Einem Kollegen das "Du" wieder entziehen?

vom 20.11.2012, 19:27 Uhr

A arbeitet in der Kinderbetreuung. In ihrer Einrichtung hat A insgesamt 9 Kolleginnen und einen direkten Vorgesetzten, der den Einsatz der Kollegen koordiniert. Eigentlich hat A zu allen Kolleginnen ein recht gutes Verhältnis und ist mit ihnen per "Du". Allerdings versteht sie sich mit Kollegin B besonders gut. Beide arbeiten gern und eng zusammen und unterhalten sich auch über Privates. Mit Kollegin C, die erst seit einem Jahr in der Einrichtung arbeitet, hat A dagegen weniger Kontakt, auch bedingt durch den Arbeitseinsatz. Da A und C kein engeres Verhältnis zueinander haben, möchte A ihr auch keine privaten Dinge anvertrauen. Zu dienstlichen Belangen gibt A aber gerne Auskunft und hat C auch schon desöfteren unter die Arme gegriffen.

C reagiert seit kurzem auf das gute Arbeitsverhältnis zwischen A und B sehr negativ. Aber statt mit A oder B darüber zu sprechen, dass sie sich ausgegrenzt fühlt, ist C nun zum Vorgesetzten gegangen und hat sich beschwert, A und B würden sie mobben. A ist darüber ebenso entsetzt wie B, da sie niemals bewusst gegen C gewendet haben. Auch die übrigen Kolleginnen können die plötzlichen Mobbingvorwürfe nicht nachvollziehen.

Kommende Woche soll deshalb eine Aussprache zwischen A, B und C in Beisein des direkten Vorgesetzten und des Leiters der Einrichtung stattfinden. Nun überlegt A, ob sie C das "Du" nicht wieder entziehen soll. (Das ursprüngliche "Du" kam nur zustande, weil sich alle anderen Kolleginnen bereits geduzt haben, als C´s Arbeitsverhältnis begann.) A möchte nach diesem Vorfall C gern in die Schranken weisen, und ihr deutlich machen, dass sie zwar Arbeitskollegen sind, aber nicht mehr. Natürlich fragt A sich, ob es ihr nicht erneut als Mobbing ausgelegt wird, wenn sie von C in Zukunft gesiezt werden möchte. Wozu würdet ihr raten?

» Doreen82 » Beiträge: 316 » Talkpoints: 7,93 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich frage mich, was A damit bewirken möchte, wenn sie C das "Du" wieder entzieht. Es wird ja nichts an der Situation an sich ändern, ob sich die beiden nun duzen oder siezen und es kommt schon irgendwie lächerlich rüber, wenn wenn A dies wieder zurückziehen würde.

Es kommt ja darauf an, dass bei dem Gespräch klar gestellt wird, dass die Mobbingvorwürfe aus der Luft gegriffen sind. Das können ja A und B ganz deutlich vertreten und auch darauf hinweisen, dass die anderen Kollegen auch dazu befragt werden können. Ich denke, dass nur ein schlechte Licht auf A werfen würde, würde sie dann der Kollegin C sagen würde, dass sie in Zukunft gesietzt werden möchte. Das könnte dann schnell gegen A auslegen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich würde der Arbeitskollegin vor dem Gespräch auf keinen Fall das "Du" entziehen. Immerhin wird man ja ein Gespräch mit dem Vorgesetzten haben, und wenn das nichts bringen sollte, kann man im Gespräch ja sagen, dass man das "Du" ungern aufrechterhalten würde. Vorher würde es schlecht für A ausgelegt werden können.

In dem Gespräch kann man sich ja sicherlich über eine Lösung einigen, und wenn A und B dasselbe sagen, wird der Vorgesetzte ihnen ja auch glauben und gemeinsam mit seinem Team eine Lösung finden. Dann kann man ja auch die zukünftige Art des Umganges klären.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich verstehe denn Sinn dahinter auch nicht wirklich. Ich glaube nicht das es hilft das "Du sagen" wieder zurückzuziehen, sondern eher einen seltsamen Eindruck hinterlässt. Außerdem fände ich das dann doch etwas unhöflich.

In einer solchen Situation sollte man sich viel mehr darum kümmern, dass es um Mobbing geht. Noch dazu das der Kollege C hier einfach Quatsch erzählt, weil er vielleicht eifersüchtig oder ähnliches ist. Im Übrigen wurde das "Du sagen" so gesehen noch überhaupt nicht erlaubt, weil er es einfach übernommen hat, und eigentlich ist das unhöflich.

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» Finja18 » Beiträge: 1296 » Talkpoints: 61,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke auch nicht, dass es in der Situation hilfreich wäre, der Kollegin C das "Du" wieder zu entziehen und zum "Sie" zurück zu wechseln. Das würde gerade jetzt doch nur für weiteren Unfrieden sorgen. Ich kann A ja gut verstehen, dass sie über die Vorwürfe des Mobbings entsetzt ist, aber so wird sie diese nicht entkräften, sondern eventuell noch weiter verstärken. Diese Aussprache wird ja vielleicht schon helfen, damit A versteht, wie C auf diese Vorwürfe kommt und warum sie sich gemobbt fühlt.

Deswegen würde ich an Stelle von A auch erst mal abwarten, wie das Gespräch läuft und wie sich die Kollegin C weiter verhält. Sonst würde ich auch erst mal mit dem Chef über die Situation reden, ehe sie C einfach das "Du" entzieht. So kann sie gleich klarstellen, dass es sich nicht um Mobbing handelt, sie aber mit so einer Person nicht per "Du" sein möchte, wenn sie solche Vorwürfe ausspricht, die keinen Hintergrund haben. Dadurch ist sie dann erst mal sicher, wenn wieder ein Vorwurf kommen sollte, dass sich C von A gemobbt fühlt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich wüsste auch nicht, was das nun mit dem Du zu tun hat. Statt mir darüber Gedanken zu machen, würde ich mir erst einmal anhören woraus die Mobbing-Vorwürfe bestehen. Wenn C zum Beispiel ständig dabei sitzt, während A und B sich über Privates unterhalten, außerdienstliche Aktivitäten planen oder ähnliches ist das natürlich schon blöd. In diesem Fall sollten A und B ihre Privatgespräche zukünftig lieber auch privat führen.

Weiterhin würde ich aber auch deutlich machen, dass ich betriebliche und private Angelegenheiten gerne trenne und mich nicht mit jedem über private Dinge austausche. Aber gerade dann sollte man sich auch nicht mit einzelnen Kollegen über Privatsachen unterhalten während der Arbeitszeit.

Was das Du betrifft, so gibt es nun einmal Arbeitsplätze, wo das Du üblich ist. Wenn alle sich duzen finde ich auch eher unangemessen sich selbst siezen zu lassen, vor allem wenn man von Anfang an mit allen per Du war. Mit einem "in die Schranken" weisen hat das für mich überhaupt nichts zu tun. Ich denke auch eher, dass sich A und B mal lieber selbst in die Schranken weisen sollten und ihren privaten Kontakt in einen privaten Rahmen verlegen sollten. Auch würde ich insgesamt eher auf eine gemeinsame Lösung setzen, anstatt auf Angriff und Verteidigung. Was nicht bedeutet, dass ich meine Verwunderung über die Mobbing-Vorwürfe und meinen Unmut darüber, dass man nicht zuerst mit mir darüber redet, zum Ausdruck bringen würde.

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» Trisa » Beiträge: 3272 » Talkpoints: 21,36 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Zwar ist das natürlich ein ungeheuerlicher Vorgang und der sog. "Mobbingvorwurf" wiegt letztlich sehr schwer. Aber jetzt so "kindisch" darauf zu reagieren, und das übliche "Du" zu "entziehen", hilft in der Situation wenig. Ganz im Gegenteil: hier würde A praktisch deutlich machen, gar kein Interesse an einer einvernehmlichen Klärung zu haben und das Verhältnis zu C unversöhnlich zerrüttet ist. Ob sich A damit einen Gefallen tut, ist fraglich.

Wichtiger wäre doch, sachlich zu bleiben und sich um den Vorwurf zu kümmern, statt hier letztlich die Beleidigte oder Gekränkte zu geben. Denn ein verlangen des "Sie" würde ja bzgl. des Vorwurfs niemanden weiter bringen und nur noch zusätzliche Gräben öffnen. Außerdem bring A damit alle anderen in eine schwierige Situation, die dann doch lieber beim "Du" für alle wären. Das in so einem Umfeld ein "Du" nicht zwangsläufig Sympathie oder gar Freundschaft zum Ausdruck bringt, ist letztlich jeder beteiligten Person klar!

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



In erster Linie denke ich auch, in einer sozialen Einrichtung ist das Duzen "handelsüblich". Nun das Duzen wieder rückgängig zu machen, ist in der Tat kindisch und würde die Gesamtsituation meines Empfindens nach noch verschlimmern. Hier geht es auch wieder einmal um die Betreuung von Kindern, die solche Unstimmigkeiten durchaus mitbekommen können und man sollte man so etwas wenigstens vor den Kindern nicht klären. Die Kinder würden schon irritiert darauf wirken, wenn sich A wieder mit dem "Sie" ansprechen lassen würde.

Ich kann durchaus verstehen, dass A und B sich hier einfach nur veräppelt vorkommen und sich keiner Schuld bewusst sind. Die Frage, die sich mir hier aber stellt, ist, ob A und B quasi Privates während der eigentlichen Arbeitszeiten besprochen haben. Sollte dies der Fall sein, die Gespräche dann verstummt seien, wenn C dazu gekommen ist, wundert es mich nicht, dass C so reagiert. Aber ein Mobbing kann ich nach der Schilderung auch nicht erkennen, nur weiß man nicht, ob C da schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht hat, die auch so anfingen, wie es hier offensichtlich der Fall ist. Ich denke nicht, dass A und B sich dessen bewusst waren, aber wurden Privatgespräche in der Arbeitszeit geführt, kann es eben dazu kommen.

Sicherlich hätte C auch direkt zu A und B zugehen können, aber C wählte nun einen anderen Weg. Da jedoch auch die anderen Kollegen bestätigen können, es gebe kein Mobbing, sollten A und auch B versuchen, sachlich mit der Situation umgehen und das Du nicht entziehen. Dies würde eher das Gegenteil von der aktuellen Lage bewirken, und ich denke, es geht hier auch in erster Linie darum, den Vorwurf des Mobbings zu entkräften und nicht aufrecht zu erhalten. Man sollte C auch klarmachen, dass dieses Verständnis zwischen A und B einer Freundschaft gleich kommt und es ihnen nicht ganz bewusst war, dass sich C damit ausgegrenzt gefühlt habe.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Jemandem das "Du" wieder zu entziehen ist gar nicht so einfach, oder wie stellt A sich das vor? Möchte sie zur Kollegin C sagen, dass sie sie ab heute nur wieder mit Sie ansprechen soll? Das ist in meinen Augen kein Verhalten, was man an den Tag legen sollte. Sicherlich will A damit signalisieren, was sie von den Mobbingvorwürfen hält, aber auf Distanz kann man auch durch andere Art und Weise gehen. Zumal sie sich scheinbar eh nicht oft sehen durch die Arbeitszeiten.

Ich würde bis zur Aussprache warten und vorher auch kein Wort mit C wechseln. A selbst kann wieder anfangen zu Siezen, wenn sie arbeitsbedingt mit C sprechen muss, aber ob dann C automatisch auch Siezt ist eine andere Frage. Direkt jemandem das Du entziehen würde ich nicht.

In der Aussprache kann A sich ja dazu äußern, was sie davon hält und man kann durchaus auch vor dem Vorgesetzten fragen, warum C nicht direkt zu A und B gekommen ist. Und es wird immer Menschen geben, auch auf Arbeit, die sich untereinander besser verstehen und mehr gemeinsam unternehmen auch außerhalb der Arbeit. Deswegen mobbt man noch lange niemanden. Und unter Erwachsenen sollte der erste Anlaufpunkt, wenn man ein Problem hat, immer derjenige sein, der das Problem für einen darstellt.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich kann das Bedürfnis nach "Siezen" verstehen - das "Sie" steht für Respekt, aber auch für Distanz. Nur dass es nicht einfach ist, in der beschriebenen Situation das erneute "Sie" nicht falsch zu interpretieren. Vor allem wenn sich alle anderen duzen. Deswegen wäre eine klare und objektive Erklärung der Situation durch die Beteiligten + eine Aussage von A wie: "Wir arbeiten zusammen und ich lege Wert auf ein respektvolles Arbeitsverhältnis" wichtig. Das würde Distanz signalisieren. Evtl. kann man der C auch klar sagen, dass Arbeit und Privatleben zwei Sachen sind, die man nicht immer vermischen möchte. Aber das müsste dann auch reichen. Selbstverständlich müsste A dann gegenüber C auch konsequent neutral (und distanziert) bleiben.

» Sauerkirschsaftschorle » Beiträge: 2 » Talkpoints: 0,80 »


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