Immer Wert auf eine gepflegte Ausdrucksweise legen?

Ich wohne in einem Gebiet, wo man doch ziemlich "Mundart" spricht. Dennoch lege ich sehr viel Wert auf eine gepflegte Ausdrucksweise. Auch achte ich darauf, dass ich keine Schimpfwörter brauche. Wenn ich manchmal unterwegs bin und ich höre, wie manche Menschen mit dem Wort "Scheiße" umgehen, dann frage ich mich manchmal, ob es normal ist, dass man dies immer sagen muss, wenn was daneben geht. Mein Beruf bringt es schon mit sich, dass ich solche Wörter nicht einfach unbedacht von mir geben kann und so halte ich es auch privat.

Achtet ihr immer auf gepflegte Ausdrucksweise? Rutscht euch doch schon mal öfters ein Wort raus, was eigentlich nicht zum gepflegten Umfang gehört? Wie viel Wert legt ihr bei euren Kindern auf gepflegte Ausdrucksweise? Damit ist nicht nur die Mundart gemeint, sondern auch Schimpfwörter oder Fluchwörter.

Jedem rutscht sicher einmal ein Wort heraus, auch ein Schimpfwort. Aber mir geht es wie Dir. Ich mag es auch nicht, wie heutzutage teilweise gesprochen wird. Besonders bei Kindern merke ich das sehr oft, wo ich selber welche habe. Da wird mir teilweise schlecht, wenn ich zuhören muss.

Ich denke, das gehört schon zu heutigen Zeit dazu, dass da nicht mehr so darauf geachtet wird. Ich bin nun auch schon bald 40 Jahre und bei uns war das früher alles ein wenig anders. Da gab es das nicht so extrem, wie heute. Zumindest empfinde ich das so.

Ich habe ständig mit Englisch und Deutschsprachigen Kunden zu tun, daher bemühe ich mich immer auf meine Ausdrucksweise zu achten. Natürlich rutscht mir in beiden Sprachen mal etwas durch wenn ich nicht darauf achte da eben Englisch meine Muttersprache ist und ich hier nicht viel nachdenken muss beim Reden. Des Weiteren wohne ich schon ein paar Jahre in Deutschland und einige davon in einem kleinen Dorf wo eben extrem Mundart gesprochen wird. Dieses war mein erster Kontakt mit dem deutschen, so dass ich immer davon ausging das dieses eben Deutsch ist. Erst später als ich eben entsprechenden Kundenverkehr über die Grenzen der Region hinaus hatte ist es mir wirklich aufgefallen und seit dem bin ich bemüht und ich glaube auch recht erfolgreich ein anständiges Deutsch zu reden.

Da ich in einer Gegend lebe, in der fast nur Hochdeutsch gesprochen wird, habe ich mit der Mundart schon mal nichts zu tun, dass ich mir diese abgewöhnen müsste. Bei Schimpfwörtern ist es für mich selbstverständlich, dass ich die nicht einfach so gebrauche. Ich finde es auch ganz schlimm, wenn eine Person ständig flucht und dabei Kraftausdrücke gebraucht. Es ist klar, dass mir auch schon mal etwas heraus rutscht, wenn ich mich sehr ärgere, aber ich versuche schon, solche Wörter darauf zu beschränken, wenn ich alleine bin und im Umgang mit anderen Menschen auf Schimpfwörter zu verzichten.

Ich persönlich achte schon viel auf meine Ausdrucksweise hinsichtlich des Fluchens und der Schimpfwörter. Ich achte aber auch im allgemeinen darauf wie ich mich ausdrücke und mich mit meinen Mitmenschen unterhalte. Ich habe zwei kleine Kinder und die müssen immer hin ja auch lernen, wie man sich ordentlich Unterhält und wie man sich ordentlich Verhält vor allem Dingen.

Selbstverständlich rutscht mir auch einmal ein Schimpfwort raus, das ist ganz Normal aber in der Regel versuche ich es zu vermeiden und zu umgehen in dem ich anstatt Scheiße lieber Schön sage. Jeder Erwachsene weiß was damit gemeint ist und meine Kinder lernen keine Schimpfwörter.

Natürlich achte ich darauf, dass ich nicht spreche, als sei ich Hauptschülerin. Aber Schimpfwörter wie Scheiße rutschen mir doch des öfteren raus, aber das kommt ja ganz einfach daher, dass die Wörter heutzutage von sehr vielen Menschen verwendet werden- vor allem die jüngere Generation lebt mit dem Wort und mit all den anderen teilweise sehr vulgären Ausdrücken.

Ich finde nicht, dass man sich so ausdrücken muss, als würde man schreiben (Schriftsprache), aber zu einem respektvollen, ernstgemeinten Gespräch gehört, dass man sich entsprechend ausdrückt und darauf achtet, wie man redet.

Auch in einer Mundart kann man sich meiner Meinung nach sehr gepflegt ausdrücken und in manchen Momenten ist es passender, diese Mundart zu bemühen, als sich darauf zu besinnen eine gepflegte hochdeutsche Sprache an den Tag zu legen. So toll ist das nun auch nicht immer, denn in einigen Situationen passt es einfach nicht und wirkt dann auch nicht mehr gepflegt, egal wie gehoben das sprachliche Niveau auch sein mag. Gepflegte Sprache und eine Mundart schließen sich für mich überhaupt nicht aus.

Ansonsten bin ich eigentlich jemand, der schon eine ganz gepflegte Ausdrucksweise an den Tag legt. Ich kann auch mal derbe Sprüche machen und ich kann auch ganz hervorragend fluchen und schimpfen, aber das mache ich nicht in der Öffentlichkeit und ich mache es auch nicht andauernd, sondern einfach nur wenn mal wieder das Fass total übergelaufen ist und ich ein Ventil für meinen Ärger brauche. Da ich dazu neige, mit Gegenständen um mich zu schmeißen, wenn ich mich ärgere und wütend bin, ist es für mich häufig die bessere Alternative, wenn ich stattdessen einfach fluche und schimpfe und zur Not auch derbere Wörter verwende.

In so einem Moment unterhalte ich mich aber ja nicht mit jemanden, sondern ich schimpfe einfach vor mir hin und einen solchen Ausbruch würde ich auch nur sehr ungern vor anderen Personen an den Tag legen, weil es mir sehr peinlich wäre. So kommt eigentlich niemand dahinter und niemand muss sich meine Schimpfwörter anhören, man hält mich weiterhin für prüde und korrekt.

"Mundart" selbst hat ja im ersten Moment nicht viel damit zu tun, ob man sich gepflegt ausdrückt oder nicht. Natürlich ist "Mundart" (oder eigentlich "Dialekt") nicht jedermanns Sache und es mag Leute geben, die damit Rückständigkeit verbinden. Aber dem ist natürlich nicht generell so!

Wer sich einer ungepflegten Sprache bedient, der ist meiner Sicht nach weit mehr "Rückständig", als jemand, der ausschließlich in seinem Dialekt spricht. Denn die Sprache ist eigentlich in aller Regel verräterisch und es drückt schon den Respekt (bzw. den fehlenden Respekt) gegenüber anderen Menschen aus, wenn Kraftausdrücke vermehrt zur Anwendung kommen. Dabei geht es gar nicht mal darum, das ein Dritter direkt beleidigt wird. Mich würde es in einem Gespräch schon stören, wenn der Gesprächspartner auf die "Fäkalsprache" zurück greift, um bestimmte Sachverhalte zu beschreiben. Oder anders ausgedrückt: ich könnte diesen Gesprächspartner nicht ernst nehmen.

Für mich ist es schon wichtig, die Sprache immer so einzusetzen, wie man sie selbst vernehmen möchte. Wenn ich also nicht will, dass das Gegenüber ständig flucht und Schimpfworte zur Untermauerung bestimmter Umstände verwendet, dann werde ich selbstverständlich auch nicht mit solchen Worten um mich werfen. Es mag sein, dass das z.B. auf dem Pausenhof unter Sechstklässlern keine wirkliche Rolle spielt. Aber spätestens wenn man sich "erwachsen" geben will, sollte hierauf verstärkt ein Augenmerk geworfen werden.

Ich bin so aufgewachsen, dass keine oder so gut wie keine Schimpfworte benutzt werden durften. Da war das Wort " Scheiße" dann wirklich schon sehr ungehörig. Ich habe dann lange Zeit auch nur " Mist" gesagt.

Nachdem ich dann mit meinem Freund zusammengezogen bin, hat sich meine Ausdrucksweise doch verändert. Hier wird doch derber geflucht und mir rutscht auch schon manchmal "Scheiße" heraus. Aber richtig übel fluchen und oder Schimpfworte benutzen, mache ich nicht. Es kommt auch immer darauf an, mit wem ich mich eben unterhalte. Mit Familie und Freunden redet man ja doch anders und lockerer, als mit Fremden. Gerade, wenn es eben um wichtige Gespräche geht, finde ich eine gepflegte Ausdrucksweise wichtig. Was sich allerdings auch nicht verhindern ließ war, dass ich den Dialekt angenommen habe, der hier gesprochen wird.

Ich lege keinen großen Wert auf eine gepflegte Ausdrucksweise. Wenn ich will, dann kann ich mich durchaus vernünftig und gepflegt artikulieren. Ich bin aber der Meinung, dass ich mich verstellen würde, würde ich nicht auch einfach mal sagen, was ich denke. So kann es dann auch schonmal vorkommen, dass ich meinem Chef (Vorsitzender Richter am Landgericht) dann auch mal sage, dass mir eine Arbeit "auf'n Piss" geht oder ich irgendwas "scheiße" finde. Bisher bin ich damit auch noch nicht angeeckt, weil ich schon vorher auschecke, wem gegenüber ich mich auch mal "asozial" ausdrücken kann, mich also nicht verstellen muss.