In wie weit macht Singen Kinder schlau?

vom 19.11.2012, 20:48 Uhr

Ich habe letztens einen Artikel in einer Zeitung Thema Familie und Erziehung gelesen und würde dazu gerne eure Meinung wissen. der Artikel hieß: Singen macht schlau!

In diesem Artikel geht es darum, dass Singen gut für das Gehirn, für das Immunsystem und die Sozialkompetenz ist. Kinder die singen, entwickeln sich sprachlich schneller, zeigen ein besseres Sozialverhalten und sind konzentriertes, fröhlicher und gesünder. In Finnland steht in jeder Schule und in jeder Kita ein Klavier und es ist selbstverständlich, dass jeden Tag gesungen wird. Das soll der Grund sein, wieso die Pisa Studie hier so gut ausfällt. Sie erklären das so, dass Singen eine sehr anspruchsvolle Aktivität ist, die viele Hirnbereiche beansprucht. Deswegen ist das Singen ein regelrechter Entwicklungsbeschleuniger.

Ein Beispiel ist hier die Sprache. Der Sprachklang, durch Worte und Melodien ausgedrückte Gefühle all dies bekommen Kinder die singen, quasi nebenbei geboten. Sie können Laute besser unterscheiden und haben ein feineres Gehör. Dies hilft ihnen beim Erlernen der Sprache. Außerdem werden beim Singen verschiedene Hormone freigesetzt wie das Glückshormon und das Stresshormon wird abgebaut. Dies führt laut Forschern dazu, dass die Kinder glücklicher, sozialer und entspannter sind. Günstiger, effizienter und Alltagstauglicher kann man sein Kind nicht fördern. Es wird empfohlen mit 3 - 5 Jährigen Kindern eine halbe Stunde am Tag zu singen. Bei Chorsängern wurden sogar die Abwehrkräfte angekurbelt beim Singen, dies hat man im Speichel festgestellt.

Was haltet ihr davon? Singt ihr zu Hause mit euren Kindern? Denkt ihr, dass diese These stimmen kann und wirklich der Grund ist wieso einige Länder in der Pisa Studie weiter vorne sind als andere?

» Lady86 » Beiträge: 671 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ob das wirklich so stimmt, würde ich jetzt nicht unterschreiben wollen. Ich bin zwar der Ansicht, dass singen positive Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern haben kann, aber in wie weit das mit Pisa-Test zusammenhängt, weiß der Himmel. Ich glaube, dass ein Kind schon gerne singen muss, damit es "gut" fürs Gehirn, das Immunsystem und die anderen von dir erwähnten Aspekte hat.

Ich selber kann nur von mir behaupten, dass mein Immunsystem, seitdem ich singe, tatsächlich besser geworden ist. Obwohl ich ansonsten nicht viel anders lebe als vor der Singerei. Allerdings kenne ich genauso gut Sänger, die immer irgendwie nach Erkältungen schreien und die überhaupt nicht loswerden. Wenn es mich mal erwischt hat, ist die Erkältung allerdings wirklich schnell wieder weg. Natürlich könnte man das auch auf eine andere Lebensweise beziehen, aber seitdem ich mit dem singen begonnen habe, ist mir das eben positiv aufgefallen.

Natürlich hat singen in der Gruppe für Kinder einen guten Aspekt bezüglich der Sozialkompetenz und des Sozialverhaltens. Schließlich befinden sie sich in einer Gruppe, gestalten (singen) etwas gemeinsam und haben hoffentlich Spaß dabei. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl oder eben auch die positive Sozialentwicklung können Kinder aber sicherlich genauso gut in einem Sportverein erleben.

» Suzuki1990 » Beiträge: 150 » Talkpoints: 10,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich habe mit meinen Kindern von Anfang an recht viel gesungen. Der Grund war jetzt nicht, weil ich Intelligenzbestien züchten wollte, sondern weil mein erstes Kind als kleines Baby sehr viel geschrien hat. Durch Zufall habe ich entdeckt, dass das leise Summen von einfachen und beruhigenden Kinderliedern viel brachte und das "Wundermittel" einfach beibehalten.

Dass Singen sich auf jeden Fall positiv auswirkt, kann ich bestätigen. Wenn man gerne singt, baut das wirklich Stress ab und alleine durch die Tiefenatmung beim intensiven Singen fühlt man sich danach erfrischt wie nach einem Spaziergang. Inwiefern sich das wirklich auf die Gesundheit auswirkt, wage ich nicht zu beurteilen, da ich kein Mediziner bin. Allerdings wird ja immer wieder betont, dass sich Entspannung förderlich auf das Immunsystem auswirkt und dass man sich leichter einen Infekt anfängt, wenn man gestresst ist.

Musizieren und Singen sind geistig schon recht anspruchsvolle Tätigkeiten, auch wenn man das nicht so durch Anstrengung merkt, weil der Spaß im Vordergrund steht. Wenn man sich allerdings den Kalorienverbrauch eines Opernsängers während eines Auftritts ansieht, bekommt man schon Respekt. Dadurch, dass beim professionellen Singen sehr viele Muskeln benötigt werden, auch im Bauchraum, ist der Kalorienverbrauch durchaus mit einem zu vergleichen, der als Handwerker schwer arbeitet. Auch wenn Singen eigentlich kein Sport ist, weil man weder einem Ball hinterher rennt noch auf Geschwindigkeitsrekorde abzielt, ist Singen für den Körper je nach Intensität doch sportliche Betätigung. Sport wird ja bekanntlich auch zugeschrieben, die Gesundheit zu fördern und das Immunsystem zu stärken. Was spricht also dagegen, dass das beim Singen auch so ist?

Zumindest in meiner Lehrerausbildung hat man uns beigebracht, dass Singen eine hoch komplexe und geistig anspruchsvolle Tätigkeit ist. Quellen habe ich dazu keine mehr im Kopf. Allerdings soll es wohl sein, dass Singen und Musizieren im Allgemeinen beide Hirnhälften gleichzeitig beansprucht und dadurch das vernetzte Zusammenarbeit der Hälften fördert. Viele andere Tätigkeiten sind sonst eher auf eine einzelne Gehirnhälfte ausgerichtet. Heute ist Unterricht nicht mehr so einseitig stark darauf ausgerichtet, dass Kinder auswendig lernen und das auswendig gelernte wieder geben wie früher. Heute wird von den Kindern seit der PISA-Studie vermehrt erwartet, dass sie auch vernetzt und problemlösend denken können. Ich kann mir schon vorstellen, dass das Singen da ein wichtiger Faktor ist.

Aber ob das wirklich der einzige Faktor ist, weiß ich nicht. Das sollte eigentlich den Bildungspolitikern schon aufgefallen sein. Ich weiß, dass es in Berlin einen speziellen Musik-Kindergarten gibt, der unter der Schirmherrschaft von Daniel Barenboim steht. Aber mir sind noch keine wissenschaftlichen Untersuchungen dazu bekannt. Aber vielleicht liegt das daran, dass das Konzept der Kleinkindbetreuung mit Schwerpunkt auf Musik in Deutschland noch nicht allzu weit verbreitet ist? Wenn jemand Untersuchungen zu diesem Thema kennt, würde mich das auch interessieren.

Was ich bei meinen Kindern fest gestellt habe ist, dass sie teilweise schon ganze Liedzeilen nachgesungen haben und der von ihnen gesungene Text eine erkennbare Ähnlichkeit mit dem Original hatte bevor sie in der Lage waren Sätze selbstständig zu bilden. Wenn man mit den Kindern also Lieder singt, die auch kleine begreifen können, dann kann ich mir schon vorstellen, dass das einen sehr starken Reiz darstellt. Im Allgemeinen wird ja Singen schon als Mittel der Sprachförderung auch für ältere empfohlen, weil es eben ein weiterer Kanal ist, Sprache zu hören und zu produzieren. Zudem hat Singen ja nicht umsonst etwas mit Rhythmus zu tun, denn die ganze menschliche Sprache ist rhythmisch. Durch das überstarke Betonen in der Melodie wird dem Kind dann auch ein intensiveres Empfinden für den Sprachrhythmus und die Sprachmelodie vermittelt, die in jeder Muttersprache ein wenig anders ist.

Ansonsten gibt es noch das bekannte Konzept der Musiktherapie. Musik und Singen wird erfolgreich zur Heilungsunterstützung von diversen Krankheiten eingesetzt. So klappt das zum Beispiel auch, mit einfachen Liedern Menschen aus der Reserve zu locken, die zum Beispiel nach einem Schlaganfall die Sprache verloren haben. Warum sollen solche Kräfte, die bei Krankheiten heilend wirken nicht fördernd bei Kindern wirken?

Zudem ist es noch eine andere Sache, ob ich für mich alleine unter der Dusche singe oder in einem Chor oder gemeinsam musiziere. Wenn ich in einer Gruppe Musik mache muss ich meine Tonhöhe, die Geschwindigkeit und die Lautstärke an die Gruppe anpassen, ich muss Rücksicht nehmen üben. Nicht zuletzt lernt man beim gemeinsamen Musizieren auch sich zu besprechen und gemeinsam Probleme zu lösen. Das sind wichtige Fähigkeiten um sozial kompetent zu werden und mit anderen im Alltag auszukommen.

Wenn man gern singt oder musiziert sollte man das auf jeden Fall mit den Kindern machen. Wenn man aber selbst Musizieren hasst, sollte man da lieber für die musikalische Früherziehung Fachleute in Anspruch nehmen. Kinder merken sehr genau, wenn Eltern etwas mit Widerwillen tun, da kann dann kaum ein Funke überspringen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Mein Sohn ist in seiner Sprachentwicklung ein wenig verzögert. Aus diesem Grunde gehen wir einmal wöchentlich zur Logopädin. Dort ist mir aufgefallen, dass diese sehr häufig mit meinem Sohn singt. Sie hat mich in einem längeren Gespräch auch dazu ermutigt, zuhause öfter mal mit meinem Sohn zu singen und mir auch ein Buch mit Kinderliedern und Fingerspielen empfohlen. Das habe ich mir dann auch sofort gekauft und habe es ausprobiert. Mein Sohn hat das Ganze dann auch sehr gut angenommen und ich singe nun regelmäßig mit ihm, auch wenn ich vorher gar nicht daran gedacht habe, das mal zu tun. Ich bin jetzt auch keine begnadete Sängerin, aber das ist auch nur Nebensache.

Die Logopädin hatte mir auch erklärt, dass durch die Verbindung von Sprache und Melodie mehrere Bereiche im Gehirn angesprochen werden, was auch die Sprachentwicklung fördert. Das Gehirn verarbeitet die gesungene Sprache ganz anders als beispielsweise die gesprochene Sprache. Das war mir vorher gar nicht so wirklich bewusst, aber ich habe an meinem Sohn gemerkt, dass auf jeden Fall etwas an dieser These dran ist. Er hatte relativ große Probleme mit der Satzbildung, allerdings fiel es ihm überhaupt nicht schwer, Lider nachzusingen. Dort hat er die Grammatik genau beachtet und durch die Lieder wird er auch zum Sprechen animiert. Zudem ist er auch immer gut gelaunt, wenn er ein Lied singt. Es macht ihm sichtlich Spaß und das ist auf jeden Fall die Hauptsache. Uns bringt das gemeinsame Singen echt viel. Hätte nicht gedacht, dass ich mich mal so dafür begeistern könnte, aber ich möchte das echt nicht mehr missen.

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich würde nicht sagen, dass Singen immer schlau machen muss. Aber es fördert definitiv ein paar Bereiche, ohne Frage. Das setzt aber auch voraus, dass Kinder gerne singen. Es gibt durchaus ein paar, die das nicht tun und dann sollte man sie auch nicht zwingen, wenn sie es auf spielerische Weise schon ablehnen. Aber solche Kinder dürften eh eine Ausnahme sein.

Die Sprachentwicklung kann Singen sicherlich fördern. Man lernt durch Singen einige Wörter mehr und Kinder bekommen selten mit, dass sie dabei was Lernen. Für sie ist es ein Spiel und es macht Spaß und so lernen sie unbewusst. Außerdem verbessert es das Klangverständnis.

Meine Mutter hat Musik studiert und es bliebt nicht aus, dass wir ständig singen mussten, oder durften, je nachdem, und ein Instrument spielen mussten. Ich hatte mein Leben lang in Musiklehre nie Probleme, konnte natürlich nach Noten spielen und hatte im Singen grundsätzlich Einsen. Ich hatte es aber auch im Blut, beziehungsweise bin ich damit aufgewachsen und geholfen hat das schon. Zu Weihnachtsfeiern haben wir nicht einfach nur ein Lied vorgesungen, nein, wir haben es mehrstimmig gesungen und dazu Instrumente gespielt. Soviel dazu.

Ein Einstein bin ich deswegen trotzdem nicht und ich habe in meiner Kindheit wirklich viel singen müssen. Doof bin ich nun auch nicht, aber ich denke nicht, dass das Singen mich davor bewahrt hat. Also mein Fazit: es schadet ganz sicher nicht, aber schlauer als andere wird man davon sicherlich auch nicht.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


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