Neubau einer Forensik- würdet ihr weg ziehen?

vom 12.11.2012, 18:15 Uhr

Familie A. lebt in einer Kleinstadt und fühlt sich dort sehr wohl. Nun soll dort demnächst eine Forensik gebaut werden. Im Bekanntenkreis sind die Meinungen dazu recht unterschiedlich. Eine Familie sieht das sehr verbissen und wird dann wohl aus der Kleinstadt wegziehen, da sie der Meinung sind, dort werden nur Kinderschänder untergebracht, die ständig ausbrechen und deshalb die Kinder nicht mehr sicher sind.

Eine andere Familie findet es ebenfalls sehr unpassend, eine solche Einrichtung in einer idyllischen Stadt zu bauen, da die Kinderschänder ja ihre nächsten Opfer immer direkt vor Augen haben und das ein Anreiz ist. Allerdings hoffe sie darauf, dass die Einrichtung eben sicher genug gebaut wird.

Familie A. sieht die Probleme nicht wirklich. Denn in einer forensischen Klinik werden ja nicht nur Kinderschänder untergebracht. Sie denkt, dass solche Meldungen durch die Presse nur hoch geputscht werden und da eben auch vermittelt wird, es leben nur Kinderschändern in solchen Einrichtungen. Es gibt ja auch durchaus auch andere Erkrankungen und andere Straftaten, die dazu führen können, dass man in einer forensischen Einrichtung untergebracht wird.

Soll man solche Einrichtungen wirklich aus Wohngebieten und Ballungsgebieten ganz raus halten? Ist der Reiz wirklich so hoch für die Insassen? Oder sollte man auch mal die praktischen Seiten sehen? Immerhin entstehen auch Arbeitsplätze. Und da gerade Berufe im pflegerischen Bereich Fachkräftemangel hat, ist es sicherlich sinnvoller, Einrichtungen dieser Art auch dort zu bauen, wo auch Menschen sind.

Wie seht ihr das? Wäre der Bau einer forensischen Klinik in Wohnortsnähe ein Problem für euch? Würdet ihr wegziehen? Aus welchen Gründen würdet ihr weg ziehen? Warum wäre eine solche Klinik ein Problem für euch?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich lebe zwar nicht in unmittelbarer Nähe zu einer Forensik, doch allzu weit weg ist sie auch nicht. Vielleicht 15 Minuten mit dem Auto. Ich fühle mich hier weder mehr bedroht, als anderswo, noch kann ich über viele Ausbrüche berichten.

Hier gab es damals auch Diskussionen, ob sie gebaut werden soll, oder nicht. Hier war sogar eine Mehrheit der Bürger für diesen Standort (es gab zwei oder drei zur Auswahl). Ich denke mal, dass die Sicherheitsstandards bei Neubauten schon sehr hoch angesetzt sein werden. Und irgendwo muss man die Leute doch auch unterbringen! Vor allem, gehe ich davon aus, dass die meisten Straftäter, die fliehen können, so schnell wie möglich aus dem Ort (gerade, wenn es eine eher idyllische Kleinstadt ist) raus wollen.

Zudem stimmt es ja auch, dass nicht nur Kinderschänder und Mörder in einer Forensik untergebracht werden.

» AngelHawk » Beiträge: 437 » Talkpoints: 5,40 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Es wird immer kranke Straftäter geben. Eine Aufgabe der Forensik ist es unter anderem, erst einmal festzustellen, ob ein Straftäter überhaupt schuldunfähig ist. Geht eine Gefährdung von ihm aus, wird er in der Klinik so verwahrt, dass nichts passieren kann. Ansonsten wird er so behandelt wie jeder psychisch Erkrankte.

Wenn Familie A schon alleine durch den geplanten Neubau einer solchen Klinik hysterisch ist, möchte ich doch gerne mal wissen, wo solche und andere Kliniken denn ihrer Meinung nach gebaut werden sollten. Der Mond ist zu weit von uns entfernt, dass dort Menschen untergebracht werden könnten. Eine einsame Insel aber haben wir hier nicht.

Andere wollen kein Hospiz neben sich dulden und errichten hohe Mauern, obwohl diese Einrichtung ihnen selbst später helfen könnte und Familie A wehrt sich gegen eine Forensik-Klinik. Ein Gefängnis wird dann demnächst noch unterirdisch gebaut werden.

Viele Einwohner müssen sich mit solchen Einrichtungen arrangieren, weil es nicht anders geht. Wenn Familie A aber so ängstlich ist, dann muss sie überlegen, wohin sie ziehen könnte und wo sie sicher ist. Vielleicht wäre mal eine Behandlung in der Klinik angebracht gegen eine solche schlimme Angst. Für mich wäre so etwas kein Problem.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Nachvollziehen kann ich schon, dass man nicht gerne in der Nähe eines Gefängnisses oder einer forensischen Klinik wohnt, ich denke, ich würde mich da auch irgendwie latent unwohl fühlen. Es stimmt zwar, dass Ausbrüche sehr selten sind und dann jemand, der flieht, wohl nicht in dem Ort bleiben wird, aber gerade dann, wenn mal in den Nachrichten wieder von einem Ausbruch berichtet wird, fängt ja die Grübelei wieder an: „Was wäre wenn“ usw. Der Gedanke, dass doch mal was passieren könnte, ist irgendwie schon da.

Ob ich nun wegziehen würde, hängt davon ab, wie die genaue Wohnsituation aussieht. Ein Gefängnis gibt es ja in so gut wie jeder größeren Stadt, darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Forensische Kliniken sind schon seltener. Vermutlich würde ich nicht extra umziehen, aber wenn ich gerade auf der Suche nach einer Wohnung oder einem Grundstück bin, würde ich dann vielleicht schon darauf achten, dass keine solche Klinik in der Nähe ist.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich selbst arbeite in einem psychiatrischen Krankenhaus, welches auch einen sehr großen forensischen Bereich umfasst. Ängste und Kritik im Bereich Forensik sind auch mir nicht fremd. Ich kann nur jedem versichern, dass solche Einrichtungen sehr sicher sind. Hierbei möchte ich weniger auf die einzelnen Details der Sicherrungseinrichtungen eingehen, in einem öffentlichem Forum finde ich das unangemessen.

Wer denkt, dass sich die forensische Medizin nur mit Vergewaltigern und Kinderschändern beschäftigt, irrt. Hier befindet sich das gesamte Spektrum an Straftaten, wie es auch in einer JVA zu finden ist. Von Körperverletzung, Diebstahl, Raub, Totschlag, Mord, etc. wird man auch hier alle Straftaten vertreten sehen. Der Unterschied ist halt, dass die Betroffenen aufgrund einer psychischen Erkrankung nicht schuldfähig sind.

Ich vermute, die meisten Ängste resultieren aus Unwissenheit der Bevölkerung, was psychische Erkrankungen und deren Folgen angeht. Hier fehlt es noch viel an Aufklärungsarbeit und auch die Medien sind an der Verbreitung der Angst nicht ganz unschuldig. Ist eine Depression noch öffentlichkeitstauglich und wird noch am ehesten als Erkrankung akzeptiert, ändert sich das doch ganz schnell bei Abhängigkeitserkrankungen oder gar Schizophrenien. Trotz allem werden psychisch Erkrankte nicht häufiger straffällig als der "gesunde" Anteil der Bevölkerung. Nur das es häufig ein "gefundenes Fressen" für die Medien ist, Straftaten durch psychisch Kranke öffentlich anzuprangern. Hier scheint nur noch die Tat zu interessieren, aber nicht die Hintergründe, weshalb der Mensch so gehandelt hat und welche Symptome hierbei eventuell die Beweggründe gewesen sind. Sehr sehr schade. Ich glaube, die wenigsten dieser Straftäter haben aus niederen Beweggründen wie Eifersucht oder Habgier gehandelt, sondern wurden teilweise das Opfer der eigenen Symptome, die sich die wenigsten ausgesucht haben.

Fazit: Die forensische Medizin sollte nicht als Bedrohung angesehen werden, bietet sie doch nicht nur einen sehr hohen Sicherheitsstandart, sondern unterstützt die Betroffenen bei der Behandlung ihrer Erkrankung, was vermutlich das Risiko erneuter Straftaten reduziert. In der Umgebung einer forensischen Einrichtung wird es nicht mehr Straftaten geben, als woanders auch. Niemand muss sich hier mehr Sorgen und Gedanken machen, dass seinen Kindern und natürlich auch anderen Angehörigen etwas vermehrt zustoßen könnte. Vielmehr sollte man sich vielleicht einmal die Zeit nehmen, um sich ein paar mehr Informationen über einzelne Erkrankungen einzuholen.

» raven53 » Beiträge: 31 » Talkpoints: 19,88 »


Ich würde nicht wegziehen, nur weil eine forensische Einrichtung in meiner Nähe erbaut wird. Es gibt reichlich Einrichtungen, die mich deutlich mehr stören würden. Eine Forensik fände ich gar nicht mal so unangenehm, weil von einer solchen Einrichtung im Normalfall keine größeren Störungen ausgehen. Dort wird nicht die ganze Nacht lang laut Musik gespielt, die Leute schreien dort nicht pausenlos die ganze Nachbarschaft zusammen und wenn der Kasten einmal steht, herrscht meistens Ruhe ein. Ich kann mich grundsätzlich gut mit Einrichtungen anfreunden, von denen keine enorme Geräuschkulisse oder starke Geruchsbelästigung ausgeht und daher wäre eine Forensik für mich kein Problem.

Ich denke auch, dass die Medien dieses Thema immer wieder so hochpushen, dass manche Leute anschließend den Eindruck haben, aus solchen Einrichtungen würden pausenlos Straftäter ausbrechen und sich sofort ein neues Opfer im umliegenden Wohngebiet suchen. Tatsächlich ist das wirklich die Ausnahme und die Gefahr für die übrige Bevölkerung ist lange nicht so hoch wie manche vielleicht annehmen. Außerdem muss man zum Beispiel im Falle von Pädophilen auch bedenken, dass viele davon aus dem direkten Umfeld der Kinder stammen. Es gibt auch Missbräuche an fremden Kindern durch Täter, die zuvor keinen Kontakt zu dem jeweiligen Kind hatten. Wer aber nur vor der forensischen Einrichtung Panik bekommt im Hinblick auf mögliche Kinderschänder, sollte sich zunächst mal fragen, ob das Kind auch zu hause, in der Schule, bei Freunden und Bekannten zu einhundert Prozent sicher ist. Eine absolute Sicherheit wird es niemals geben und wenn man sich nur auf das Feindbild Forensik fixiert, wird man der Sicherheit kein Stück näher kommen.

Ich finde die Überlegung, dass solche Einrichtungen nicht in idyllische Städte gebaut werden sollen, ziemlich absurd. In den großen Städten sind solche Bauvorhaben meistens nicht realisierbar und dort wäre die Anzahl der potentiell gefährdeten Personen (sofern man es so sehen will, meine Meinung ist das nicht) auch noch größer. Außerdem muss man mal sehen, dass es keinen einzigen Ort gibt, an dem ein Pädophiler oder ein anderer Straftäter keine potentiellen Opfer vor Augen hat. Kinder sind überall und so wird es nie möglich sein, alle potentiellen Opfer für alle Zeiten von möglichen Wiederholungstätern zu schützen. Man kann Menschen nicht komplett voneinander abschirmen. Sobald ein Täter entlassen wird, wird er wieder auf Menschen treffen, für die er eventuell zur Bedrohung werden kann. Dafür müssen die möglichen Opfer nicht einmal in der Nähe einer Forensik wohnen. Weit davon entfernt zu sein, ist nur eine Illusion von Sicherheit, mehr nicht.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Es ist selbstverständlich nachvollziehbar, dass sich bei diesem Thema die Geister scheiden und man einem solchen geplanten Neubau auch erst einmal kritisch gegenüber steht. Bei uns in der Gegend war so etwas ähnliches in der Vergangenheit auch angedacht und ich muss im Nachhinein sagen, dass mit dieser Thematik wirklich sehr verantwortungsvoll und offen umgegangen wurde. Sowohl die Gemeinderäte als auch die Verantwortlichen des Neubaus und des Landkreises haben sich schon früh bemüht, die Kommunikation zu den "betroffenen" Bürgern, die in der Einzugsnähe dieser Anstalt wohnten, aufzubauen und zu pflegen. Informationen sind hier ganz wichtig, denn diese können den betroffenen Menschen viele Vorurteile - und vielleicht auch Ängste - nehmen. Ist dies in der Region des Ausgangsposters nicht der Fall, würde ich mich als verunsicherter Anwohner durchaus dafür stark machen, dass eine Kommunikation zwischen den Anwohnern und den Verantwortlichen ins Leben gerufen wird.

Wie gesagt: Ich kann schon verstehen, dass man eine solche Einrichtung nicht unbedingt in seiner Gegend habe möchte. Und man würde sich wahrscheinlich auch dagegen entscheiden, dort in die Nähe hinzuziehen, wenn man die freie Ortswahl hätte, sobald so etwas gebaut ist. Gleichzeitig sollte man sich aber darüber im Klaren sein, dass solche Einrichtungen schließlich irgendwo gebaut werden müssen. Dann zu sagen oder zu denken, dass es einem ja egal ist, wo so etwas gebaut wird, solange es nicht bei einem selbst in der Nähe ist, ist arg kurzsichtig und hat etwas von dieser "Nach mir die Sintflut"-Einstellung, die man heute wirklich nicht mehr an den Tag legen sollte. Denn, wie weiter oben schon erwähnt wurde, bieten solchen Neubauten doch einen teilweise erheblich besseren Schutz und Sicherheitsfaktor als bereits schon bestehende Einrichtungen dieser Art.

Ich kann wirklich nur hoffen, dass in der besagten Gegend nicht allzu viel Wind gegen diese Einrichtung gemacht wird. Irgendwo müssen diese Gebaut werden und die Menschen, die in diese Einrichtungen kommen werden, sind letztendlich auch ein Teil der Gesellschaft. Zwar nicht immer ein sonderlich geliebter oder gar willkommener - aber dennoch. Sie gehören dazu wie die geistig gesunden Menschen und damit muss man sich eben abfinden. So ist der Lauf der Welt, meiner Meinung nach.

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» Paul Smith » Beiträge: 416 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich lebe zwar auch nicht in der Nähe einer Forensik und habe auch keine Kinder, jedoch bin ich der Meinung, dass man eigentlich keine Angst haben muss und deswegen den Wohnort nicht wechseln braucht. Ich würde mich mit einer solchen Einrichtung noch genau so wohl fühlen wie vorher auch, da man ja davon eigentlich nichts mitbekommt. Da ich mich aber in die Situation besorgter Eltern nur schwer hineinsetzen kann ist es durch aus ein Thema das diskutieren werden müsste. Ich hätte allerdings keinerlei Bedenken und würde den Wohnsitz nicht verändern.

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» Lupo2107 » Beiträge: 44 » Talkpoints: 19,83 »


Ich kann die Sorgen von Familie A durchaus nachvollziehen und würde es selbst erst einmal als unangenehm empfinden, wenn eine forensische Einrichtung unmittelbar in der Nähe meines Wohnortes erbaut werden würde. Doch vermutlich würde ich nach dem ersten Schrecken anfangen darüber nachzudenken, was dieser Bau tatsächlich für meine Sicherheit bedeutet, nämlich nichts.

Ich glaube nicht, dass es in der Nähe von forensischen Kliniken zu größeren Straftaten kommt, ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass die Sicherheit in unmittelbarer Nähe einer solchen Klinik am größten ist. Grund für meine Annahme ist, dass ein ausgebrochener Straftäter vermutlich nicht unmittelbar neben der Klinik eine neue Straftat begehen würde, sondern erst einmal die Flucht ergreift.

Solche Einrichtungen sind notwendig und werden gebraucht, wenn sich nun in jedem Ort die Bürger quer stellen und den Bau boykottieren, gibt es bald große Probleme. Jeder ruft verständlicherweise nach Unterbringung von Schwerkriminellen, doch niemand möchte sie gern in seiner Nähe haben, so funktioniert es nun mal nicht.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Mich würde der Bau einer forensischen Klinik nicht dazu bewegen, hier aus meinem Heimatort weg zu ziehen. Ich sehe auch keinen Grund dazu, denn in so einer Klinik gelten für potenziell gefährliche Patienten sehr hohe Sicherheitsstandarts und eine solche Einrichtung ist normalerweise mit genügend viel Personal bestückt, um die Insassen gut zu beaufsichtigen. In der Nähe gibt es eine solche Einrichtung und in den ganzen Jahren, in denen dort praktiziert wird ist erst einmal ein Patient aus der Einrichtung geflohen, das war vor einem Jahr. Dieser Mann wurde aber schnell gefasst.

Die meisten Leute in so einer Klinik sind gar keine Schwerverbrecher, viele sind einfach ganz normale Leute, die große psychische Probleme haben und dann zur Therapie in einer forensischen Klinik sind. Dort sind ganz bestimmt nicht nur Kinderschänder und Mörder. Das Sicherheitsrisiko für die Anwohner sehe ich deshalb eigentlich nicht gefährdet und aus diesem Grunde würde ich auch nicht wegziehen, nur weil eine solche Einrichtung gebaut werden soll.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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