Menschen auf Erkrankungen ansprechen
Ich habe auf einer Party eine Rollstuhlfahrerin kennengelernt. Sie hat mir von sich aus gesagt, was sie hat. Ich hatte vorher keine Andeutungen gemacht oder sie komisch angesehen. Nun frage ich mich aber, ob man es einfach so ansprechen sollte. Ein Rollstuhlfahrer kann ja schlecht verbergen, dass da was anders ist.
Sollte man solche Erkrankungen dann thematisieren? Darf man es ansprechen oder ist das unhöflich? Wie würdet ihr so ein Gespräch beginnen? Ich denke, dass man sicherlich eh schon oft genug damit konfrontiert wird und deswegen frage ich in solchen Momenten nicht, was die Person hat. Ist das unhöflich? Sollte man das Offensichtliche nicht ansprechen oder würdet ihr es zum Thema machen?
Wer im Rollstuhl sitzt, ist ja nicht krank im eigentlichem Sinne. Und was sollte man ansprechen? Nachfragen, warum der Rollstuhl notwendig ist? Rollstuhlfahrer sind ebenso unterschiedliche wie alle anderen Menschen auch. Der eine mag sich vielleicht bei jeder Gelegenheit darüber ausheulen, was schief gegangen ist, der nächste von seinen Paralymic-Rekorden erzählen, andere haben kein Interesse daran einem Fremden die eigene Geschichte zu erzählen.
Ich denke es kommt auch ganz auf die Stimmung an. Wenn man einfach auf einer Feier ist, Spaß haben möchte, tanzen möchte, oder ähnliches ist es was anderes, als wenn man sich in anderen Situationen kennenlernt. Als Einstiegsfrage finde ich es eher unpassend. Ich persönlich hätte kein Interesse daran von jedem nach der Begrüßung gefragt zu werden, warum ich irgendwas haben. Zugleich hätte ich aber schon ein Interesse daran, dass mein Gegenüber nicht ständig überlegt, was ich denn habe, wenn man sich näher kennenlernt.
Also bei den meisten Leuten würde ich schon nachfragen. Nicht zur Begrüßung, sondern in der Kennenlernphase, wo man sich auch über Jobs, Wohnorte, Alter, Familie, etc. austauscht. Und dann merkt man in der Regel, ob weiterer Redebedarf besteht.
Deine Fragen kann man schlecht beantworten. Wenn du jemanden kennen lernst, der im Rollstuhl sitzt, kannst du ihn nicht nach der Begrüßung sofort fragen, warum er im Rollstuhl sitzt, das würde ich als unsensibel einstufen. Im Laufe des Gespräches – falls es eines geben sollte – wird es immer genügend Anknüpfungspunkte geben. Oft wird auch dein Gegenüber dir ohne zu fragen sagen, warum der Rollstuhl sein muss. Ich würde auf jeden Fall erst einmal abwarten.
Ich finde nicht, dass man so etwas ansprechen sollte. Wozu auch? Was willst du denn sagen? "Hey, du sitzt im Rollstuhl, was ist passiert?" - Das fände ich reichlich unpassend, denn wenn man die Person erst kurze Zeit kennt, geht einen so etwas doch gar nichts an und vor allem möchte die Person doch bestimmt nicht unbedingt darüber reden, außer sie tut es von sich aus? Ich denke immer, dass man sich bei solchen Sachen zurückhalten sollte, denn man weiß nie, wie der andere darauf reagiert und ob eine solche Bemerkung nicht verletzend ist.
Ich denke auch, dass man immer die Personen so normal wie möglich behandeln sollte und sie eben nicht sofort darauf ansprechen sollte.Irgendwie erscheint mir das doch sehr unpassend. Auch im weiteren Gesprächsverlauf würde ich darauf nicht zurückkommen, sondern immer warten, bis die Person das von sich aus erzählt. Denn ich denke, manchmal steckt dahinter auch viel Schmerz und Leid und das muss man nicht ansprechen, wenn der andere nicht bereit dafür ist. Und wer es erzählen möchte, wird schon den ersten Schritt machen.
Ich denke, diese Frage kann man nicht so generell stellen. Jeder, der eine offensichtliche Erkrankung oder Verletzung hat, hat ein ganz persönliches Schicksal hinter sich und jeder geht anders damit um. Mein Freund sitzt im Rollstuhl. Er geht sehr offen damit um und kann auch ganz offen erzählen, was passiert ist. Das ist vielleicht auch ein klein wenig seine Art, mit seinem Schicksal fertig zu werden, das ihm wirklich übel mitgespielt hat. Er erzählt also vermutlich schon von sich aus, warum er sich fahrend durch die Welt bewegt statt auf zwei Beinen.
Ich dagegen habe eine offensichtliche Krankheit, wobei man aber nicht erkennt, was es ist. Aufgrund vieler negativer Erfahrungen und auch des Schicksals, das dahinter steckt, möchte und kann ich aber nicht darüber sprechen, denn es ist einfach keine angenehme Geschichte. Spricht man mich darauf an, reagiere ich eher gereizt und abweisend oder ziehe mich in mich zurück, denn ich habe dann nicht mehr wirklich eine Möglichkeit, problemlos aus der Situation heraus zu kommen. Das ist im Endeffekt auch der Grund, warum ich so gut wie war nicht mehr auf Veranstaltungen gehe, wo ich fremde Leute treffen würde.
Du siehst also: Wir gehen schon völlig unterschiedlich mit unseren "Gebrechen" um. Dies hat eben mit dem dahinter stehenden Schicksal zu tun wie auch der Persönlichkeit. Dazu kommt natürlich auch immer, in welchem Rahmen so ein Gespräch stattfindet. Unter vier Augen, nachdem man sich vielleicht schon ein klein wenig länger kennt, lässt sich natürlich mehr erzählen als wenn man sich gerade erst kennengelernt hat und der dritte Satz schon der ist, mit dem nach der Krankheit gefragt ist, womöglich auch noch in einer größeren Gesellschaft.
Ich selbst hab es meistens so gehalten, dass ich denjenigen nicht selbst drauf angesprochen hab, sondern auf das Thema nur eingegangen bin, wenn er selbst davon anfing zu erzählen und es auch allgemein in die Situation passte. Ansonsten würde ich das Thema aber eher vermeiden. Denn man muss sich nur mal überlegen, wie oft wir angesprochen werden, weil wir eben nicht "normal" sind.
Ich denke auch, dass es auf die Situation und den passenden Moment ankommt. Ich niemanden gerade nach dem ersten Kennenlernen fragen, warum er oder sie denn im Rollstuhl sitzt. Das finde ich frech und taktlos. Wenn es sich irgendwann ergibt, dass man fragen könnte, dann würde ich es mir überlegen. Und vielleicht fragen, ob ich eben fragen dürfte warum er oder sie denn im Rollstuhl sitzt. Der sicherste Weg ist sicherlich, wenn man die Person selbst irgendwann von sich aus erzählen lässt. So kann sie entscheiden, ob sie es erzählen möchte und wenn auch wie viel.
Ich bin grundsätzlich jemand, der nicht nachfragt. Wenn eine andere Person mir ihre Geschichte von sich aus erzählen möchte, dann ist das okay und ich höre es mir auch gerne an. Ich muss aber nicht alles wissen und bohre deshalb auch nicht nach, sondern überlasse es anderen Menschen immer selbst, ob sie mir solche Dinge erzählen wollen oder nicht.
Ich finde es auch schwierig, hier eine pauschale Antwort zu finden, weil es diese wohl einfach nicht gibt. Jeder Mensch wird anders reagieren, wenn er auf seine Krankheit angesprochen wird, das kann man im Vorfeld nicht wissen, gerade, wenn man sich erst vor kurzem kennen gelernt hat. Ich arbeite ja in einer Apotheke und habe entsprechend viel mit Kunden zu tun, die eine Krankheit oder Verletzung haben. Im Grunde frage ich eigentlich selten, weil ich auch nie wirklich weiß, wie es ankommt.
Darum traue ich mich selten, die Erkrankung zu thematisieren. Wenn es mir die Leute dann von sich aus erzählen, höre ich natürlich gerne zu und es interessiert mich dann schon, wie es z.B. dazu gekommen ist, dass jemand im Rollstuhl sitzt. Mein Kollege ist da anders. Er fragt die Kunden dann, wie es dazu gekommen ist. Bei dem, was ich so mitbekomme, ist es wohl so, dass die meisten es dann auch gerne erzählen und kein Problem damit haben.
Ich finde, dass man jemanden durchaus auf seine Behinderung ansprechen kann. Jedoch sollte man das nicht gleich beim ersten Treffen und nach fünf Minuten tun, da das doch als unhöflich empfunden werden kann. Wenn man sich aber eine ganze Weile miteinander unterhält und auch gut versteht, dann kann man das durchaus fragen.
Ich fände es komisch, wenn man eine Person überhaupt nicht auf eine Behinderung ansprechen würde, auch wenn man sie bereits näher kennt. Immerhin ist so eine Behinderung meistens offensichtlich, weshalb man eben irgendwann auch danach fragen kann. Fragt man auch nach einer langen Zeit nicht danach, dann ist es für die behinderte Person doch klar, dass man nur aufgrund der Höflichkeit nicht fragen möchte. Die behinderte Person ist ja meistens auch nicht dumm und kann sich einfach denken, dass es einen zwar brennend interessiert, dass man sich aber gezwungenermaßen zusammen reißt, um nicht zu fragen. Das ist ja auch nicht so toll. Und so kann das Verhältnis auch nie richtig eng werden, wenn man solche persönliche Fragen vermeidet.
Wenn man jemanden gerne hat, dann hat man sich auch für die Person zu interessieren, wie ich finde. Dazu gehören aber eben auch solche Fragen. Wie gesagt muss man nicht gleich nach fünf Minuten fragen, doch im Laufe des Gespräches sollte man die Frage doch stellen. Immerhin finde ich es unhöflicher, so etwas gar nicht zu fragen, da es eben offensichtlich ist und der Gegenüber ja merken kann, dass man es insgeheim sehr gerne wissen würde. Von daher finde ich Ehrlichkeit angebrachter und man sollte eben gleich fragen, wenn es einen interessiert. Direkt nach etwas zu fragen, finde ich höflicher, als um etwas herum zu reden.
Eigentlich kann es einem ja vollkommen egal sein, was der andere denn für eine Erkrankung hat. Das Ausfragen, welches durch reine Neugierde motiviert ist, halte ich insofern schon für unangebracht, da man den Erkrankten damit unnötigerweise an seine Krankheit erinnert, nur um den eigenen "Wissenshunger" zu stillen.
Ich glaube außerdem, dass wirklich Behinderte schon der Ausfragungs-Frequenz selbst wegen von solchen Fragen irgendwann nur noch genervt sind, unabhängig von den dahinter stehenden Motiven. Nur wenn die Behinderung für die Interaktion der beiden Gesprächspartner eine unmittelbare Rolle spielt, sollte sie angesprochen werden.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-201972.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1134mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern? 1184mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: ZappHamZ · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern?
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel! 1584mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wifey · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel!
- Anleitung für Star Frisur 1238mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Osterhasi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Anleitung für Star Frisur
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich? 2422mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: winny2311 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich?