tut mir leid, aber dein Satz
ich finde es einfach nur schwachsinnig sich selbst zu verletzen
hat mich echt sehr verletzt. Wenn du wirklich denkst, man bräuchte nur eine Therapie und paar gute Freunde um geheilt zu werden, dann machst du es dir schon sehr einfach. Ich leide daran seit 17 Jahren oder so, und ich hatte in der Zeit Freunde und auch Therapien. Aber geheilt bin ich noch lange nicht. manche Sachen lassen sich nämlich nicht so einfach mal heilen.
Aber vor allem sollte man sich mit ihnen beschäftigen und ihnen zeigen das sie "etwas wert" sind und sie kein "Niemand" oder "Nichts" sind! Das ist meiner Meinung nach die sinnvollste und auch auch die einzige Methode ihnen zu helfen!
Auch hier hast du es dir sehr einfach gemacht. wenn es wirklich so wäre, dann wäre ich heute nicht so, wie ich bin. Nimm es mir bitte nicht übel, aber vielleicht beschäftigst du dich erst noch einmal ein bisschen damit, bevor du solche Thesen aufstellst.
Es tut mir leid, ich wollte dich damit natürlich nicht verletzen. Klar ist es wie eine Sucht und man leidet echt darunter, aber ich sage ja nur was ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Jeder Mensch ist anders. Es kann also auch sehr gut sein dass es bei dir nicht so "einfach" geht es sein zu lassen, wie bei denen die ich kenne.
Das "schwachsinnig" ist eine Empfindung von mir dazu, genauso wie ich es für schwachsinnig halte zu rauchen. Ich weis das ist ein blöder Vergleich, aber es geht darum dass ich es nicht machen will, weil es mir persönlich einfach nichts bringt. Aber wie gesagt ist es eben eine Sucht und das ist nun mal sehr schwer in den Griff zu bekommen. Meinen Freunden konnte ich helfen und ich bin auch sehr glücklich darüber! Dass es bei dir nicht so einfach ist wie bei ihnen tut mir sehr leid. Ich weis wie schwer das ist, aber ich weis auch dass man helfen und es durch die Hilfe auch lassen kann. Ja?!
Ich denke der Begriff "schwachsinnig" kann man im Bereich Psyche nicht verwenden. Viele Sachen, die die Psyche macht, ist vorerst nicht leicht zu erklären. Viele Dinge, die man als erstes bewusst "unlogisch" bzw "schwachsinnig" findet, ist für das Unterbewusstsein/Psyche nicht immer der Fall. Man nehme das Beispiel Liebeskummer.
Stell dir folgendes vor. Du hattest eine Freundin, mit der du einige Zeit zusammen warst. Ihr habt euch zum Schluss gestritten, sie ist fremdgegangen und so weiter. Warum hat man Liebeskummer, wenn man weiß, das es wahrscheinlich besser ist, wenn man nicht mehr zusammen ist, aber vielleicht noch befreundet ist. Das heißt, man sieht sich noch, man spricht miteinander. Ich denke, Gefühle kann man nicht logisch erklären, manche zumindest nicht. So sieht es meiner Meinung auch mit psychischen Erkrankungen aus.
Noch ein Beispiel: Ein Mensch hat eine Angsterkrankung. Ist es schwachsinnig, das man Angst vorm Bus fahren hat? das man sich nicht in Menschenmengen reintraut? - Viele werden auf dem ersten Blick sagen, das es irgendwo so sein mag. Aber meiner Meinung nach, wird die Psyche sich dabei schon was "gedacht" haben. Es gibt (fast) immer einen Auslöser. Der muss nicht nachvollziehbar bzw offensichtlich sein. Selbst ist einem dieser nicht bewusst.
Ein anderes Beispiel. Was bringt dir denn das Weinen? Viele Leute sagen, dass es wie ein "Ventil" ist - ist richtig. Was ist mit den Leuten, die nicht weinen können - und somit kein "Ventil" haben? - Richtig, sie müssen sich ein anderes "Ventil" suchen, und welches sucht man als erstes? - Das Effektivste. Das kann bei vielen der Fall sein, und ist man dort einmal drin, ist es nicht leicht dort wieder hinauszukommen. Wenn das noch gepaart mit einer/mehreren Erkrankungen ist, wie z.B. einer emotionalen instabilen Persönlichkeitsstörung (Borderline-Syndrom), Depression, PTBS und vielen anderen, wird es meiner Meinung nach noch schwerer.
Gerade in der Kategorie, finde ich, sollte man den Ausdruck "schwachsinnig" nicht benutzen, da es zu Verletzungen führen kann. Vor allem - nichts ist schwachsinnig, wenn man ein Grund hat, auch wenn der Grund nicht nachvollziehbar ist, denn irgendwas muss man sich schon dabei gedacht haben. Das sollte jetzt nicht irgendwie so aussehen, das ich dich anmachen will oder sonst was, denn ich hab anfangs ähnlich gedacht, aber jetzt, wie man sieht, hat sich meine Meinung aufgrund Erfahrungen verändert. Und ich wollte meine Meinung dazu noch sagen, ich hoffe du fühlst dich nicht angegriffen?
Wirklich ein sehr heikles und auch schwieriges Thema. Da ich selber eine Zeit lang in einem Frauenhaus gewohnt habe, habe ich dort einige Mädchen kennengelernt, die sich auch ständig selber verletzen mussten. Und durch diese Menschen habe ich erkannt, daß es zwar eine Krankheit ist, aber andererseits auch wiederum, nur, um Aufmerksamkeit zu erlangen.
Die Mädchen, die sich das angetan haben, kommen nicht mit Ihrem Leben klar, haben noch nie Liebe gekriegt, oder Aufmerksamkeit. Durch die sichtbaren Zeichen dieser Krankheit, kriegen Sie diese Aufmerksamkeit.
Colognegirl0606 hat geschrieben:
Die Mädchen, die sich das angetan haben, kommen nicht mit Ihrem Leben klar, haben noch nie Liebe gekriegt, oder Aufmerksamkeit. Durch die sichtbaren Zeichen dieser Krankheit, kriegen Sie diese Aufmerksamkeit.
Hallo Colognegirl,
sicher gibt es Menschen, die sich selbst verletzen "nur" um deswegen Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber es heißt nicht, dass jeder der am selbstverletzendem Verhalten erkrankt ist, ist die tut, nur um Aufmerksamtkeit zu bekommen. Sehr viele Leute verstecken ihr Narben und Zeichen, das sie sich selber verletzt haben.
Der Auslöser der Krankheit können verschiedene sein, wie du es eben angesprochen hattest. Es gibt aber noch etliche andere Auslöser, die man selbst bewusst gar nicht weiß.
Hast du dir meinen Text richtig durchgelesen und auch verstanden wie ich das meine? Ich habe nicht gesagt dass es Schwachsinn ist! Ich sagte dass ich es für mich persönlich als schwachsinnig empfinde, weil es mir nichts bringt! Das ist nur auf meine Person bezogen! Natürlich sind die Menschen die das tun nicht schwachsinnig!
Und deine Beispiele finde ich auch etwas daneben. Sorry, aber ich denke wenn man zum Beispiel Angst vor einer Menschenmasse hat, ist das was ganz anderes als wenn man sich selbst verletzt und sich schadet! Du verwechselst hier ganz arg Sucht mit Angst und dem nicht gerne oder gerne machen von Sachen. Da könnte ich den Zwang zur Selbstverletzung genau so gut damit vergleichen, dass ich halt ganz gerne mal PlayStation spiele und sich vielleicht eine kleine Spielsucht herausstellt, oder man nicht zum Zahnarzt geht, weil man Angst vor dem Geräusch des Bohrers hat.
Es geht bei dieser Sache vor allem darum dass man sich selbst verletzt und sich wie gesagt schadet! Diesbezüglich finde ich deine Vergleiche leider etwas mau und ich habe das schwachsinnig wie zuvor auch nur auf mein persönliches Empfinden bezogen, da ich es nicht mag und für mich nicht in Frage kommt mir selbst schaden zu zu fügen. Das soll dich jetzt nicht beleidigen und ich fühle mich auch nicht von dir angegriffen, aber ich finde da verwechselst du leider etwas.
Wie kommt ihr eigentlich darauf, dass SVV eine Sucht ist? Es ist manchmal die einzige Möglichkeit, mich ins Hier und Jetzt zurückzuholen. Eine Art Rettungsanker. Aber ich bin doch deswegen nicht süchtig danach. Eine Sucht hat man doch, wenn man etwas machen will, wonach es einem besser geht. Also zum Beispiel Alkohol trinken oder so was. Ich schneide mich doch nicht deswegen.
Ich Weiß, für Außenstehende ist es bestimmt sehr schwer zu verstehen, ich verstehe mich ja manchmal selber nicht. Aber eines Weiß ich ganz sicher, und zwar, dass ich keine Aufmerksamkeit will. Wisst ihr eigentlich wie peinlich es ist, wenn man beim Arzt zur Blutabnahme muss? Oder wie ätzend es ist, im Sommer immer bis zum Handgelenk bekleidet zu sein? Wenn ich wollte, dass mich jeder bemitleidet, würde ich alles sehen lassen.
Und ein letztes noch. SVV ist nicht immer gleich schneiden oder ritzen. SVV kann auch sein, wenn man trotz Diabetes seinen Körper mit Schokolade zugrunde richtet. Oder wenn man Tabletten nur in Überdosen zu sich nimmt. Und noch vieles mehr. Ich finde es echt blöd, dass immer aufs ritzen reduziert wird.
Ich könnte jetzt noch viel mehr dazu schreiben, aber ich hab das Gefühl ich mach hier einen Striptease.
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