Was ist für euch typisch Ossi und was typisch Wessi?

Ich werde von Bekannten immer wieder darauf angesprochen, dass ich nun ein Wessi sei, nur weil ich nun in den Westen gezogen bin. Ich mache mir solche Gedanken nicht, weil ich denke, dass wir ein gemeinsames Deutschland sind. Jedoch würde ich mal gerne wissen, was einen typischen Ossi oder einen typischen Wessi so ausmacht.

Gibt es da eigentlich Aussagen, woran man einen typischen Ossi oder einen typischen Wessi erkennt? Wie würdet ihr euch selber beschreiben und denkt ihr noch in diese Richtung? Gab es früher tatsächlich so viele Unterschiede im Verhalten der Menschen? Und wodurch sind diese eurer Meinung nach entstanden?

Ein Bekannter aus Ostdeutschland sagt die Uhrzeit immer anders, also er sagt zum Beispiel "Dreiviertel zwölf" statt "Viertel vor zwölf", was mich am Anfang ein wenig irritiert hat. Ich verstehe es schon, allerdings ist es für mich so ungewöhnlich, dass ich noch einmal kurz darüber nachdenken muss. Ansonsten fallen mir nicht mehr so viele Ost-West-Unterschiede ein, da ich auch gar keinen Bezug zum geteilten Deutschland habe, da ich nach dem Mauerfall geboren wurde. Die Dialekte und andere Dinge, welche etwas mit der Sprache zu tun haben, machen da den meisten Unterschied, glaube ich.

@soulofsorrow: Das habe ich immer damit erklärt, dass ein Deutscher aus den alten Bundesländern näher an Großbritannien wohnt, wo ja die Uhrzeit genauso ausgesprochen wird Aber das sind eben so kleine Eigenheiten, die sicherlich nicht unbedingt als typisch für Ost oder West hingestellt werden können.

Aber aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Leute aus dem Westen oftmals bei Behörden recht unbeholfen sind, wenn sie da wenig Erfahrungen haben. Ich kann mich noch erinnern, dass ich in der Schwangerschaft einem Bekannten aus dem Westen berichtet habe, dass wir in zwei Stunden mehrere Ämter besucht haben. Mein Bekannter hätte vermutlich nicht bei einem Amt in der Zeit vorgesprochen, weil er brav vor der Tür gewartet hätte, bis ihn jemand anspricht.

Dazu bin ich der Meinung, dass Ossis schneller improvisieren können. Das habe ich erst im letzten Jahr gesehen, als ich im Baumarkt für meine Mutter etwas besorgen musste. Da ging es um Ofenrohre und die benötigte Größe gab es gerade nicht. Da es Verjüngungsstücken gab, die uns das ermöglichten, was wir vorhatten, wurde eben umdisponiert. Das konnte selbst der Verkäufer nicht wirklich fassen, dass ich ihm als Frau da was erzählt habe, was ihm nie von allein in den Sinn gekommen wäre.

Aber die damalige Mangelwirtschaft in vielen Dingen hat die Ossis eben dazu gebracht, dass man sich irgendwie damit helfen musste, was vorhanden war. Da bin ich der Meinung, dass es Leute, die im Westen aufgewachsen sind, so nie gelernt haben.