Vater verkauft Sachen der Kinder

vom 12.11.2012, 18:16 Uhr

M. ist 9 Jahre alt und L. ist 11 Jahre alt. Die Eltern sind geschieden. Die Kinder besuchten ihren Vater regelmäßig und hatten dort ein eigenes Zimmer, diverse Spielsachen und auch Kleidung. Der letzte Besuch fand am Anfang der Sommerferien statt. Irgendwie war danach Funkstille, was sich keiner wirklich erklären konnte.

Nun haben die Kinder ihren Vater angerufen und gefragt, ob sie ihn mal wieder besuchen dürften. Der Mutter sagte der Vater, die Kinder hätten sich ja mal melden können, sie seien schließlich alt genug. Das war die Antwort auf ihre Frage, warum er sich nicht mehr meldet.

Nun waren die Kinder über das Wochenende beim Vater und kamen enttäuscht heim. Der Vater hat ihre Sachen die sie dort hatten verkauft. Es war weder Kleidung, noch Spielzeug da. Auch die Zahnbürsten sind verschwunden und der Vater wollte für die zwei Tage auch keine neuen Zahnbürsten kaufen. Das Zimmer der Kinder ist eine Rumpelkammer geworden und die Kinder mussten auf dem Sofa schlafen, da die Betten ebenfalls verkauft wurden.

Die Kinder sind enttäuscht. Die Mutter weiß nicht wirklich wie sie sich verhalten soll. Habt ihr da eventuell eine Idee? Gesprächsversuche mit dem Vater, werden leider von ihm umgehend im Keim erstickt.

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Meiner Meinung nach sieht es so aus, als wäre der Vater der beiden Kinder in Geldnot gewesen oder hatte kein Interesse mehr und keine Hoffnung mehr das seine Kinder ihn wieder besuchen kommen.

Ich finde so etwas unter aller Würde, die Sachen der Kinder zu verkaufen. Als Vater, wenn man nur das Besuchsrecht hat, sollte man sich doch freuen, wenn die Kinder einen Besuchen kommen und die Kinder sich dort wohl fühlen, weil sie komplett ausgestattet dort sind. Ich kann mir schon gut vorstellen, das die Kinder sich auf den Besuch gefreut haben, bei ihrem Vater und nun enttäuscht sind, weil sie ihren Vater anderes verlassen haben als bei dem letzten Mal, wo das Zimmer noch komplett von Ihnen war und das ganze Spielzeug, Klamotten und Pflegeartikel noch vorhanden war. Ich kann nicht verstehen, wie ein Vater das seinen Kindern an tun kann.

Ich als Mutter würde sicher wissen, wie ich da reagieren würde. Ich würde den Vater ansprechen und mich sicher nicht von ihm hin halten lassen, indem er die Diskussion oder das Thema im Keim erstickt. Ich würde von Ihm eine Erklärung haben wollen, weshalb das Kinderzimmer bei ihm von seinen Kindern leer ist und warum er die ganzen Sachen alle verkauft hat. Ich würde ihn wirklich so lange nerven bis ich die Wahrheit weiß. Wenn es wirklich einen richtigen Grund hat, den man nach voll ziehen kann, dann hätte ich ihm vorgeworfen, das man ja darüber hätte Reden können und das man für alles eine Lösung findet und das man sicherlich nicht die Sachen der Kinder verscherbelt. Das seine Kinder jetzt ganz schön traurig und enttäuscht sind. Ich würde die Kinder dort auch nicht wieder hin lassen über das Wochenende, bevor er nicht wieder das Kinderzimmer eingerichtet hat.

» Sowieso12 » Beiträge: 193 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde nicht, dass die Kinder in diesem Alter tatsächlich alt genug sind um sich selbständig zu melden. Sie haben so viel zu tun... Schule, Hausaufgaben, Lernen, Freundschaften pflegen, mal einfach so "abhängen", hört sich zwar doof an, aber Kinder können da gut und gerne mal den eigenen Papa "vergessen". Da muss ich der Mutter auch ein wenig Schuld geben, dass das irgendwie "vergammelt" wurde.

Ich bin selbst geschieden und habe ein Kind aus erster Ehe das meistens alle 14 Tage übers WE bei seinem Papa ist. Für uns war es nie eine große Frage... wir haben immer miteinander gesprochen, abgeklärt wie es wem am besten wann passt. Mein Sohn wäre auch niemals auf die Idee gekommen, sich selbst drum zu kümmern. Inzwischen ist er 13 und ich gehe mal fest davon aus, dass er sicher auch den Besuch bei Paps vergessen würde, wenn wir Erwachsenen das nicht für ihn planen würden. Irgendwann nach fünf oder sechs Wochen würde er vielleicht mal nachfragen, wann er denn mal wieder "auf Reisen" geht.

Also den Kindern die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben ist auf jedem Fall der total falsche Ansatz. Hier liegen BEIDE Eltern in der Pflicht. Dass der Vater alles verkauft hat ist natürlich für die Kids absolut übel. Für sie ist das ein Zeichen, dass sie nicht gewollt sind, dass sie nicht willkommen sind. Schlimm! Wie muss sich so ein Kind fühlen? Der Vater hat möglicherweise aus gekränkter Eitelkeit gehandelt oder er hat mit seinen Kindern "abgeschlossen", weil er sich nicht bewusst war, dass die Kleinen für das "sich nicht melden" garnicht verantwortlich gemacht werden können. Männer trauen den Kindern ja in vielen Bereichen mehr zu als Mütter. ;)

Auf jedem Fall ist es total schade für die Kids und ich finde, dass da auf jedem Fall Gesprächsbedarf besteht, vielleicht über einen gemeinsamen Bekannten als Mittelsperson und objektiven Beobachter und Helfer, wenn es stressig wird. Die Kinder würde ich ihrem Vater jetzt nicht vorenthalten, das wäre wieder ein falscher Ansatz. Aber ich würde sie eben nicht dort übernachten lassen, wenn eh keine Betten vorhanden sind, sondern darauf bestehen, dass sie abends wieder nach Hause kommen.

» Damefa » Beiträge: 2 » Talkpoints: 2,49 »



Ich finde es äußerst schade, wenn man sich nach einer Trennung nicht mehr als Eltern unterhalten kann. Für die Kinder ist eine gute Beziehung zu beiden Elternteilen wichtig und deswegen sollte man auch ein ordentliches Verhältnis zueinander anstreben.

Ansonsten kann die Mutter versuchen, über die Eltern des Partners oder gemeinsame Freunde an den Vater heranzukommen. Eine andere Möglichkeit wäre auch das Jugendamt, gerade auch, weil es ja scheinbar keine gute Umgebung für die Kinder beim Vater gibt.

Man kann die Kinder nicht in die Verantwortung ziehen, wenn man selber kein Geld mehr hat. Der Verkauf war daher keine gute Sache und ich denke auch, dass das dem Vater klar sein sollte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Es verwundert mich etwas, dass sich die Mutter nicht beim Vater gemeldet hat. Ich bin auch der Meinung, dass die Kinder nicht alt genug sind, um sich beim Vater melden zu müssen. Da hat man Schule, Freunde, Hobbies und da denkt man nicht unbedingt dran und wenn, dann kann zwischendurch eben auch ein bisschen Zeit vergehen. Die Mutter hätten schon stutzig werden können, wenn der Vater sich dann nicht von sich aus mal meldet.

Und ich denke, dass die Kinder die Geschichte auch nicht hinterfragten sollten, sondern das die Mutter da mal nachfragen kann. Eventuell gibt es dafür eine Erklärung und das kann auch die Kinder beruhigen. Ich kann mir nämlich schon vorstellen, dass die Kinder sehr enttäuscht waren. Zum einen, weil sämtliche Sachen weg waren und zum anderen kann es durchaus auch den Eindruck erwecken, als wollte der Vater sie gar nicht mehr da haben. Und schon deswegen sollte die Mutter das mal klären.

Vielleicht hat der Mann tatsächlich Geldnot und musste deswegen alles verkaufen. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich dann vermutlich bei anderen Dingen angefangen hätte und als Vater nicht an die Sachen der Kinder gegangen wäre. Hat er die Sachen alle selber gekauft oder wurden die Sachen von den Kindern mitgebracht und stammen sozusagen von ihnen? Hat der Vater alles bezahlt, dann gibt es ihm vielleicht noch eher die Berechtigung, aber wenn die Kinder alles mitgebracht haben, dann weniger.

Vielleicht will der Vater seine Kinder aber wirklich längerfristig nicht mehr bei sich haben - ich meine, wer nicht einmal Zahnbürsten für die eigenen Kinder kaufen will? Auch das sollte man als Mutter der Kinder, den Kindern zu liebe, klären. Vielleicht hat der Vater auch eine neue Freundin, die keine Kinder mag? Auch das sollte man klären. Und das sollten nicht Kinder in dem Alter klären müssen, sonder die Mutter.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich wäre als Kind wohl auch so enttäuscht. Ich wüsste als Mutter dann aber doch ganz genau, was ich dagegen unternehmen kann. Ich würde denn Vater noch mal ausdrücklich ansprechen, und fragen ob er noch Interesse daran hat das seine Kinder zu ihm kommen. Natürlich hätte der Vater auch aus Geldmangel die Sachen verkaufen können, aber das ist total herzlos, und was bekommt man schon für gebrauchte Kinderzahnbürsten?

Ich würde die Kinder dann auch ohne Weiteres nicht mehr zu dem Vater lassen, weil wenn diese auf einem Sofa schlafen müssen, und noch nicht mal Zahnbürsten haben, dann macht es den Kindern keinen Spaß, und es ist auch echt nicht schön. Das würde so denke ich, auch das Gesetz auf der Seite der Mutter und deren Kinder stehen. Wahrscheinlich hat die Mutter das Erziehungsrecht zugesprochen bekommen, und der Vater hat einfach keine Lust und Interesse mehr daran seine Kinder zu sehen. Ich finde das Handeln des Vaters jedenfalls hochgradig unverschämt.

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» Finja18 » Beiträge: 1296 » Talkpoints: 61,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Die Kinder können gegenüber der Mutter den Wunsch äußern den Vater kontaktieren zu wollen. Meine Töchter sind bald zehn Jahre und zeigen von selbst sehr selten Interesse ihren Vater anzurufen. Im Gegenteil es interessiert sie nicht mal, wenn er sich nicht von selbst meldet und die Telefongespräche sind im allgemeinen sehr kurz. Man hat als Mutter doch nicht die Pflicht das Kind ständig zu gängeln, dass es doch mit dem Vater reden soll.

Denn mit einer Trennung verliert der Vater auch nach und nach den Bezug zum Leben der Kinder. Vor allem, wenn dieser auch nicht akzeptieren will, dass sich die Kinder auch ohne die klassische Familie wohl fühlen. Das hat dann nicht viel mit "vergessen" bei den Kindern zu tun, dass sie ja auch einen Vater haben.

Was den Verkauf der Sachen angeht, so hat die Mutter kaum Handlungsmöglichkeiten. Und solange die Kinder nicht auf dem Fußboden schlafen müssen, ist es auch kein Problem, wenn kein Bett für jedes Kind vorhanden ist. Sie kann nun nur bei Besuchen entsprechend ausreichend Kleidung und Hygieneartikel mitgeben, welche aber dann auch wieder im Haushalt der Mutter zurück müssen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Also erst mal hat die Mutter natürlich die Pflicht, die Kinder zum regelmäßigen Umgang anzuhalten und den Kontakt zum Vater aufrecht zu halten. Die Kinder stehen nach einer Trennung oft im Spannungsfeld zwischen den zerkrachten Eltern und trauen sich einfach nicht, den entfernter lebenden Elternteil gegenüber dem hauptbetreuenden Elternteil zu erwähnen und Kontakt einzufordern.

Zum Anderen hat der Vater natürlich absolut falsch gehandelt, den Kontakt einfach schleifen zu lassen und den Kindern die Schuld zuzuschieben. Der Vater (oder auch die Mutter, wenn sie die außerhalb lebende Bezugsperson ist) ist sogar meines Wissens nach rechtlich verpflichtet, den Kontakt regelmäßig durchzuführen, da die Kinder ein Recht auf beide Eltern haben. Geldnot hin oder her. Die persönlichen Dinge der Kinder einfach zu verkaufen, das ist echt das letzte. Deutlicher kann man den Kindern nicht signalisieren, dass sie einem am Allerwertesten vorbei gehen. Wie kann man nur so lieblos sein.

Als Mutter würde ich mich direkt zum Jugendamt wenden, wenn sämtliche Gesprächsversuche fehlgeschlagen sind und nicht noch Bekannte einschalten. Das Verhalten dieses Vaters dient nicht dem Kindeswohl und dann muss das Jugendamt eingreifen. Vermutlich wird man dort erst mal einen Termin anberaumen, zu dem beide Eltern erscheinen müssen und man wird vermutlich auch mal die Kinder befragen. Welche Maßnahmen dann eingeleitet werden ist fraglich. Entweder lässt sich das alles über das Jugendamt in Gesprächen oder mit Familientherapie lösen. Oder es kommt sogar zu einem Gerichtsverfahren, in dem ein Familienpsychologischer Gutachter ermitteln wird, welche Umgangslösung künftig das Beste für diese Kinder ist. An so einen Beschluss sind dann natürlich beide Eltern gebunden, was aber auch Klarheit bringt und für die Kinder eine verlässliche Basis darstellt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


@trüffelsucher: Eine Mutter hat keine Pflicht die Kinder dazu zu drängen, dass sie den Vater anrufen sollen, wenn er sich nicht meldet. Sie muss nur dafür sorgen, dass die Kinder wissen, dass sie anrufen dürfen. Auch mit Hilfe der Mutter. Meine Töchter dürfen zum Beispiel nicht einfach an mein Handy gehen. Sie dürfen aber sagen, dass sie mit ihm reden wollen und ich wähle ihn dann an.

Nur ist es eben so, dass eben die Väter immer mehr aus dem Leben der Kinder rücken. Vor allem eben, wenn Väter kein Interesse an dem Leben zeigen, wo sie selbst nicht dabei sein können. Da wir genug Termine beim Gericht, Jugendamt und auch schon einer Mentorin hatten, ist selbst die Richterin hier erstaunt, dass mein Ex-Mann sich nicht für die Dinge interessiert, welche die Kinder in ihrer neuen Heimat erleben.

Und in solchen Situationen muss man sich eben auch nicht wundern, wenn die Kinder sich immer mehr zurück ziehen. Auch wenn es vom Gesetzgeber her erst mit 12 Jahren möglich ist, dass die Meinung der Kinder wirklich zählt, ist die Entscheidung gegen den Vater eben schon wesentlich früher gefallen. Da muss man als Mutter gar nichts machen, weil Kinder eben auch Erfahrungen verarbeiten und ihre Schlüsse daraus ziehen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


@ Punktedieb: So wie ich das bei Trennungen im Bekanntenkreis mitbekommen habe, haben beide Eltern schon die rechtliche Verpflichtung, den Kontakt der Kinder zum anderen Elternteil aufrecht zu halten und den Umgang nicht nur zu ermöglichen sondern auch zu befördern. Ob das nun unbedingt telefonisch sein muss, sei dahin gestellt. Fakt ist, dass es eigentlich ein Unding ist, dass die regelmäßigen Umgänge in dem Fall unterbrochen worden sind, warum auch immer. Die Kinder sind wie du schon geschrieben hast, noch zu klein um da selbstständig eine Entscheidung fällen zu dürfen. In dem Fall hätte die Mutter, so komisch das klingt, die Kinder so lange zum Umgang zwingen müssen, bis ein Gerichtsurteil vorliegt, das den Umgang aussetzt, weil er nicht dem Kindeswohl dient. Aber so ein Gerichtsurteil gab es in dem geschilderten Fall augenscheinlich nicht.

Ich finde das ein wenig hart, da zu sagen, die Entscheidung sei eben schon gefallen. Klar, in dem Fall scheint der Vater eher ein Erzeuger zu sein und nicht der liebevolle Bilderbuch-Papi, sonst hätte er kaum die Sachen der Kinder verkauft, sondern eher sein eigenes Bett. Trotzdem kann man leider nicht von außen die Verhältnisse komplett einschätzen. Man weiß nie, wie lange das schon geht und wie erfolglos der Vater sich vielleicht schon bemüht hat. So eine Trennungs-Geschichte (zumindest jene die ich aus meinem Umfeld kenne) ist im Normalfall recht kompliziert und die Konflikte gehen tief. Die Sicht eines Elternteils ist immer subjektiv gefärbt und die ganze Geschichte stellt sich für unabhängige Beobachter möglicherweise in die eine oder andere Richtung noch anders dar, wenn man tiefer forscht. Da finde ich es schwierig zu sagen, die Kinder haben sich entschieden, Punkt. In dem Alter sind sie gar nicht in der Lage dazu, auch mit zwölf ist das durchaus schwierig.

Auch wenn das eine andere Geschichte ist: Ich habe im Bekanntenkreis eine Familie, wo die Mutter die Tochter ganze fünfzehn Jahre alleine erzogen hatte, weil der Vater sich aus dem Staub gemacht hatte und untergetaucht war. Als das Mädchen dann eben fünfzehn war, kam er zurück, forderte plötzlich das komplette Sorgerecht und Umgang ein. Die Umstellung und der Schock war für das Mädchen so schwer zu verkraften, dass es erst mal komplett zum Vater zog und den Kontakt zur Mutter abbrach, die sich höchst liebevoll lange Jahre um sie gekümmert hatte. Aus Erwachsenensicht kann man da nur sagen, dass das total irrational, pubertär und bescheuert war, was dieses Mädchen da getan hat. Aus Kindersicht kann man durchaus verstehen, dass sie von dem Gefühlswirrwar total überfordert gewesen sein muss. Es zeigt aber, dass auch eine normal entwickelte fünfzehn Jahre junge Frau noch nicht unbedingt in der Lage sein muss zwischen den Fronten der zerkrachten Eltern eine vernünftige Entscheidung zu fällen, bei wem sie leben will und mit wem sie Umgang haben will. Wie sollen es dann in dem Fall zwei neun und elf Jahre alte Kinder können? Da müssen die Erwachsenen eben regelnd eingreifen. Das ist eben so. Auch wenn es einen nach der Trennung total nervt, das Gesicht des Ex ständig bei solchen Gesprächen wieder zu sehen, man bleibt eben Eltern des Kindes oder der Kinder und muss deshalb manches Mal über den eigenen Schatten springen.

Ob nun Vater oder Mutter, klar rückt der Elternteil der woanders lebt nach und nach ein Stück weiter weg als der Elternteil der die Kinder ständig betreut. Das liegt in der Natur der Sache. Aber es ist eine billige Ausrede - Meiner Meinung nach - wenn dieses in die Ferne rücken als Argument dafür genommen wird, komplett den Kontakt abzubrechen. Klar ist das als Trennungselternteil nicht einfach, den Kontakt zu den immer fremder werdenden eigenen Kindern zu halten und natürlich tut das auch immer weh sich ständig zu verabschieden und zwischen den Besuchen immer nichts zu hören und beim Wiedersehen fest zu stellen, wie sich die Kinder in der Zwischenzeit wieder rasant entwickelt haben. Aber da muss man eben durch, der Kinder zu liebe.

Noch ein Wort zu der "freien" Entscheidung der Kinder in solchen Fällen: Auf jeden Fall stecken Kinder immer in einem Loyalitätskonflikt nach einer Trennung. Sie lieben im Normalfall beide Eltern und würden sich im Normalfall auch gerne zu beiden bekennen. Wenn jetzt nicht irgendwelche häuslichen Straftaten vorgefallen sind, ist das ja auch das gute Recht der Kinder. Wenn jetzt aber ein Elternteil oder beide anfangen zickig oder sogar wütend zu reagieren, wenn das Kind etwas positives über die Zeit mit dem anderen Elternteil erzählt, dann weiß das Kind irgendwann nicht mehr, zu wem es sich bekennen soll und versucht oftmals schlecht vom anderen Elternteil zu reden, um dem gerade anwesenden Elternteil scheinbar einen Gefallen zu tun. Der getrennte Elternteil sieht am Ex sowieso eher das Schlechte als das Gute, sonst hätte man sich ja nicht getrennt. Durch die negativen Berichte des Kindes entsteht dann irgendwie das schöne Gefühl beim Elternteil, dass das Kind genauso wie man selbst denkt und man verstärkt das dann möglicherweise unbewusst, so dass das Kind dann merkt, dass das das richtige und erwünschte Verhalten ist. Das kann sich dann im Teufelskreis total hoch steigern, so dass das Kind einen Elternteil plötzlich völlig ablehnt, ohne dass jemals etwas vorgefallen ist, was die Ablehnung wirklich begründen könnte.

In der Regel ist das leider oft so, dass die Kinder versuchen zu dem Elternteil bei dem sie wohnen besonders zu schmeicheln und ihm gefallen zu wollen. Das ist auch eine völlig natürliche und nachvollziehbare Reaktion. Schließlich würde es total dem Instinkt des Kindes widerstreben es sich mit dem Elternteil zu verscherzen, der es meistens betreut und mit Lebensmitteln und sonstigem versorgt. Da würde es für das Kind ja durchaus schwere Konsequenzen haben, diesen Elternteil zu verlieren. Woher soll das Kind auch sicher sein, ob der andere Elternteil die Versorgung wirklich genauso gut übernehmen würde? Aus dieser Existenzangst heraus werden eben leicht die entfernt lebenden Elternteile abgelehnt. Das ist zumindest die Theorie.

Von der ausführlichen und allgemeinen Erklärung zurück zum oben geschilderten Fall: Es ist durchaus denkbar, dass es sich hier um so einen Fall handelt. Wie gesagt, ein paar Zeilen reichen nicht aus, um von der allgemeinen Theorie auf diesen Einzelfall zu schließen. Aber es es gut möglich, dass es hier so gelaufen sein könnte, dass die Kinder sich einfach nicht trauen, zum Vater Kontakt zu halten. Vielleicht ist der Vater wirklich nicht interessiert und hat die Kinder aktiv vergrault um alle Verpflichtungen los zu werden, das kann natürlich auch sein. Aber wie gesagt, das wird man hier in einem Forum per Ferndiagnose nicht klären können, schon gar nicht, wenn man die Geschichte aus zweiter Hand erfährt, wie es hier der Fall zu sein scheint.

Auch wenn es sich blöd anhört, wenn ich wieder auf dem Jugendamt herum reite. Der nächste Schritt für die Familie hier aus diesem Thread wäre jetzt ein Gespräch mit dem Jugendamt zu suchen. So ist nun mal der vorgesehene Lauf. Klar kann man gleich zum Anwalt gehen, aber das könnte eher zu einer Verhärtung der Fronten führen, wenn man nicht vorher alle anderen Wege versucht hat, die Lage friedlich zu klären. Wie viel das Jugendamt dann macht, wird sich in diesem Fall zeigen. Das hängt von der Kompetenz und dem Engagement des einzelnen Jugendamt-Mitarbeiters genau so ab wie vom Willen beider Eltern eine gemeinsame Lösung zu finden und dann auch in der Praxis zu leben und dabei ständig über den eigenen Schatten zu springen. Hier sollte auf jeden Fall zügig gehandelt werden.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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