Tempolimit von 30 Km/h Innerorts denkbar?

vom 23.11.2012, 15:57 Uhr

Ich habe gestern im Fernsehen eine Diskussionsrunde geschaut. Dort wurde diskutiert, dass ein Europaweites Bündnis plant in allen Städten und Gemeinden ein Tempolimit von 30 km/h einzuführen. Ich dachte im ersten Moment an einen Scherz, aber die meinen es tatsächlich ernst. Ich muss zugeben, dass die Begründungen auch ein paar Vorteile mit sich bringt. Zum einen sorgt es wirklich für ein klein wenig mehr Sicherheit wenn das Tempo um 20 km/h reduziert ist. Selbst wenn es mal einen Auffahrunfall oder ähnliches geben sollte fällt dieser dann deutlich geringfügiger aus was Schaden und Verletzungen betrifft. Auf der anderen Seite senkt das ganze auch den Lärmpegel etwas. Leute, die an einer viel befahrenen Straße wohnen würden das sicherlich begrüßen.

Trotz der Vorteile weiß ich nicht so recht, ob ich diesen Vorschlag unterstützen würde. Wenn man es genau nimmt kommt man auch nicht sonderlich schneller durch die Stadt, wenn das Tempolimit bei 30 anstatt der gewohnten 50 km/h liegt. Man wird eh alle paar Meter von Ampeln oder anderen Sachen ausgebremst. Ob ich da vorher bis auf 50 oder auf 30 beschleunigt habe spielt dann auch keine wirkliche Rolle. Mir will kein gescheites Argument einfallen, was gegen dieses neue Tempolimit argumentiert. Außerhalb der Ortschaften kann man ja dann die üblichen Geschwindigkeiten fahren.

Was vielleicht ein gutes Argument wäre sind die hohen Kosten, die man am Anfang wohl oder übel hat. Es müssen ja dann alle 50er oder 60er Schilder in den Ortschaften ausgetauscht werden und mit 30er Schildern ersetzt werden. Das so ein Schild nicht gerade billig ist dürfte bekannt sein. Es gibt vielleicht auch die Möglichkeit diese Schilder zu überkleben, aber in diesem Bereich kenne ich mich da nicht wirklich aus. Vielleicht kann jemand anderes etwas genaueres dazu sagen.

Ein Problem wird es vielleicht eher in langegzogenen Ortschaften, wie es sie zum Teil gibt. In meiner Region gibt es zwei Orte, die extrem langezogen sind und sich nicht gut fahren lassen. Man fährt immer gerade aus, es kommt kaum mal eine Kurve, was das ganze extrem langweilig macht und das selbst bei 50 km/h. Bei einem Tempolimit von 30 km/h würde ich hier dann schon leicht die Krise kriegen. Was haltet ihr von einem Tempolimit von 30 km/h innerorts? Ist es wieder viel Gerede oder ist hier etwas dran?

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Zohan hat geschrieben:und mit 30er Schildern ersetzt werden.

Das halte ich für kein gutes Argument. Denn wenn gemeinhin ein Tempolimit von 30 Km/h in geschlossenen Ortschaften zu gelten hat, müssen keine Schilder aufgestellt werden! Du findest bei Ortseinfahrten heute doch auch keine 50er Schilder. Nach dem du das gelbe Ortschaftsschild passiert hast, gilt 50 es sein denn, ein anderes Schild schreibt eine andere Geschwindigkeit vor. Man müsste also bei der generellen 30er Lösung lediglich Schilder abbauen. Und das wiederum würde Kosten sparen, weil diese Schilder nicht mehr gewartet werden müssten!

Zohan hat geschrieben:Bei einem Tempolimit von 30 km/h würde ich hier dann schon leicht die Krise kriegen.

Auch das ist eher ein persönliches/charakterliches Problem. Das bekommt man eigentlich nur durch Sanktionen in den Griff und anschließend dürfte die Gewöhnung den Rest beitragen, dass auch bei langgezogenen Ortschaften die 30 Km/h nicht "langweilig" werden.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Mir fallen auch ziemlich viele Argumente dafür ein, bin aber dennoch dagegen, weil ich 50 km/h eigentlich ganz in Ordnung finde. Logisch, bei Glätte fährt man langsamer, aber das versteht sie ja von selbst.

Als Argument dagegen würde mir einfallen, dass es doch ziemlich blöd ist, wenn man innerhalb der Stadt nur 30 fahren darf und auf der Landstraße dann auf einmal hundert und das, wo einige Landstraßen keinen Unterschied zu Straßen innerorts aufweisen.

Was ich gut fände, wäre einfach eine größere Anzahl an Spielstraßen, in denen man ja 30 fahren muss, also mehr Dreißigerzonen. Dann könnte man auf den langgezogenen Straßen immer noch 50 fahren, müsste aber dort, wo es besonders viele Anwohner gibt oder viele Straßen zusammenlaufen, 30 fahren.

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» Fluffeltuch » Beiträge: 797 » Talkpoints: 3,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Fluffeltuch hat geschrieben:Was ich gut fände, wäre einfach eine größere Anzahl an Spielstraßen, in denen man ja 30 fahren muss,

Was du vermutlich meinst sind keine Spielstraßen, sondern verkehrsberuhigte Bereiche. Da darf man dann übrigens nur mit Schrittgeschwindigkeit fahren, was deutlich weniger als 30 Km/h ist! Und Spielstraßen die es tatsächlich gibt sind für den Verkehr gänzlich gesperrt, so dass es hier keine Fragen zu Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt.

Ansonsten gibt es ja die 30er Zonen und der Vorschlag geht nun dahin, dass eben flächendeckend 30 Km/h gefahren werden soll. Wobei es nicht nur allein um die Sicherheit geht, sondern hier auch der Lärm- und Umweltschutz eine Rolle spielt. Man darf sich vielleicht die Sache nicht so vorstellen, dass einfach auf den Straßen nur langsamer gefahren werden darf. Denn parallel zu so einer Entwicklung würde mit Sicherheit auch das heutige Konzept des Individualverkehrs auf den Prüfstand gezwungen werden. So kann ich mir vorstellen, dass sich eben dieses Konzept grundlegend wandelt und wir eben den Verkehrsraum gänzlich anders wahr nehmen und nutzen werden, als wir es heute tun. Vielleicht ergeben sich ja Ideen, den öffentlichen Personennahverkehr noch attraktiver zu gestalten - insbesondere wenn man dann damit signifikant schneller von A nach B kommen würde.

So eine mögliche Veränderung darf also ruhig auch als Chance verstanden werden und man muss dabei nicht statisch am aktuellen Stand festhalten und sich eben stoisch vorstellen, dass die Autos in so einem Szenario bloß langsam fahren. Mittelfristig könnte das ja sogar zu einer Veränderung des Autodesigns führen. Eben wenn klar wird, dass für einen Großteil der Autofahrer die PS Zahl sowie die potentielle Höchstgeschwindigkeit an Bedeutung verliert.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich denke Berlin ist zusammen mit München und Hamburg eine der größten deutschen Städte, das Ruhegebiet als ganzes mal ausgenommen. Ich wohne in Berlin und ich bin sehr viel mit dem Auto unterwegs. Wenn ich zu meinen Eltern fahre oder in die Stadt oder zu Freunden, die im nördlichen Stadtring wohnen, dann fahre ich die größte Zeit Stadtautobahn und bin dennoch eine halbe bis eine dreiviertel Stunde unterwegs. Wenn ich mir vorstelle, dass ich mit 30 Km/h statt mit 100 Km/h fahren müsste und der Berufsverkehr sich noch mehr verschlimmern würde, dann könnte man vermutlich einen Schlafsack mitnehmen, weil man unterwegs eine Schlafpause machen müsste.

Nein, ich denke mit 30 Km/h wäre es nicht getan. Schulgebiete und andere Zonen, in denen eine reduzierte Geschwindigkeit angemessen ist, sind schon so gekennzeichnet und angepasst worden, aber man sollte das nicht auf das gesamte Stadtgebiet ausweiten, denn es gibt wie von dir auch schon angesprochen Strecken, in denen 50, 70, 80 oder 100 Km/h einfach logisch sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das wirklich durchsetzt, gar nicht mal vom Kostenfaktor her, sondern, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass Politiker damit durchkommen, den ohnehin schon stockenden Verkehr noch mehr zu verlangsamen. Auch Umweltschützer würden sofort auf dem Plan stehen, denn mit einer standardmäßig so langsamen Fahrweise würden sämtliche Autos auch mehr Benzin pro Kilometer verbrauchen und somit die Umwelt noch mehr belasten.

Es wird sich nicht durchsetzen, da bin ich mir sicher. Vielleicht werden in der Innenstadt tatsächlich Fußgängerzonen eingeführt oder Bereiche, die als verkehrsberuhigte Straßen verlangsamt werden, um Autofahrer zu anderen Routen zu bewegen - Spielstraßen werden das aber sicher nicht werden, denn anders als du sagst, darf man in Spielstraßen nicht 30 Km/h schnell fahren, sondern lediglich Schrittgeschwindigkeit, also weniger als 10 Km/h, glaube ich zu wissen.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Habe leider die erschreckende Erfahrung gemacht das es in Celle teilweise schon ganze Ortschaften gibt, in denen nur noch 30 gefahren werden kann damit die Anwohner nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Ich finde so etwas persönlich gar nicht gut, weil das irgendwann darin endet das wir für eine Fahrt nach Hamburg zehn Stunden und mehr benötigen.

Dann kann ich das Auto auch gleich stehen lassen, weil ich im Endeffekt mit der Bahn, dem Fahrrad oder dem Zug wahrscheinlich auch noch schneller bin. Es sollte viel mehr überlegt werden, so eine Tempo 30 Zone dort aufzustellen, wo sie auch tatsächlich benötigt wird, nämlich in Gefahrenzonen.

» Newsjumper » Beiträge: 598 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 500 Beiträge


@Newsjumper: wie kommst du darauf, dass der einzige Aspekt, unter dem eine Beschränkung auf 30 Km/h (Flächendeckend) gerechtfertigt sein könnte, ausschließlich der "Gefahrenabwehr" dienen könnte? Allein der Umweltschutzgedanke (die "Umweltzone" hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht) könnte dazu ausreichen. Oder aber der Versuch, den öffentlichen Personennahverkehr zu stärken. Du schreibst ja selbst, dass dir der Gedanke gekommen ist, das Auto stehen zu lassen und den Zug zu nehmen. Ist denn das kein mögliches Ziel?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Es würde mich zwar sicherlich in manchen Ortschaften nerven, wenn ich dort nur 30 km/h fahren könnte, allerdings tue ich das manchmal ganz absichtlich von alleine, vor allem dann, wenn es recht chaotisch auf den Straßen zugeht, auf denen ich mich gerade befindet und ganz offensichtlich ist, dass ich bremsbereit sein muss. Dass der Bremsweg deutlich verringert ist, wenn man nur 30 km/h, statt bisher 50 km/h fahren kann, ist klar und wohl keinem neu. Außerdem kenne ich in meiner Gegend einige Kleinstädte, in denen es zu den üblichen Stoßzeiten, gerade zum üblichen Arbeitsbeginn und der Feierabendzeit, wirklich andauernd zu irgendwelchen Stockungen kommt, die möglicherweise aufgelöst werden könnten, wenn man gleich ein niedrigeres Durchschnittstempo einführen würde. Ich kann mir also vorstellen, dass diese Tempoverringerung nicht nur weniger Gefahr für Radfahrer und Fußgänger bedeuten würde und außerdem eine Lärmbelästigung sicherlich zurückgenommen würde, sondern auch der Verkehrsfluss deutlich verbessert werden könnte.

Insofern gibt es meiner Meinung nach einige Argumente, die dafür sprechen würden, das Tempo innerhalb von Ortschaften auf 30 km/h zu verringern und ich denke, dass man sich wohl auch daran gewöhnen würde. In meiner Gegend gibt es allerdings auch wirklich viele Landstraßen und die meisten Ortschaften sind keine Städte und auch nicht groß oder sonderlich lang, sodass sich die Strecken, auf denen man nach einer entsprechenden Neuregelung nur noch 30 km/h fahren dürfte, sich auf ein geringes Maß erstrecken würden, das wohl erträglich sein dürfte. In solchen Städten wie München, wo man wirklich andauernd Chaos auf den Straßen hat und auch die Fahrweise der meisten Verkehrsteilnehmer alles andere als rücksichtsvoll ist, könnte ich mir diese neue Durchschnittsgeschwindigkeit sogar noch besser vorstellen, zumal man dort häufiger mal eine Spur wechseln muss, um in einer anderen Richtung weiterzufahren. Und gerade in solchen Spurwechselsituationen ist ein geringeres Durchschnittstempo aller Verkehrsteilnehmer sicherlich eher unfallverhindernd zu werten, also von Vorteil.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ohne dass ich nun alles Beiträge ganz gelesen habe, brennt mir ein Thema unter den Fingernägeln. Auch wenn man die Geschwindigkeit innerorts von 50km/h auf 30km/h reduzieren würde, so würde sich sicherlich nicht allzu viel ändern, denn die Einstellung vieler Autofahrer ist zum Teil echt unglaublich. So ist dort, wo ich wohne auch alles 30er Zone, aber fast niemand hält sich daran. Meistens wird sogar schneller als 50km/h gefahren, was sicherlich weder zur Sicherheit noch zu irgendetwas anderem beiträgt. Es ist nur eigennütziges Verhalten, denn so ist man schneller ganz hinten in der Straße bei sich zu Hause.

So wie es in unserem Wohngebiet der Fall ist, so wird es dann, wenn eine solche Regelung tatsächlich in Kraft treten sollte, auch in der ganzen Stadt sein, wenn nicht an jeder Ecke vielleicht ein Radargerät steht und so versucht die Leute zum langsameren Fahren zu animieren. Ich glaube jedenfalls nicht, dass sich viele Leute an eine komplette 30er-Zone in der Stadt halten würden, denn selbst in verkehrsberuhigten Bereichen wird bei uns mit über 50km/h gefahren, obwohl eigentlich Schrittgeschwindigkeit, also in etwa 5km/h, dort vorgeschrieben sind.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Realistisch wäre das kaum umsetzbar, denn mit solch einer Regelung würden hunderte Staus entstehen und die Fahrten durch die Städte würden nochmals länger andauern, als ohnehin schon. Des Weiteren würde sich auch der Benzinverbrauch erhöhen, weil 30 nicht unbedingt eine Geschwindigkeit mit einem optimalen Verbrauch ist. Außerdem bezweifle ich, dass sich jemand daran halten wird. Mit einem Tempolimit von 30 wäre ja jeder Radfahrer in der Stadt schneller unterwegs.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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