Am iPad Klavier spielen lernen?

Ich bin ein großer Fan von Klaviermusik. Vor allem im Winter höre ich unheimlich gerne jede freie Minute zuhause weihnachtliche Pianomusik. Schon als Jugendlicher habe ich mir manchmal gewünscht, meine Eltern hätten mich ermutigt Klavierspielen zu lernen, so wie sie es bei meinem Bruder gemacht haben. Er ist dann irgendwann auf ein Keyboard umgestiegen, aber konnte auch am Flügel einiges spielen, worauf ich im Nachhinein wirklich neidisch bin.

Ich habe schon des öfteren überlegt, mir selbst ein Klavier zuzulegen und Klavierstunden zu nehmen, doch leider wurde mir gesagt, dass es nur mit sehr viel üben und sehr vielen Übungsstunden möglich ist, im Erwachsenenalter das Klavierspielen zu lernen, selbst wenn man talentiert ist, wozu ich mich auf jeden Fall zählen würde. Ich kann zwar nur sehr einfache Notenblätter entziffern, aber ich denke, mit Übung würde ich das besser hinbekommen. Aus Langeweile hab ich mich irgendwie von der neuen iPad-Werbung anstecken lassen, in denen Klavier gespielt wurde, nur habe ich mir das bekannte Stück "Carol of the Bells" vorgenommen und nach Gehör beziehungsweise Erinnerung und Gehör auf einem iPad-Klavierprogramm nach und nach sehr gut zusammen bekommen.

Da das so gut geklappt hat, ist meine Frage nicht, ob man ein super Pianist werden kann, wenn man nur am iPad übt, aber, ob man sich die Grundlagen und das kleine Einmaleins des Klavierspielens am iPad beibringen könnte, wenn man in vielen kleinen Pausen übt und sich im Anschluss wesentlich leichter damit tut, in professionellem Unterricht schnelle Fortschritte zu machen? Meint ihr, dass das funktioniert und habt ihr Erfahrungen mit dem Klavierspielen auf dem iPad? Habt ihr sonstige Tipps oder würdet ihr mir einfach abraten und das Klavierspielen "von der Pike auf" beim Lehrer zu lernen empfehlen?

Es gibt auch eine Werbung auf Pro Sieben wo Klavier gespielt wird. Ich denke man kann da schon einige lernen, aber es ist halt immer schwieriger als wenn man ein eigenes Klavier hat. Außerdem klingt es einfach nicht so gut, und du müsstest dir alles selber beibringen, weil du keinen Klavierlehrer hast.

Ich würde dir davon eher abraten, weil ich auch so eine ähnliche App habe, das ganze ist aber gar nicht so realistisch, und macht nicht halb so viel Spaß wie an einem echten Klavier.

Wenn du wirklich ernsthaft daran interessiert bist, früher oder später Klavier zu lernen, würde ich es lassen. Vom selber lernen bringt man sich oftmals viel zu viel falsch bei, dass man sich dann nur mit viel Mühe wieder abgewöhnen kann. Ich selbst spiele kein Klavier, aber mein Freund und der schüttelt auch immer nur den Kopf, wenn ich mich an sein Klavier setze und ein bisschen auf den Tasten herumklimpere, weil ich eben eine total falsche Fingerhaltung habe. Am iPad kannst du, selbst wenn du wüsstest, wie die richtige Fingerhaltung ist, das auf keinen Fall richtig lernen.

Ein Klavier ist natürlich extrem teuer und auch die Klavierstunden bekommt man nicht geschenkt. Aber von dem, was ich immer von meinem Freund höre, würde ich dir eher empfehlen, von Beginn an Klavierunterricht zu nehmen. Wenn du die Grundlagen erst einmal drauf hast, kannst du ja alleine weiter üben, das ist, glaube ich, sinnvoller als zuerst alleine zu lernen und dann erst Klavierunterricht zu nehmen.

Ich kann nicht vom iPad reden, da ich auf diesem keine Klavier-App oder allgemein etwas in diese Richtung ausprobiert habe, aber auf einem Android-Tablet habe ich hier schon das eine oder andere Programm ausprobiert. Zu aller Beginn sollte man vielleicht auch klar sagen, dass ich nicht besonders musikalisch begabt bin und noch nie ernsthaft länger an einem Klavier, Piano oder etwas ähnlichem gesessen habe. Auch kann ich keine Noten oder so etwas lesen. "Alle meine Entchen" bekomme ich gerade noch so auf dem Klavier hin, aber das war es dann auch schon.

Mein Eindruck zu diesen Apps fällt aber dennoch glaube ich recht sachlich aus, wenn ich einfach mal behaupte, dass man an diesen Apps nicht lernen wird, wie auf einem echten Klavier zu spielen sein wird. Ich denke einfach mal, dass man auch mit den Fingern auf einem echten Klavier mit der Zeit einfach ein Gefühl entwickelt, welches man natürlich nicht bekommen kann, wenn man nur auf dem Touch-Screen herum drückt.

Die richtigen Töne wird denke ich mal auch so ein Computer wieder geben können, aber mit den Apps mit denen ich zu tun hatte, konnte man bei weitem nicht alle Tasten im Blickfeld haben, da der Bildschirm einfach zu klein war und somit war ein flüssiges Spielen auch nicht möglich (Nicht das ich es könnte, aber wenn, wäre es nicht möglich gewesen). Meiner Ansicht nach ist die Apple-Werbung für das iPad genau dazu da, damit Leute wie du vielleicht in die Versuchung kommen und am Ende wird man schneller gefrustet sein als man denkt. Ich würde nicht davon ausgehen, dass dies etwas ohne echten Lehrer wird. Als Unterhaltungs- und Spaß-App ist es sicherlich klasse, wenn man dazu noch schon spielen kann, aber richtig spielen wird dort nicht klappen.

Ich habe 2 Jahre Klavier Unterricht bekommen und dann festgestellt, dass das nichts für mich ist. Ich denke aber aus meiner Erfahrung heraus, dass man mit dem IPad nicht so gut, wie mit einem richtigen Klavier üben kann. Es muss aber nicht immer gleich ein teures Klavier sein, du kannst dir auch ein Keyboard kaufen. Da gibt es mittlerweile schon wirklich Gute, auf denen man das Ganze schön üben kann.

Zur Übung kann ich dir das Heft "Erstes Klavierspiel" von Fritz Emonts empfehlen. Dort sind tolle Übungen drin und es baut sich nach und nach auf. Ich habe damit ganz gut gelernt, was ich so wissen musste. Im Gegensatz zu dir macht mir das Ganze aber nicht so viel Spaß.

Beim Klavier spielen ist ja auch der Druck auf die Tasten, der Klang und vieles andere wichtig, was du so nicht hast. Eine solche App ist eine Spielerei und nicht mehr.