Müssen Rassehunde immer den Idealen entsprechen?

vom 20.11.2012, 14:59 Uhr

Ich hatte vor kurzem beim Spaziergang mit meinem Hund eine interessante Begegnung mit einer Frau. Und zwar muss dazu gesagt werden, dass ich einen reinrassigen Großpudel habe, der ursprünglich beim Züchter geboren wurde. Aufgrund eines "Schönheitsfehlers" wurde er jedoch mit 25 weiteren Pudeln in den Keller des Züchters gesperrt, was irgendwann der Tierschutz herausgefunden hat. Sie haben die Hunde dann befreit und ins Tierheim gebracht. Ich selbst hätte mir ehrlich gesagt nie einen Pudel angeschafft, aber meine Schwester hat ihn sich geholt. Nun ist es aber so, dass wir ihm nicht den typischen Pudel-Haarschnitt verpassen, sondern das Fell immer gleichmäßig abschneiden lassen. Wir legen also überhaupt keinen Wert darauf, dass unser Pudel auch wie ein Pudel aussieht, er ist für uns ein Familienhund, kein Ausstellungshund.

Die Frau, die ich bei dem Spaziergang getroffen hatte, war jedoch total geschockt, als sie gesehen hat, dass ich mit einem Pudel auf einem etwas dreckigeren Feldweg laufe. Das hat sie mir dann auch so gesagt. Zuerst dachte ich, sie macht Scherze, aber sie meinte das wohl tatsächlich ernst. Eine ähnliche Begegnung hatte ich bereits mit einer anderen Frau, deren Mann den Hund am Kopf gestreichelt hat und sie meinte dann ganz außer sich "Man darf einen Pudel nie an seiner Krone streicheln, das mögen die überhaupt nicht!" Also ich hatte ehrlich gesagt noch nie das Gefühl, dass mein Hund es nicht mag, am Kopf gestreichelt zu werden.

Was sagt ihr zu so einer Einstellung? Müssen sich Rassehunde immer so verhalten, wie es für sie' vorgesehen' ist? Sollte ich meinem Hund lieber einen typischen Pudelschnitt verpassen und ihn auf Ausstellungen präsentieren, anstatt ihn ein normales Hundeleben genießen zu lassen? Ich habe irgendwie nicht das Gefühl, dass ihm das besser gefallen würde, als auf dreckigen Wiesen herum zu rennen.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Kommt ganz darauf an was man mit einem Hund erreichen will. Ist der Hund einfach ein Statussymbol, das man sich nur angeschafft hat um Eindruck zu schinden? Dann sollte man wirklich auf so was achten, den Hund schön pflegen, das richtige Futter geben und aufpassen das er nicht schmutzig wird. Aber genau das ist dein Hund für dich ja nicht. Für dich ist er einfach ein Haustier, das man hat weil Freude an dem Tier empfindet.

Das ist im Prinzip wie bei Autos, für manche einfach ein Fortbewegungsmittel, für andere ein Statussymbol das immer sauber und gepflegt sein muss um Eindruck zu schinden.

Ob es aber wirklich richtig ist einen Hund, ein lebendiges Wesen, wie ein lebloses Objekt zu behandeln? Aber manche Leute haben einfach diese Einstellung und reagieren mit Unverständnis wenn dies bei anderen nicht so ist. Da du einen Hund hast der in der Regel oft für Ausstellungen und ähnliches benutzt wird und auch recht wertvoll ist, ist das bei dir wahrscheinlich um so mehr.

Um beim Auto-Beispiel zu bleiben, das ist für sie ungefähr so, als ob man einen Porsche in der Garage verstauben lässt.

» Lasku » Beiträge: 15 » Talkpoints: 10,22 »


Ach, ich finde so etwas total schwachsinnig! Man sollte den Hund einfach Hund sein lassen. Wenn er ein Problem damit hätte, durch einen matschigen Feldweg zu laufen oder dergleichen, dann würde man das als Halter doch auf jeden Fall merken und dann könnte man dafür sorgen, dass man seinem Hund so etwas erspart. Aber wenn sich der Hund wohl fühlt, warum soll man dann ein Ausstellungstier aus ihm machen und ihn zu einem Leben verdammen, welches oftmals so überhaupt nicht hundetypisch ist? Ich finde das einfach nicht richtig.

Natürlich könntest du ihn den typischen Pudelschnitt verpassen und ich muss gestehen, dass mir diese Frisur immer sehr gut gefällt. Aber für den Hund ist es doch auch schöner, wenn er am ganzen Körper Fell hat, gerade im Winter. Und dass beeinträchtigt ja auch seine Rassezugehörigkeit nicht. Meiner Meinung nach muss ein Hund oder ein anderes Tier niemals so aussehen, wie es sein Stereotyp verlangt.

Auch, dass sich der Hund am Kopf streicheln lässt, obwohl das anscheinend viele andere Pudel nicht mögen, ist doch sehr gut. Vielleicht ist das ja gerade so, weil er eben nicht ständig am Kopf frisiert wird und das ein Pudel sich nicht gerne den Kopf streicheln lässt wäre dann eher ein Zeichen dafür, dass diese Tiere ihre Frisierprozedur gar nicht mögen und sie als unangenehm empfinden. Oder es hat sonst einen merkwürdigen Grund. Das sich dieser Hund nun nicht wie der typische Pudel verhält oder so aussieht, das finde ich total in Ordnung. Ein Rassehund muss nicht unbedingt seinen Idealen entsprechen.

» Anky » Beiträge: 579 » Talkpoints: 4,27 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich finde das ganz schlimm, wenn man die Tiere in eine bestimmte Richtung drängen will und sie diesem Wahn unterwirft. Unser Hund ist einfach ein Hund und der darf so sein, wie er mag und muss nicht nach irgendwelchen Rassebestimmungen erzogen werden. Dass er gut hört, ist natürlich selbstverständlich und hat für mich nichts damit zu tun, welcher Rasse er angehört.

Ich kann das ehrlich gesagt nicht verstehen, dass man Tiere haben muss, um diese eben eine bestimmte Richtung zu drängen. Die Tiere können ja wohl immer noch selber entscheiden, was sie mögen und was nicht. Und meistens machen Hunde das eben auch sehr deutlich, ob sie etwas leiden können oder nicht und wenn man das dann nicht am Anfang völlig einschränkt, in dem man sie beispielsweise schlägt, wenn sie ein unpassendes Verhalten an den Tag legen, dann wird das wohl auch so bleiben und darauf sollte man als Halter Rücksicht nehmen.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wenn man auf Ausstellungen mit den Hunden geht, müssen sie natürlich einem Standart entsprechen. Zumindest dann, wenn sie gewinnen sollen. Und die Titel wiederum sorgen ja dafür, dass man mehr Geld für den Nachwuchs bekommt. Das Ganze hat in meinen Augen weniger was mit Tierliebe zu tun, sondern eher etwas mit Geldgier, wobei es da sicherlich auch Ausnahmen gibt.

Manche Standarts finde ich lächerlich, andere sollen die Vitalität der Tiere zeigen. Ein Punkt ist ja auch das Wesen des Tieres und das wiederum spielt für mich schone eine Rolle. Mein Hund ist auch vom Züchter, allerdings hat er keine Papiere. Die brauchen wir auch nicht. Und mancher wäre vermutlich schockiert, wenn er ihn im Sommer gesehen hätte, wie er durch einen See geschwommen ist und furchtbar dreckig wieder raus kam. Hauptsache, er hatte Spaß.

Und wieso sollte man einen Pudel nicht am Kopf streicheln? Mögen das nur Pudel nicht, oder allgemein Rassehunde? Meiner mag es jedenfalls, sonst hätte er sich schon bemerkbar gemacht. Für uns ist der Hund auch ein Familienmitglied und kein Statussymbol. Wir haben ihm neulich erst die langen Haare an der Rute geschnitten, weil es sonst fitzt, wenn er durch den Wald flitzt und sich was aufsammelt. Dafür gehören wir sicherlich eingesperrt.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich bin der Meinung, dass es schon in Ordnung ist, wenn man auch auf die Optik und auf das verhalten seines Hundes achtet und damit auch Zuchtschauen und dergleichen gehen möchte, aber meiner Meinung nach muss ein Hund auch noch immer Hund sein dürfen. Und dazu gehört eben, dass man dem Tier seinen gewissen Freiraum lässt und dass man nicht krampfhaft versucht, sein Tier vor allen gefahren dieser Welt, die sein makelloses Erscheinungsbild stören könnten, fern hält. Dann lässt man eben seinen Hund in den Schmutz, selbst wenn es ein pudeltypisch frisierter Rassepudel wäre. Was ist denn so schlimm daran? man kann den Hund ja wieder waschen, wenn er zu dreckig wird.

Wie gesagt, ich finde es in Ordnung, wenn man mit seinem Rassetier die rassetypischen Ideale einzuhalten versucht, aber man sollte es bitte nicht übertreiben und den Hund zu einem gänzlich unnatürlichen Wesen verkommen lassen. Es muss schon einigermaßen artgerecht sein in der Haltungsform und auch in dem Umgang mit seinem Tier. Man sollte dafür sorgen, dass er durch seine Frisuren keine Nachteile erleidet und wenn, dann sollte man diese wieder "ausbessern" eben beispielsweise durch eine Jacke, wenn man den Hund im Winter geschoren hat. Aber man sollte einen Hund immer Hund sein lassen und nicht mit der Begründung, dass es sich um ein wertvolles Rassetier handelt, von seinen natürlichen Neigungen abbringen. In gewissen Situationen, auf einer Zuchtschau zum Beispiel muss man das natürlich machen, denn sonst kann man gleich wieder samt schmutzigen Hund nach hause gehen. Aber "privat" sollte der Hund dann doch so etwas wie "Freizeit" haben.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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