Wirtschaftsrat beklagt gute Noten an Unis?

vom 11.11.2012, 13:34 Uhr

Ich las gerade, dass, wie im Titel schon genannt, der Wirtschaftsrat angeblich über zu viele gute Noten an Unis klagt.
Ich frage mich gerade, was daran nun schlecht sei. Anscheinend gibt es einige Fächer, bei denen die Studenten in diesem Jahr besonders gut abgeschnitten haben und bei anderen Fächern haben sie eben nicht so gut abgeschnitten. Wo ist da das Problem?

Ich meine, dass die Notenvergabe mehr oder weniger auch subjektiv vergeben werden ist doch klar. Totale Gerechtigkeit herrscht nirgends, auch nicht bei den Universitäten, auch wenn das schade ist, aber das ist, denke ich mal, schon seit Jahrzehnten bekannt. Warum klagt der Wirtschaftsrat gerade jetzt? Weil es momentan sehr auffällig ist? Ich verstehe irgendwie die ganze Aufregung überhaupt nicht.

Habe ich da einen wichtigen Grund nicht mitbekommen? Was sagt ihr dazu?

» Sabrina90 » Beiträge: 42 » Talkpoints: 0,39 »



Es ist schon richtig, dass an den Hochschulen bei vielen Fächern nicht mehr die gesamte Notenspanne ausgenutzt wird. Besonders bei irgendwelchen Nebenfächern besteht die Tendenz bei den Professoren, eher leichte Klausuren zu stellen, und dementsprechend gut fallen auch die Noten aus. Das ist aber eigentlich auch so völlig gerechtfertigt, da man ja nur wenig Zeitaufwand für diese Fächer ansetzen darf und die Studenten meistens auch wirklich gut in diesen Fächern abschneiden.

Der Effekt ist nun aber dann so, dass diese vielen kleinen Nebenfächer sich so summieren, dass es kaum noch möglich ist, eine schlechte Gesamtnote zu bekommen. Also auch wenn man in den wichtigen Fächern eher schlecht abschneidet, wird das meist durch die große Anzahl von leichten Nebenfächern kompensiert.

Außerdem gilt bei einigen Hochschulen schon die unausgesprochene Regel, dass in der Abschlussarbeit (die ja auch die Gesamtnote stark beeinflusst) keine Noten schlechter als 2,0 vergeben werden, wenn der Absolvent nicht eine absolute Themaverfehlung abliefert.

Und die Tatsachen machen es den Vertretern in der Wirtschaft, also die Führungskräfte und Personalverantwortlichen, sehr schwer, die Leistungen eines Bewerbers im Studium zu beurteilen. Zumindest anhand der Gesamtnote können sie keine Schlüsse ziehen; sie müssen sich also zumindest die Einzelnoten anschauen und dann nach wichtigen und unwichtigen Fächern sortieren. Das ist gerade bei Stellen mit mehreren Hundert Bewerbern von zig unterschiedlichen Hochschulen nicht mehr zu bewältigen.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Dem Beitrag von Weasel_ ist nahezu nichts hinzuzufügen. Es wird nicht beklagt, dass Studenten zu gut sind und daher zu gute Noten bekommen, sondern wird beklagt, dass die guten Noten einerseits das Resultat eines zu niedrigen Klausurniveaus sind, andererseits aber auch viele Dozenten sehr gutmütig bei der Beurteilung mancher Arbeiten sind. Daraus ergeben sich in der Gesamtheit zu gute Noten, was nicht nur dazu führt, dass "schlechte" Studenten nach oben aufschließen können, sondern auch, dass diese Studenten zwischen den guten Studenten nicht mehr auffallen und somit ein verfälschtes Bild abgeben.

Eine Firma, die nun einen Bewerber einstellt, kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass jemand auch wirklich die Fähigkeiten besitzt und das Wissen mitbringt, dass aus seinen Noten ersichtlich ist, weil das Niveau zwischen den verschiedenen Universitäten so schwankt, dass die Noten keine große Aussagekraft besitzen. Es gibt inzwischen Fälle, in denen schwächere Studenten bevorzugt werden, weil die Universität für eine gute Ausbildung bekannt ist und man von einer 2.X dieser Universität etwas besseres als von einer 1.X einer anderen erwarten kann. Das kann nicht sein und sollte schleunigst behoben werden - da es aber auch unter Dozenten Koryphäen gibt, wird man eine echte Vereinheitlichung nie erreichen. Verständlich ist dennoch, dass der Wirtschaftsrat seinen Unmut äußert.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Tja das ist die Wahrheit und vor allen Dingen ist es teilweise so das man bessere Noten erhält, wenn man der Liebling des jeweiligen Professors ist. Bei einigen Notendurchschnitten muss man sich wirklich fragen, wie das sein kann und andere Studenten geben sich deutlich mehr Mühe. Ich kann euch sagen, was ich als Student erlebt habe, ist eine Katastrophe und das ist noch mit Vorsicht zu genießen.

Es wird geschummelt ohne Ende von vielen Studenten, teilweise mit Knopf im Ohr oder vorgeschriebenen Klausuren, Antworten, welche dann einfach nur noch reingelegt werden. Ich habe selber miterlebt, wie bei etlichen Klausuren extrem betrogen wurde, sodass man eigentlich das ganze Semester hätte entfernen müssen.

Die Noten sind nicht nur so gut, weil die Professoren das veranlasst haben, sondern weil das Betrugspotential von Studenten deutlich zugelegt hat und dank moderner Technik auch kein großes Problem ist. Es wird sogar gezielt nach alten Klausuren gesucht mit Lösungen, sodass man dann nur noch die Antworten auswendig lernen muss.

Weiterhin kommt hinzu, dass die Studenten leider immer schlechter werden vor allen Dingen was die Vorbildung in Mathe und Physik angeht. Das zwingt die Hochschule dazu, teilweise das Niveau extrem abzusenken, weil die Durchfallquoten sonst einfach zu hoch sind und ungefähr 10 Prozent am Ende die Prüfung bestanden haben.

» Newsjumper » Beiträge: 598 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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